Gesellschaft

Friedensnobelpreis nicht an Angela Merkel, sondern an das tunesische Quartett für den nationalen Dialog

Bundeskanzlerin Angela Merkel. Foto: Shutterstock

Der Friedens-Nobelpreis 2015 geht an das tunesische Quartett für den nationalen Dialog. Das gab die norwegische Jury in Oslo bekannt. Im Vorfeld war die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel von etlichen Medien zur Favoritin erklärt worden.

Der Preis werde an das tunesische Quartett für den nationalen Dialog für die Bemühungen um eine pluralistische Demokratie in dem nordafrikanischen Land vergeben, hieß es in der Begründung der Jury.

Das Dialog-Quartett wurde nach einer Reihe von politischen Morden und sozialen Unruhen im Sommer 2013 gegründet. Auf Initiative der größten Gewerkschaft UGTT kam ein nationaler Dialog in Gang, woraus eine neue Übergangsregierung aus ausschließlich parteiunabhängigen Experten wurde. „Zu einer Zeit, da das Land am Rande eines Bürgerkriegs stand, wurde daraus eine Alternative, ein friedlicher politischer Prozess“, betonte das Nobelkomitee.

276 Kandidaten vorgeschlagen

Angela Merkel zählte zu den 276 Kandidaten, aus denen das Nobelkomitee einen oder mehrere Preisträger wählt. Bis zum 1. Februar eines jeden Jahres dürfen frühere Nobelpreisträger, Organisationen und Regierungen Kandidaten vorschlagen.

Mehrere CDU-Abgeordnete hatten Merkel vorgeschlagen – allerdings zu einem Zeitpunkt, als noch niemand das ganze Ausmaß der Flüchtlingskrise vorhersehen konnte. Sie wurde vielmehr wegen ihrer Bemühungen um ein Ende des bewaffneten Konflikts in der Ostukraine zwischen den prorussischen Separatisten und der ukrainischen Armee nominiert.

Merkels leidenschaftlicher Einsatz in der Flüchtlingskrise konnte ihr zum Vorteil, aber auch zum Nachteil  werden. „Da dieser Konflikt aber immer noch nicht beendet ist, glaubt auch in Oslo kaum jemand daran, dass das Nobelkomitee sich tatsächlich für die Bundeskanzlerin entscheiden wird“, schrieb die Zeitung „Die Welt“ am Donnerstag.

Hinzu kommt, dass die Nobelpreis-Jury in der Vergangenheit mit der Auszeichnung von Politikern nicht immer ein glückliches Händchen gehabt hat.

Merkels Popularität rückläufig

Nach Auffassung des früheren CDU-Generalsekretärs Heiner Geißler hätte Merkel gerade wegen ihres Einsatzes in der Flüchtlingskrise den Nobelpreis verdient gehabt. „Hätte sie zuschauen sollen, wie diese Leute in Ungarn verrecken?“

Die Vorderseite der Nobelpreis-Medaille. Foto: dpa

Die Vorderseite der Nobelpreis-Medaille. Foto: dpa

Die Popularität der Kanzlerin in Deutschland ist indes rückläufig seit ihrem Ausspruch „Wir schaffen das!“. Einer Forsa-Umfrage zufolge sinkt Merkels Beliebtheit nicht nur in den eigenen Reihen. Im Wahltrend von „Stern“ und RTL sprachen sich nur noch 47% für Merkel aus. Das ist ihr bislang schwächster Wert in diesem Jahr.

Seit 1901 wird der Friedensnobelpreis traditionell am 10. Dezember, dem Todestag Nobels, verliehen – und zwar an jenen, der „am meisten oder am besten für die Verbrüderung der Völker gewirkt hat, für die Abschaffung oder Verminderung der stehenden Heere sowie für die Bildung und Verbreitung von Friedenskongressen“.

Mit dem Preis an jährlich bis zu drei Einzelpersonen oder Organisationen wird seit 1960 auch der Einsatz für Menschenrechte und seit 2004 der Einsatz für die Umwelt geehrt.

Im vergangenen Jahr hatten sich den Preis die junge pakistanische Vorkämpferin für Kinderrechte, Malala Yousafzai, und der Inder Kailash Satyarthi, der seit Jahrzehnten gegen Kinderarbeit kämpft, geteilt. (welt.de/spiegel.de/cre)

42 Antworten auf “Friedensnobelpreis nicht an Angela Merkel, sondern an das tunesische Quartett für den nationalen Dialog”

  1. “ Im Wahltrend von „Stern“ und RTL sprachen sich nur noch 47% für Merkel aus. Das ist ihr bislang schwächster Wert in diesem Jahr.“

    Sagen wir mal so:das ist ihr bislang VERÖFFENTLICHTER schwächster Wert.

