Gesellschaft

Firma Ravensburger nimmt Winnetou-Bücher wegen Rassismus-Vorwurf aus dem Verkauf und erntet Kritik

04.09.2020, ---: Der junge Häuptling Winnetou (Mika Ullritz) in einer Szene aus „Der junge Häuptling Winnetou“. Der Film, der am 11. August in die Kinos kam, steht in der Kritik. Er bediene rassistische Vorurteile und nutze eine kolonialistische Erzählweise. Foto: Marc Reimann/Leonine Studios/dpa

Nach der Entscheidung, mehrere Kinderbücher wegen Rassismus-Vorwürfen aus dem Verkauf zu nehmen, sieht sich die Firma Ravensburger großer Kritik ausgesetzt.

Hunderte Nutzer der Social-Media-Plattform Instagram äußerten ihr Unverständnis über die Entscheidung und bezichtigten die Firma etwa der Zensur oder des Einknickens vor Kritik. Daneben gab es auch Unterstützung für die Entscheidung.

Die vor allem für ihre Spiele und Puzzle bekannte Firma aus Ravensburg hatte Mitte August angekündigt, die Auslieferung der beiden Bücher „Der junge Häuptling Winnetou“ zum gleichnamigen Film zu stoppen und aus dem Programm zu nehmen.

15.04.2021, —: Cover des Buches „Der junge Häuptling Winnetou – Das Buch zum Film“ aus dem Ravensburger Verlag. Nach der Entscheidung, die beiden Bücher „Der junge Häuptling Winnetou“ zum gleichnamigen Film aus dem Verkauf zu nehmen, sieht sich die Firma Ravensburger großer Kritik ausgesetzt. Foto: Verlag Ravensburger/dpa

In einem Instagram-Post begründete die Firma dies mit dem Feedback der Nutzer, das gezeigt habe, „dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben“.

Ein Sprecher von Ravensburger teilte auf Anfrage mit, man habe die Entscheidung, die Titel zum Film „Der junge Häuptling Winnetou“ aus dem Programm zu nehmen, sorgfältig abgewogen. „Wir vertreten in unserem Unternehmen und mit unseren Produkten seit langer Zeit Werte, an die wir glauben: unter anderem Gemeinsamkeit und Bildung, wozu auch Fairness und Offenheit gegenüber anderen Kulturen gehören, und dies wollen wir in unserem Programm ausgewogen darstellen.“

Bei den genannten Winnetou-Titeln sei man nach Abwägung verschiedener Argumente zu der Überzeugung gelangt, dass angesichts der geschichtlichen Wirklichkeit, der Unterdrückung der indigenen Bevölkerung, hier ein „romantisierendes Bild mit vielen Klischees“ gezeichnet werde. „Auch wenn es sich um einen klassischen Erzählstoff handelt, der viele Menschen begeistert hat: Der Stoff ist weit entfernt von dem, wie es der indigenen Bevölkerung tatsächlich erging.“

Weiter hieß es, man wolle als Verlag keine verharmlosenden Klischees wiederholen und verbreiten, auch wenn man den Grundgedanken der Freundschaft – wie bei Winnetou vorhanden – hoch schätze. Neben den beiden Büchern seien auch ein Puzzle und ein Stickerbuch zu dem Film aus dem Programm genommen worden.

Die Kritik hatte sich zunächst allem an der gleichnamigen Verfilmung entbrannt, weil der Film rassistische Vorurteile bediene und eine kolonialistische Erzählweise nutze. Der Film kam am 11. August in die Kinos.

04.08.2022, —: Mika Ullritz (l) als Winnetou und Milo Haaf als Tom Silver in einer Szene des Films „Der junge Häuptling Winnetou“. Foto: -/Leonine/dpa

Die Entscheidung der Firma Ravensburger wird inzwischen auch in der deutschen Presse kommentiert. So schreibt die „Berliner Morgenpost“ dazu: „Winnetou hat das Zeug zum Friedensnobelpreisträger. Immerzu hebt er mahnend den Zeigefinger, um seine roten wie weißen Brüder und Schwestern dazu aufzurufen, sich nichts anzutun. Und wenn er mal einen Feind in die ewigen Jagdgründe schickt, dann nur in Notwehr. Statt ihn zum gutmütigen und Grenzen überwindenden Vorbild der Jugend zu erklären, soll der Gentleman in Mokassins nun aus den Bücherregalen verschwinden. Man muss sich die Verantwortlichen des schwäbischen Spieleherstellers und Buchverlags Ravensburger als hasenfüßige Duckmäuser vorstellen. Anders ist die Kapitulation der Verlagsleitung vor maßlosen Eiferern im Internet nicht zu begreifen. Dieses zensorische Gebaren ist gefährlicher Unfug und trägt zur Verdummung jeder Debatte bei.“ (dpa)

