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Französische Schiedsrichterin pfeift Fußball-Geschichte

02.12.2020, Italien, Turin: Am 2. Dezember 2020 leitete Stephanie Frappart beim 3:0-Erfolg von Juventus Turin gegen Dynamo Kiew als erste Frau eine Champions-League-Partie der Männer. Foto: Marco Alpozzi/LaPresse via ZUMA Press/dpa

Wenn nach einem Fußballspiel wenig oder gar nicht über die Schiri-Leistung gesprochen wird, ist dies immer ein gutes Zeichen. Dass nach der Champions-League-Partie von Juventus Turin nicht nur über Cristiano Ronaldo geredet wurde, hatte aber andere Gründe.

Juve-Trainer Andrea Pirlo sprach über das 750. Profi-Tor von Superstar Cristiano Ronaldo und das bevorstehende Gruppenfinale gegen den FC Barcelona. Den fußball-historischen Augenblick und die besondere Schiedsrichterinnen-Premiere erwähnte der Chefcoach des italienischen Rekordmeisters Juventus Turin nach der Champions-League-Partie gegen Dynamo Kiew in seiner ersten Analyse mit keiner Silbe.

02.12.2020, Italien, Turin: Illya Zabarnyi (l) von Dynamo Kyiv erhält von Schiedsrichterin Stephanie Frappart (2.v.r) die Gelbe Karte. Foto: Marco Alpozzi/LaPresse/AP/dpa

Was dem 41-Jährigen in anderem Kontext als Ignoranz oder gar Chauvinismus ausgelegt werden könnte, war jedoch im Grunde das größte Kompliment, das er unausgesprochen aussprechen konnte. Über den Schiedsrichter musste er nach dem 3:0 am Mittwoch nicht reden.

Dies taten andere – weil es eben kein Schiedsrichter war, sondern eine Schiedsrichterin. Die Französin Stéphanie Frappart pfiff ein kleines bisschen Fußball-Geschichte, weil sie die erste Frau war, die von der Europäischen Fußball-Union UEFA mit der Spielleitung einer Champions-League-Partie der Männer betraut wurde.

“Es wurde Zeit“, twitterte der deutsche Nationalspieler Ilkay Gündogan und bezeichnete die Premiere als „große Errungenschaft und Inspiration für andere“.

Die 36-Jährige aus Herblay-sur-Seine hatte im vergangenen Jahr bereits die Partie um den Supercup zwischen dem FC Liverpool und dem FC Chelsea (7:6 nach Elfmeterschießen) gepfiffen.

02.12.2020, Italien, Turin: Schiedsrichterin Stephanie Frappart kommt zum Aufwärmen auf den Platz. Foto: Marco Alpozzi/LaPresse via ZUMA Press/dpa

In der Europa League war sie zuletzt am 22. Oktober bei der Partie Leicester City gegen Sorja Luhansk aus der Ukraine (3:0) im Einsatz. Und nun durfte sie auf der prominentesten Bühne des Club-Fußballs ihrem Job nachgehen.

„Es ist großartig. Ich freue mich riesig für sie, dass ihr diese Ehre zuteil wird und die UEFA nicht nur im fußballerischen Wettbewerb auf Leistung setzt, sondern auch bei den Schiedsrichtern die Besten nominiert. Dazu gehört sie auf jeden Fall“, hatte Deutschlands erste Profi-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus, die mittlerweile zurückgetreten ist, schon vor dem Anpfiff bei Sport1 gesagt.

Frappart pfiff fehlerlos, unaufgeregt, freundlich. „Frappart perfekt“, überschrieb die französische Sportzeitung „L’Équipe“ ihren Beitrag zu der Premiere, die natürlich am Tag danach thematisiert und von der UEFA auch bewusst mit kleinen Filmchen und Beiträgen im Netz inszeniert wurde, künftig jedoch hoffentlich nicht mehr permanent als Besonderheit Erwähnung finden muss. (dpa)

Nachfolgendes VIDEO zeigt Stéphanie Frappart bei ihrem Einsatz in Turin:

https://twitter.com/dw_sport/status/1334403133376782336?s=21

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