AKTUALISIERT – Den Verein gibt es erst seit 1995, vor einem Jahr war er noch Drittligist, und in sein Stadion in Bozen passen nur 5.500 Zuschauer, etwa so wie beim alten Kehrweg-Stadion vor dem erstmaligen Aufstieg der AS Eupen in die höchste belgische Fußballklasse im Jahr 2010. Doch jetzt klopfte der FC Südtirol sogar an die Tür zur italienischen Serie A.
Im Halbfinal-Hinspiel der Playoffs der Serie B besiegten die „Weiß-Roten“, wie man die Spieler des FCS nennt, den SSC Bari 1:0 durch einen Last-Minute-Treffer und verwandelten das Drusus-Stadion in Bozen in ein Tollhaus.
Im Rückspiel am Freitagabend genügte den Südtirolern ein Unentschieden, um das Endspiel der Playoffs gegen den Sieger des anderen Halbfinals zwischen Cagliari und Parma zu erreichen. Jedoch verlor der FC Südtirol im Stadion San Nicola von Bari vor 51.621 (!) Zuschauern 0:1. Damit stand es nach beiden Spielen 1:1.
Es gab allerdings weder Verlängerung noch Elfmeterschießen, sondern der Club mit der besten Platzierung am Ende der klassischen Phase der Meisterschaft setzt sich durch – und das ist der SSC Bari, der Dritter wurde, während der FC Südtirol auf Platz 6 abschloss.
Dem FCS ist also der Durchmarsch von der Serie C in die Serie A nicht gelungen. Dabei spielten die Gäste aus Südtirol die komplette zweite Halbzeit in Überzahl nach dem Platzverweis eines Spielers von Bari in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Trotzdem gelang Bari in der 70. Minute der Siegtreffer zum 1:0. Nicht der FC Südtirol, sondern Bari trifft damit im Finale der Playoffs auf den Sieger des zweiten Halbfinals zwischen Cagliari und Parma.
In den letzten Jahren ist halt alles sehr schnell gegangen für den FC Südtirol, der heute die nördlichste Profimannschaft Italiens und diese Saison in der Serie B der Verein mit dem kleinsten Budget ist.
Aber konnte und wollte der FC Südtirol überhaupt in die höchste Spielklasse des italienischen Fußballs aufsteigen? „Also ich glaube nicht, dass irgendein Verein oder irgendein Einzelsportler einen Erfolg ausschlagen möchte. Jeder will das Maximum erreichen“, hatte FCS-Manager Hannes Fischnaller noch vor den Playoffs in einem Gespräch mit LAOLA1 keinen Zweifel daran gelassen, dass der Club aus Bozen das Wagnis auch eingehen werde, falls es das „Riesen-Wunder“, wie er es nannte, tatsächlich geben würde.
Was den Verein so besonders macht, ist seine Bodenständigkeit. „Wir sind von Grund auf untypisch im italienischen Fußball – alleine schon aufgrund der Sprache als einziger deutschsprachiger Klub, auch durch die Lage als nördlichster Profi-Club in Italien“, betonte Fischnaller in dem besagten Interview. „Im Unternehmertum würde man sagen, wir sind familiengeführt. Der FC Südtirol gehört noch Südtirolern, während auch in der Serie B diverse Vereine ausländischen Investoren gehören. Deswegen sind wir auch hier nicht normal.“
Merke: Der Verein gehört gleich 32 Gesellschaftern. Alleingänge, wie man sie von vielen Proficlubs mit einem Investor kennt, gibt es hier nicht.
Sicher ist: Der Erfolg der „Weiß-Roten“ in die Serie B als Aufsteiger hat dem Fußball in der Eishockeystadt Bozen weiter Auftrieb gegeben. Wahrscheinlich wird der Verein auch ohne Aufstieg in die Serie A sein Stadion ausbauen müssen. „Es gibt Pläne, das Stadion auf 10.000 Sitzplätze auszubauen“, so Manager Fischnaller. (cre)
Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:
Ist Herr Kompatscher denn auch Sponsor da?
AKTUALISIERT – Die Eishockeystadt Bozen im Fußballfieber, doch der Traum vom Aufstieg in die Serie A ist für den FC Südtirol geplatzt. https://ostbelgiendirekt.be/fussball-wahnsinn-fc-suedtirol-352822