    • Mischutka

      @ PATRIOT :
      Hallo mein Lieber : PERFEKT ! Hast du auch diese Schlagzeile in diversen Zeitungen (alle Deutschland) gelesen : „der bislang VERÖFFENTLICHTER schwächste Wert“ ? Da schrieb ein (ehemaliger) Mitarbeiter von ARD und ZDF vor ca. 2 Wochen : „Die ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN“ Sender in Deutschland sind VERPFLICHTET immer NUR GUTE Umfragewerte bekannt zu machen. Sonst drohen seitens der Regierung (und „Madame“) Konsequenzen….. Man braucht ja nur die „Umfrage-Ergebnisse“ von ARD/ZDF zu lesen und mit denen von z.B. SAT1 – PRO7 zu vergleichen… Und dann die Leserbriefe auf SAT1…. Ich nehme einmal an, beim „Stern“ und bei RTL arbeiten einige „Juppis Blatter“….
      An der Sache mit diesem „Friedensnobelpreis“ muss doch etwas (sehr) faul sein. Es gibt haufenweise Menschen, welche diesen Preis viel mehr verdient hätten.
      Ein Beispiel ☺ : da ist dieser gute Mann, der jeden Tag freiwillig, unbezahlt, für Frieden zwischen den fleissigen Marktleuten und den Damen der Nachtschicht sorgt (die täglich heftigste Streitereien austragen), nämlich in der Strasse vom Puff in Barcelona. (Stand vor Kurzem noch ein detaillierter Bericht -mit Fotos- in vielen Zeitungen)….
      MfG.

      • So ist es, Mischutka,
        Und so könnte beispielsweise die Vorgehensweise für die Nominierung des Friedensnobelpreises vonstatten gehen:
        1 Phase: Begeisterung
        2 Phase: Verwirrung
        3 Phase: Ernüchterung
        4 Phase: Massenflucht der Verantwortlichen
        5 Phase: Suche der Schuldigen
        6 Phase: Bestrafung der Unschuldigen
        7 Phase Auszeichnung von Nichtbeteilgten
        Letzeres für die „Mutti“

  2. Wer dachte, dass Obama den Friedensnobelpreis nicht verdient habe, der wird hier wohl nochmal schlucken.
    Verständlich ist das nicht. Sitzen in diesem Komitee eigentlich noch Leute, die auch etwas auf dem Kasten haben? Es gibt doch sicher genug Alternativen.
    Oder soll man der Merkel die Russlandsanktionen als Beitrag zum Frieden deuten?

  3. schlechtmensch

    Warum nicht? Obama hat ihn auch erhalten, warum auch immer. Bushido erhielt den Integrationspreis und Saudi-Arabien ist jetzt für die Menschenrechte zuständig. Die EU küsst Erdogan den Popo… Warum sollte dann nicht Frau Merkel den Friedensnobelpreis erhalten?

  4. Paul Siemons

    Eine solche „Würdigung“ stünde in guter Tradition. So wie Obama nach seinem Preis den Drohnenkrieg erst so richtig in Gang setzte, ist Merkel für den folgenden Bürgerkrieg in Deutschland, vielleicht sogar ganz Europa verantwortlich.

  5. Bart der Wewer

    Sie wäre dann in Deutschland unantastbar und vor allem die mehrheitlich linke Medien würden sie feiern.
    Aber verdient hätte sie den Preis für eine falsche Flüchtlingspolitik nicht und die Signale an die Flüchtlinge dieser Welt wären fatal! Deutschland, und Europa, würden überrollt!

