Politik

Neue Ära der Unternehmensbesteuerung durch eine Mindeststeuer von 15% für multinationale Konzerne

Blick auf Frankfurt am Main mit der Skyline im Hintergrund. Foto: Pixabay

Sind die Hochzeiten des schädlichen Steuerwettbewerbs mit dem Beginn des neuen Jahres endgültig vorbei? Aus Sicht der Brüsseler EU-Kommission kann diese Frage mit einem klaren Ja beantwortet werden. Eine Großbaustelle bleibt allerdings vorerst.

In der EU sind mit dem Jahreswechsel Vorschriften für die Einführung der internationalen Mindeststeuer für große Unternehmen in Kraft getreten. Das Regelwerk soll dazu führen, dass multinationale Unternehmen mit einem Umsatz von jährlich 750 Millionen Euro oder mehr unabhängig von ihrem Sitz mindestens 15 Prozent Steuern zahlen.

Ziel ist es dabei, schädlichen Steuerwettbewerb und die Verlagerung von Unternehmensgewinnen in Steueroasen zu verhindern. Nach EU-Angaben haben sich mittlerweile rund 140 Länder und Gebiete dem Vorhaben angeschlossen.

28.06.2023, Belgien, Brüssel: Paolo Gentiloni, EU-Wirtschaftskommissar, spricht während einer Pressekonferenz. Foto: Virginia Mayo/AP/dpa

EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni teilte am Montag mit, die Reform habe das Potenzial, jährlich zusätzliche Steuereinnahmen in Höhe von 220 Milliarden US-Dollar (ca. 199 Mrd Euro) zu generieren. Dies könne Ländern überall auf der Welt helfen, unbedingt erforderliche Investitionen und hochwertige öffentliche Dienste zu finanzieren.

Auf das Großprojekt einer internationalen Steuerreform hatten sich die EU und die USA 2021 zusammen mit zahlreichen anderen Ländern geeinigt. Der zweite Teil, eine Neuregelung für große Digitalkonzerne, lässt allerdings noch auf sich warten. Mit ihr soll auf internationaler Ebene geregelt werden, wie die Besteuerungsrechte an den Gewinnen der größten und rentabelsten multinationalen Unternehmen zwischen den Ländern verteilt werden.

Damit könnte laut EU den sich wandelnden Geschäftsmodellen Rechnung getragen werden – so zum Beispiel der Tatsache, dass Digitalkonzerne etwa durch Internetverkäufe an einem Ort tätig sein können, ohne dort auch physisch präsent zu sein. Nach der bisherigen Gesetzgebung werden hier dann kaum Steuern fällig. (dpa)

41 Antworten auf “Neue Ära der Unternehmensbesteuerung durch eine Mindeststeuer von 15% für multinationale Konzerne”

  1. Auch hier streut die Politik den Schlafschafen wieder Sand in die Augen… Die betroffenen Konzerne werden diese neuen Steuern einpreisen, so wie jede andere Steuer auch! Noch NIE hat der Endverbraucher von irgendeiner neuen Steuer profitiert da ALLE Steuern am Ende der Kette auf dem Kassenzettel landen. Es ist ein Lügenmärchen der Politik dass Steuern die, egal wo, in der Wertschöpfungskette erhoben werden nicht beim Endkunden ankommen. Es ist dasselbe Märchen wie „Wind und Sonne schicken keine Rechnung“ wobei dabei auch verschwiegen wird dass die Windbarone IMMER 65 €/MWh kassieren, egal wie negativ der Börsenpreis auch immer ausfällt.
    Ich frage mich nur ob die Politiker ihre eigenen Lügen glauben, selbst das wäre ihnen zuzutrauen, sie verstehen gar nicht mehr was sie da tun…..

  2. Joseph Meyer

    Ja, was ist dann mit dpa selbst, dieses Unternehmen verdient in Belgien, sicher seit vielen Jahren, und man darf bezweifeln dass in Belgien dafür Steuern erhoben wurden!
    Und überhaupt: 15%, wenn kleine und mittlere Unternehmen, Geschäftsleute und Selbständige für ihre Angestellten und für sich selber eine oft erdrückende Steuer-und Sozialabgabenlast stemmen müssen?!
    Dass die Steueroasen nicht komplett abgeschafft werden, ist für mich ein Skandal, genauso wie die Steuerfreiheit für Milliarden verdienende IT-Konzerne. Aber auch viele weitere Großunternehmen werden über ihre Rechts- und Finanzabteilungen dann wohl alle Hebel in Bewegung setzen um selbst die 15% zu umgehen.
    Diese EU kann man getrost vergessen, sie steht nicht auf der Seite der großen Mehrheit der Bevölkerung!

  3. Guido Scholzen

    Und ich dachte, die EU hat kein direktes Recht der Steuererhebung???
    🤔🤔🤔
    offizielle Bezeichnung:
    „Die EU hat Kompetenzen in bestimmten Bereichen, die sich auf Steuerfragen auswirken können.“
    Ach so, das ist zum Glück etwas total anderes.
    ..oder…?🙄

    • Walter Keutgen

      Guido Scholzen, so ist das auch. Die internationale Regelung greift aber national, nicht EU-weit. Wenn die nationale Steuer aber schon über 15% liegt, greift sie nicht. Ich kann mir das nicht als Umsatzsteuer denken, dafür gibt es doch schon die Mehrwertsteuer auf Verbraucherseite. Im Übrigen, Josef Meyer, müssen solche Unternehmen natürlich Sozialabgaben auf die geringen Löhne, die sie zahlen, abführen. Es wird allerdings auch gemauschelt, man denke an das größte Flugunternehmen in Europa.

