Notizen

Macron und Le Pen liefern sich harten Schlagabtausch in TV-Duell

Die Kandidatin Marine Le Pen und der Kandidat Emmanuel Macron vor dem TV-Duell am 3. Mai 2017 in einem Fernsehstudio in La Plaine-Saint-Denis, im Norden von Paris. Foto: epa

Kurz vor dem Finale der französischen Präsidentenwahl haben sich die Kandidaten Marine Le Pen (Front National) und Emmanuel Macron (En Marche!) einen Schlagabtausch mit schweren persönlichen Vorwürfen geliefert. Es grenzte schon an eine Schlammschlacht, was die TV-Zuschauer am Mittwochabend geboten bekamen.

Beide Bewerber um das höchste Amt des Staates schenkten sich nichts, wirkten oft aggressiv und gereizt. Le Pen und Macron fetzten sich oft so heftig, dass beide gleichzeitig sprachen und der Zuschauer wegen dieser Kakophonie nichts mehr verstand.

Le Pen vertrat betont linke Ideen im TV-Duell – womöglich in der Hoffnung, in der Stichwahl einen nicht unerheblichen Teil der Wähler der beiden linken Kandidaten Benoît Hamon und Jean-Luc Mélenchon zu sich rüberziehen zu können.

Der sozialliberale Macron kritisierte, die Rechtspopulistin Le Pen vertrete mit ihrem Abschottungskurs einen „Geist der Niederlage“. Le Pen attackierte Macron ihrerseits wegen seiner wirtschaftsfreundlichen Positionen als „Kandidat der wilden Globalisierung“.

Schicksals-Abstimmung

Die Stichwahl am Sonntag gilt als Schicksals-Abstimmung für Europa, weil Le Pen ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft Frankreichs anstrebt und im Euro-Land Frankreich wieder eine nationale Währung einführen will.

Das von den Sendern France 2 und TF1 übertragene TV-Duell, das im deutschen Fernsehen von Phoenix mit der Möglichkeit der Simultanübersetzung gezeigt wurde, war das einzige direkte Aufeinandertreffen der beiden Finalisten.

Foto: Shutterstock

Macron bezichtigte Le Pen der Lüge und warf ihr vor, die „echte Erbin“ der „Partei der extremen Rechten Frankreichs“ zu sein.

Le Pen bemüht sich seit Jahren, ihrem Front National eine gemäßigtere Außendarstellung zu verschaffen. Le Pens Versprechen, die Kaufkraft der Franzosen zu stärken, sei nicht gegenfinanziert, sagte Macron: „Sie werden entweder die Steuern erhöhen oder die Schulden erhöhen.“ Die von Le Pen geforderte Absenkung des Rentenalters auf 60 Jahre koste 30 Milliarden Euro: „Das ist nicht finanzierbar.“

Le Pen hielt dagegen, sie wolle Milliarden bei den Ausgaben für die EU und für die Einwanderung einsparen. „Ich gebe den Franzosen ihr Geld zurück.“

Die 48-Jährige warf Macron mehrfach vor, wegen seiner Zeit als Berater des sozialistischen Amtsinhabers François Hollande und als Wirtschaftsminister von 2014 bis 2016 für Fehlentwicklungen mitverantwortlich zu sein. Zudem griff sie Macron wegen seiner Vergangenheit als Investmentbanker an. Ihm fehle der „Nationalgeist“.

Macron tritt unabhängig von den traditionellen Parteien an und hatte den ersten Wahlgang am 23. April mit 24% gewonnen, Le Pen kam auf 21,3%.

Was sind die Umfragen wert?

Nach wie vor sagen Umfragen einen klaren Sieg von Macron voraus. Allerdings weiß man nicht, wie zuverlässig die Demoskopen diesmal sind, lagen sie doch sowohl beim „Brexit“-Referendum in Großbritannien als auch bei der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA daneben.

Hinzu kommt, dass es vor der Stichwahl in Frankreich viele Unentschlossene noch gibt.

Außerdem ist nicht gesagt, dass die Wähler, die im ersten Wahlgang am 23. April für einen der unterlegenen Kandidaten gestimmt haben, überhaupt zur Wahl gehen (zumal Montag, der 8. Mai, in Frankreich ein Feiertag ist) bzw. der Wahlempfehlung des Kandidaten (für Macron) Folge leisten werden. (dpa/cre)

Zum Thema siehe auch folgende Artikel auf „Ostbelgien Direkt“:

19 Antworten auf “Macron und Le Pen liefern sich harten Schlagabtausch in TV-Duell”

  1. Töröö

    Ich mag den Macron und vorallem meine Mutter mit ihren 82Jahren rechnet sich auch Chancen bei ihm aus. Wobei dat Vrouw Le Pen nix für mich ist… irgendwie käme ich mir da so kommandiert vor und kochen kann die bestimmt auch nicht. Da bleibe ich lieber bei Mutti.

