Gesellschaft

Erste Gemeinde sagt Karnevalszug ab – Werden weitere folgen?

Ein Karnevalszug von vielen. Werden bis zum Beginn des Straßenkarnevals noch andere Umzüge abgesagt? Foto: Shutterstock

Flüchtlingskrise, Terrorgefahr, die Übergriffe auf Frauen in Köln: Gefährden diese Ereignisse den Straßenkarneval vom 4. bis zum 10. Februar 2016? Erstmals sagte eine Kommune in Nordrhein-Westfalen ihren Karnevalszug mit Verweis auf die Flüchtlingskrise ab. Werden weitere Absagen folgen?

Ein Sprecher der Stadt Rheinberg im Kreis Wesel sagte der „Rheinischen Post“, man könne nicht ausschließen, dass die im Stadtteil Orsoy lebenden Flüchtlinge den Umzug besuchen und es zu Vorfällen wie in der Silvesternacht in Köln komme. In der Unterkunft sind mehrere Hundert Asylsuchende untergebracht, darunter auch zahlreiche Nordafrikaner.

Der Präsident des ausrichtenden Rheinberger Karnevalsklubs 1. OKK 99, Paul van Holt, erklärte, die Zeit bis Rosenmontag reiche nicht, um die von der Stadt geforderten Sicherheitsauflagen zu erfüllen. „Deshalb haben wir uns schweren Herzens entschieden, den Zug abzusagen.“ In Orsoy befindet sich eine der zentralen Unterkünfte für Flüchtlinge des Landes Nordrhein-Westfalen.

Wie sollen sich Frauen im Straßenkarneval nach den Vorfällen in Köln in der Silvesternacht verhalten? Foto: Schutterstock

Wie sollen sich Frauen im Straßenkarneval nach den Vorfällen in Köln in der Silvesternacht verhalten? Foto: Schutterstock

Auf Facebook hatte der Karnevalsverein ein entsprechendes Statement veröffentlicht.

In den Kommentaren zu der Erklärung wurde deutlich: Viele User bedauerten diese Entscheidung. „Schade, schade, schade!“, schrieb ein User auf Facebook. „Warum gleich absagen?“, fragte ein anderer. Mehrere Nutzer betrauerten die endgültige Absage. „Traurig für die Jecken, die ein ganzes Jahr geübt, geprobt und sich darauf gefreut haben“, erklärte eine Userin.

„Egal bei welchem Wetter haben Umzüge stattgefunden“, schrieb ein Kommentator und betonte, dass man sich das Karnevalsvergnügen von nichts verderben lassen sollte. Auch Vorwürfe gegenüber der Stadt Rheinberg wurden laut. So schrieb ein Facebook-User: „Die Stadt hat für ein Sicherheitskonzept gerade zu stehen, oder wird das nächste Fußballspiel auch abgesagt oder die nächste Bürgerversammlung?.“ Einige appellieren an die Stadt Rheinberg, die Entscheidung zu überdenken.

Auch auf Twitter schlug die Meldung Wellen. „Das ist absolut falsch“, twitterte ein Nutzer. „Traditionen aufgeben aus Angst?! Unglaublich falsch!“, unterstützte ihn ein anderer.

Die Frage, wie viel Humor im Karnevalszug erlaubt ist, stellte sich schon letzes Jahr, wenige Wochen nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo". Foto: Shutterstock

Die Frage, wie viel Humor im Karnevalszug erlaubt ist, stellte sich schon letzes Jahr, wenige Wochen nach dem Anschlag auf „Charlie Hebdo“. Foto: Shutterstock

Schon vor dem Start in den Straßenkarneval 2015 hatte es über die Frage, wie viel Humor erlaubt sein soll, Diskussionen gegeben, weil befürchtet wurde, dass wenige Wochen nach dem Anschlag auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ in Paris Islamisten bei Karnevalsumzügen Vergeltung üben könnten, wenn sich Karnevalisten über den Islam lustig machten.

Damals riefen einige ostbelgische Bürgermeister Wagenbauer und Fußgruppen dazu auf, darauf zu achen, dass von ihrer Karnevalsgruppe „keine Provokation“ ausgeht. Zudem wurden Polizisten mit einer kugelsicheren Schussweste ausgerüstet und wurden angewiesen, immer zu zweit in den Straßen zu patrouillieren.

Und was erwartet uns dieses Jahr? Die Anschläge vom 13. November 2015 in Paris und die Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht in Köln haben für noch mehr Verunsicherung im Vergleich zum Straßenkarneval vor einem Jahr gesorgt. (dpa/cre)

 

47 Antworten auf “Erste Gemeinde sagt Karnevalszug ab – Werden weitere folgen?”

  1. Baudimont

    Die Politik hat versagt als Garanten für Sicherheit !

