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Alle Spieler mit der Rückennummer 10 und dem Namenszug von Maradona: Neapel ehrt seine Legende

26.11.2020, Italien, Neapel: Die Mannschaft des SSC Neapel eine Schweigeminute für Diego Maradona. In Andenken an den Argentinier liefen alle Spieler mit der Nummer 10 auf dem Rücken. Foto: Alessandro Garofalo/LaPresse via ZUMA Press/dpa

AKTUALISIERT – In Andenken an Fußball-Legende Diego Maradona liefen alle Spieler des SSC Neapel am Donnerstagabend vor dem Europa-League-Spiel gegen NK Rijeka mit der Nummer 10 auf dem Rücken und dem Namenszug des früheren Napoli-Stars ins Stadion ein.

Vor dem Anpfiff gab es zudem – wie bei allen anderen Europa-League-Spielen auch – eine Schweigeminute für den Argentinier, dessen Bild auf der Anzeigetafel des leeren Stadions zu sehen war.

Vor dem Stadion hatten sich zahlreiche Fans versammelt und ihren früheren Kapitän noch einmal gefeiert. Acht Jahre hatte Maradona für den süditalienischen Club gespielt. Bei keinem anderen Verein stand er in seiner Profi-Karriere länger unter Vertrag.

26.11.2020, Italien, Neapel: Ein Mann zündet eine Kerze vor dem San-Paolo-Stadion an, um der Fußball-Legende Diego Maradona zu gedenken. Foto: Alessandra Tarantino/AP/dpa

Mit Neapel gewann Maradona zwei Mal den Titel in der italienischen Serie A (1987 und 1990) sowie den UEFA-Pokal 1989.

Am Donnerstag erwiesen in Argentinien Zehntausende Menschen der am Mittwoch an den Folgen eines Herzinfarkts im Alter von 60 Jahren verstorbenen Fußball-Legende die letzte Ehre. Maradona, Weltmeister von 1986, wurde in seinem Heimatland wie ein Nationalheld verabschiedet.

Sie kamen zu Tausenden, sie weinten, schrien, jubelten. In Trikots mit der magischen Nummer zehn, mit roten Rosen, alten Fotos. Die Bestürzung hinter Corona-Masken verborgen.

Der Regierungspalast von Buenos Aires wurde am Tag nach dem Tod von Diego Armando Maradona zur Pilgerstätte in skurriler Szenerie. Um zum aufgebahrten Leichnam ihres Idols vordringen zu können, warteten die trauernden Argentinier in abgesperrten Bereichen und langen Schlangen, Kameras übertrugen die Bilder in die ganze Welt.

26.11.2020, Argentinien, Buenos Aires: Der Leichenwagen mit den sterblichen Überresten von Diego Maradona verlässt das Regierungsgebäude begleitet von Fans. Foto: Ferrari Raul/telam/dpa

„Es ist unheimlich schade, unfassbar traurig. Er war ein begnadeter Fußballer“, sagte Franz Beckenbauer im fernen Deutschland auf „Sport1“. Die deutsche Fußball-Ikone trauerte um den immerzu auf dem schmalen Grat tänzelnden Argentinier wie die ganze Welt. Weit über den Sport hinaus.

Auf der anderen Seite des Atlantiks, in Neapel, wo Maradona ebenso gottgleich verehrt wird, erhellten bengalische Lichter die Nacht zum Donnerstag.

„Er war ein außergewöhnlicher Spieler. Wir stehen für immer in seiner Schuld“, sagte Argentiniens Staatschef Alberto Fernández im Fernsehsender TyC Sports. Im Stadion der Boca Juniors, bei denen Maradona entscheidende Schritte zum Weltstar gemacht hatte, brannte in der Nacht nur ein Licht – in der Loge Maradonas.

