Gesellschaft

Ausnahmezustand in Köln: Erdogan eröffnet größte Moschee Deutschlands – „Staatsbesuch der Schande“

29.09.2018, Köln: Erdogan, Präsident der Türkei, kommt zur Eröffnung der DITIB-Zentralmoschee. Foto: Henning Kaiser/dpa

AKTUALISIERT – Tausende Polizisten, Tausende Erdogan-Anhänger und Tausende seiner Gegner: Bei der mehrstündigen Stippvisite des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan herrscht der Ausnahmezustand in Köln. Alles bleibt ruhig – und Erdogan wird überraschend versöhnlich.

Umjubelt von Tausenden von Anhängern und begleitet von Kritik deutscher Politiker hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die Kölner Zentralmoschee eingeweiht. Zum Abschluss seines „Staatsbesuchs der Schande“ („Bild“) in Deutschland bezeichnete Erdogan seine Visite in Berlin und Köln als gelungen.

“Es war ein erfolgreicher Besuch“, sagte er in seiner Rede zur Eröffnung der großen Ditib-Moschee in Köln-Ehrenfeld am Samstagnachmittag. Die Reise habe die deutsch-türkische Freundschaft vertieft.

29.09.2018, Köln: Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, spricht bei der Eröffnung der DITIB-Zentralmoschee. Foto: Henning Kaiser/dpa

Mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe er „wichtige Themen ehrlich besprochen“, unter anderem wirtschaftliche Investitionen und wie man „effektiv gegen Rassismus und Islamophobie ankämpfen“ könne. Vor mehreren Hundert geladenen Gästen forderte Erdogan aber auch dazu auf, Türken in Deutschland besser zu integrieren.

Die Türkei habe die Integration unterstützt und werde das auch weiterhin tun, sagte er. „Wir sehen die Zukunft unserer Brüder hier.“ Gegen Rassismus müsse aber „gemeinsam Haltung“ angenommen werden.

Erdogans Staatsbesuch war auch von deutlich weniger versöhnlichen Tönen begleitet, von Irritationen und Protesten. Zuletzt hatte er am Freitagabend während des Staatsbanketts Bundespräsident Frank-Walter Steinmeiers Kritik an seiner Menschenrechtspolitik scharf zurückgewiesen – und seinerseits getadelt. In Deutschland seien „Hunderte, Tausende“ Terroristen unterwegs, sagte Erdogan in seiner Tischrede.

Einer der größten Polizeieinsätze in Kölns Stadtgeschichte

Auch im Gespräch mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) fielen kritische Worte. Er habe Rechtsstaatlichkeit in der Türkei angemahnt, sagte Laschet nach dem etwa einstündigen Treffen mit Erdogan am Flughafen Köln/Bonn. Die Beziehungen der beiden Länder seien aktuell „überschattet“. Das betreffe vor allem Verhaftungswellen, die Presse- und Religionsfreiheit.

29.09.2018, Köln: Armin Laschet (l, CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, und Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, kommen auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln/Bonn in Köln-Wahn zu Gesprächen zusammen. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa – Pool/dpa

„Ich habe gegenüber Präsident Erdogan deutlich gemacht, dass eine Normalisierung der politischen Beziehungen und eine Vertiefung der wirtschaftlichen Beziehungen – für die es ein großes Potenzial gäbe – nur möglich sind, wenn diese Sorgen ernst genommen werden“, sagte Laschet.

Erdogans Stippvisite in Köln sicherte die Polizei der Stadt durch einen der größten Einsätze ihrer Geschichte ab. Bereits Stunden vor seiner Ankunft sperrten Hunderte von Polizisten die Straßen rund um die Moschee und kontrollierten Anwohner ebenso wie Besucher streng. Stadt und Polizei legten einen großen Sicherheitsbereich fest, Autobahnen, Brücken und Zufahrtsstraßen wurden abgeriegelt. Zeitweise waren weite Teile der Stadt lahmgelegt. „Niemand wird auch nur in die Nähe der Moschee kommen», hatte die Stadt vor der Feier betont. „Ein Einlass ist nur mit einer Einladung möglich.“

Die Lage blieb trotz des Andrangs vieler feiernder Türken ruhig, wie die Polizei mitteilte. Die Veranstaltung an der Moschee war kurzfristig umgeplant worden: Wegen erheblicher Sicherheitsbedenken hatte die Stadt am Vorabend eine dort geplante Außenveranstaltung mit Tausenden Besuchern untersagt.

29.09.2018, Köln: Demonstranten versammeln sich zu einer Kundgebung gegen den türkischen Staatspräsidenten Erdogan. Foto: Oliver Berg/dpa

Die Ditib hatte auf Facebook zu der Feier eingeladen und mit zahlreichen Besuchern gerechnet. Der Moscheeverband reagierte mit Unverständnis auf das Verbot. Auch Erdogans türkische Delegation zeigte sich nach Angaben eines prominenten Mitglieds „sehr enttäuscht“ über die mangelnde Unterstützung der Stadt.

