Politik

Fall Essent: „Ab wann wieder auf Deutsch?“ – CSP und Paasch drängen auf Zeitplan für sprachliche Anpassung

Foto: Shutterstock

AKTUALISIERT – In einem Schreiben an CSP-Präsident Pascal Arimont und PDG-Spitzen-Kandidat Colin Kraft hat das Energie-Unternehmen „Essent Belgium“ Besserung in Bezug auf seine Kunden-Korrespondenz in deutscher Sprache gelobt. Auch DG-Ministerpräsident Oliver Paasch (ProDG) erhielt Post vom Energieversorger.

Wie berichtet, hatten Arimont und Kraft sowie die DG-Regierung das Unternehmen vor zwei Wochen wegen seiner Ankündigung, nur noch in Flämisch oder Französisch mit den Kunden aus dem deutschen Sprachgebiet in Kontakt treten zu wollen, scharf kritisiert (siehe Artikel an anderer Stelle). Auch im Forum von „Ostbelgien Direkt“ gab es dazu viele Kommentare.

Das Unternehmen Essent Belgium hatte seine deutschsprachigen Kunden kürzlich in einem Schreiben darüber informiert, dass es zukünftig nur noch in Flämisch oder Französisch mit ihnen in Kontakt treten werde. Dies gelte für Mitteilungen und Rechnungen.

Deutsch eine von drei Landessprachen

„Deutsch ist eine unserer drei Landessprachen, und wir sind der Auffassung, dass die Bürger der Deutschsprachigen Gemeinschaft ein Recht darauf haben, in ihrer Muttersprache angeschrieben zu werden“, machten Arimont und Kraft in ihrem Schreiben an Essent deutlich.

Pascal Arimont (links) und Colin Kraft. Foto: OD

Das Unternehmen erklärte in seinem Antwortschreiben an die beiden christlich-sozialen Politiker, dass es sich aufgrund eines komplexen IT-Projektes gezwungen sah, seine Dienste „vorübergehend“ nur in zwei Sprachen anzubieten. „Wir werden unsere deutschsprachigen Dienstleistungen wiederaufnehmen, sobald wir das richtige Qualitätsniveau sicherstellen können“, so Essent.

Die beiden CSP-Politiker zeigten sich verwundert darüber, dass bei dem ursprünglichen Schreiben von Essent an ihre deutschsprachigen Kunden nicht von einer „vorübergehenden“ Einstellung des deutschsprachigen Kundendienstes die Rede war, sondern die Einstellung als definitiv dargestellt wurde.

Probleme bei Sprachenpolitik vieler Konzerne

„Wir möchten nun von dem Unternehmen wissen, bis wann genau die Korrespondenz in deutscher Sprache wiederhergestellt wird. Wir wollen uns auch dafür einsetzen, dass die Umstellung im Sinne der deutschsprachigen Kunden möglichst zeitnah erfolgt. Daher werden wir auch auf ein Gesprächsangebot seitens Essent eingehen“, erklärten Kraft und Arimont.

DG-Ministerpräsident Oliver Paasch. Foto: Belga

„Wir erkennen bei der Sprachenpolitik vieler großer Konzerne in Belgien Probleme – und das nicht erst seit gestern. Deutlichkeit und Druck seitens der Politik müssen gesteigert werden, denn die Bürger der Deutschsprachigen Gemeinschaft haben ein Recht darauf, in ihrer Muttersprache bedient zu werden“, so Arimont und Kraft.

Unterdessen hat auch der Ministerpräsident der DG, Oliver Paasch (ProDG), Post von Essent erhalten. Daraufhin hat der Regierungschef Essent zu einem Gespräch eingeladen, um alle Einzelheiten und insbesondere den Zeitplan zu diskutieren. „Wir bereiten derzeit gemeinsam mit der Verbraucherschutzzentrale weitere Schritte vor mit Blick auf andere Anbieter von Dienstleistungen öffentlichen Interesses in Ostbelgien, die die Sprachgesetzgebung missachten“, so Paasch gegenüber „Ostbelgien Direkt“. (cre)

Antwortschreiben von P. Arimont und C. Kraft an Essent

Schreiben von Essent an O. Paasch

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

19 Antworten auf “Fall Essent: „Ab wann wieder auf Deutsch?“ – CSP und Paasch drängen auf Zeitplan für sprachliche Anpassung”

  1. Jürgen Margraff

    Das ist sehr schnell geregelt – Meine Mutter war Selbständige als die MWSt eingeführt wurde, die Verwaltung schickte ihr die 3 monatliche Abrechnung auf Frz mit der dazugehörigen Zahlungsaufforderung – sie schickte alles zurück mit der Bemerkung, soweit sie aus dem Schreiben erkenne schulde die Steuerverwaltung ihr die Summe von 10000 Bfrs, man solle doch die Güte haben den betreffenden Betrag in kürzester Zeit an sie zu überweisen, mit selbstredend der nötigen Bankverbindung – 4 Tage drauf hatte sie das Schreiben auf Deutsch mit einer dementsprechenden Entschuldigung

  2. Ach, das wollten unsere Top Politiker doch schon seit seit Jahrzehnten regeln, bis jetzt immer noch null.. Nichtmals die offizielle Seite des belgischen Staates ist auf Deutsch, geschweige denn Proximus und Co. Es passiert einfach null. Danke liebe Politik. Ihr seid der Hammer. Einfach lächerlich..

