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Salmonellen bei Ferrero: Problem schon lange bekannt

08.04.2022, Belgien, Arlon: Die Ferrero-Fabrik in Arlon im Süden der belgischen Provinz Luxemburg. Foto: Eric Lalmand/BELGA/dpa

AKTUALISIERT – Es begann mit einem Verdacht und endete mit einem Paukenschlag: Wegen Salmonellen-Fällen in mehreren Ländern muss Ferrero eine Fabrik in Belgien vorerst schließen – mitten im Ostergeschäft. Dabei bleibt eine wichtige Frage zunächst offen.

Schlimmer kann es für einen Süßwarenhersteller kaum kommen: Salmonellen, Werkschließung – und all das eine Woche vor Ostern. Schon seit Monaten wusste Ferrero von einem Problem in einer Fabrik in Belgien. Nun aber zog die dortige Behörde die Notbremse. Warum hat der Kinder-Schokoladen-Hersteller nicht früher gehandelt?

Bereits am 15. Dezember ist dem Unternehmen ein Salmonellen-Fall in der Fabrik im Arlon bekannt geworden, wie aus einer Mitteilung von Ferrero France in Luxemburg hervorgeht. Demnach wurden dort Salmonellen in einem Sieb am Auslass von zwei Rohstofftanks festgestellt. Die daraus gefertigten Produkte seien daraufhin zurückgehalten worden. Der Filter sei ausgetauscht und Kontrollen der unfertigen und fertigen Produkte seien gesteigert worden, so Ferrero.

08.04.2022, Belgien, Arlon: Ein Polizeifahrzeug steht vor der Ferrero-Fabrik. Aufgrund von Salmonellen-Fällen in mehreren Ländern muss der Süßwarenhersteller Ferrero die Produktion in seiner Fabrik in Arlon vorerst stoppen. Foto: Eric Lalmand/BELGA/dpa

Am Freitag erreichten die inzwischen eingeleiteten Ermittlungen der Lebensmittelbehörden schließlich ihren vorläufigen Höhepunkt. Der Süßwaren-Riese muss die Produktion der seit Tagen im Fokus stehenden Fabrik in Belgien vorerst stoppen. Die Aufsichtsbehörde Afsca (dt. FASNK, Föderalagentur für die Sicherheit der Nahrungsmittelkette) kündigte an, die Produktionslizenz für die Fabrik infolge von Ermittlungen zu entziehen.

Ferrero habe in den Ermittlungen nicht ausreichend Informationen geliefert, so die Mitteilung. Mitten im wichtigen Ostergeschäft muss Ferrero nun alle Produkte aus dem Werk zurückrufen, unabhängig von ihrem Produktionsdatum.

Der Mitteilung von Afsca zufolge sind hiervon alle „Kinder Surprise“, „Kinder Mini Eggs“, „Kinder Surprise Maxi“ und „Schoko-Bons“ betroffen, die in Arlon gefertigt wurden. Betroffen von dem Rückruf ist auch das Produkt „Kinder Mix Easter Gift Bag“, das in einigen deutschen Testmärkten angeboten wurde.

Afsca bat auch alle Vertriebsfirmen, betroffene Produkte aus dem Einzelhandel zu nehmen. Das Werk in Arlon dürfe erst wieder öffnen, wenn alle Regeln und Anforderungen der Lebensmittelsicherheit erfüllt seien.

24.11.2016, Berlin: Drei Überraschungseier der Firma Ferrero liegen auf einem Tisch. Foto: Monika Skolimowska/dpa

Am Freitagnachmittag meldete sich Ferrero nochmals zu Wort und gab Fehler im Umgang mit den Rückrufen einiger Produkte zu. Über die Gründe für die monatelange Lücke zwischen Bekanntwerden des Salmonellen-Falls in Arlon und den Rückrufen im April bleibt das italienische Unternehmen im Ungefähren: „Interne Ineffizienzen“ sorgten demnach dafür, „dass es Verzögerungen bei den Rückrufen und beim Informationsaustausch gab“. Deshalb seien die Untersuchungen zu dem Fall nicht so schnell und effizient wie nötig durchgeführt worden, hieß es in der Mitteilung.

Seit Wochenbeginn hatte das Unternehmen in etlichen Ländern Produkte seiner Kinder-Süßwarenserie zurückgerufen, nachdem mehrere Salmonellen-Erkrankungen bekannt geworden waren, die in Verbindung mit den Produkten aus der Fabrik in Arlon gebracht wurden. Das Unternehmen hatte zunächst betont, dass es sich bei den Rückrufen um reine Vorsichtsmaßnahmen handle.

Am Donnerstag teilte Ferrero mit, dass es durch die Zusammenarbeit mit Lebensmittel- und Gesundheitsbehörden in Europa neue Daten erhalten habe, die eine Übereinstimmung zwischen den in Europa gemeldeten Salmonellenfällen und dem eigenen Werk in Arlon zeigten.

03.04.2022, Belgien, Brüssel: kinder Schoko-Bons, hergestellt von Ferrero, liegen auf einem Haufen. Foto: Laurie Dieffembacq/BELGA/dpa

Heftige Kritik an dem Unternehmen übte indes die Verbraucherorganisation Foodwatch. „Wenn so ein Fehler passiert, muss die Bevölkerung sofort gewarnt werden“, sagte Andreas Winkler von Foodwatch am Freitag. Seiner Ansicht nach sind Eigenverantwortung und Eigenkontrollen der Hersteller nicht ausreichend, notwendig seien „Transparenzpflichten für Behörden, damit Fälle wie Ferrero umgehend öffentlich gemacht werden müssen“.

Bereits zuvor hatten die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA und die EU-Gesundheitsbehörde ECDC Untersuchungen aufgenommen. Die beiden Behörden hatten am Mittwoch von 105 bestätigten Salmonellenfällen und 29 Verdachtsfällen gesprochen, die meisten davon bei Kindern im Alter von unter zehn Jahren. Bestimmte Schokoladenprodukte seien als wahrscheinlicher Infektionsweg identifiziert worden.

Nach Angaben der Verbraucherzentrale äußert sich eine Salmonellen-Erkrankung innerhalb weniger Tage nach der Infektion mit Durchfall und Bauchschmerzen. Manchmal könne es auch zu Erbrechen und leichtem Fieber kommen. Bei gesunden Menschen klingen die Beschwerden demnach in der Regel nach einigen Tagen wieder ab. In bestimmten Fällen könne es jedoch zu schweren Krankheitsverläufen kommen, insbesondere bei Säuglingen, Kleinkindern, alten Menschen und Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem. (dpa)

18 Antworten auf “Salmonellen bei Ferrero: Problem schon lange bekannt”

  1. delegierter

    kann es sein, dass die Kinder an einem übermäßigen Verzehr an Palmfett erkranken ?
    Statt der extra Portion Milch, wie auf der Verpackung und in der Werbung angegeben, handelt es sich bei Kinderprodukten nur um FETT.

  2. Robin Wood

    Ich glaube, wenn wir wüssten, was alles in verarbeiteten Produkten steckt (Zucker, Fette, krebserregende E-Produkte…), würden wir diese nicht mehr kaufen. Die Werbung verspricht natürlich viel, da es wieder einmal um Gewinn geht.
    Ich würde mir wünschen, dass Politiker und Lebensmittelbehörden den Firmen verbieten, allzu viele Zusätze in die Produkte zu mischen und auch sollten diverse Produkte wie z.B. genbehandelte auffällig gekennzeichnet sein.
    Wennn man sieht, wie weit die Medizin-Forschung ist und dass doch immer mehr Menschen immer mehr und teilweise neue Krankheiten bekommen, könnte es unter anderem auch am Essen liegen, nicht nur an Umwelt oder Stress.
    Wie sagte Ludwig Feuerbach: „Du bist, was du isst.“

    • Wie? Grüne Verbotspolitik? Die in diesem Forum viel geschmähten „grünen Schlümpfe“ wissen schon lange, dass hier bezüglich der Inhaltsstoffe getrickst und gelogen wird. Allerdings gibt es schon seit mindestens 30 Jahren Publikationen, aus denen man leicht erfahren kann, welcher minderwertige Murks einem da als gesund verkauft werden soll.

  3. Peter Müller

    Schon die Verpackung die uns belügt, dass wir meinen, da ist Alpenmich, Ost oder sonstiges drin müsste verboten werden. 70% kaufen mit den Augen, und Kinder sowieso. Eine Weisse Verpackung mit dem Namen drauf würde es auch tun.

  4. Robin Wood

    „Was mit einem Verdacht begann, ist jetzt Gewissheit: In der Fabrik des Süßwaren-Riesen Ferrero in Arlon wurden Salmonellen festgestellt. Das Unternehmen wusste schon seit Monaten davon. Aber warum werden die Produkte erst jetzt zurückgerufen?“

    Das bestätigt doch wieder einmal, dass es den Unternehmen nur um maximalen Gewinn geht, nicht um die Gesundheit der Menschen.

  5. Krisenmanagement

    Die Frage ist doch die, können die Menschen die Ferrero Produkte zurückgeben. Viele Eltern und Grosseltern haben im Vertrauen auf die Fererro Produkte ihren Ostereinkauf getätigt. Gesund oder nicht … ist noch zweitrangig. Gesundheitsfördernd sind diese Produkte alle nicht. Ferrero trickste immer an noch billigeren Rezepturen rum. Zuckeranteile wurden erhöht. Palmfett wurde in rauhen Mengen verwendet. Aber wo blieben die Kontrollen der AFSCA oder FASNK? Kleine Hersteller werden intensiv kontrolliert. Dann kommt der gezielte Etiketten Schwindel. Ich denke da an die Piemont-Kirsche, die Extra Portion Milch. Spezielle Nüsse….Marketing war alles.

  6. Corona2019

    Anstatt den Kram jetzt aufwändig zu entsorgen, sollte man die ganzen leckeren Sachen jetzt nach Russland schicken.
    Adressiert an Putin persönlich und seinen Anhängern , mit einer beiliegenden Karte die frohe Osterwünsche übermittelt.
    Vielleicht wird es dann wenigstens die Osterzeit etwas ruhiger, wenn die alle auf dem Töpfchen sitzen.

  7. Die Wahrheit

    Hätte ein Landwirt, Tante Emma Laden oder eine Fritüre ein kleines Problem, dann wäre die Fafsca direkt da gewesen und hätte den Laden dicht gemacht. Aber bei einem solchen Konzern hat die Fafsca keine Eier direkt zu handeln.
    Die Fritüre oder der kleine Bauer etc bekommt direkt die Bude auf den Kopf gestellt, nicht wahr liebe Afsca?
    Aber bei einem solchen Konzern, da macht die Behörde schon beim Anblick des Namens in die Hose.

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