„Was Diego für den Fußball und dafür getan hat, dass wir uns alle in dieses schöne Spiel verliebt haben, ist einzigartig“, sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino. Der Argentinier, der mit so vielen Höhen und Tiefen eigentlich zu viel für ein einziges Leben erlebt hatte, war am Mittwoch im Alter von nur 60 Jahren in seinem Haus in Tigre an einem Herzinfarkt gestorben.

10.06.1986, Mexiko, Mexiko-Stadt: Der argentinische Fußball-Nationalspieler Diego Maradona in Ballbesitz beim Spiel Argentinien gegen Bulgarien am 10.6.1986 im Olympiastadion in Mexico-City. Foto: —/dpa

„Als Spieler, geschweige denn als Mann, der ein düsteres Lebensepos lebte, war er sui generis und beschwor einen Zauber herauf, den niemand übertreffen konnte“, schrieb der britische „Telegraph“ am Donnerstag, in Italien die „Gazzetta dello Sport“: „Der Fußball weint um den Größten von allen“.

Fast unmittelbar nachdem die Nachricht die Welt schockiert hatte, waren in Buenos Aires zahlreiche Menschen auf die Straßen geströmt, um gemeinsam zu trauern. Die Sorgen der Corona-Pandemie wurden zurückgestellt. Vor dem Boca-Stadions La Bombonera und dem Obelisken im Stadtzentrum entzündeten sie Kerzen und legten Blumen nieder.

„Er ist eine Legende. Wir werden ihn vermissen“, sagte eine Frau namens Patricia im Fernsehsender TN. Sie saß vor dem Stadion-Eingang auf dem Boden, umarmte ihren Sohn und kämpfte mit den Tränen. „Er wird als der Größte in Erinnerung bleiben.“ Auf elektronischen Anzeigetafeln über der Stadtautobahn und in U-Bahn-Eingängen war zu lesen: „Danke Diego“.

Am Donnerstag wurde Maradonas geschlossener Sarg in der Casa Rosada von der argentinischen Flagge, einem Trikot der Nationalmannschaft und einem der Boca Juniors bedeckt. Viele bekreuzigten sich im Vorbeigehen oder warfen ihre Blumen und Trikots neben ihre verstorbene Ikone. Sie riefen: „Danke Diego“, oder „Ich liebe dich, Diego“.

29.10.2019, Argentinien, Rosario: Der Trainer und Ex-Fußballspieler Diego Maradona sitzt in einem Sessel. Foto: Sebastian Granata/telam/dpa

Maradonas Anwalt Matías Morla kritisierte in einer Stellungnahme, dass die Rettungskräfte am Mittwoch nicht schnell genug gekommen seien und forderte eine Untersuchung. Maradona war erst vor zwei Wochen aus dem Krankenhaus entlassen worden, nachdem ihn Ärzte dort wegen einer Gehirnblutung operiert hatten.

In Neapel, wo Maradona von 1984 bis 1991 eine Ära geprägt hatte, wurde ein meterhohes Wandgemälde zur Trauerstätte. „Neapel trauert – Ciao Gott des Fußballs“, stand auf einem Schild, das ein Mann an einer Tür anbrachte. Bis heute sind ihm die Menschen in der armen Region dankbar dafür, dass er den SSC Neapel 1987 und 1990 zu den bis heute einzigen Meisterschaften der Vereinsgeschichte und 1989 zum Gewinn des UEFA-Pokals geführt hat.

In Buenos Aires rechnete die Regierung trotz der Pandemie mit bis zu einer Million Menschen, die Maradona die letzte Ehre erweisen wollten. Schon am Morgen bildete sich eine Hunderte Meter lange Schlange. Bevor der Regierungspalast für die Fans geöffnet wurden, kamen in der Nacht bereits Maradonas Familie, enge Freunde und ehemalige Teamkollegen zu einer privaten Trauerfeier zusammen.

