Gesellschaft

Ryanair-Chef O’Leary: „Das Fliegen ist viel zu billig“

24.06.2022, Nordrhein-Westfalen, Köln: Passagiere stehen in einer Schlange von mehreren hundert Metern für die Sicherheitskontrolle am Flughafen Köln-Bonn an. Foto: Thomas Banneyer/dpa

Die Reiselust der Menschen ist groß nach mehr als zwei Corona-Jahren. Doch Airlines und Flughäfen fehlt Personal. Hinzu kommen nun auch noch Streiks und wieder mehr Corona-Krankmeldungen. Der Flugverkehr erlebt einen chaotischen Sommer. Es könnte der Anfang vom Ende der Billigflugreisen sein.

Brussels Airlines gab am Montag bekannt, dass in den Monaten Juli und August 675 Flüge ausfallen würden. Dadurch sollen neue Streiks verhindert werden. Kabinenpersonal und Piloten verlangen von der Direktion Maßnahmen, um den Arbeitsdruck zu reduzieren.

Michael O’Leary, der Chef von Ryanair, kündigte seinerseits eine Erhöhung der Ticketpreise für mindestens fünf Jahre an. „Das Fliegen ist für das, was es ist, viel zu billig geworden“, erklärte O’Leary für die Financial Times.

30.06.2022, Nordrhein-Westfalen, Köln/Bonn: Gepäck wird auf dem Vorfeld am Flughafen Köln/Bonn mithilfe eines Transportbandes aus einer Passagiermaschine der Ryanair geladen. Foto: Thomas Banneyer/dpa

„Jedes Mal, wenn ich nach London Stansted fliege, finde ich es absurd, dass es teurer ist, mit dem Zug ins Zentrum von London zu fahren, als von Irland nach Großbritannien zu fliegen.“

Nach Ansicht der auf Wirtschaft spezialisierten Tageszeitung müssten die Tickets um 25 bis 50 Prozent teurer werden. Der Chef von Ryanair kündigte unter anderem an, dass die Preise von 40 Prozent auf 50 oder 60 Euro steigen würden.

Wie lässt sich diese Erhöhung erklären? Michael O’Leary sagte, dass die Einschränkungen mit der Zeit zunehmen würden. Insbesondere die hohen Treibstoffkosten und die Umweltsteuern. Er fügte hinzu: „Die Branche der Billigfluglinien ist bei so niedrigen Preisen nicht nachhaltig.“

Laut den Zahlen des Flugvergleichsdienstes Kayak.com sind die Preise in diesem Sommer gestiegen. Bei vielen Tickets ist der Preis jedoch in den letzten zehn Jahren gesunken.

Ryanair-Chef Michael O’Leary äußert sich bei einer Pressekonferenz. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Die flämische Zeitung „De Standaard“ kommentiert am Montag das Chaos auf vielen europäischen Flughäfen wie folgt: „Die chaotischen Szenen, die sich zu Beginn des Sommers auf den europäischen Flughäfen abspielten, die zunehmenden Verspätungen, die Annullierungen und die erbärmlich langen Wartezeiten veranschaulichen treffend die Zerrüttung unseres Wirtschaftsmodells. Vor Corona liefen die Dinge wie am Schnürchen. Ein harter Wettbewerb und eine eiserne Logik der Kostensenkung bändigten das Chaos. Doch plötzlich kollidierte dies mit einem unerwarteten menschlichen Faktor.“

Weiter heißt es: „Vielleicht erleben wir ja nur ein vorübergehendes Aufbäumen, bevor die Rezession zuschlägt und Arbeitsplätze verlorengehen. Aber es wird nun offenbar, wovor auch Reisende gerne die Augen verschließen: die schlechte Qualität vieler Jobs, die für das Funktionieren der oft lächerlich billigen Luftfahrt unentbehrlich sind.“

„De Standaard“ kommentiert abschließend: „Der akute Arbeitskräftemangel auf vielen Flughäfen ist kein Naturgesetz. Das wird vor allem durch die schlecht bezahlten und wenig angesehenen Jobs in der Gepäckabfertigung oder beim Sicherheitspersonal deutlich, das befristete Verträge und schlechte Arbeitszeiten hat, ohne viel zu verdienen.“ (dpa/cre)

15 Antworten auf “Ryanair-Chef O’Leary: „Das Fliegen ist viel zu billig“”

  1. Corona2019

    Ausgerechnet!
    Welche Airline hat denn die anderen Fluggesellschaften wie Air Berlin usw….. durch billigflugangebote in den Ruin getrieben ?
    Dass man ausgerechnet den Heuchlern in der Wirtschaft ein Platz in den Medien verschafft ist allerdings genauso skandalös.
    Es ist doch immer das gleiche .
    Große Firmen treiben andere gesunde Firmen durch ihr Lohndumping und Billigangebote in den Ruin, um sich anschließend scheinheilig in den Medien zu äußern.
    Wenn der Politik noch wirklich Arbeitsplätzen in Europa am Herzen liegen, dann sind vor allen Dingen Fusionen der Ausbeuter zu verhindern , sowie die Ausbeutung selber , durch das nicht korrekte bezahlen der Arbeitnehmer, wie es in sämtlichen Branchen noch immer der Fall ist.

  2. Wo fliegen die denn alle hin? Die meisten in Orte, wo entspannter Urlaub wegen Massentourismus unmöglich ist. Ja dann viel Spaß! Schlau werden die sowieso nicht. Die fallen jedesmal auf den gleichen Hype hinein.

  3. Robin Wood

    @Corona2019
    Da stimme ich Ihnen zu.

    Auch geht es nicht nur darum, dass viele Jobs unterbezahlt sind. Während Corona wurden viele Menschen an den Flughäfen oder Airlines gekündigt. Diese haben sich zwischenzeitlich was anderes gesucht und fehlen nun an allen Ecken und Enden.

    Auch will man inzwischen mit Zuwanderungen Kräfte im Horeca-Bereich besetzen. Würde hier anständig gezahlt, fänden sich auch einheimische Service-Kräfte.

      • Corona2019

        @ – Robin Wood 12:27

        Sicherlich hat man viele Arbeitnehmer wegen der Pandemie gekündigt, zuerst hat man sich aber Entschädigungen in die Tasche gesteckt, die unter anderem verhindern sollten dass Arbeitnehmer gekündigt werden.
        Das ganze könnte man unter den Teppich kehren, oder auch als Betrug bewerten.

  4. Ekaterina

    Wie nett.
    Zuerst führt man die Pandemie ein, danach feuert man das Personal und nun herrscht überraschend Chaos in den Flughäfen! Ihr Insekten solltet besser zu Hause bleiben! Was kommt als nächste gute Tat??

  5. Das meint Frau Ekaterina wohl gar nicht, die Insektenbeförderung. Ihr liegt einfach nur daran, andere Menschen herabzuwürdigen, eigentlich sogar die Mensch-Qualität abzusprechen. Nicht sympathisch!

  6. Die „Mensch-Qualität“, das ist ja mal ein schöner Ausdruck für das Individuum das nichts anderes macht als diesen Planeten und damit sich selbst zu zerstören.
    Die Erde braucht den Menschen nicht, umgekehrt aber schon.

    • Übrigens bin ich auch gegen die Vielfliegerei. Aber Menschen als Insekten zu bezeichnen, ist totalitärer Sprachgebrauch, den wir aus einer anderen Zeit kennen. Was soll das werden, Öko-Talibanismus?

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