  2. De Gaulle

    Man kann jetzt die Le Pen verteufeln und verabscheuen, Fakt ist aber auch: Mit Macron wird sich für Frankreich nichts ändern. Er ist einer vom System, ein Ex-Banker, der sich als Sozialliberaler ausgibt.

  3. EU-Kritiker

    Von seiner Arroganz her würde Macron bestens zu unserem östlichen Nachbarn passen.
    Die Franzosen haben in meinen Augen die Wahl zwischen Pest und Cholera. Le Pen ist keine geeignete Präsidentin ( kommt fast nur glaubwürdig rüber, wenn es um die Bekämpfung der Kriminalität und des Islamismus geht) und Macron auch nicht : zu arrogant, überheblich und als Banker eher der Freund der Bosse, sprich Großkonzerne. In Frankreich wird sich kaum was ändern

  4. Ist schon irgendwie witzig. Die eine Hälfte im Forum beschimpft Politiker die im richtigen Leben nie einen Beruf ausgeübt haben, die andere Hälfte diffamiert Einen der vorher einer geregelten Arbeit nachging.

  5. Töröö

    Also da kann ich nur sagen, Macron ist beliebt bei älteren Damen und er sieht verdammt gut aus. Madame Le Pen kocht bestimmt nicht mal richtig Kaffee, wird dann nur ne braune Brühe. Da dürfte einem die Wahlentscheidung leicht fallen.

  6. Auch wenn die Bedenken bei Le Pen als Präsidentin recht groß sind, so könnte Macron nach Hollande und Sarkozy der nächste Präsident Frankreichs werden, welcher z.B. Frau Merkel ebenfalls kopfnickend die Hände schüttelt, deren Vorstellungen vertritt und ihr loyal zur Seite steht… Wohl kaum jemand, der es wagen würde, einer „mächtigen“ Person mal die Stirn zu bieten…

  7. Die Le Pen hat endlich mal laut gesagt was viele leise denken : raus mit den von den Behörden bekannten IS Kriegern, und Haftstrafen im Heimatland absetzen. Das nenne ich ein klares Programm !

  8. Radio Euro

    Ich kann verstehen, wenn jemand stinkig ist und sich abgehängt fühlt. Ich kann verstehen, dass dieser Le Pen wählt (vor allem nach dem Totalausfall Hollande). Was ich nicht verstehe ist, dass er den Plan von Le Pen gut findet. Warum kann dieser Wähler nicht sagen: Mir stinken die da oben, und Le Pen ist gegen die da oben – deshalb wähle ich sie. Aber ihr Plan ist albern.

    Sie möchte den Franc neben dem EUR sehen. Sie möchte sich abschotten. Zölle auf ausländische Produkte. UND sie möchte gleichzeitig auf den Export setzen. Der gesunde Menschenverstand sagt, dass beides nicht geht. – EUR für den internationalen Zahlungsverkehr der „Konzerne“, und den Franc für „den kleinen Mann“ vor Ort. Und wieso soll Spanien z.B. Sachen aus Frankreich ordern, während Spanien für den Export nach Frankreich zahlen soll? Spanien ist doch nicht bescheuert.

    Im deutschen Fernsehen kam danach eine Doku. Unter anderem über einen Zeitungsverkäufer in den Straßen Paris‘. Der nicht wählen kann. Er ist Ausländer, seine Kinder sind Franzosen. Der hat etwas gesagt. Sinngemäß, dass er nur sich selbst helfen kann und er nur sich selbst vertraut. Einer Le Pen würde er dies nicht zutrauen. Das stand im Gegensatz zu vielen Le-Pen-Wählern, die meinen, dass sie helfen soll. Hier die Franzosen, denen es sicher schlecht geht und die Hilfe wollen von Dritten. Von oben. Von einer Politikerin, die seit Jahrzehnten aktiv ist, im EU-Parlament sitzt. Und dort der Straßenverkäufer, seit Jahrzehnten in Paris, dem klar ist: Du kannst Dir mur selbst helfen…

    • Réalité

      Die User auf O D möchten unbedingt die Wellenlänge vom Radio Sender wissen!
      Bitte um prompte Veröffentlichung.
      Das scheint uns allen hier ja wenigstens ein informativer Sender zu sein!? Würde dem BRF jedenfalls ein dicker Konkurrenzbrocken sein.
      Senden Sie auch am Abend noch spät, und des Nachts?
      Bitte dann auch mal das Sendeprogramm, Sendezeiten, Reporter, Redakteure usw kund tun. Wer, welche Sponsor(en) unterstützen den Sender? Wo ist er zu empfangen?
      Danke!

  9. Töröö

    Komisch, von den wahren Werten redet keiner:( Steuernsenkungen für Fassbiere, abverkauf von Reisfladen direkt vom Erzeuger, Ticketpreissenkung bei Hillclimbing am Schönenberg und natürlich Gestaltung der Liegewiese im Wetzlaarbad.

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