30 Antworten auf “Firma Ravensburger nimmt Winnetou-Bücher wegen Rassismus-Vorwurf aus dem Verkauf und erntet Kritik”

    • 9102Anoroc

      @ – Burger 14:50

      Das hängt jetzt davon ab was Sie mit dem Wesentlichen meinen.
      Für mich persönlich wäre das Wesentliche zuerst einmal zurückzublicken , um zu verstehen was in Zukunft besser gemacht werden muss.
      In Europa sollte man sich wieder auf Europa konzentrieren und nicht der naiven Vorstellung einer globalen Welt hinterher laufen.
      Das der Versuch einer globalen Welt ein Trauerspiel ist , konnte man auf Dauer schlecht verbergen.
      Wirtschaftlich hat man sich zuerst mit der Erweiterung Europas Richtung Osten selber in die Falle gelockt, um sich im Anschluss mit Ländern wie China und den angeblichen guten Handelsbeziehungen selber abzuschaffen.
      Dann noch ein Mann aus dem Kreml, der Neid geplagt über das Gelingen der Chinesen einen Krieg anzettelt, aus Trotz , weil ihm selber im eigenen Land nicht das gelungen ist wovon er geträumt hatte , bzw sehr trotzig reagierte als Europa beschlossen hatte , energietechnisch den Russen nicht zwingend zum Überleben zu brauchen.

      Der Beweis!
      das sich Europa energietechnisch nach und nach vom Kreml lösen wollte , hatte die Autoindustrie in Zusammenarbeit mit unseren Politikern schon vor! dem Ukraine Krieg selber geliefert.
      Putin wusste genau ;
      wenn Verbrenner Motoren in Europa verboten werden und diese durch Elektrofahrzeuge ersetzt werden müssen!!!!
      Dann wird man in Europa auch wieder die Atomkraftwerke erlauben müssen!!!
      Ihm ist dann bewusst geworden das es auf Dauer dadurch in Russland zu Problemen kommen wird.
      Durch den Ukraine Krieg glaubt er Stärke gegenüber Europa zeigen zu können .
      Das hatte er eigentlich nicht nötig, weil Europa mittlerweile so schwach ist, dass wir unsere eigenen Ziele durch falsche Politik wie die Rückkehr zur Atomkraft sicherlich nicht als Stärke präsentieren können.
      Toll werden das dann aber Länder finden, die überhaupt keine Atomwaffen brauchen weil die Atombomben sprich AKWs zwischen unseren Häusern von uns selbst platziert werden.
      Dass man sich so außerdem ganz leicht erpressbar machen lassen kann , scheinen unsere Politiker auch nicht auf dem Schirm zu haben.
      Aber was kennen wir schon von unehrlichen Geschäften der Politik.-)

  1. Torsten Ogertschnig

    Es wird langsam hoch interessant – ich erinnere mich düster daran, dasse s schon mal eine Zeit gegeben hat in welcher bestimmte Bücher verboten und öffentlich verbrannt wurden.
    Aber genau so erinnere ich mich daran, dass es auch danach eine Zeit gegeben hat in welcher immer gesagt wurde, dass wir solche Zeiten niemals wieder haben wollen.
    Was bitte stimmt hier in unserer aktuellen Zeit nicht. Warum werden von einigen wenigen solche irrsinnigen Dinge eingefordert und was wollen sie bezwecken?
    Warten wir ab was morgen noch alles kommen wird.
    Denn als die Nazis die Macht ergriffen haben begann der Verfall der Moral und der Sitten auch ganz langsam und endete im Wahnsinn.
    Ein schlechender Prozess der sich damals ausgebreitet hat, genau so wie es heute der Fall ist. Nur eben in einer etwas anderen Weise …

    • @Torsten:
      Ich kann mich irren, aber hier wurde nichts verboten. Und es geht nicht um die Karl May Romane, sondern um aktuelle Medien. Ich habe weder den Film gesehen, noch die betroffenen Bücher gelesen.
      Wenn der Herausgeber meint, zu weit gegangen zu sein, ist das seine Entscheidung.

      • Walter Keutgen

        5/11, Torsten Ogertschnig, um nicht den ganzen Artikel zu durchsuchen – man würde mehr finden – am Ende steht: „Kapitulation der Verlagsleitung vor maßlosen Eiferern im Internet“.

        Es handelt sich nicht um Politiker oder Verbote, ja es sind neue Bücher. Aber der Vergleich mit der Nazizeit ist durchaus legitim, nur sollte man weiter in der Zeit zurückgehen. Die Partei hatte ja eine Organisation, die SA hieß, und auch dazu da war, Angst zu machen.

          • Walter Keutgen

            5/11, diese Vergleiche sind nicht stupide. Sie brauchen da nicht die Engländer, Franzosen oder Amerikaner herauszukramen. Eher die Agitprop der kommunistischen Länder, also vor dem Krieg nur die Sowjetunion. Auch hält der Vergleich auf einem anderen Niveau, da konnte man etwas für seine Überzeugung tun oder sich ein Nebeneinkommen schaffen.

