Politik

Friedensnobelpreis 2019: Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed ist in Afrika der Mann für den Frieden

Abiy Ahmed, Premiermierminister von Äthiopien, erhielt 2019 den Friedensnobelpreis. Foto: -/SPA/dpa

AKTUALISIERT – Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an den äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed. Das gab das norwegische Nobelkomitee am Freitag in Oslo bekannt.

Abiy Ahmed wird für seinen Einsatz für Frieden und internationale Zusammenarbeit und vor allem für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem äthiopischen Nachbarland Eritrea ausgezeichnet.

28.01.2019, Äthiopien, Addis Abeba: Abiy Ahmed, Premierminister von Äthiopien. Foto: Britta Pedersen/dpa

Die Jury hatte in diesem Jahr die Wahl zwischen 301 Nominierten, unter ihnen 223 Persönlichkeiten und 78 Organisationen. Da die Namen der Kandidaten 50 Jahre lang unter Verschluss gehalten werden, ließ sich über den Preisträger vorab nur spekulieren.

Im vergangenen Jahr erhielten der kongolesische Arzt Denis Mukwege und die irakische Menschenrechtsaktivistin Nadia Murad die Auszeichnung für ihren Kampf gegen sexuelle Gewalt als Kriegswaffe. Die diesjährige Vergabe ist die 100. in der Geschichte des Friedensnobelpreises. Seit der ersten Auszeichnung 1901 gab es in 19 Jahren, vor allem in Kriegs- und Krisenzeiten, keinen Preisträger.

Abiy Ahmed – der Reformer vom Horn von Afrika

Abiy Ahmed überrascht gerne. Wie kaum ein anderer Politiker hat der 43-Jährige am krisengebeutelten Horn von Afrika einen radikalen neuen Weg eingeschlagen. Sein Heimatland Äthiopien hat der Regierungschef nach Jahren der repressiven Regierungsführung mit Reformen aufgerüttelt. Er startete einen Friedensprozess mit Eritrea, dessen Auswirkungen in der ganzen Region zu spüren sind. Und dem Sudan hat er zu einem politischen Wandel verholfen, der wohl in die Geschichtsbücher eingehen wird.

Zwar muss sich die Wirkung vieler seiner Taten noch zeigen – noch ist nachhaltiger Frieden und Stabilität in der Region Zukunftsmusik. Doch die Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis ist womöglich auch ein Signal: Weiter so.

15.07.2018, Äthiopien, Addis Abeba: Isaias Afwerki (Mitte l), Präsident von Eritrea, und Abiy Ahmed (Mitte r), Ministerpräsident von Äthiopien, halten sich an der Hand, während sie einer Menschenmenge zuwinken. Foto: Mulugeta Ayene/AP/dpa

Als Abiy im April 2018 in Äthiopien an die Macht kam, rechneten die wenigsten mit einem Umbruch. Der Vielvölkerstaat wurde jahrelang mit harter Hand geführt, die Macht wurde von einer einzigen ethnischen Minderheit dominiert. Oppositionsarbeit und Pressefreiheit waren eingeschränkt. Demonstrationen von Gruppen, die sich marginalisiert fühlten, wurden mit der ganzen Gewalt des Staates unterdrückt.

Der junge Politiker sollte die Gemüter im Land beruhigen. Doch Abiy hatte andere Pläne. In Windeseile setzte er eine Reform nach der anderen durch und brach dabei etliche Tabus: Er ließ politische Gefangene frei, beendete einen Ausnahmezustand, strich Oppositionsgruppen von der Terrorliste und liberalisierte die Wirtschaft. Vor allem junge Äthiopier feierten den Reformer. «In der Geschichte Äthiopiens gab es noch nie einen Anführer wie ihn», schrieb Marathonläufer Feyisa Lilesa in „Time“-Magazin, als Abiy zu den 100 weltweit einflussreichsten Menschen gekürt wurde.

