Notizen

Erneut Blutbad an einer US-Schule: 17 Tote nach Schüssen in Florida

14.02.2018, USA, Florida, Parkland: Rettungskräfte versorgen ein Opfer, nachdem an der Marjory Stoneman Douglas High School tödliche Schüsse gefallen sind. Foto: John Mccall/South Florida Sun-Sentinel/AP/dpa

Ein 19-Jähriger schießt an einer High School in Florida um sich. 17 Menschen sterben, darunter auch Schüler. Der Täter ist gefasst. Politiker und Prominente sind fassungslos über das Massaker – eines von so vielen in den USA.

Der Valentinstag ist an den Schulen der USA ein Tag, an dem es besonders nett zugeht in den Klassenräumen. Viele Schüler bringen für ihre Kollegen kleine Geschenke mit, manche Lehrer organisieren kleine Feiern.

In Parkland im Bundesstaat Florida bringt ein 19-Jähriger an diesem 14. Februar eine halbautomatische Waffe mit in die Marjory Stoneman Douglas High School – und jede Menge Munition. Er erschießt 17 Menschen und verletzt Dutzende weitere.

Entsetzliche Szenen spielen sich ab. Polizei, Ärzte und Politiker sind fassungslos. Prominente fordern über soziale Medien ein schärferes Waffengesetz.

14.02.2018, USA, Florida, Parkland: Mitarbeiter des FBI und Polizisten stehen in der Nähe der Marjory Stoneman Douglas High School, nachdem dort tödliche Schüsse gefallen sind. Foto: Ian Witlen/Rmv/RMV via ZUMA Press/dpa

Nach Angaben des Krankenhauses wurden am späten Mittwochabend (Ortszeit) noch 14 Menschen stationär behandelt, drei von ihnen seien im kritischen Zustand. Von den Todesopfern seien bislang ein Dutzend identifiziert, erklärte Sheriff Scott Israel.

Der Schütze, zunächst ebenfalls im Hospital, wurde festgenommen und abgeführt. Er habe keinen Widerstand geleistet. In sozialen Netzwerken machten Bilder die Runde, auf denen ein Mann zu sehen ist, der von Polizisten in Handschellen weggebracht wird.

Der Schütze – laut Beschreibungen von Schülern ein Einzelgänger mit Faible für Schusswaffen und Messer – soll einen Feueralarm ausgelöst haben, wie Senators Bill Nelson erklärte. Unter einer Gasmaske geschützt, habe er Rauchbomben gezündet und dann das Feuer auf die fliehenden Schüler und Lehrer eröffnet.

Schütze von der Schule geflogen

129 Lehrer unterrichten an der Schule mehr als 3.000 Schüler von der 9. bis zur 12. Jahrgangsstufe. Der Schütze war keiner mehr von ihnen – er war schon zuvor aus Disziplinargründen von der Schule geflogen, wie Sheriff Israel berichtete.

Ob dieser Ausschluss ein Motiv für die Tat war, müssen erst die Vernehmungen ergeben. Ein Lehrer sagte am Mittwoch, der Mann habe schon vor seinem Rauswurf nicht mehr mit einem Rucksack auf den Campus kommen dürfen.

14.02.2018, USA, Florida, Parkland: Zwei Schüler werden von einer Familienangehörigen umarmt, nachdem an der Marjory Stoneman Douglas High School tödliche Schüsse gefallen sind. Foto: Greg Lovett/Palm Beach Post via ZUMA Wire/dpa

Viele Schüler lieferten verzweifelte Berichte ab. Sie schilderten, wie sie an Leichen und Blutlachen vorbei die Schule verlassen mussten, wie sie sich in Abstellräumen und Spinden oder unter Schulbänken verbarrikadierten. Einige schrieben ihren Eltern via Handy stumme Hilfeschreie: „Was soll ich tun, wo soll ich hin?“

Der Täter habe große Mengen Munition bei sich gehabt. Nach Medienberichten benutzte er eine halbautomatische Waffe des Typs AR-15 – oder einen Nachbau dieses Modells. Diese Waffe wurde auch bei anderen aufsehenerregenden Bluttaten benutzt – etwa im vergangenen Jahr in Las Vegas, als bei einem Massaker 59 Menschen starben.