  2. Beobachter

    Winnetou ist doch eine Kunstfigur … erfunden von Karl May, der übrigens nie in Amerika war.

    Unter diesen Umständen finde ich muss jetzt aber auch alles was Karl May geschrieben hat auf den Prüfstand … oder direkt verbrannt werden.

    • volkshochschule

      Doch Karl May war in Amerika und auch im Orient da hatte er seine Bücher aber schon längst verfasst. Er war eben ein begnadeter Erzähler und band gern anderen frei erfundene Geschichten auf.

  3. Robin Wood

    Was für ein Schwachsinn. Haben wir denn keine anderen Probleme? Während Menschen kaum ihre Rechnungen zahlen können, verbringen Politiker ihre Zeit mit einem solchen Blödsinn, statt sich um die wirklichen Probleme zu kümmern. Oder will man so von den richtigen Problemen ablenken?
    Dieses woke-Dingsda und Gendern wird langsam übertrieben.
    Jetzt sollen auch Münchener Stadtmitarbeiter, die keinen Gender-Kurs belegen, nicht mehr befördert werden dürfen – Antrag der … Grünen.
    https://www.msn.com/de-de/nachrichten/panorama/m%c3%bcnchner-gr%c3%bcne-im-gender-streit-bef%c3%b6rderung-nur-noch-mit-gendersternchen/vi-AA10WN9H
    Demnächst kommt noch das Wahrheitsministerium und schreibt gewisse Bücher um.
    Der Artikel der Morgenpost im obigen Artikel trifft zu. Vor allem der letzte Satz.

  4. 9102Anoroc

    Was wird uns heute wohl noch mitgeteilt ?
    Kommen jetzt schon die ablenkungs-schlagzeilen vor den Schlagzeilen über die wir uns schwarz ärgern?
    Dann wäre dies eine neue Taktik.

    Vielleicht ja auch erst morgen?
    Kraftstoffe um einen ganzen Euro teurer je Liter?

    So richtig ernst nehmen kann man diese aktuelle Schlagzeile jedenfalls nicht .
    Comedy Archiv auf , Schlagzeile rein, Schublade zu.

  5. Bleichgesicht

    Also ich war mit meinen Kindern diesen Jugendfilm schauen, sie fühlten sich jedenfalls nicht diskriminiert auch wenn die Bösewichte, Dumpfbacken, gierigen und rassistischen durchweg Bleichgesichter waren. Ihnen hat der Film trotzdem gefallen.

  6. noergeler

    Die Karl May Bücher, Western Romane, Asterix und Obelix und so weiter wollen die verbieten weil rassistich und diskriminierent sollen verboten werden und die Ballerspiele am PC sollen dabei jugendfördernt sein. Ichr glaube diese Eifferer ticken nicht sauber.

  7. Hans Eichelberg

    Berliner Zeitung:
    „Der Karl-May Verlag hat die Entscheidung des Ravensburger Verlags, den Verkauf des Buches „Der junge Häuptling Winnetou“ zu stoppen, scharf kritisiert. Bernhard Schmid, Chef des Karl-May-Verlags sagte gegenüber der Bild-Zeitung: „Die Kollegen von Ravensburger können wir nicht verstehen und natürlich bleibt der Karl-May-Verlag standhaft.“

    „In der unsäglichen und völlig unnötigen und jeder echten Grundlage entbehrenden aktuellen Diskussion um Karl May und seine neueste Filmadaption wird leider viel Falsches behauptet und man bleibt in der Kritik jeden Beweis schuldig,“ beklagte Schmid weiter. Der Vorwurf, Karl May sei „Kolonialist und Rassist“ sei „blanker Unsinn“. Der Karl-May-Verlag werde weiterhin seine Bücher verkaufen, so Schmid.“

  8. Robin Wood

    Die Zensur geht weiter:
    „Zu rassistisch? – ZDF ändert Text von diesem Udo-Jürgens-Klassiker!
    Im Original-Hit von 1971 sang Udo Jürgens noch Folgendes: „Sie pusten und prusten, fast geht nichts mehr rein. Nur ein Mohrenkopf höchstens, denn Ordnung muss sein.“
    Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk augenscheinlich zu rassistisch.
    In der vom ZDF abgewandelten Version sangen Zarrella (44) und Roland Kaiser anstelle von „Mohrenkopf“ stattdessen „Schokokuss“.
    Die Text-Umwandlung sorgte bereits für einigen Unmut in den sozialen Medien. Von „wokem Terror“ sprechen die einen, andere verweisen auf die Unnötigkeit einer solchen Debatte.“

    Also geht’s noch? Man kann doch nicht einfach so Original-Texte abändern.
    Als gäbe es keine anderen Probleme. „1984“ lässt grüssen.

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