    • „Aber verdient hätte sie den Preis für eine falsche Flüchtlingspolitik nicht und die Signale an die Flüchtlinge dieser Welt wären fatal! Deutschland, und Europa, würden überrollt!“

      Nein, werter Bart der Wewer : nicht würden überrollt, sondern werden (bereits) überrollt. Letzteres ist doch schon der Fall. Und noch ein wenig Sarkasmus hinterher : der „deutsche Michel“ scheint sich irgendwie (noch immer), nach einer, das Volk führenden Person, zu sehnen.In diesem Fall der „Cancelerin“ Deutschlands und als Folge womöglich auch Europas

  6. Nobelpreis für Merkel??! So langsam beginne ich mit dem Islam zu sympatisieren, da verschwände so manches Problem unter der Burka. Man sollte über die „Willkommenskultur“ neu nachdenken…

  7. Dass die Flüchtlingskrise noch nicht beendet ist, muss nicht notwendigerweise gegen eine Wahl von Angela Merkel sprechen. Im Gegenteil, das Nobelkomitee hat in der Vergangenheit schon oft versucht, bahnbrechende Prozesse durch die Vergabe des Friedensnobelpreises zu beeinflussen. Das war bei Willy Brandt mit der Ostpolitik so oder später mehrfach im Nahost-Konflikt. Gut möglich, dass das Komitee jetzt mit der Wahl von Merkel auf die Flüchtlingskrise Einfluss nehmen möchte.

  8. Vereidiger

    Naja, ich weiß nicht… Bei Obama hatte das Komitee sich die Finger verbrannt, weil es der damaligen Euphorie („yes, we can“) erlegen war. Daher würde es mich wundern, wenn Frau Merkel nun „fällig“ wäre. Nicht umsonst heißt es zudem: „Wer als Papst in das Konklave hineingeht, kommt als Kardinal wieder heraus“…

  9. Wir könnten froh sein wenn wir jemanden wie Merkel bei uns hätten. Eine absolute Respektsperson; allerdings mit Ihrer Einwanderungspolitik käme ich auch nicht klar; wenn ich Deutscher wäre

  10. Es reicht!

    Das ausgerechnet die Kriegstreiberin in der Ukraine den Nobelpreis bekommen soll finde ich schon ein starkes Stück. Die Kanzlerin vertritt ausserdem genauso wie Obama die Rüstungsindustrie welche ja Töten. Das die dann noch denFriedensnobelpreis bekommen sollen ist irgendwie PERVERS.

  11. gerhards

    Merkel hat alles was belgische sp Politiker nicht haben. Steuerplus und NULL Neuverschuldung, Arbeitslosigkeit unter 7%, Wirtschaftskrisen sind in D völlig unbekannt und jetzt zeigt sie halt wofür das C steht.
    Zum Glück gibt’s weiterhin das deutsche Reinheitsgebot für Bier und jetzt könnt ihr wieder Meckern, nörgeln und knottern ihr Prüsse im Geiste ;-)

  12. ich hab da noch was!

    @ Gerhards, glauben Sie das selbst, was Sie da schreiben oder entstand dies im Bierrausch? Wenn ich Sie in den Foren richtig verstehe, sind Sie doch ein Bierfreund der DEUTSCHEN Marke: „Bitte ein BIT“….

  13. karlh1berens

    Ich bin überzeugt : Merkel hat ’ne Abmachung mit Putin : „Du räumst in Syrien auf und ich bespaße in der Zwischenzeit die Flüchtlinge bis die Luft da unten wieder rein ist.“

  14. Erfahrener

    Wir können froh sein, dass wir noch Frieden haben in Europa, besser etwas für die Flüchtlinge bezahlen und in Frieden leben, als Krieg zu haben. Es ist schon schlimm seine Heimat im Stich lassen zu müssen. Daher finde ich es auch für Richtig, dass Angela Merkel den Friedensnobelpreis erhalten soll;

  15. Réalité

    Wir in Europa können froh sein die Frau Merkel zu haben! Es ist die einzige Führungskraft mit Kopf und Verstand! Vor allem hat Sie Intelligenz und Weitsicht! Sie poltert nicht wie viele andere. Sie macht das mit ruhiger Hand und im Sinne der Bürger! Hoffentlich bleibt Sie uns noch lange erhalten!

  16. Werner Radermacher

    Pläne der Bundeskanzlerin

    Merkel will Ban Ki Moon beerben
    http://www.wort.lu/de/international/plaene-der-bundeskanzlerin-merkel-will-ban-ki-moon-beerben-537c58f0b9b398870802883c

    Das würde die „menschliche“ Entscheidung von Frau Merkel erklären, alle Flüchtlinge ohne Obergrenze nach Deutschland einreisen zu lassen! Opfert die Kanzlerin für ihre Karriere den inneren Frieden in Deutschland? Sollte es zu Ausschreitungen kommen, ist die Dame dann weit weg auf eine hochdotierten Pöstchen!

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