Sein wohl größter Schachzug aber war der Friedensschluss mit Äthiopiens bitterem Rivalen Eritrea. Dies war zuvor fast undenkbar: Die beiden Staaten führten von 1998 bis 2000 einen blutigen Grenzkrieg und blieben danach verfeindet. Das repressiv geführte Eritrea schottete sich von der Außenwelt ab. Aus dem «Nordkorea Afrikas» flohen Hunderttausende Menschen, viele auch nach Deutschland.

16.09.2018, Saudi-Arabien, Dschidda: Isaias Afwerki (l), Präsident von Eritrea, und Abiy Ahmed, Ministerpräsident von Äthiopien, unterzeichnen im Beisein des saudischen Königs Salman (M) einen Freundschaftsvertrag. Abiy ist es gelungen, nach Jahren des Konflikts Frieden mit Äthiopiens bitterem Rivalen Eritrea zu schließen. Foto: -/SPA/dpa

Aus heiterem Himmel verkündete Abiy dann im Sommer 2018, er würde mit Eritrea bedingungslos Frieden schließen. Seitdem haben die Staaten zwar wenig Fortschritt gemacht: Kaum Gespräche wurden geführt, große Streitpunkte sind noch immer offen. Doch die Symbolkraft des Friedensschlusses in den Ländern und der Region war enorm. Das Nobelkomitee wies besonders auf diese Initiative Abiys hin, die ihm die Auszeichnung einbringe.

„Er ist ein Reformer, der viele Türen öffnet“, sagt Annette Weber von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Er nutzte sein Gewicht in der Region, um dem Sudan nach dem Putsch zu einem Weg aus der politischen Krise zu verhelfen. Nach dem Sturz von Präsident Omar al-Baschir im April stand das Land an einem Scheideweg. Ein Chaos-Szenario wie gar in Syrien war nicht auszuschließen. Doch mit Hilfe von Abiy und seinem Entsandten Mahmoud Dirir wurde von Militärs und Zivilisten eine Einheitsregierung gebildet, die nun auf einen historischen Wandel zur Demokratie hoffen lässt. „Äthiopiens Rolle bei den Verhandlungen war wahnsinnig wichtig“, sagt Weber. „Ohne wäre es nie so schnell zu einer Einigung gekommen.“

Dass Abiy das Horn von Afrika umwälzen würde, ist seinem Lebenslauf nicht unbedingt zu entnehmen. Der 1976 in Beshasha in Zentral-Äthiopien geborene Politiker diente bei den Streitkräften und war unter anderem Teil der UN-Friedensmission in Ruanda. Später gründete er mit anderen einen Cyber-Nachrichtendienst. Daraufhin machte er eine steile Karriere in der Demokratischen Organisation des Oromovolkes (OPDO), die der regierenden Koalitionspartei angehört.

16.09.2018, Saudi-Arabien, Dschidda: Kronprinz Mohammed bin Salman al-Saud (r) empfängt Abiy Ahmed, Premierminister von Äthiopien, vor der Unterzeichnung des Freundschaftsvertrags von Dschidda zwischen Äthiopien und Eritrea. Abiy ist es gelungen, nach Jahren des Konflikts Frieden mit Äthiopiens bitterem Rivalen Eritrea zu schließen. Foto: -/SPA/dpa

Doch Abiys radikaler Umbruch ist noch unfertig. Viele seiner eingeleiteten Reformen wurden nicht weitergeführt oder umgesetzt – allen voran der Frieden mit Eritrea. Auch die politische Lage im Sudan ist weiterhin ein Drahtseilakt. Um dort nachhaltige Stabilität zu schaffen, muss Abiy am Ball bleiben. Auch die Vorsitzende des Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen, machte bei der Bekanntgabe am Freitag in Oslo klar, dass es noch eine Menge zu tun gebe.

