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Für Egidius Braun war der Fußball „mehr als ein 1:0“

05.06.2019, Nord, Aachen: Egidius Braun, Ehrenpräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), sitzt auf einer Bank während eines öffentlichen Trainings der deutschen Nationalmannschaft im alten Tivoli-Stadion. Foto: Marius Becker/dpa

15 Jahre Schatzmeister, dann Chef beim Deutschen Fußball-Bund. Der aus Breinig (Stolberg) in der Städtregion Aachen stammende Egidius Braun prägte den DFB. Sein Motto: „Fußball – Mehr als ein 1:0.“ Einer seiner Nachfolger adelte ihn als „das soziale Gewissen des deutschen Fußballs“. Nun ist er tot.

Der deutsche Fußball trauert um Egidius Braun. Der frühere Präsident des Deutschen Fußball-Bundes ist in der Nacht zum Mittwoch im Alter von 97 Jahren gestorben. Das teilte der DFB mit.

„Mit Egidius Braun verlieren wir einen besonderen Menschen, der sich mit den Möglichkeiten des Fußballs gerade für diejenigen eingesetzt hat, die Unterstützung und Zuwendung brauchen. Dabei trieb ihn insbesondere die Sorge um in Not geratene Kinder und Jugendliche“, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf.

28.09.2008, Nordrhein-Westfalen, Aachen: Egidius Braun, Ehrenpräsident des DFB, verfolgt in Spiel von Alemannia Aachen gegen den SC Freiburg von seinem Ehrenplatz aus. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Braun begann seine Funktionärskarriere im Fußball als Präsident des Verbandes Mittelrhein 1973 im Alter von 48 Jahren. 1977 wurde er Schatzmeister des DFB. Nach 15 Jahren in dem Amt stieg er zum achten Präsidenten des mitgliederstärksten Fußball-Verbandes der Welt auf. Er blieb bis zum 28. April 2001 DFB-Chef.

Bewegt durch Eindrücke im Waisenhaus „Casa de Cuna“ in Queretaro während der WM 1986 gründete Braun die Mexiko-Hilfe. 2013 erhielt er vom mexikanischen Botschafter den Verdienstorden „Águila Azteca“, den höchsten Orden Mexikos für ausländische Personen, die nicht Politiker sind.

13.05.1996, Nordrhein-Westfalen, Bonn: Der damalige Bundestrainer Berti Vogts (l) telefoniert während der Pressekonferenz zum Thema Europameisterschaft 1996 mit einem Handy mit dem damaligen DFB-Präsidenten Egidius Braun. Foto: Uta Rademacher/dpa

Seit 2001 gibt es die Egidius-Braun-Stiftung, die heute noch alle zwei Jahre ein Benefiz-Länderspiel veranstaltet. Brauns Motto: „Fußball – Mehr als ein 1:0.“ Für Wolfgang Niersbach, einen seiner Nachfolger, war Egidius Braun „das soziale Gewissen des deutschen Fußballs“.

In seiner Amtszeit erlebte „Pater Braun“ einen Titel: den EM-Sieg 1996. Die Eindrücke der Weltmeisterschaften seiner Amtszeit sind jedoch getrübt. 1994 schickte Braun Nationalspieler Stefan Effenberg nach dessen Stinkefinger gegen die Fans nach Hause. Noch viel schwerer bedrückten Braun die Geschehnisse 1998, als deutsche Hooligans in Lens randalierten und den französischen Polizisten Daniel Nivel schwer verletzten.

Braun war passionierter Jäger und Fan von Alemannia Aachen. Er hatte Rechtswissenschaften und Philosophie studiert und sich vor seiner Karriere beim DFB als Kartoffelgroßhändler einen Namen gemacht. 2006 erlitt Braun einen Schlaganfall. In der Folge trat er nur noch selten in der Öffentlichkeit auf. (dpa)

6 Antworten auf “Für Egidius Braun war der Fußball „mehr als ein 1:0“”

  1. Freddy Derwahl

    Egidius Braun stand uns BRF-Reporter, ob bei Länderspielen oder bei seiner Alemania auf dem Aachener Tivoli immer gerne Rede und Antwort. Bei der EU-Meisterschaft in Frankreich trafen Erich Heeren und ich ihn in einem Spitzenrestaurant in Nantes, wo er mit einem Schiedsrichter aus der damaligen DDR tafelte. Als er uns erkannte, rief er laut durch das vornehme Lokal; “ Wie schön, da sitzt ja auch Eupen-Malmedy…“ Bald brachte uns der Ober zwei Calvados: „A votre santé, de la part de Monsieur le Président“.

    • Besorgte Mutter

      Werter Herr Derwahl, es hatte ja seinen guten Grund, dass er viel auf Ostbelgien hielt. Schließlich stammt seine Mutter aus einem kleinen Dorf des Eupener Landes.
      Mein inzwischen verstorbener Schwiegervater hat diese liebe Frau noch persönlich gekannt.
      Mit dem Herrn Braun verstirbt ein ehemaliger DFB Präsident, der keinen von ihm verursachten Skandal hinterlassen hat.
      RIP

    • Na sieh mal, der Freddy ist auf allen Kanälen präsent. Selbst im Fussball, und sogar als Restauranttester, und das in einem Spitzen und sehr guten!? Recht hatte er der Freddy, es ging ja auf Spesen.
      Der Herr Braun war noch einer der alten Garde, die von heute sind die meisten angehaucht vom vielen Geld und Tricksereien.

      • Freddy Derwahl

        Sehr sportlich Herr „sportiv“, vor allem Ihre Unkenntnis der Spesengrenze im BRF. An die des DFB konnte sie nie reichen.
        Aber, wieso diese Häme zum Tode des grossen Herrn Braun? Er hat alles andere verdient, als Ihre peinlichen Randbemerkungen mit kleinlichem Sozialneid.

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