      • Außerdem würde es mich nicht wundern, wenn das, was die deutsche Regierung jetzt gerade mit den Landwirten macht, demnächst auch in Belgien gemacht wird: der Wegfall der Vergünstigungen beim Agrardiesel und die Kfz-Steuerbefreiungen. Es war in den letzten Monaten immer so, dass ein Land mit neuen Regelungen vorprescht und die anderen nachziehen (die Corona-Politik ist da das beste Beispiel).

    • Die EU hatte auch kein Recht sich zu verschulden. Die EU-Kommission hat es aber trotzdem getan. Für die Rückzahlung eben dieser Schulden muss die EU jetzt zusätzliche Einnahmen, sie nennen es „Eigenmittel“, generieren, also eigene Steuern und Abgaben erheben. Die Mindeststeuer für Unternehmen ist nur eine dieser neuen Maßnahmen zur Generierung von „Eigenmitteln“.
      https://www.sueddeutsche.de/politik/bundesverfassungsgericht-europaeische-union-wiederaufbaufonds-1.5709663

      • Walter.Keutgen@gmail.com

        Haha, Guido Scholzen, für mich betrifft dieses G7- und OECD-Abkommen nationale Steuern und war Belgien nicht ein Vorprescher sondern Frankreich. Es heißt „mindestens 15%“. In Ländern, wo der Steuersatz schon über 15% liegt? Die Abmachung würde nur in Niedrigsteuerländern greifen. Richtiger wäre es die beruflichen Ausgaben zu durchleuchten, zum Beispiel die Abgaben für das Markenrecht.

        • Die Abgaben für das Markenrecht/Lizenzgebühren sind auch von diesen neuen Mindestbesteuerungen betroffen, in allen Ländern der OECD:
          „Eine solche Steuer steht im Einklang mit den OECD/G20-Diskussionen über eine Mindestbesteuerung, um eine gemeinsame Untergrenze bei der Besteuerung passiver Einkommen zu schaffen. Diese Initiativen zielen darauf ab, sowohl die Steuervermeidung als auch den Steuerwettbewerb einzudämmen. “ – so schreibt es die Friedrich Ebert Stiftung – die der deutschen SPD-Partei angeschlossen ist.
          https://feps-europe.eu/wp-content/uploads/downloads/publications/policy%20brief%20common%20withholding%20tax_de.pdf

          • Walter Keutgen

            Haha, die Lizenzgebühren wurden doch in den Niedrigsteuerländern besteuert. Jetzt eben zu 15%, was noch immer weniger ist als in Hochsteuerländern. Nur die USA könnten an alles, weil sie eben viele Muttergesellschaften der Konzerne haben. Kein europäisches Land würde das wagen, weil eben Steuerkonkurrenz. Man verkauft eine Maus füreinen Elefanten.

  4. Südlich von Baraque Michel arbeiten doch (fast) alle in LX – dem EU Steuerparadies. Zudem fakturieren (fast) alle Ost-Belgischen Unternehmen in LX, warum wohl…. 🤔. „Steuergerechtigkeit“ hiesse das „Steuerparadies LX“ dicht machen. Das Geschrei der Eifler wäre aber bis Vaals zu hören wenn die dann zu belgischen Löhnen und Abgaben arbeiten müssten…. 😁

    • Neid? Worauf? Das sich ein Land als Steueroase in der EU die Rosinen raus picken konnte? Luxemburg war Jahrzehnte lang ein Profitör der EU! Luxemburg hatte Nichts und ist nur durch Steuerbetrug zu Wohlstand aufgestiegen. Das war sehr kluge Politik! Aber nicht sehr solidarisch und nicht im Sinne der Einheit einer gemeinsamen EU! Auf so eine Geschichte bin ich nicht neidig!

      • Walter Keutgen

        Haha, mit der Solidarität in der EU ist sowas. Nach der Erschöpfung der luxemburgischen Eisenerzvorkommen wäre Luxemburg den Bach hinuntergegangen wie die Wallonie. Und kein anderes Land hätte Luxemburg helfen wollen. Wie auch? Mit Subventionen kann man nicht ewig gegen den wirschaftlichen Strom schwimmen.

        • Ihren letzten Satz sollten sich Windrad- und PV-Strom Produzenten ins Stammbuch schreiben. Die Frage ist nur wie gross bis dahin der angerichtete Schaden sein wird wenn das Subventionskarussell zum Stehen kommt….

  5. Armer Norden

    Du triefst vor Neid. Steuerbetrug? Jedes Jahr bekommt die Steuerhölle Belgien meine Kontostände übermittelt. Und ihr Neider habt das Steuerparadis Niederlande vor der Haustür und habt trotzdem eine erschreckende Arbeitslosenquote. Wie kommst? Vielleicht zu faul ne viertel Stunde früher aufzustehen? Zu blöd Niederländisch zu lernen? Lieber faul im Bett liegen bleiben und über die maulen die ihr Geld ehrlich verdienen? Der Loser Pierre weiß da sicher Rat.

  6. In diesem Zusammenhang kann ich die Doku auf arte empfehlen:
    https://www.arte.tv/de/videos/102289-001-A/mafia-und-banken/
    Kein Geo-Blocking, kann sich jeder ansehen.
    Interessant die Aussage eines Mafiosi dass die Steuerämter mit zu den grossen Profiteuren der Geldwäsche gehören. Das Geld welches durch die legalen Geschäfte der Mafia (Restaurants, Reisebüros, Stiftungen…) gewaschen wird unterliegt ja der Besteuerung. Vom Anbau der Drogen bis zum Strassenverkauf steigen die Profite, danach fallen sie wieder wegen der Kosten durch das „Weisswaschen“ des Geldes. Die Mafia gehört somit zu den grössten Steuerzahlern…. Wer hätte das gedacht.

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