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Ab Mitte September wieder Zuschauer auf den Rängen – Philosoph: Fußball braucht keine Stadionfans mehr

Das Stadion von Standard Lüttich im Ortsteil Sclessin, das offiziell als Stade Maurice Dufrasne bezeichnet wird. Foto: Shutterstock

AKTUALISIERT – In den beiden belgischen Fußball-Profiligen 1A und 1B werden ab Mitte September 2020 wieder Zuschauer in den Stadien zugelassen. Die zuständigen Minister verständigten sich dazu auf ein Protokoll.

Die Maßnahme tritt voraussichtlich ab dem Wochenende vom 11. bis 14. September in Kraft, also nach der Länderspiel-Pause, in der die belgische Nationalmannschaft im Rahmen der Nations League zwei Begegnungen in Dänemark und gegen Island bestreitet.

Verhältnisse wie vor der Corona-Krise wird es indes nicht geben. Mindestens 400 Fans der Heimmannschaft sollen demnach ins Stadion dürfen. Zudem muss jeder Club ein spezifisches Sicherheitsprotokoll vorlegen, das von den lokalen Behörden gutgeheißen und anschließend den Sportministern vorgelegt werden.

23.08.2020, Portugal, Lissabon: Spieler beider Mannschaften und Spieloffizielle stellen sich vor dem Beginn des UEFA-Champions-League-Endspiels zwischen Paris Saint-Germain und Bayern München vor leeren Rängen im Estadio da Luz auf. Foto: Laurence Griffiths/Getty Images via UEFA/dpa

Die Rückkehr von Zuschauern in die Fußballstadien erfolgt unter strengen Auflagen. So darf es nirgendwo Warteschlangen geben. Der Sicherheitsabstand von 1,5 Metern muss gewährleistet werden. Es bedarf einer genauen Beschilderung. Es herrscht Maskenpflicht. Außerdem müssen für jeden Zuschauerblock Desinfektionsmittel kostenlos und in ausreichendem Umfang zur Verfügung gestellt werden.

Der Philosoph Wolfram Eilenberger sieht den künftigen Fußball ohne Stadionfans. Bei „MDR Kultur“ sagte der 48-Jährige am Montag, der klassische Fan im Stadion interessiere sich mehr für das Gemeinschaftsgefühl als für das Spiel im ästhetischen Sinne.

Angesichts des Champions-League-Finals am Sonntag ohne Zuschauer bemerkte der Bayern-Fan, der auch im Besitz einer DFB-Trainerlizenz ist: “80 bis 90 Prozent der Fußballfans sind keine Stadionfans, sondern Fernsehfans. Bei ihnen sind die Einbußen vermutlich nicht so hoch.“

Es sei auch absehbar, dass man den Soundteppich und die Geräuschkulisse künftig digital simulieren könne (was von einigen Fernsehsendern heute schon gemacht wird, A.d.R.), so Eilenberger.

Als Fernseherlebnis könne sich der Fußball – „und das mag eine traurige Erkenntnis sein“ – wohl vom Stadionfan emanzipieren, sagte der Philosoph. Außerdem vermutet Eilenberger, dass beim Fußball eine neue digitale Fankultur entstehe. Schon länger sei zu beobachten, wie wichtig Twitter und andere soziale Medien während eines Spiels seien. Dies werde nun durch die pandemiebedingten Geisterspiele noch befeuert. (dpa)

Nachfolgend eine Pressemitteilung der Pro League:

39 Antworten auf “Ab Mitte September wieder Zuschauer auf den Rängen – Philosoph: Fußball braucht keine Stadionfans mehr”

  1. Interessant, oder?

    Da haut’s dem Fass den Boden aus! Langsam sollte aber Schluss mit lustig sein…
    Nur ein Aspekt unserer neuen Welt, wenn wir es in Zukunft zulassen von „Experten“, Gesundheitswächtern, Technokraten oder vielleicht sogar Philosophen regiert zu werden.
    Schöne neue Welt.