Bei Prominenten wie Popstar Britney Spears und Schauspielerin Reese Witherspoon löste die Tat Entsetzen und Fassungslosigkeit aus. Es hagelte aber auch Kritik an der Politik. „Drei der zehn schlimmsten Massenschießereien in der US-Geschichte haben sich in Ihrem ersten Jahr ereignet, Herr Präsident. Was werden Sie dagegen unternehmen?“, twitterte der britische TV-Moderator und Journalist Piers Morgan.

Eine schreckliche Epidemie

Sängerin und Schauspielerin Bette Midler wurde noch deutlicher – in Richtung US-Kongress, der von Trumps Republikanern beherrscht wird. „Herzlichen Glückwunsch an die rückgratlosen Feiglinge, die nichts tun, um uns zu helfen, diese schreckliche Epidemie einzudämmen“, schrieb die 72-Jährige auf Twitter.

14.02.2018, USA, Florida, Parkland: Schüler werden von der Polizei evakuiert, nachdem an der Marjory Stoneman Douglas High School tödliche Schüsse gefallen sind. Foto: Mike Stocker/South Florida Sun-Sentinel/AP/dpa

Die Schüsse von Florida haben in den USA auch hartgesottene Profis mitgenommen. Philipp Mudd, Terrorexperte des Fernsehsenders CNN, brach vor laufenden Kameras in Tränen aus. „Können wir in diesem Land nicht endlich anerkennen, dass wir das nicht akzeptieren können?“ Anschließend brach er das Gespräch ab.

Der demokratische Senator Chris Murphy aus Connecticut ging mit der politischen Klasse hart ins Gericht. „Das passiert nirgendwo sonst, außer in den Vereinigten Staaten“, sagte er. Murphy sprach von einer „Epidemie von Massentötungen“. „Das passiert nicht durch Zufall, nicht durch Unglück, sondern als Konsequenz aus unserer Untätigkeit“, betonte er.

Die US-Demokraten fordern seit langer Zeit schärfere Waffengesetze, um die Vielzahl der schweren Straftaten mit Toten und Verletzen einzudämmen. Allein im laufenden Jahr ereigneten sich in den USA nach Murphys Darstellung bereits 19 Vorkommnisse mit Schusswaffen an Schulen. Die konservativen Republikaner und die Waffenlobby wollen jedoch keinesfalls Einschnitte beim Recht auf Selbstverteidigung auch mit Schusswaffen in Kauf nehmen.

US-Präsident Donald Trump, ebenfalls ein Befürworter des freien Zugangs zu Schusswaffen, ließ sich nach Angaben des Weißen Hauses über die Lage in Florida unterrichten. „Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Betroffenen“, hieß es in einer Stellungnahme. Das Weiße Haus sagte wegen der Entwicklung in Florida die täglich stattfindende Pressekonferenz mit Regierungssprecherin Sarah Sanders ab. (dpa)

8 Antworten auf “Erneut Blutbad an einer US-Schule: 17 Tote nach Schüssen in Florida”

  1. Was soll man dazu sagen? Jeder weiss wieso es passiert. Jeder Amerikaner soll sich ja verteidigen dürfen und insofern haben viele ein Waffenarsenal zuhause. Jeder Geistesgestörte kann insofern 1 Blutbad anrichten wenn er es für richtig hält. Aber die Waffenlobby…….

