Notizen

WM-Straßenrennen: Drei Belgier bei den Favoriten – Wechselt Remco Evenepoel das Team?

Bild links - 16.04.2023, Niederlande, Valkenburg: Tadej Pogacar aus Slowenien vom UAE Team Emirates. Bild rechts - 25.09.2022, Australien, Wollongong: Der Belgier Remco Evenepoel steht nach seinem WM-Sieg mit der Gold-Medaille auf dem Podium. Fotos: Jasper Jacobs/Belga/dpa - Dirk Waem/BELGA/dpa

AKTUALISIERT – Mit dem Straßenrennen der Männer steht am heutigen Sonntag der Höhepunkt der Super-Rad-WM in Glasgow auf dem Programm. Am Vortag sorgten Aussagen des Vaters von Titelverteidiger Remco Evenepoel für Wirbel.

Nach dem Startschuss in Edinburgh warten heute (live auf RTBF1 „La Une“ und RTBF2 „Tipik“ und wieder RTBF1 „La Une“ sowie VRT und Eurosport) 271,1 Kilometer auf dem verwinkelten Kurs auf die Fahrer. Dabei könnte es zum großen Duell der Jungstars zwischen dem belgischen Titelverteidiger Remco Evenepoel und dem slowenischen Tour-Zweiten Tadej Pogacar kommen (siehe dazu Artikel weiter unten). Aber auch die beiden Klassikerspezialisten Wout van Aert (Belgien) und Mathieu van der Poel (Niederlande) sowie der dänische Ex-Weltmeister Mads Pedersen und Sprintstar Jasper Philipsen (Belgien) gehören zum Favoritenkreis.

Einen Tag vor dem WM-Straßenradrennen in Glasgow hat der Vater von Titelverteidiger Remco Evenepoel für großen Wirbel gesorgt und einen Teamwechsel seines Sohnes in Betracht gezogen.

Wout Van Aert aus Belgien von Team Jumbo-Visma in Aktion. Foto: Jasper Jacobs/Belga/dpa

„Um die Tour zu gewinnen, müssen alle Puzzleteile zusammenpassen. Ich spreche nicht nur von seinen Teamkollegen, sondern auch von der Ausrüstung, der Ernährung, dem Betreuerstab, den Trainingslagern…“, sagte Patrick Evenepoel, der einst selbst Radprofi war, der Zeitung „La Dernière Heure“.

Das Soudal-Quick-Step-Team könne seinem Sohn nicht die Garantie bieten, bei der Frankreich-Rundfahrt um den Sieg mitzufahren. „Vielleicht ist es in drei Jahren so weit, aber Remco möchte nächstes Jahr zu den Besten bei der Tour gehören. (…) Daher kann ich nicht garantieren, dass er bleiben wird“, sagte Evenepoel Senior, wenngleich sein Sohn noch langfristig gebunden ist.

Der britische Radrennstall Ineos wurde zuletzt schon als mögliches neues Team des 23-Jährigen gehandelt. „Nicht nur von Ineos. Ich hatte Kontakt zu fünf großen Teams, von denen drei sehr konkret waren konkret“, ergänzte Patrick Evenepoel. Laut der Zeitung „Het Laatste Nieuws“ soll es sich neben Ineos um die Teams Bora-hansgrohe, Lidl-Trek und Israel-Premier Tech handeln.

Teammanager Patrick Lefevere von Evenepoels jetzigem Rennstall bezeichnete die Aussagen seines Landsmannes als „dumm“ und zeigte sich verärgert: „Vor einer Woche sagt Remco, dass die Gerüchte ‚Bullshit‘ seien, in der darauffolgenden Woche sagt sein Vater das Gegenteil. Die Familie Evenepoel muss sich einigen.“ (dpa)

Evenepoel vs. Pogacar: Duell zweier Jahrhunderttalente

Tadej Pogacar gewann mit 21 Jahren die Tour, Remco Evenepoel wurde mit 22 Weltmeister. Beide gelten als Jahrhunderttalente, so wie der legendäre Eddy Merckx. Am Sonntag kommt es zum WM-Duell.

Als Warm-up für die WM kletterte Titelverteidiger Remco Evenepoel noch schnell den Pyrenäen-Riesen Tourmalet hinauf. Derartige Berge sind im Straßenrennen bei den Rad-Weltmeisterschaften in Glasgow zwar nicht zu bewältigen, doch eine Extra-Einheit kann dem belgischen Ausnahmefahrer nicht schaden.