  2. Dieser Fußball braucht wirklich keine Fans mehr! Gestern Abend ein entlarvendes Statement von Sandro Wagner „Die Investments müssen sich ja auch lohnen“ recht hat der Junge, leider interessieren mich die Investments aus der fernen Wüste oder jenseits des Urals nicht. Fußball ist zu einer Show und der Befriedigung von Milliären verkommen. Man beklagt sich ja immer gerne über die Abzocker in der Politik. Doch was ist mit den Fußballspielern in den Prodiligen??? Dicke Karren, blöde Outfits und noch blöderes Allgemeinwissen (es gibt wenige Ausnahmen). Tut mir leid, ich schau Fußball am Platz, lieber Eintracht Knollendorf gegen KFC Rübenacker als den von Kommerz verkauften und verratenen Fußball. Viel Spass bei der WM an Weihnachten in der Wüste

    • Besorgte Mutter

      Warum schaffen es solche Spinner immer in die Medien?
      Klar ist der Fußball immer ein Gemeinschaftserlebnis, ob nun bei den kleinen Amateurvereinen oder bei den Profis. Dieses verdammte Coronamärchen treibt schon wahnsinnige Blüten aus.

  3. Fantomatic

    Pöbelnde Fans werden nichts von den Gedankengängen des Philosophen halten, aber es mehren sich nach den vielen Geisterspielen die Stimmen derer, die sich fragen, ob man die großen Fußball-Kathedralen überhaupt noch braucht. Man denke nur an die horrenden Kosten für Sicherheit und Polizei, aber auch für den Bau und Unterhalt der Stadien. Ohne Fans würden einem auch die unwürdigen Hass-Plakate gegen den Hoffenheimer Mäzen Dietmar Hopp erspart bleiben. Und der in Champions League und Europa League gezeigte Fußball war sehr gut. Weshalb brauchen wir also noch Zuschauer im Stadion? Die Mindereinnahmen durch den Verlust der Zuschauereinnahmen sollte man den TV-Rechteinhabern in Rechnung stellen, damit die Clubs keine Minderreinnahmen haben.

  4. Der Philosoph hat recht mit seiner These, dass 80 bis 90 Prozent keine Stadiongänger sind. Das ist eine einfache Rechenaufgabe. Diese 80 bis 90 Prozent sitzen vorm Fernseher und stören sich kein bisschen daran, dass keine Zuschauer im Stadion sind. Also die absolute Mehrheit. Diese Fußballfans sind richtige Fans, denn sie interessieren sich nur für das Spiel. Stadiongänger interessieren sich natürlich auch für das Spiel, aber sie gehen auch – oder sogar besonders – wegen der Athmosphäre ins Stadion. Einige nehmen sogar große Strapazen und Kosten im kauf, um vor Ort dabei können zu sein. Das ist aber die absolute Minderheit. Nichts anders wollte der Philosoph sagen. Aber das haben die Kritiker nicht verstanden, weil sie keine Lust haben, vorher zu überlegen, bevor sie ihre Meinung äußern.

    • II'LOGIQUE!???

      @Logisch!viele Meinungen! Logische und Unlogische! Wenn man solches Spiel wie gestern am TV verfolgt, dann fehlen einem selber die Stadionzuschauer! Es geht doch nichts über diese Atmosphäre, die sich dann auf die TV Zuschauer überträgt. Diese ganzen Corona Spiele waren kalt und Teilnahmslos! Die Spieler wollen doch alle das die Zuschauer wieder kommen dürfen! Dann kann man ja alles „Verdigitalisieren“!? Die Messen in der Kirche, das Theater, Musikkonzerte der Vereine und so vieles mehr! Das Spiel gestern hatte alleine in der BRD nahezu 15 Millionen TV Gucker, plus der Rest der Welt!? Diese alle werden dann mit Werbungen berieselt, welche die TV Sender ausstrahlen, die Spesen davon verteilen letzere wieder teils an die Vereine. Die These des Philosophen kann er schnell vergessen! Das klappt niemals, und das ist gut so!

    • Interessant, oder?