„Er verlässt uns, aber er geht nicht weg, weil Diego ewig ist“, schrieb Lionel Messi, Maradonas legitimer Nachfolger als Fußballheld, bei Instagram neben einem gemeinsamen Foto. „Ich behalte all die schönen Augenblicke in Erinnerung, die ich mit ihm erlebt habe.“

01.09.2014, Vatikan: Papst Franziskus bekommt vor einem interreligiösen Spiel für den Frieden vom ehemaligen Fußballspieler Diego Armando Maradona ein Trikot der argentinischen Fußballnationalmannschaft überreicht. Foto: Osservatore Romano/epa/dpa

Die Fehlschläge abseits des Rasens wurden erwähnt, sie spielten aber keine Rolle mehr. Die selbst verschuldeten gesundheitlichen Probleme, der Drogenkonsum, die Dopingsünden, Liebschaften, Verbindungen ins kriminelle Milieu.

“Er hatte Probleme, die konnte er ja nicht verbergen. Aber so, wie ich ihn kennengelernt und erlebt habe – Respekt und alle Achtung“, sagte Beckenbauer, den viele gemeinsame Auftritte mit Maradona verbinden. „Ich habe gesagt: Das ist kein Fußballer, das ist ein Künstler! Ein Tänzer!“, berichtete er vom ersten Aufeinandertreffen in den 1970er Jahren. Das habe er „überhaupt noch nicht gesehen. Er war ein Genie der damaligen Zeit – in den 70er und 80er Jahren der beste Fußballer der Welt!“

Nach dem Ende seiner Profikarriere trainierte Maradona die argentinische Nationalmannschaft, Al-Fujairah SC aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und den mexikanischen Zweitligisten Dorados Sinaloa. Mit mäßigem Erfolg. Im vergangenen Jahr übernahm er schließlich den Erstligisten Gimnasia y Esgrima La Plata in seinem Heimatland Argentinien.

Auch vor dem Stadion seines letzten Clubs kamen Maradonas Anhänger am Mittwoch zusammen, um Abschied zu nehmen. „Wir hatten das Glück, dass das Schicksal uns seine letzten Monate hier bei uns geschenkt hat“, sagte ein Fan im Fernsehen. „Ich verspüre großen Schmerz. Ich kann es immer noch nicht glauben.“

Shilton beklagt Maradonas mangelnden Sportsgeist

Nach dem Tod von Diego Maradona hat Englands früherer Nationaltorwart Peter Shilton zwar dessen spielerisches Können gewürdigt, aber zugleich angemerkt, dass der argentinische Fußballstar nicht mit „Sportsgeist ausgestattet“ war.

22.06.1986, Mexiko, Mexiko City: Der Argentinier Diego Maradona (r) erzielt mit der „Hand Gottes“ ein Tor gegen den englischen Tormann Peter Shilton. Foto: picture alliance / dpa

In einem Gastbeitrag für die Tageszeitung „Daily Mail“ (Donnerstag) bedauert der 71 Jahr alte Shilton, dass sich Maradona nie für sein mit der Hand erzieltes Tor zum 1:0 im WM-Viertelfinale 1986 in Mexiko entschuldigt habe.

„Niemals hat er gesagt, dass er betrogen hat und dass er sich entschuldigen möchte. Stattdessen benutzte er seinen Ausdruck ‚Hand Gottes‘. Das war nicht richtig. … Ein klares Vergehen. Betrug“, beklagte Shilton, der das Spiel mit England 1:2 verlor, nachdem Maradona nach seinem fragwürdigen Treffer mit einem unglaublichen Solo auch das 2:0 erzielte hatte. „Ich hätte ihm die Hand geschüttelt. Aber ich bekam nie einen Hinweis darauf, dass dies passieren würde“, sagte Shilton.

