Zwischenruf

„Frau Franzen, Sie haben den ganzen Abend nur gejammert“

Die Wahldebatte von BRF und Grenz-Echo am kommenden Dienstag im Triangel in St. Vith wird wohl das einzige Highlight in diesem müden Wahlkampf sein. Es ist das dritte Mal nach den Gemeinderatswahlen 2006 und der PDG-Wahl 2009, dass BRF und Grenz-Echo gemeinsam eine Podiumsdiskussion durchführen. Bei den Gemeinderatswahlen 2012 hatte der BRF aus Spargründen auf Wahldebatten mit Publikum verzichtet und stattdessen nur Diskussionen im Studio ausgestrahlt. Das Grenz-Echo hatte eine öffentliche Diskussion in Eupen organisiert.

Wahldebatten haben eben mehr zu bieten als all die Wahlveranstaltungen, die es sonst noch gibt, vor allem wenn sie im Hörfunk, Fernsehen und Internet ausgestrahlt werden. Für die Diskussionsteilnehmer sind solche Debatten eine echte Herausforderung, denn du weißt, dass ein Fauxpas an diesem Abend für dich gravierende Folgen haben könnte. Psychisch und physisch wird einem alles abverlangt.

Das gilt übrigens nicht nur für die Spitzenkandidaten, die an der Diskussionsrunde teilnehmen, sondern auch für die Moderatoren von BRF und Grenz-Echo.

Ein übergeordnetes Interesse

2006 und 2009 hatte ich selbst in meiner Eigenschaft als Chefredakteur des Grenz-Echo das „Vergnügen“, zusammen mit dem Kollegen Rudi Schroeder vom BRF eine dieser Wahldebatten zu leiten.

Ich hatte mich immer dafür stark gemacht, dass BRF und Grenz-Echo zusammen diese Diskussionsrunde durchführen konnten, weil ich in meiner damaligen Funktion der Meinung war, dass das Grenz-Echo dem BRF nicht alleine das Feld überlassen sollte.

Ich muss gestehen, dass mir die Moderation einer Wahldebatte überhaupt nicht liegt. Ich leide auf der Bühne wie ein Hund. Ich bin einer von der geschriebenen Presse und mag es überhaupt nicht, im Rampenlicht zu stehen. Ich habe auch keine große Mikrofon-Erfahrung. Jedoch gab es hier sozusagen „ein übergeordnetes Interesse“, dem ich mich zu fügen hatte.

Live ist live – gesagt ist gesagt

2009 im Ambassador Hotel Bosten schwitzte ich schon nach wenigen Minuten – auch wegen der starken TV-Scheinwerfer – dermaßen, dass der Kollege Rudi Schroeder mir schon nach wenigen Minuten ganz diskret ein Taschentuch reichen musste, damit ich mir jedes Mal dann, wenn ich nicht im Visier der Kameras war, den Schweiß von der Stirn abwischen konnte.

Probleme bereitete unser Zeitmanagement. Die Debatte dauerte viel länger als geplant. Zu allem Überfluss leistete ich mir am Ende der Sendung noch einen Fauxpas, der damals viel Aufsehen erregte. Kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, wurde mir klar, dass ich dies besser nicht gesagt hätte. Aber so ist das nun mal bei einer Liveveranstaltung. Gesagt ist gesagt.

Auf Fettnäpfchen immer wieder angesprochen

Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich an die Adresse der Spitzenkandidatin von Ecolo, Franziska Franzen, gesagt: „Frau Franzen, Sie haben eigentlich den ganzen Abend nur gejammert.“ Oder so ähnlich. Buh-Rufe im Saal, und noch Tage, Wochen, ja Monate später wurde ich auf dieses Fettnäpfchen angesprochen.

Das ist jetzt Schnee von gestern. Mir tat das damals auch leid, aber live ist eben live. Ich konnte die Geschichte nicht mehr ungeschehen machen. Vielleicht wäre solch ein Satz im Jahre 2014 auch gar nicht so gravierend wie damals. Denn heute bekommen Politiker noch ganz andere Dinge zu hören…

GERARD CREMER

11 Antworten auf “„Frau Franzen, Sie haben den ganzen Abend nur gejammert“”

  1. Kopfschüttel...

    Das kann dieses Jahr nicht passieren, denn Cremer (senior) moderiert zum Glück nicht. Es sei denn, er steckt seinem Sohnemann vorher die Unflätigkeiten die dieser anbringen soll.

  2. Réalité

    -Die arme Frau Franzen!

    ….muss aber auch immer herhalten!

    Nicht nur damals bei Ihnen Herr Cremer,noch vielmehr danach die lange und peinliche Wartezeit,auferlegt und gewollt von MP Lambi!(Kopfschütteln!)

    Bis dann endlich Nikolaustag war,und damit „Bescherung“!

  3. Wahlfisch

    Wieso ins Fettnäpfchen getreten, Herr Cremer ? Die gute Frau hat sehr wohl gejammert, zwar nicht den ganzen Abend, aber durchaus vernehmbar. Das war doch wohl noch harmlos zu dem, wie Politiker beispielsweise in der Heute-show “ dargestellt“, bzw.bloßgestellt werden.
    Die öffentlichen Medien , ob Grunz-Echo oder Behäräff, buckeln sowieso zu sehr vor den Politker/innen. Kritische Berichterstattung ist was anders

  4. Nisperter

    Hoffentlich erinnern sich die Leute am 25. noch daran, warum der BRF 2012 nicht dabei war: die Medienministerin und eigentlich die ganze Regierung hatte dem Öffentlich-Rechtlichen die MIttel gekürzt, erinnern wir uns an den Smiley und die Entlassungen im BRF.

  5. Statement

    ich habe damals die Aufregung um diesen einen Satz nie verstehen können. Man kann darüber streiten, ob ein Moderator das Auftreten eines Kandidaten oder einer Kandidatin bewerten sollte, aber allgemein war das doch eine eher harmlose Bemerkung. Ich fand die Debatte damals sehr gut und lebendig. aber es ist klar, so kurz vor den Wahlen ist die Stimmung aufgeladen, da ist manchem Langeweile lieber als die eine oder andere Belebung durch angeblich deplatzierte Kommentare.

  6. Wenn in der heißen Phase des Wahlkampfes einem Journalisten nichts Besseres einfällt, als sein Verhalten bei einer Wahldiskussion vor 5 Jahren zu kommentieren, … dann, ja dann ist entweder der Wahlkampf der Parteien bedenklich langweilig… oder der Journalist gelangweilt und ein wenig selbstverliebt. Wahrscheinlich ist es beides.

      • Stimmt, der Wahlkampf ist langweilig, vor allem, weil keine Partei der anderen weh tun will, man möchte ja koalieren.
        Aber er ist vor allem langweilig, weil die Journalisten es auch zulassen…

        • und weil es scheinbar eine Themen gibt, über die es sich streiten lohnt. Friede, Freude, Eierkuchen … Nur die Plakate unterscheiden sich in ihren Farben. Aber langweilig sind auch sie. Denn außer Zahnpastalächeln mit der Botschaft „wählt mich“ sind sie nichtssagend und schlecht gemacht. Ach ja, da ist ja noch ÄKOLLO. Die sind für Möhren, die Sonne, Häuser, Kinder und Wind.
          Gähn….

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