Politik

Fred Evers: „Ich bin ein Politiker der alten Schule“

Eupens Ehrenbürgermeister Fred Evers. Foto: Gerd Comouth

Der ehemalige Eupener Bürgermeister Fred Evers hat in einem Interview mit dem Grenz-Echo noch einmal einen Blick zurück auf seine politische Karriere geworfen. Dabei bewies der wortgewaltige PFF-Politiker, dass er auch mit 81 Jahren von seiner früheren Schlagfertigkeit nicht viel eingebüßt hat.

Das Interview enthält Aussagen, die Fred Evers schon in der Vergangenheit immer wieder gemacht hat. Dass er 1974 nur unter der Bedingung auf der Kammerliste der Liberalen kandidiert habe, dass er auf keinen Fall gewählt werde (und wurde dann trotzdem gewählt); dass er Elmar Keutgen auf dessen 50. Geburtstag zu seinem Nachfolger als Eupener Stadtoberhaupt vorgeschlagen habe…

Einige „alte Kamellen“ dürften heute allenfalls noch Insider älteren Jahrgangs interessieren, weil jüngere Menschen damit wenig anfangen können. Es gibt aber auch einige Anekdötchen, die der breiten Öffentlichkeit so noch nicht bekannt waren.

Fred Evers (Bildmitte) bei der Vorstellung der neuen Mehrheit Ende Oktober 2012. Foto: Gerd Comouth

Fred Evers (Bildmitte) bei der Vorstellung der neuen Mehrheit Ende Oktober 2012. Foto: Gerd Comouth

Nicht gerade schmeichelhaft ist das Interview für Evers‘ eigene Partei, die PFF. Auf die Frage, wen er sich als künftigen Eupener Bürgermeister vorstellen könne, hätte die einstige Galionsfigur der PFF ja ein bisschen Werbung für den heutigen Bürgermeister Karl-Heinz Klinkenberg oder für die Kammerabgeordnete Kattrin Jadin und seinen Nachfolger als Eupener Finanz- und Kulturschöffe, Philippe Hunger, machen können.

Aber nein, diesen Gefallen mochte er seinen Parteifreunden nicht machen. Wer für ihn als Stadtoberhaupt infrage komme, lautete die Frage des Grenz-Echo-Redakteurs. Antwort Evers: „Momentan sehe ich da keinen. Vielleicht steigt ja noch mal einer wie Phönix aus der Asche.“

In Bezug auf den amtierenden Eupener Bürgermeister meinte Evers sogar: „Karl-Heinz Klinkenberg ist Bürgermeister geworden, weil ich für die PFF die Stimmen geholt habe.“

Von direkter Demokratie scheint „der lange Fred“ derweil wenig zu halten: „Ich bin ein Politiker der alten Schule. Meine Auffassung war immer: Man ist gewählt für sechs Jahre, und in dieser Zeit darf man gefälligst auch entscheiden. Aber so funktioniert das heute nicht mehr. Für jeden Mist muss man jetzt eine Bürgerbefragung machen. Ich war immer der Meinung, die Bürger erwarten, dass man sie führt und sie nicht für jede Kleinigkeit fragt: ‚Wie hättet ihr es denn gerne?‘.“

Ein paar Anekdötchen gab Evers, der kürzlich zum dritten Mal geheiratet hat, ebenfalls preis. Zum Beispiel erinnerte er an seine „Männerfreundschaft“ mit dem langjährigen CSP-Schöffen Kurt Ortmann.

Fred Evers (Bildmitte) vor dem Eupener Rathaus bei seiner Hochzeit im Mai 2016.

Fred Evers (Bildmitte) mit Hochzeitsgesellschaft. Im Mai 2016 heiratete der Eupener Ehrenbürgermeister zum dritten Mal.

Weil seinerzeit die Subsidien für den Bau einer Straße zur neuen Industriezone auf sich warten ließen, habe Ortmann das Geld für das Straßenprojekt sogar aus eigener Tasche vorgestreckt. Das findet Evers heute noch „unglaublich“.