Neben der Moschee-Eröffnung waren in Köln am Samstag mehrere Kundgebungen anlässlich des Erdogan-Besuches angemeldet. Bei einer der größten Protestveranstaltungen gegen Erdogan versammelten sich allerdings deutlich weniger Menschen an der Deutzer Werft als im Vorhinein vermutet.

Vor dem Abflug nach Köln war Erdogan am letzten Tag seines Staatsbesuchs in Deutschland erneut mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zusammengetroffen. Nach Angaben eines Regierungssprechers diente das Treffen „einem vertieften Gespräch über das deutsch-türkische Verhältnis, die innenpolitische Lage in der Türkei und die gemeinsamen Interessen im Kampf gegen den Terrorismus“. Details wurden nicht bekannt. (dpa)

37 Antworten auf “Ausnahmezustand in Köln: Erdogan eröffnet größte Moschee Deutschlands – „Staatsbesuch der Schande“”

  1. „Die Türkei hat sich in großen Schritten von der EU wegbewegt“, hieß es in der Bewertung der EU-Beitrittsverhandlungen. (cre)“
    Warum empfängt man dann überhaupt diesen Diktator?
    Was hat „Mutti Murksel“ vor?

    • Mischutka

      @ Frage :
      Hallo – Eine Frage, liebe(r) Frage : Hast du mal in der letzten Woche gelesen (offizielle Umfragen und Kommentare dazu von seriösen Journalisten in Schland) wie „beliebt“ die „Mutti Murksel“ bei den Deutschen inzwischen ist ? „Normale Murkseler“ würden sofort zurück treten – doch die denkt nicht einmal daran….. im Gegenteil : die will noch „viele“ Jahre weitermachen …………

  2. Alfons van Compernolle

    Ein moderner aussergewoehnliche Bau mit der (leider) falschen Zweckbestimmung! Sehrviel schlimmer aber finde ich , dass die Baukosten von der Turkei bezahlt wurden, ganz sicher mit der Zielsetzung der diktatorischen Machtausbreitung der Diktatur Erdogans und der Bespitzelung unserer Mitbuerger von wo immer sie auch kommen. Sicherlich gibt es gemeinsame Interessen zwischen Deutschland und der Tuerkei , aber nicht zwischen Deutschland und Erdogan, der die Tuerkey als sein
    Privatbesitz betrachtet. Hatten wir nicht auch schon einmal ein aehnliches System in Belgien, wo unser damaliges Staatsoberhaupt den Congo aehnlich verwaltet hat ?????? Nein, es ist nicht das Gleiche, hat aber sehrviele Aehnlichkeiten ! Erdogans Besuch in Deutschland war ein Fehler , auch , wenn eine Notwendigkeit dazu bestand.

  3. Das zum einem , und wo anders gelesen….wenn ihr uns nicht wollt dann aber Erdogan ….warum ziehen oder gehen denn ihm seine Anhänger nicht zurück in die Türkei und verzichten komplett auf unsre westlichen Annehmlichkeiten ? Viele kennen doch gar nicht das wahre Leben in der Türkei – kennen doch nur das Leben hier….aber diesen Typen anhimmeln…naja muss man ja nicht verstehen

      • Hop Sing

        Die staatstragenden Volksparteien bekommen in den Meinungsumfragen katastrophale Ergebnisse wegen ihrer ziellosen Groko-Politik und wegen ihrer völlig misslungenen Immigrationspolitik. Merkel ist unfähig, die heutigen Herausforderungen zu meistern. Der Sultan erklärt während drei Tagen,wo der Hammer hängt : entweder spurtet der Michel oder er flutet Deutschland mit Millionen Flüchtlingen. Adenauer dürfte sich im Grab rumdrehen, dass in seinem ehedem „katholischen Köln“ mit wahabistischen Geldern die grösste Moschee Deutschlands errichtet wurde. Dass die eigentliche Zielführung die Bildung einer Brutstätte des agressiven Islams und Terrorismus ist, dürfte ausser Zweifel stehen. Die Kölner Granden, die ja selten zimperlich im Erklüngeln finanzieller Vorteile sind, hätten vielleicht aufgrund der entäuschenden Besucherzahlen den Kölner Dom verkaufen oder langfristig an die Mullahs vermieten können….
        Die politischen Erhebungen (Sonntagsfragen, Wahlergebnisse etc.) belegen, dass das irregeführte, gedemütigte und betrogene Volk nicht mehr länger auf „Kurs“ zu halten ist. Wenn CDU und SPD nicht schnellstens andere inhaltliche und personelle Ausrichtungen nehmen, wird sich die politische Landkarte vollständig ändern. Die AFD ist bereits jetzt mit 27 % stärkste Kraft im Osten Deutschlands. Auch für mich ist die Union unter Merkels Führung nicht mehr wählbar. Und so denken Millionen verunsicherter Bürger.