Zugleich hat der 43-Jährige in seiner Heimat mit seinem Reformkurs neue Probleme geschaffen. Indem er seine Kontrolle über die Sicherheitsorgane lockerte, seien in „vielen Teilen des Landes die Sicherheit, Recht und Ordnung zusammengebrochen“, sagt Felix Horne von Human Rights Watch. Spannungen und Konflikte sind unter Abiy stark angestiegen. Nach Angaben des UN-Nothilfebüros (OCHA) waren 2018 fast 3,2 Millionen Menschen innerhalb der Landesgrenzen auf der Flucht, fast doppelt so viele wie im Jahr davor. Diesen Herausforderungen wird sich Abiy nun weiter stellen müssen – mit der Kraft der wichtigsten politischen Auszeichnung der Welt im Rücken. (dpa)

42 Antworten auf “Friedensnobelpreis 2019: Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed ist in Afrika der Mann für den Frieden”

  1. Tagebuch der Bescheuerten und Bekloppten.

    Ich bin ebenso überrascht wie erstaunt! Tatsächlich sind die Personen, welche die Kriterien für
    diese Auszeichnung festgelegt haben, noch in der Rubrik „normaler Menschenverstand“ einzuordnen.
    Nachdem, was diese ganze Hysterie um Greta und Konsorten angeht, eine wohltuende Feststellung!
    Für mich hätte diese Jury ebenfalls eine Auszeichnung verdient, etwa einen Preis für“ Normalität vs Hysterie“

  2. Eine gute Entscheidung, finde ich. Bemerkenswert finde ich aber auch, dass selbst bei solch einer Nachricht unsere „besorgten Bürger“ ihre Gülle über das kleine Mädchen ausgießen.

  3. Man kann über Greta ja denken, was man will, aber ich hätte es nicht gut gefunden, wenn sie den Preis bekommen hätte. Was bitte hat Umwelt- bzw. Naturschutz oder was immer sie sich auf die Fahne schreibt mit Frieden zu tun?

  4. Pensionierter Bauer

    Auch ich bin sehr erleichtert, dass der Friedensnobelpreis einem echten Friedensstifter zuerkannt wurde. Dieser hat im Gegensatz zu Obama eine diesbezügliche Leistung vor dem Preis erbracht.

  5. Belgofritz

    Dieser Preis soll an Menschen gehen, die Länder/Gesellschaften/Gruppen etc. einander friedlich näher gebracht haben. Und nicht an sogenannte „Umweltaktivisten“, die rücksichtslos nur für Ihre subjektiv wahrgenommene „Wahrheit“ Krawall machen und das genaue Gegenteil vom Sinn dieses Preises bewirken. Allein der Vorschlag war schon ein Hohn. Der Preis geht an den Richtigen.

      • Belgofritz

        Gute Frage… ich war nur sehr überrascht, als ich u.a. hier auf OD von Greta Thunbergs Nominierung erfahren musste. Es ergab zwar gar keinen Sinn für diesen Preis, aber mittlerweile drehen ja alle beim Thema Klima « am Rädchen ». Die ersten SUV-Fahrer wurden schon angepöbelt und blockiert, SUVs besprüht.

        • Grüner Wahnsinn!

          “ Die ersten SUV-Fahrer wurden schon angepöbelt und blockiert, SUVs besprüht.“

          Die das getan haben sind so blöd, die können keinen SUV von einem Bus unterscheiden!
          Einfach Mitläufer.

          • Belgofritz

            Die Halter der blockierten SUVs waren bisher ältere Personen. Diese Helden der Umwelt blockieren nämlich keine „Kanten“ – womöglich mit Migrationshintergrund. Da gibt es nämlich richtig was auf‘s Maul.
            Oma, Opa und Familienpapa oder -mama, das ist die Zielgruppe dieses Packs.