Einen Seitenhieb gab es in dem Interview für einen anderen früheren CSP-Schöffen: Patrick Meyer. Dessen langjährige Aktion, den „Go-Pass“ der Bahn gratis an junge Eupener zu verteilen, missbilligt Evers nach wie vor: „Da gab die Stadt Geld dafür aus, dass die Jugendlichen aus Eupen rausfuhren und sich irgendwo anders amüsieren gingen. Unglaublich, so etwas.“

Evers, wie er leibt und lebt… Obwohl der Eupener Ehrenbürgermeister seinerzeit als Finanzschöffe aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, geht es ihm heute nach eigenen Worten gesundheitlich gut, doch fügte er hinzu: „Aber klar, ich bin im 82. Lebensjahr, da zwickt es schon mal an der einen oder anderen Stelle. Ich darf mich jedoch nicht beklagen. Ich kann noch alles essen, alles trinken und noch Golf spielen. Was will ich mehr?“ (cre)

47 Antworten auf “Fred Evers: „Ich bin ein Politiker der alten Schule“”

  1. Josef Stoffels

    „Ich bin ein Politiker der alten Schule. Meine Auffassung war immer: Man ist gewählt für sechs Jahre, und in dieser Zeit darf man gefälligst auch entscheiden. Aber so funktioniert das heute nicht mehr. Für jeden Mist muss man jetzt eine Bürgerbefragung machen. Ich war immer der Meinung, die Bürger erwarten, dass man sie führt und sie nicht für jede Kleinigkeit fragt: ‚Wie hättet ihr es denn gerne?‘.“
    Herr Evers, so funktioniert das Gott sei Dank heute nicht mehr, dass der Wähler bei seiner Stimmabgabe sein Schicksal und sein Gewissen für 6 Jahre in andere Hände legt und für den Rest auf Gott vertraut. Die Bürger haben gelernt, den Mächtigen auf die Finger zu schauen und das ist gut so. Denn die Mächtigen neigen dazu, ihre Macht so weit wie möglich auszudehnen und oft auch zu missbrauchen, nicht selten zum eigenen Vorteil. Wir leben nicht mehr in der Zeit des Feudalismus. Ja, wenn unsere Politiker alle ehrlich, aufrecht und wirklich auf das Wohl ihrer Mitbürger bedacht wären… Aber leider ist dem nicht so!

    • Na sowas

      Herr Stoffels,dem ist nichts mehr hinzuzufügen.Die ach so tollen Politiker fragen immer mehr Ehrenamtlichkeit,natürlich alles kostenlos und die Politiker streichen die dicken Gelder ein ,schämt euch alle !

    • Wie Dax bin ich entschieden der Auffassung, dass Herr Evers Recht in diesem Punkt hat. Die wenigsten Bürger haben die Bereitschaft, sich mit strittigen Themen überhaupt inhaltlich zu befassen, geschweige denn sich umfassend zu informieren und das Ganze nicht mit referendumsfremden Fragen zu vermischen oder ohne Übersicht bloß irgendwelche Details in den Vordergrund zu stellen. Das konnte man jetzt im Vereinigten Königreich (wo allerdings das Volk prinzipiell nicht der Souverän ist, der letztlich zu entscheiden hat) wieder hervorragend studieren. Es wurde im Wahlkampf letztlich nur um einige wenige angebliche Folgen des Referendums gestritten und viel Wesentliches und Grundsätzliches nicht allgemein diskutiert, es wurde bis zum Schluss unverhohlen gelogen – und dann wollte keiner die Verantwortung für die Umsetzung übernehmen, denn die (auch von Dax erwähnten) Demagogen, die den Bürgern den Himmel auf Erden versprechen, sind nur Spieler und zu konsequentem, verantwortlichem Handeln weder bereit noch fähig.

    • The good old Times

      Alles hatte seine Zeit , auch ein Fred E. Hat das G.E nix, aber auch gar nix anderes um das Sommerloch zu füllen ? Kein umgefallener Sack Reis in China ? Kein Doppelmord im Streichholzdöschen in der unteren Haasstrasse ?
      Bo Ey….

    • Baudimont

      Steuer- licher Privilegien und staatlicher Beihilfen ? Das ist Feudalismus pur !
      Privilegien der Staatsdiener ? Das ist Feudalismus pur !
      Das ganze System des Vererbens ist ein Relikt des Feudalismus !
      Inflation, Arbeitslosigkeit, Afsca INQUISITION ? Auch Feudalismus pur !

  2. Herr Evers vertritt in der Tat eine politische Klasse, die neuerdings bei Wahlen systematisch abgewählt wird, weil ein Teil der Bürger ihr nicht mehr vertraut, schon gar nicht für 6 Jahre. Das Brexit-Votum in Großbritannien war eher ein Votum gegen die etablierte politische Klasse als gegen Europa. Die Briten wollten der Politik einen Denkzettel verpassen und waren nachher erschrocken, dass dies den Brexit zur Folge hatte, den sie eigentlich nicht wollten.

    • Misstrauen

      Guter Kommentar. Das allerbeste ist, 2 mal gewählt und dann Auf nimmer wiedersehen! Damit wäre vor allem dem vielen Klüngel einen Riegel vorgeschoben. Die Nachfolger wären dynamischer, und damit frisches Blut. Wenn man heute sieht was die Leute sich alleine an Best bezahlte Posten usw anheimsen. Die sammeln diese regelrecht, um ja viel Altersrente zu kassieren.

  3. Der lustige Eupener

    Na der liebe Fred
    Alter ich dachte du lebst schon nicht mehr
    Gut hast du dein Nachfolger angelernt den Hunger , ganz so wie Du was nicht passt wird passend gemacht.
    Ach ja Fred waren das noch Zeiten wo du auf der Kreuzung bei Bosten versucht hast den Verkehr zu regeln.
    Mit mässigem Erfolg so auch wie deine Politik
    Na schön dass du dich wieder mal meldest
    Nur als Rentner hat man doch keine Zeit und altersdemenz sorgt schon mal dafür dass man Mist erzählt
    Also setz dich zuhause an deinem Pool und Spiel dort Diktator
    Denke wir wollen und brauchen dich nicht
    Obwohl die jetzige Mehrheit ist auch nicht besser
    Na Fred werd glücklich aber geh uns nicht auf den ……

    • Ich glaube, Der lustige Eupener ist christlicher Gewerkschaftler und kocht gerne alten, kalten Kaffee auf. Logisch, seit die Eupens Straßen bei ihren Streikblockaden nicht mehr mit ihren brennenden Blechtonnen brandschatzen dürfen, haben die auch keinen warmen Kaffee mehr.

      • Der lustige Eupener

        @ YZ
        Komisch was sie alles wissen, habe jedoch noch ie an irgendeiner Streikaktion teilgenommen
        Jedoch ist es mit der Politik doch schon komisch sind die in der Oposition wird über das tun der Merheit geschimpt. Sind sie dann in der Merheit ändert sich nix
        Der Brexit kommt doch durch sowas zustande der Bürger sieht nur den Unsin den die da treiben.
        Fred s zeit ist vorbei er solls dabei belassen und andere mal weiter unser DÔrfchen versauen lassen.
        Schade dass unsere Stadt de Weser runter geht

  4. Ein alter Pensionär

    Die Politik Leute können es einfach nicht lassen. Müssen trotz ihres Alters noch drein reden, und sich bemerkbar machen. Natürlich zu meist das gute und positive. Habe noch selten einen gehört der Demut an den Tag legte dabei. Der Neid auf Patrick Meyer sicher auch wegen der Sympathie die letzterer bekam durch diese Aktion !? Lassen Sie es gut sein Herr Evers, spielen Sie weiter Golf, leider kann ich mir den Sport nicht leisten wegen meiner mickrig kleinen Rente. Sie waren sehr lange dabei, deswegen wahrscheinlich nicht das Problem.
    Nun ja, Sie noch ich , keiner nimmt was mit. Und der da oben macht bekanntlich sowieso keine Unterschiede wenn wir da ankommen.

  5. Was will Fred Evers uns mit diesem Interview mitteilen? Dass er alles richtig gemacht hat? Und was war da mit dem Schlachthof und dem ATC? Dass Evers kein positives Wort über seine Parteikollegen verliert, ist wieder mal typisch. Schon damals hat er es vorgezogen, einen CSP-Mann für seine Nachfolge vozuschlagen als jemanden aus seiner eigenen Partei, denn in der PFF hält er sich wahrscheinlich für einzigartig auf immer und ewig.