        • schlechtmensch

          Sie verstehen das und ich und ein paar andere. Was mir Angst macht ist die Tatsache dass die Gutmenschen dieser Welt es immer noch verleugnen und schönreden. Alles halb so wild. Wir sind ja alles Nazis. Man müsste nur mal die Augen und Ohren aufmachen um mitzubekommen was wirklich geschieht. Die Innenstädte sind schon verloren. Und ein Erdogan könnte kein Land mit Flüchtlingen fluten wenn es eine funktionierende Aussengrenze geben würde. Wenn irgendwann einer der Gutmenschen im Graben liegt, ich lass ihn liegen!

          • Wenn irgendwann einer der Gutmenschen im Graben liegt, ich lass ihn liegen!

            @ schlechtmensch

            Wenn ich Ihre „Beiträge“ lese beschleicht mich das Gefühl Sie würden uns gerne im Graben liegen sehen. Im Schützengraben!
            Sie sind so zynisch und Menschenverachtend das mir schlecht wird. Wie wollen Sie die Grenze schützen? Mit Mauer, Stacheldraht und Schiessbefehl?

            @ Hop Sing

            Sie müssen jetzt sehr stark sein. Bei den letzten drei Bundestagswahlen lagen die Demoskopen kilometerweit daneben. So wird es auch diesml sein.
            Frau Merkel wird nicht noch einmal antreten und ob es unter einem Bundeskanzler Spahn anders wird glaube ich nicht.

            • Herbert G.

              Die Grenze muss ja nicht nur auf dem „Strich“ zwischen zwei Ländern geschützt werden. Der Grenzschutz ist nicht mit der Grenzaufsicht des Zolls zu verwechseln.
              Ursprünglich hatte der Bundesgrenzschutz nur den spezialpolizeilichen Auftrag der Grenzsicherung, erhielt dann aber zunehmend schutzpolizeiliche Aufgaben, wurde flächendeckend ausgebaut und erhielt Kompetenzen für kriminalpolizeiliche Ermittlungen.
              Jeder Illegale kann daher auch im Landesinneren aufgegriffen und „entfernt“ werden.

              • @ schlechtmensch

                Ich vermute Sie meinen mich. Wenn das Ihre einzige Korrektur ist nehme ich an mit Mauer und Schiessbefehl richtig zu liegen. Das hatten wir, in Deutschland, schon einmal und es hat nicht funktioniert.

  4. „Hitlergruss“ geht gar nicht in Deutschland. Das ist aber kein Problem für das System Merkel:
    https://www.tagesspiegel.de/images/tagesspiegel/23129146/2-format43.jpg
    Erdoğan verwendet das Symbol gewiss nicht zufällig. Für viele Beobachter zeigt der türkische Staatspräsident, dass er zur arabischsprachigen Welt steht. Sie ist wichtig, die politische Meinung des Westens nicht. Auch nach dem Putschversuch in der Türkei im Juli 2016 demonstrierte er mit seinen vier Fingern den Triumph über seine Gegner. Muslime von Tunesien über Ägypten bis in den Irak wissen, was sie bedeuten. Im Gazastreifen, wo die Hamas, Ableger der ägyptischen Muslimbrüder, herrscht, gab es Jubelfeiern nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei. Aus Solidarität zeigte man den Rabia-Gruß.
    Wir schaffen das….

  5. https://aisrtlnext-a.akamaihd.net/masters/1064512/3200×1800/berlin-ertugrul-yigit-wegen-freiheit-fuer-journalisten-shirt-aus-merkel-erdogan-pressekonferenz-geworfen.jpg
    Keiner der anwesenden Journalisten hat aus Solidarität die Pressokonferenz verlassen! Aber im „Kampf gegen die AfD“ sind alle Pressevertreter ja so etwas von mutig – nur vor dem Thron von Mutti hat man die Hosen gestrichen voll, da schaut man nur zu wie die Meinungsfreiheit abgeführt wird….

    • Ich finde der KOmmentator der DPA trifft es ganz gut—->
      Der türkische Präsident hatte sich im Vorfeld seines ersten Staatsbesuchs einen Neustart der verfahrenen Beziehungen zu Deutschland gewünscht. Daraus wird vorerst nichts. Zu tief sind die Gräben, die sowohl Laschet als auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel überraschend klar benannt haben.

  6. @Dax: Stimmt ja alles. Doch was hätten Merkel und Co. tun sollen? Einen noch grösseren Eklat provozieren? Erdogan hat seite Politshow erhalten und seine Untertanen haben ihn zugejubelt. Jetzt müssen alle wieder schön in ihr Körbchen zurück. Dort haben sie nichts zu lachen. Nach dieser Aufführung lässt Deutschland Erdogan am langen Arm verhungern. In ein, zwei Jahren, wenn der Despot vom Bospurus sein Land gegen die Wand gefahren hat, wird dem Volk ein Licht aufgehen. Doch dann ist es zu spät. Selber schuld!

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