    • Das Schlimme ist, dass (fast) jeder in den USA sich ein großkalibriges Sturmgewehr, dessen Magazine bis zu 50 Schuss Munition enthalten können , ( wie im vorliegendem Fall), besorgen kann, so wie es eigentlich nur die Armee benutzen dürfte( und als zynische Anmerkung, wie es auch die Terroristen benutzen). Man kann idT lange über den freien Waffenbesitz un dessen negative Folgen in den USA diskutieren. Überraschenderweise werden aber beispielsweise im Bundesstaat Texas, wo man laut Westernfilme was anderes vermuten könnte, die Bewohner sogar von den Behörden dazu animiert, SICHTLICH eine Faustfeuerwaffe zu tragen. Angeblich soll dies eine abschreckende Wirkung auf potentielle Verbrecher haben, da diese mit der bewaffneten Abwehr der Menschen rechnen müssten bei ihrem Tun . Wie gesagt,laut Statistiken sollen tatsächlich dort weniger Verbrechen durch den
      Gebrauch von Schusswaffen vorkommen. Das ist für unsereins zwar kaum nachzuvollziehen, entspricht aber den Tatsachen… Wie gesagt, das Problem sind die frei erwerblichen Sturmgewehre, da sind solche Blutbäder wie jetzt wieder, kaum zu vermeiden Diese Waffen dürften nicht an Zivilisten verkauft werden.
      Das hört man aber bereits seit gefühlten 40 Jahren, passiert ist aber nichts! Ja, ja ich weiß, die mächtige Wafffenlobby, trotzdem………….

  2. Und ich dachte, die Bösen in Amerika sind die Mexikaner und die Muslime und gegen die müsse man sich durch Mauerbau und Einreisestopp schützen …?
    Offensichtlich sitzen die Bösen doch eher in der US-Administration und bei ihren Verbündeten, der US-Waffenlobby.

  3. Alfons Van Compernolle

    Ja, nichts kommt von ungefaehr. Als ehemaliges Mitglied eines Schuetzenvereins habe ich nichts gegen Waffen als Sportgeraet. In den USA allerdings reicht der Personalausweis um beinahe jedliche Art von Waffen bis hin zum Maschinengewehr kaufen zu koennen. In so einigen angeblich erzchristlichen Gemeinden ist das Tragen einer Waffe und das 3 monatige Uebungsschiessen pflicht.
    Ich habe in den USA schon 10. jaehrige Kinder auf dem Schiessstand mit AR15 und MG Schiessen sehen und Papa stand daneben und hat sich gefreut. VERRUECKT !!!!!!!

  4. In den USA ist es nicht so, dass man mit einer geladenen Waffe herumlaufen kann.
    wenn man sich anschaut, wie groß der Tod durch Waffengewalt ist,
    dann wage ich zu sagen, dass in Europa mehr mit Waffen stirbt.und soweit ich weiß, ist es in den meisten Ländern verboten;etwas anderes: ICH BIN GEGEN GEWALT ODER WAFFEN ….

    • Alfons Van Compernolle

      Ich habe auch nicht gesagt „Ueberall“, sondern in diversen Gemeinden in Arizona & Texas! Aber ueberall in den USA kann man ohne ein Problem mit dem Personalausweis Waffenerwerben. Will man mit dieser
      rumlaufen, ist es mehr als laecherlich bei der Polizei einen Waffenschein zu bekommen. Fuer meinen Deutschen Waffenschein bedurfte es 2 Jahre Mitgliedschaft in einem Schuetzenverein und den Beduerfnisnachweis nebst diverser Pruefungen. Fuer meinen USA -Waffenschein bedurfte es 15. Minuten und $ 20.-!

    • Alfons Van Compernolle

      Spiegel Online 1-01-2016 „In Texas schreibt man das Jahr 1870″ ( und das 2018)
      Welt Digital Zeitung 30/05/2015 : In Texas darf man jetzt Waffen zeigen“!
      Anmerkung: zuvor war es jedem gestattet seine Waffe verdeckt zu tragen!!!
      Liberalste Waffengesetzgebung Arizona : Jede Waffe samt Munition im Supermarkt gegen Vorlage Personalausweis zu erwerben!!
      US.-Statistik : Pro Kalenderjahr 2 Millionen neue Schusswaffen verkauft.
      Die Mordrate in den USA ist zur Zeit 10 X so hoch als in der BRD !!

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