  6. Ich finde es auch eine gute Wahl. Da jedoch das Thema Klimaschutz Priorität nr. 1 für das Überleben unseres Planeten sein wird, wäre es eine Anregung, dass man für dieses wichtige Thema eine neue spezifische Kategorie Nobelpreis ins Leben ruft.

  7. Elisabeth Müller

    Der Mann hat es verdient. Hoffentlich auch noch in 1 oder 2 Jahren.
    Für die Klimaleugnersekte muss es natürlich eine große Enttäuschung sein, dass es nicht Greta war; jetzt können sie ihren Dreck wieder nicht auf eine Minderjährige ausschütten.

    • Guido Scholzen

      @E.M.
      gut, dass es greta nicht geworden ist. sie stiftet nur hetze, keinen frieden. zum glück gibt es keinen hetz-nobelpreis.
      und den dreck sollte man nicht auf greta ausschütten, wie Sie das nennen, sondern an den personen, die bei der „aktion greta“ im hintergrund agieren. aber das ist ja gerade der trick dabei.
      wie steht schon in der bibel: „wehe den verführern! wer einen von diesen kleinen (kinder) zum bösen verführt, für den wäre es besser, man würde ihm einen mühlstein um den hals hängen und im tiefen meer versenken“
      das ganze kann man auf die gesamten FFF-schulstreik-aktionen übertragen!

      • Kein Bohlen-Fan

        Auszug aus ‚merkur.de‘ weiter oben: Greta Thunberg: Dieter Bohlen lässt Greta Thunberg kalt
        Update vom 5. September 2019: Nun hat auch Pop-Titan Dieter Bohlen deutlich gemacht, dass er wenig von Greta Thunberg hält. Er postet auf seinem Instagram-Account immer wieder Lebensweisheiten. Nun zeigte er, wie er sich aus einer Plastiktüte und Toilettenpapier ein Kissen hergestellt hat: Er nahm zahlreiche Blätter Toilettenpapier und füllte das Kissen damit. Das könne man machen, wenn die „kack Kissen“ im Hotel nicht bequem genug seien.
        Ich nehme an, er benutzt dafür bereits benutztes Toilettenpapier…

        Auf die „Lebensweisheiten“ dieses „Pop-Zwerges“ kann man verzichten.
        https://www.rtl.de/cms/supertalent-2019-bei-duckie-l-oranges-hintern-sucht-dieter-bohlen-lieber-das-weite-4415837.html „abstrus, ausgefallen und komisch“ „Kultur“ im 21. Jahrhundert. Zum Totlachen.

        • Kein Bohlen-Fall

          Zum besseren Verständnis: Diese Kommentar sollte eigentlich unter dem von ‚Sonderbar‘ erscheinen.

          In einem Aufwasch:
          Der Herr Scholzen mutiert mehr und mehr zum Sektenprediger, wenn er hier schon die Bibel bemühen muss. Sein Fanatismus steht dem der von ihm so gegeisselten Kindesverführer in nichts nach.

    • Mindergehirnige

      Eine Mindergehirnige, die das Rampenlicht sucht hat nichts anderes verdient als verspottet zu werden. Sie und ihre Klicke, dank ihren Machern, spaltet die Gesellschaft. Sie und ihre Klicke, wie auch die MAcher, sollten, in einem normalen Gesellschaft, vor Gericht stehen.

  8. Sonderbar

    Oh ! Lieber Gott .
    Helfe mir mein Mundwerk zu halten zumindest so lange bis ich weiß wovon ich rede.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Patschuli-Mäuschen
    https://www.welt.de/vermischtes/article198507073/Greta-Thunberg-Ich-weiss-nicht-wie-ich-wieder-nach-Hause-komme.html
    https://www.merkur.de/politik/greta-thunberg-heuchelei-leere-versprechungen-extreme-kritik-an-klima-aktivistin-zr-12954060.html
    Freie Presse und gute Recherche.
    Gruss an das Team von OD

    ACH GOTT :

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