Notizen

Was für und gegen Argentinien und Frankreich spricht

Bild links: Team Argentiniens vor dem Halbfinale gegen Kroatien. Bild rechts: Das Team aus Frankreich vor dem Anpfiff des Halbfinales gegen Marokko. Fotos: Robert Michael/dpa

Diese WM ist vor allem in den deutschen Medien derart schlecht geredet worden, dass sich viele nicht einmal darüber freuen, dass das Turnier in Katar heute mit einem Traumfinale endet.

Europa und Südamerika sind die Fußballkontinente par excellence. Bis zur WM 1994 in den USA fanden Weltmeisterschaften immer in Alternanz in Europa und in Südamerika statt.

Im Finale der WM 2022 spielt eine südamerikanische gegen eine europäische Mannschaft, die obendrein der Titelverteidiger ist. Frankreich kann sogar als erste Ländermannschaft erstmals nach Brasilien vor 60 Jahren die Titelverteidigung gelingen.

Ein Überblick, was vor dem großen Endspiel am heutigen Sonntag (16.00 Uhr MEZ) jeweils für und gegen beide Teams spricht.

Das spricht für Argentinien:

Lionel Messi: Der Superstar ist in Topform. Egal, wie brenzlig manche Spielsituationen auch sein mögen: Messi ist immer anspielbar. Und der 35-Jährige findet fast immer die beste Lösung. Vor den Franzosen haben es bereits sechs Gegner erfolglos probiert, den Angreifer auszuschalten. Hat er einmal den Ball, ist Messi kaum noch davon zu trennen. Es wird interessant sein, wie der Titelverteidiger gegen ihn vorgeht.

26.11.2022, Katar, Lusail: Lionel Messi (l) von Argentinien jubelt nach seinem Treffer zum 1:0 neben Julian Alvarez von Argentinien. Foto: Tom Weller/dpa

Die Einheit: Achtung, Argentinien ist nicht nur Messi. Von den Namen her waren die Argentinier in Katar mit dem vielleicht unbekanntesten Kader seit langem angetreten. Doch das Team funktioniert perfekt. Messi bekommt die Freiheit, die er braucht, weil die anderen ihm den Rücken freihalten. Zudem gelten Spieler wie Enzo Fernández oder Julián Álvarez als Entdeckungen des Turniers.

Heimvorteil: Argentiniens Fußballer verspüren vor dem WM-Finale gegen Frankreich fast so etwas wie einen Heimvorteil. Angesichts der zahlreichen Fans der Südamerikaner in Katar sagte Torwart Emiliano Martínez vor der Partie an diesem Sonntag: „Wir fühlen uns unseren Fans sehr nah in jedem Spiel. Es fühlt sich an, als würden wir in Argentinien spielen. Das ist ein großer Vorteil.“ Auch im Lusail Stadion dürften gegen den Titelverteidiger wieder die meisten Zuschauer auf den Rängen im himmelblau-weißen Dress zu sehen sein.

Das spricht für Frankreich:

Die Erfahrung: Frankreichs Spieler wissen, wie sich ein WM-Finale anfühlt. Sechs Spieler aus der Startelf des Endspiels 2018 sind in Katar dabei. „Im ersten Finale weiß man nicht, was einen erwartet. Wenn man mehr gespielt hat, ist das natürlich ein Vorteil“, sagte Trainer Didier Deschamps. Das soll bei einer Wiederholung des Titel-Coups helfen.

14.12.2022, Katar, Al-Chaur: Frankreichs Antoine Griezmann (r, Marokkos Jawad El Yamiq) spielt eine sehr starke WM. Foto: Tom Weller/dpa

Die Taktik: Deschamps lässt bei dieser WM keinen schönen Fußball spielen, aber einen extrem erfolgreichen. Mit enormer Effizienz erreichte das Team bei diesem Turnier stets in 90 Minuten das gewünschte Ziel. Einzig das 0:1 gegen Tunesien zum Abschluss der Gruppenphase war ein Ausrutscher, Deschamps ließ aber mit einer B-Elf spielen.

Die Offensive: Der Angriff um Mbappé liefert bei dieser WM bislang ab. Der Superstar kommt auf fünf Turniertore, Stürmer Olivier Giroud auf vier. Antoine Griezmann spielt im zentralen Mittelfeld eine starke WM. Auch Ousmane Dembélé überzeugt. Dazu kommen weitere Optionen wie der Gladbacher Marcus Thuram oder Frankfurts Randal Kolo Muani.

Das spricht gegen Argentinien:

Mangelnde Erfahrung: Nur Messi und Ángel Di María waren aus dem aktuellen Kader bei der 0:1-Niederlage im Endspiel gegen Deutschland 2014 schon dabei. Ansonsten gibt es zahlreiche Stammkräfte wie Fernández, Álvarez, Cristian Romero, Rodrigo de Paul oder Alexis Mac Allister, die überhaupt erst ihre erste WM spielen. Selbst der 30 Jahre alte Stammtorhüter Emiliano Martínez war 2018 noch nicht dabei.

30.06.2018, Russland, Kasan: Lionel Messi (l) aus Argentinien und Kylian Mbappé aus Frankreich geben sich nach dem Achtelfinale bei der WM 2018 die Hand. Heute spielen beide bei Paris Saint-Germain. Foto: Cezaro De Luca/dpa

Emotionen: Fast jeder kann sich bei dieser WM noch an die hitzigen Szenen aus dem Viertelfinale gegen die Niederlande erinnern. Besonders an eine Aktion von Leandro Paredes kurz vor Ende der regulären Spielzeit, als er den Ball in Richtung der niederländischen Bank hämmerte. Es folgten eine Rudelbildung und mehrere Gelbe Karten. Die Franzosen werden solche Dinge wissen. Gegen den abgezockten Titelverteidiger sollten die Argentinier ihre Emotionen besser im Griff behalten.

Das spricht gegen Frankreich:

Die Personallage: Seit einigen Tagen haben die Franzosen mit einer Grippewelle zu kämpfen. Beim Abschlusstraining am Samstag waren wohl alle 24 Spieler dabei, dennoch ist offen, bei wem es letztendlich für die Startelf reicht und wie fit die zuletzt angeschlagenen oder kranken Spieler wie Abwehrchef Raphael Varane tatsächlich sind.

Das Momentum: Während Argentinien um Superstar Lionel Messi durch das Turnier schwebt, musste sich Frankreich jeden Erfolg hart erarbeiten. Beim 2:0 gegen Marokko im Halbfinale konnte das Team nicht komplett überzeugen. Auch das 2:1 gegen England im Viertelfinale wackelte zwischenzeitlich. Im Endspiel braucht die Équipe Tricolore eine Steigerung. (dpa/cre)

Zum Thema siehe auch folgende Artikel auf OD:

Eine Antwort auf “Was für und gegen Argentinien und Frankreich spricht”

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