    • Zappel Bosch

      Lambertz/SP hat auch mal Paasch/ProDG als seinen geeignetsten Nachfolger gelobt. Auch ein großes „Kompliment“ an seine eigene Partei. Allerdings hat er das später relativiert, und vor allem hatte er sich nie und nimmer vorgestellt, dass das so schnell gehen würde…

  6. Réalité

    Sehr vieles geschriebene von hiervor bestätigt meine „gebetsmühlenartige Texte“ welche ich schon sehr lange veröffentliche. Da sich da nichts grosses ändert von Seiten der Politik, ist der Bürger mehr und mehr Politikverdrossener geworden.
    Und das wird sich so fortsetzen. Mehr und mehr.
    Die Politik von heute hat sich das selber so ein gebrockt.
    Klammheimlich sich selber die Diäten kräftig erhöht.
    Sich bedient an Posten links und rechts, alles so nebenbei. Unser Herr Lambertz war u a ja noch nach Bratislava für die EU. Was soll dieser Unfug!?
    Haben wir nicht genug Akteure in Brüssel rum laufen? Da werden so unter der Hand immer noch mehr an Ausweichjobs und Zubrote gesammelt, ob nötig oder nicht. Das wird einfach so über den Köpfen der Bürger hinweg geschaffen. Denen dann danach als überaus wichtig und dringend notwendig erklärt.
    Was bleibt ihm denn dann anders übrig als den ganzen Trubel auch noch zu bezahlen.
    Wann werden diese Leute ja mal vernünftig und kommen auf den Boden der Tatsachen zurück?

  7. Ich fand das Interview gut. Etwas arrogant hier und da, doch ehrlich und direkt. Auch dass er etwas gegen Volksentscheide hat, finde ich logisch. Als Bürgermeister muss man den Mumm haben, in jeder Hinsicht Entscheidungen zu treffen.

  8. Es reicht!

    Ein alter Diktator. Wie kann man dem noch Platz in den Medien machen. Pensioniert ist pensioniert. Er soll gefälligst seine Millionen draufhauen oder ehrenamtlich im Asylbewerberheim die Leute unterhalten.
    OD hätte besser daran getan den Arktikel nicht zu posten. Jetzt will sicher der andere Diktator aus dem Süden der DG auch eine Plattform erhalten um seine Oberlehrerhaften Ansichten kund zu tun.

  9. Zu viel ist zuviel!

    Unsere Politiker hier in der DG glänzen zu meist auf Fotos, mit harmlosen Kommentaren, kleinen Taten, grosse Reisen, Gesprächen und vielerlei nutzloses Getue;
    Es wäre sehr viel besser und nützlicher mal anzufangen und das alles in Frage zu stellen.
    Wie heute der Herr Antoniadis mit seinem Interview im BRF bzgl Gewalt gegen alte Leute. Viel Blabla um wahrscheinlich nicht viel dahinter?
    Politik ist viel zu seriös um damit um zu gehen wie man es in der DG tut.
    Hier wird viel zu vieles ins Lächerliche gezogen.
    Angefangen bei dem Überangebot und all den Posten für unsere so kleine Volksgruppe.
    Man hat es übertrieben, von Anfang an! Wem nützt das ganze? Raten sie mal?

    • Muss man auch jetzt nicht, man will es um auch „Öko“ zu sein. Einfach nur traurig wie schnell sich die Liberalen dieser neuen Volksreligion anbiedern. Ich hätte da mehr Rückgrat erwartet…

  10. Ein Opfer mehr

    Laut vielen Eupenern, die ich kenne, war der Herr Evers zumindest um Längen :-))) besser als das heutige Oberhaupt – und das davor ebenfalls. Ich darf gar nicht schreiben welche Wörter benutzt werden um die beiden Herren K. zu bezeichnen (summa summarum= 0,0).

  11. CAKMAK Bayram

    Herr EVERS,
    Seit 1994 lebte ich in Eupen, ich möchte mich schleimen nach Jahren es mir Klar geworden was Sie und für mein Familie getan haben…Damals gabs ganz anderes Situaton,heute Regierung PAASCH von diesen Herrn und seine Angestllten fuhle ich mich shr Diskrimirend obwohl ich eiener dieser Staat Bürger bin….es macht mich traurig….

    ich habe sie nicht vergessen und Manchen Politiker Sie als beipsiel, solange sie von Ihnen hören dann Reagiern sie anders…
    Machen Sie sich keine Sorge,, ich beschutze ihren Namen nicht.
    Sie sind vielleicht ein Geschicte, Menchen wie ich werden wir Sie
    nie vergessen !

    mit Respektvollen Grüssen.

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