      Ja, ja lieber „Logisch“ , Sie haben den Überblick…
      Wir sprechen hier von leeren Stadien aufgrund von Corona. Das ist der Blickwinkel auf den sich ihr Auge richten sollte.
      Es geht nicht nur um Fußball. Wer es noch nicht verstanden haben sollte. Es geht um eine Transformation der Gesellschaft welche ALLE Bereiche unseres alltäglichen Lebens erfassen soll. Heute gibt’s Fußball ohne Fans, morgen Konzerte ohne Publikum, übermorgen die Sonntagsmesse im Livestream, Theater- oder Museumsbesuche über Onlineschaltung via Handy oder PC etc, etc
      Ist es diese ausschließlich digitale Welt, die wir zukünftig wollen oder ist es eine Welt in der Menschen sich auf vielfältige Weise begegnen und austauschen können und das ohne Mund- und Nasenschutz.
      Das sollten auch Sie Herr Logisch sich mal überlegen.

      • @Interessant, oder?: Leider haben auch Sie den Inhalt des Berichts nicht verstanden. In keiner Zeile fordert der Philosoph Fußballspiele vor leeren Stadien. Er stellt lediglich fest, dass 80, 90 Prozent der Fans keine Stadiongänger sind. Das hat mit Corona nichts zu tun. Das war schon immer so. Folglich, so seine These, ist es den meisten Fans egal, ob Zuschauer im Stadion sind oder nicht. Sie sitzen lieber vor ihrem Fernseher. Die Spieler wünschen sich natürlich ein Stadion voller Zuschauer. Doch das ist ein anderes Bier. Philosoph Wolfram Eilenberger geht es um Mehrheit der Fans, und die geht eben nie ins Stadion. Doch für alle, die Eilenbergers These nicht verstehen: Sobald das Virus besiegt ist, werden Fußballspiele wieder vor vollen Stadien stattfinden. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Somit bleibt seine These nur eine These und wird sich nicht so schnell verwirklichen.

        • Interessant, oder?

          @Logisch
          Sie sind nicht nur ein fulminantes As, sie haben auch noch hellseherische Fähigkeiten.
          Haben Sie vielleicht noch ein Datum für mich parat, wann das Virus besiegt sein wird…
          Ich habe mit meinem Kommentar lediglich ausdrücken wollen, wie es möglich ist, dass mittlerweile solchen Artikeln ein Platz in den Schlagzeilen eingeräumt wird mit dem Hinweis, dass die gesprochenen Worte dem Munde eines Philosophen entwischt sind. Dabei ist es mir ziemlich wurscht ob der Herr Philosoph hier recht hat oder nicht.
          Es ist die permanente Bezugnahme auf Meinungen und Äusserungen von sogenannten Experten, Wissenschaftlern Gesundheitswächtern, Technokraten (und demnächst noch Philosophen??) die ich anprangere.
          Weiß eigentlich noch jemand wie die Welt funktionierte, bevor all diese Leute ihren Senf zum Besten gaben?

          • @Interessant, oder?: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Lassen wir uns also überraschen, was in Zukunft noch alles passieren wird. Ich denke jedenfalls, dass sich in Zukunft enorm viel verändern wird, ob wir wollen oder nicht. Alleine die digitale Welt und die künstliche Intelligenz werden dafür sorgen. Dazu braucht man kein Hellseher zu sein.

  5. Wie recht Philosoph Wolfram Eilenberger doch hat. Ich habe gerade auf Eleven das D1B-Spiel zwischen Lommel und Seraing mit acht Toren und duzenden Torchancen gesehen. Das keine Zuschauer im Stadion waren, hat mich nicht gestört. Das Spiel war fantastisch, und nur das zählt. Am Freitag geht es weiter mit Anderlecht, am Samstag mit der AS und am Sonntag Genk gegen Brügge. Im September starten wieder die großen Ligen. Wird für kleines Geld alles übertragen. Ins Stadion gehen war gestern. Aber wer es mag, soll natürlich hingehen. Daran hat auch sicher Philosoph Wolfram Eilenberger nichts dran auszusetzen.

  6. Neueste Meldung: Innenminister Pieter De Crem gab am Montag bekannt, dass ab September mindestens 400 Fans der Heimmannschaft ins Stadion dürfen. Na also, ging doch schneller als gedacht. Wer dann rein darf, wird dann sicher ausgelost.

  7. Warum ersetzt man das ganze Fußballgedöns nicht durch eSports? Das kann vom Sofa aus sowohl betrieben als auch angeschaut werden. Und für Hooligans gibt es dann eben eine App mit der sie ihrem bedürfen Hobby virtuell frönen können!

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