    Staatliches Versagen bei der Sicherheit, Recht und Ordnung !
    Hilfe, unsere Gesellschaft, unsere Behörden haben versagt !

    Karnerval hat auch etwas mit Toleranz zu tun, keiner wird gezwungen mitzumachen und unsere Freiheit ist in Gefahr ! Wir befinden uns tatsächlich in einer großen Gefahr: Der Staat bedroht (Nicht der Islam) unsere Freiheit !

    • Zarathustra

      Närrisch, eher! Während in Maastricht der Prinz ein… syrischer Flüchtling ist! Der arme Kerl wird wohl kopflos, bildlich gesprochen, darein geraten sein – und wird kopflos daraus kommen.

  2. Pensionierter Bauer

    Da hat Rheinberg aber einen närrichen Bürgermeister bzw. Ordnungsdezernenten .Diese Scherzbolde warten wahrscheinlich schon seit Jahren auf einen Grund den Karnevalisten die Bedingungen so hoch zu Schrauben , dass den Verantwortlichen die Freude am organisieren vergeht . Hoffentlich löst diese schwachsinnige Entscheidung nicht eine Kettenreaktion wie 1991 aus .

  3. Ekel Alfred

    @ Zarathustra, „und wird kopflos daraus kommen“, ist das auch bildlich gemeint?
    @ Bürger, im Secondhandladen in der Unterstadt, reichlich Auswahl und günstig!
    @ Schmitz N., die Madame“Cancelerin“ ist persönlich für diesen „FAUX PAS“ verantwortlich. Unverständlich, dass die EU- Länder nicht die Macht haben, diese Frau zu zwingen, abzudanken, und das ohne Prämie….

  4. Ekel Alfred

    Ich habe mich ein ganzes Jahr auf den Kölner Karnevalsumzug seelisch und moralisch darauf vorbereitet. Nicht zu denken an eine Absage. Alle Fenster sind doch bereits reserviert, und der Punch erstmal, den ich meinen „ROTEN“ Gästen kredenzen möchte. Die Else läuft schon mit dem Hölzchen….

  5. Heuchel-Ei

    Bald hat die Politik ihre sich selbst gesteckten Ziele erreicht.

    Feindbilder geschaffen und von den wirklichen Problemen abgelenkt.

    Der Mob freut sich, die Volksseele kocht.

    Mal schauen wann die ersten Moscheen brennen.

  6. Man kann allem die Schuld geben, aber wieso fängt man nicht bei den Gemeinden an?
    Von welcher realistischen Terrorgefahr kann man in den Gemeinden denn tatsächlich ausgehen?

    Rassismus wird vom Staat geschürt, und zwar ausschließlich vom Staat. Eine Gesellschaft die in Angst lebt wird instabil. Diejenigen, die die Entscheidungen treffen, treffen diese nicht mehr zum Wohl aller. Eins steht jedoch fest: Der Verzicht auf Traditionen wegen Flüchtlingen schürt nur Hass und die Verantwortlichen setzen das falsche Zeichen. Mehr Eigenverantwortung und Selbstbewusstsein braucht das Volk wieder.

    Und jetzt schreibt mir bitte niemand „der Staat sind wir“ – das sind wir leider schon lange nicht mehr.

  7. Ekel Alfred

    @ Freddy, Sie haben in einem anderen Bericht geschrieben, dass Sie keine Asylanten in Eupen gesehen haben, besonders nicht in der Unterstadt. Verstehe, die sind Ihnen bestimmt durch die Lappen gegangen….

    • „@ Freddy, Sie haben in einem anderen Bericht geschrieben, dass Sie keine Asylanten in Eupen gesehen haben, besonders nicht in der Unterstadt. Verstehe, die sind Ihnen bestimmt durch die Lappen gegangen….“

      Komisch, meines Wissens nach hat die Eupener Unterstadt immer noch kein Asylantenheim, daran ändert auch ein „Ekel Alfred“ irgendwie nicht viel. Haben Sie sonst irgendetwas bei zu tragen?

      • Schlechter als Karneval!

        Asylantenheim gewiss nicht, dafür mehr als genug Koptücher und sonstige Verschleierungsaccessoire. Ich lebe da, seitdem ich geboren wurde, und wie sich die Dinge hier progressiv – hahaha – über die Jahrzehnte verändert haben, geht auf keine Kuhhaut. Nein, ich muß auf keinen Fall die „Buntheit“ gutheißen. Daß die „Multikulti-GesellschaftEN“ gescheitert wäre(n), das kann ich nicht behaupten – sie sind da, in der Tat. Die idealitische Utopie einer Multikulti-Gesellschaft, die gut funktioniert, aber, die ist bereits schon lange auf der Müllhalde der Geschichte gelandet.

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