Schließlich kommt es am Sonntag über 271,1 Kilometer auch zum Duell der Alleskönner mit Tadej Pogacar, der nach erstem Zögern nun doch das Rennen um das Regenbogentrikot als Ersatz für seinen verpassten Sieg bei der Tour de France in Angriff nimmt.

Evenepoel vs. Pogacar – es ist das Duell zweier Jahrhunderttalente im Radsport, beiden wird die Nachfolge des legendären Eddy Merckx zugetraut.

30.09.2022, Belgien, Brüssel: Der Belgier Remco Evenepoel zeigt seine Medaille bei der Feier auf der Brüsseler Grand’Place. Foto: Pool Laurie Dieffembacq/BELGA/dpa

Mit 23 beziehungsweise 24 Jahren fühlen sich die beiden Jungstars – im Gegensatz zu Tour-Champion Jonas Vingegaard – auf allen Strecken wohl und haben große Siege sowohl bei Klassikern als auch in Rundfahrten schon eingefahren. Nicht wenige Experten glauben, dass dieser Zweikampf das nächste Jahrzehnt im Radsport prägen wird.

Aber wer ist der Beste? Das Klassiker-Duell bei Lüttich-Bastogne-Lüttich fiel im Frühjahr durch Pogacars folgenschweren Sturz und einem Kahnbeinbruch aus und könnte nun in Schottland nachgeholt werden. In Sachen Tour soll es 2024 zum großen Kräftemessen von Vingegaard, Pogacar und Evenepoel kommen.

„Die Wattwerte von Jonas und Tadej bei der Tour habe ich auch schon erreicht. Aber sie haben es jeden Tag geschafft. Beide haben ein unglaublich hohes Level erreicht. Nun liegt es an mir, die Lücke zu schließen. Ich hoffe, dass ich mich 2024 mit ihnen messen kann“, sagt Evenepoel. Pogacar spricht mit Blick auf die neue Konkurrenz von „einer großen Zukunft im Radsport“.

Nach seinem Vuelta-Sieg 2022 wollte Evenepoel in diesem Jahr den Giro d’Italia als Vorstufe zur Tour gewinnen, doch sein Plan von Rosa scheiterte an einer Corona-Infektion. Längst ist er aber wieder in Topform, wie er am vergangenen Wochenende mit seinem dritten Sieg bei der schweren Clásica San Sebastián bewies. Und Pogacar war es bei der Tour wichtig, nach seinem Einbruch in den Alpen mit dem Etappensieg in den Vogesen noch ein Ausrufezeichen zu setzen. Er hat damit sein „Lachen wiedergefunden“.

16.07.2023, Frankreich, Saint-Gervais Mont-Blanc: Tadej Pogacar aus Slowenien vom UAE Team Emirates, der das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers trägt, jubelt auf dem Podium. Foto: Daniel Cole/AP/dpa

16 (Pogacar) beziehungsweise 9 (Evenepoel) Siege haben die beiden Jungstars in dieser Saison bereits eingefahren. Zwei Fahrer, die ihrer Zeit schon immer voraus waren. Der Slowene gewann mit 20 drei Vuelta-Etappen, was in diesem Alter noch keinem anderen gelang. Mit 21 Jahren und 365 Tagen wurde er 2020 zweitjüngster Sieger der Tour-Geschichte. Einen Triumph, den er 2021 wiederholte, danach wurde er zweimal Zweiter hinter Vingegaard.

Evenepoel, der mit 16 Jahren noch Fußball-Nationalspieler bei den belgischen Junioren war und den Halbmarathon in schier unglaublichen 1:16:15 Stunden lief, wurde wie sein berühmter Landsmann Merckx mit gerade einmal 22 Jahren voriges Jahr in Australien schon Weltmeister.

„Meine Form stimmt“, sagt der Titelverteidiger. Als Vorteil könnte sich das starke belgische Team mit Klassiker-Spezialist Wout van Aert und Tour-Sprintkönig Jasper Philipsen erweisen. Pogacar ist dagegen quasi als Einzelkämpfer unterwegs, weil sich Landsmann Primoz Roglic auf die Vuelta vorbereitet.

Untätig war der slowenische Jungstar aber in den letzten Tagen nicht. Im Training fuhr er den Col de la Madone in der Nähe von Monaco in der Rekordzeit von 23:53 Minuten hinauf, wie auf seinem Strava-Account zu vernehmen war. Die Bühne für ein großes Duell ist also bereitet. (dpa)

6 Antworten auf “WM-Straßenrennen: Drei Belgier bei den Favoriten – Wechselt Remco Evenepoel das Team?”

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern