In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ist der ehemalige belgische Premierminister Wilfried Martens gestorben. Martens war 77 Jahre alt. Der Christdemokrat war von 1979 an 13 Jahre lang Belgiens Premier und machte anschließend auf europäischer Ebene Karriere.
Premierminister Elio Di Rupo (PS) würdigte Martens am Donnerstag als einen der „Väter des föderalen Belgiens“. Der flämische Ministerpräsident Kris Peeters (CD&V) nannte den verstorbenen Ex-Premier einen „Architekten der Staatsreformen“. Innenministerin Joëlle Milquet (CdH) sprach in Bezug auf Martens von einem „Monument“ der belgischen Politik.
Wilfried Martens wird am kommenden Samstag in Gent beigesetzt. Wilfried Martens hat 5 Kinder aus zwei Ehen. Seit 2008 war er mit der CD&V-Politikerin Miet Smet verheiratet.
Von 1979 bis 1992 fast ununterbrochen Premier
Die politische Karriere des Juristen begann Mitte der 60er Jahre. 1965 wurde der Ostflame zum Berater im Kabinett des Premierministers Pierre Harmel und 1966 als Berater ins Kabinett von Premierminister Paul Vanden Boeynants berufen.
1968 wurde er Sonderbeauftragter im Kabinett von Minister Leo Tindemans, der für die Angelegenheiten der Gemeinschaften zuständig war. 1972 wurde Martens Präsident der damals mächtigsten Partei Belgiens, der CVP.
Martens war von 1974 bis 1991 Abgeordneter im belgischen Parlament und von 1991 bis 1994 Senator. Von 1979 bis März 1992 war er, mit einer 8-monatigen Unterbrechung im Jahr 1981, Premierminister von Belgien. Um die 10 Regierungen hat er geleitet.
In seiner Eigenschaft als Regierungschef hatte Martens auch mit dem deutschsprachigen Belgien zu tun. So war er Premierminister, als Anfang 1984 die erste Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft, genannt „Exekutive“, mit den Ministern Bruno Fagnoul (PFF), Joseph Maraite (CSP) und Marcel Lejoly (SP) eingesetzt wurde. Als Premier war Martens in den 80er Jahren auch Aufsichtsminister des Belgischen Rundfunks (BRF). In dieser Funktion weilte er in Eupen, um an einer Sitzung des BRF-Verwaltungsrates teilzunehmen.
Eines der Gründungsmitglieder der EVP
Martens ist eines der Gründungsmitglieder der Europäischen Volkspartei (EVP). Am 10. Mai 1990 wurde er deren Präsident. Den Vorsitz gab er erst vor wenigen Tagen aus gesundheitlichen Gründen ab.
1994 wurde Martens Mitglied des Europäischen Parlaments und Präsident der EVP-Fraktion (bis 1999).
Zum Tode von Wilfried Martens nahm der ostbelgische EU-Abgeordnete Mathieu Grosch am Donnerstag wie folgt Stellung:
„Mit dem Ableben von Wilfried Martens verlieren Europa, das föderale Belgien und die Deutschsprachige Gemeinschaft einen Gründervater des modernen Föderalismus. Wilfried Martens besaß die großartige Gabe, bei seinen Gesprächen stets das Gleichgewicht zwischen Zuhören und Überzeugung zu finden. Es war mir eine Ehre, für ihn und mit ihm gearbeitet zu haben. Meine Gedanken sind bei seiner Familie, seiner Frau, seinen Kindern und seinen Weggefährten, die ihn bei seinem außerordentlichen Engagement unterstützt haben.“ (cre)
Nachruf der CSP auf Wilfried Martens
Martens war in den 70er Jahren, damals noch CVP-Präsident, die Stimme des aufstrebenden Flanderns, das nicht mehr bereit war, sich von den Wallonen auf die Füße treten zu lassen. Später als Premierminister war er dann schon viel diplomatischer, was das Amt nun mal so mit sich bringt. Ich war immer erstaunt, dass einer wie er so lange aktiv in der Politik geblieben ist. Martens gehörte halt zu der Generation von Politikern, die Politik noch aus Überzeugung und Leidenschaft machten. Die gibt es ja heute kaum noch. Heute regieren Geld und Macht.
Mich wundert, dass sich Albert Gehlen noch nicht gemeldet hat. Der Martens war doch bestimmt sein großes Vorbild.
Der Gehlen meldet sich nicht mehr.
Hat in der Vergangenheit genug Blödsinn von sich gegeben.
Der kommt nicht mehr aus der Nummer mit Nelles raus.
An So so,
was für ein blöder Kommentar !!!
Sic transit gloria mundi.
Jetzt muss aber auch die ostbelgische CSP sicher einen ganz ganz großen Kranz spenden.
HINWEIS: Dem Bericht wurde eine Erklärung des EU-Abgeordneten Mathieu Grosch (CSP-EVP) zum Ableben von Wilfried Martens hinzugefügt.
Ist es der Neid der Linken das Außer Paul Henri Spaak und Willy Claes der durch den Agusta Skandal als NATO General Sekretär abtreten musste, alle über Belgiens Grenzen hinaus bekannte Politiker wie Leo Tindemans , Jean-Luc Dehaene oder auch der besagte Wilfried Martens dem Christlichen Lager zu zu ordnen sind oder waren?
Nein KHL gehört nicht in diese Liga.
Kurz nach der Gründung als neue CSP konnten wir Wilfried Martens am 6. September 1972 im Hotel „Zum Trouschbaum“ zu Elsenborn als jungen CVP-Präsidenten willkommen heißen. Unter seinem Vorsitz in Partei und Regierung hatten wir in seiner Person einen einflussreichen Verbündeten, um
während 40 Jahren ostbelgische Fragen und Probleme einer gerechten Lösung zuzuführen. In 1972 sprach er schon davon, dass der Kulturrat direkt von der Bevölkerung gewählt werden muss und dass die in der Verfassung aufgezählten Befugnisse zusätzlich der Unterrichtsfragen zählen sollten.
In den 80er Jahren hat Wilfried Martens
selbst die Rolle der Regierung in Eupen wahrgenommen bis wir 1984 eine eigene
vor dem Rat verantwortliche und von ihm
gewählte Regierung bekommen haben.
In seinen Augen kann nur die „Bundestreue“ bei aller Autonnomie der Teilstaaten das Land zusammenhalten. Ein großer Staatsmann und ein echter Freund unserer deutsch-sprachigen Gemeinschaft hat uns verlassen.
Wir werden seiner in Ehren gedenken.
Albert Gehlen, Ehrenabgeordneter
Emotionaler Ausnahmezustand bei OD und beim Ehrenabgeordneten. Gut, dass Aloys das nicht mehr erleben muss.
Wie das mit der Bundestreue aussieht bestimmen in Zukunft flämische Wähler.
Separatistische Grüße
HINWEIS: Dem Bericht wurde ein Nachruf der CSP auf Wilfried Martens als PDF-Datei hinzugefügt.