Der Ex-Keeper sagte, er sei traurig, von Maradonas Tod in so jungen Jahren zu erfahren. „Er war zweifellos der größte Spieler, dem ich je begegnet bin“, unterstrich Shilton und äußerte die Hoffnung, dass das umstrittene Tor „Maradonas Vermächtnis nicht beschmutzen wird“. (dpa)

Für diejenigen, die Diego Maradona nicht auf dem Höhepunkt seines Könnens gesehen haben, zeigt folgendes VIDEO, was der Argentinier so alles mit dem Ball anfangen konnte:

18 Antworten auf “Alle Spieler mit der Rückennummer 10 und dem Namenszug von Maradona: Neapel ehrt seine Legende”

  1. volkshochschule

    Du warst das größte Talent das es je auf einem Fußballplatz gab. Die Nr. 1 für alle Zeiten, Deine Fans liebten Dich aber sie zitterten auch schon seit vielen Jahren, wenn es um Deine Gesundheit ging. Dieser ständige Trubel und dieser gigantische Ruhm hatten für Dich auch ihre Schattenseiten. Auf Schritt und Tritt wurdest Du von den Medienvertretern verfolgt, sie lebten gut mit, von Deinem Erfolg aber auch von Deinen Niederlagen und Abstürzen. Der Platz in den Geschichtsbüchern Argentiniens ist Dir sicher, direkt neben Evita Peron.

  2. Verkehrte Welt?

    Mit dem Diego ist es so wie mit den meisten, wenn man stirbt ist man der beste Mensch auf der ganzen Welt. Er hier war dabei wohl eher ein Lusch. Als Fussballer ein Vorbild, als Mensch eher das krasse Gegenteil. Er hat von allem getrieben, hat dabei viele Jahre seines Daseins zerstört und die Welt vorzeitig verlassen. Die allermeisten seiner ebenbürtigen Spielerkollegen sind ihm nicht in diesem Stil nach gegangen, und leb(t)en viele Jahre länger.

    • volkshochschule

      Es sterben auf dieser Welt genügend Menschen auch hier im belgischem Königreich, vor ihrem 60 Geburtstag die immer vorbildlich gelebt haben. Die nie geraucht nie getrunken und nie übergewichtig waren.

      • Corona2019

        @- Volkshochschule

        Genau so ist es .
        Und vielleicht sogar an einem Virus .

        In Argentinien scheint es aber nicht zu existieren.

        Die Fernseh Bilder von gestern Abend mit Tausenden Trauernden auf der Strasse sprechen für sich .

        Das Ziel scheint noch nicht erreicht zu sein .

    • Pensionierter Bauer

      Die besten sterben viel zu früh!
      Er war ein absolut genialer Spieler, schnell, dribbelstark und auch noch ein Knipser dazu.
      Seine Stärken waren aber auch die Inspiration für den Gegner ihn nach Möglichkeit mit fast allen Mitteln „kalt“ zu stellen.
      Als Mensch aus kleinen Verhältnissen ist er mit dem Ruhm, dem Geld, dem gejagt sein und möglicherweise auch mit den Anfeindungen nicht zurecht gekommen. Sein Lebensstil hat ihm wohl letztendlich den zu frühen Tod beschert.
      Möge er jetzt seinen Frieden und die Ruhe gefunden haben.
      RIP!

  3. Friedrich Meier

    Ein Mann der nur Fußball spielen konnte und damit extrem viel Geld verdient hat.
    Maradona hat keine Menschenleben gerettet, hat nicht von morgens bis abends gearbeitet, hat sich nicht in den Slums um Bedürftige gekümmert.
    Maradona hat sein Geld für Alkohol, Drogen und teure Autos ausgegeben.
    Maradona hat mit Doping beschissen und war ein Fan vom Despoten Fidel Castro.
    Ich werde ihn nicht vermissen.

  4. Um den Menschen Maradona tuts mir leid und den Angehörigen wünsche ich viel Kraft.
    Drei Tage Staatstrauer in Argentinien sagen aber sehr viel über den Zustand solcher Länder aus. Er war ein Top Spieler aber sein Lebensstil führt eben zu solch einem frühen Ende wie es nun ist. So ist die Mentalität im Süden eben aber eben auch das Ergebnis der dortigen Lebensumstände.

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