  3. Ostbelgien Direkt

    AKTUALISIERT – Auch Paasch drängt auf Zeitplan für sprachliche Anpassung

    Unterdessen hat auch der Ministerpräsident der DG, Oliver Paasch (ProDG), Post von Essent erhalten. Daraufhin hat der Regierungschef Essent zu einem Gespräch eingeladen, um alle Einzelheiten und insbesondere den Zeitplan zu diskutieren. „Wir bereiten derzeit gemeinsam mit der Verbraucherschutzzentrale weitere Schritte vor mit Blick auf andere Anbieter von Dienstleistungen öffentlichen Interesses in Ostbelgien, die die Sprachgesetzgebung missachten“, so Paasch gegenüber „Ostbelgien Direkt“. (cre)

    Dem Artikel von OD wurden noch als Anlage hinzugefügt:

    – Antwortschreiben von P. Arimont und C. Kraft an Essent
    – Schreiben von Essent an O. Paasch

  4. Was soll dieser Palaver, in Belgien wohnen 10 Mio. Bürger und für die 70.000 Männekes alles auf Deutsch übersetzen . Lachhaft in der heutigen Zeit , lernt Französisch und Flämisch in der heutigen Zeit muss ich mich auch der digitalen Welt anpassen ( I-Phone , Computer, Mails Homebanking usw )

    • DenAhlen

      Und Sie glauben das denen die paar Mennekes hier aus Ostbelgien in den Geschäftszahlen auffallen? Bei nächsten Anbieter dann das gleiche …. und schlussendlich hat der Kunde den ganzen Ärger und landet dann schlussendlich doch wieder bei den Anbietern, die dann immer noch keinen Kundendienst auf Deutsch anbieten.

      • Tacheles

        Da hilft wohl nur eines, sich vom belgischen Staat verabschieden und sich an Deutschland anschließen! Es ist schon eine ziemliche Unverschmtheit eine sprachliche Region einfach (Versailler Vertrag) so willkürlich an einen andern Sprachraum und Kulturraum anzugliedern. Nur weil da ein schwachsinniger größenwahnsinniger Österreicher einen Weltkrieg angefangen hat gleich ein Gebiet mit 77000 Individuen einfach mal irgendwohin zuzuordnen. Wie schwachsinnig ist Politik bitte?

  5. „dass es sich aufgrund eines komplexen IT-Projektes gezwungen sah, seine Dienste „vorübergehend“ nur in zwei Sprachen anzubieten. „Wir werden unsere deutschsprachigen Dienstleistungen wiederaufnehmen, sobald wir das richtige Qualitätsniveau sicherstellen können“, so Essent.“
    An Dämlichkeit nicht zu überbieten!

  6. Sûdwind

    Es wäre vor allen Dingen zu begrüßen, dass unsere Politiker sich einsetzen, dass ältere Menschen in unseren Krankenhäusern und Notdiensten von deutschsprachigen Ärzten und Pfleger betreut werden, als dass ein dämliges Formblatt (Rechnung) unbedingt in deutscher Sprache erscheinen muss.

    • Mag sein...

      Es mag sein das dieser Zustand für alle Einwohner der DG nicht gut ist wenn man in ein Krankenhaus muss und nicht in seiner Muttersprache geholfen werden kann.
      Aber man sollte bedenken, das es dafür auch Ärzte geben muss die der Sprache mächtig sind. Ich glaube wenn sich 5 Ärzte auf eine Stelle bewerben, das auf die Sprache und auf die Qualifikation geschaut wird, wenn aber nun kein Arzt sich bewirbt der Deutsch spricht, was soll dann gemacht werden??? Dann doch lieber ein Arzt der Französisch oder Flämisch spricht und wo Pflegerinnen da sind die übersetzen.
      Sicher könnte das Problem ein wenig behoben werden, wenn Diplome aus Deutschland einfach anerkannt würden, ich glaube nicht das dort die Ausbildung schlechter ist als in Belgien. aber es stellt sich die Frage, wollen diese dann hier arbeiten kommen wenn in der näheren Umgebung große Krankenhäuser liegen wo mehr verdient werden kann.
      Also einfach nur sagen, die sollen sich mal drum kümmern ist nicht so einfach, leider.

  7. Wichtig?

    Es ist lächerlich sich über den Sprachgebrauch privater Firmen aufzuregen. In Belgien gibt es viele offizielle Schreiben die noch nicht auf Deutsch existieren! Mir wurde mehrfach von offizieller Seite gesagt das die deutsche Sprache kein Argument sei wenn man eine Behandlung in Deutschland nötig hat. Kinder können nicht von Geburt an mehrere Sprachen, leider können sie aber krank werden! Aber da sind unsere „Marionetten-Politiker“ nicht zuständig!

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