Leserbrief

Eric Veithen: FC Bütgenbach

Mai 2013: Rapid Oudler – FC Butgenbach,1 Jahr ist es her… Vor genau einem Jahr stieg gegen 15.35 Uhr Benedict Rampelberg nach langer Freistoßflanke zum Kopfball hoch und machte unter großem Jubel das 0:1 für den FC Bütgenbach in Oudler. Nach gefühlten 180 Minuten kam der erlösende Abpfiff, und nach zwei mehr oder weniger schönen und erfolgreichen Jahren in der 3. Provinzklasse durften wir wieder zurück in die uns doch besser bekannte 2. Provinzklasse.

Begleitet von ca. 400 Zuschauern in Oudler und anschließend mit dem „halben“ Dorf in Bütgenbach durfte man eine Feier feiern, auf die man sich jahrelang gefreut hatte.

Was ist geblieben?! Nach einem, ich würde sagen, durchwachsenen Jahr in der Zweiten ist die Euphorie schnell verflogen.

Als bekennender – durch und durch – Gladbachfan kann ich jede Euphorie um jeden Verein der Bundesliga und sogar der 1. Division verstehen. Ich kann alle Kölner verstehen, die seit zwei Wochen durchfeiern; alle Münchner und Dortmunder, die nächste Woche nach Berlin schauen; sogar die Hamburger Fans, die Samstag nach Mainz fahren.

Ich gönne dem Standard, Brügge oder Anderlecht die Meisterschaft, aber wieso bekommen die hochbezahlten Profis in den Vereinen, die oft für etliche 1000 Euro zum nächsten Verein ziehen, um das Wappen zu küssen, und bestimmt auch viel Mist spielen (wenn man 30 Jahre Gladbachfan ist, hat man schon was erlebt) mehr Kredit als eigene Dorfspieler in ihrem Verein?

Wieso dürfen diese Vereine richtig viel Scheiße bauen, und das über Jahre, und trotzdem jubeln alle Leute ihnen zu? Wieso fahren 5 Busse zu Auswärtsspielen in der Bundesliga, aber nur 5 Autos zu den Spielen von unseren Vereinen?

Wieso ist es schwerer, in seinem Dorfsverein Helfer zu finden, aber wieso werden Fanclubs zum Teil überlaufen? Kann es sein, dass da manchmal die Relation nicht stimmt?

Es wäre schön, wenn fußballinteressierte Zuschauer noch mal die Spieler ihres Vereins zumindest genau so gut kennen wie die Spieler der europäischen Topvereine und – noch wichtiger – den Spielern und den Vereinsverantwortlichen genauso viel Kredit geben wie den Spielern und den Managern der Topclubs.

Auf diesem Wege möchte ich mich auf Herzlichste bedanken bei meinen Vorstandskollegen, allen Helfern und auch bei allen Spielern, die in den letzten 12 Monaten ihr Bestes für ihren Verein gegeben haben, denn nur mit der Unterstützung von freiwilligen Helfern kann unser Verein bestehen.

Ich hoffe, einen kleinen Denkanstoß gegeben zu haben – ob beim FC Butgenbach, anderen Vereinen der Gemeinde oder egalwo. Als bekennender Gladbachfan, aber auch als Bütgenbacher durch und durch würde ich mir die gleiche Unterstützung und Euphorie den hiesigen Vereinen gegenüber wünschen wie  den Topclubs – ob seitens der Eltern der Jugendspieler, der Spieler oder der eigenen Fans.

Mit freundlichen Grüßen, ein immer noch motivierter Präsident.

9.5.2014 Eric Veithen, Bütgenbach

11 Antworten auf “Eric Veithen: FC Bütgenbach”

  1. Herr Veithen, so ist das heute: Die Fans sind nur noch für Spitzenfußball zu begeistern. Das Interesse am Fußball in den Provinzklassen geht immer weiter zurück. Umso mehr muss man Leuten wie Ihnen gratulieren für die Arbeit, die sie machen.

  2. Wer sich heute ehrenamtlich engagiert, ist nicht selten der Dumme. Man findet keine Leute, die mithelfen, man fühlt sich im Stich gelassen. Nicht einmal einen Orden bekommt man dafür. Orden verleihen die Politiker sich gegenseitig oder an Leute, die einfach nur ihren Job machen, für den sie bezahlt werden. Siehe Euregio-Rosetten.

  3. @ Diabolo,
    um das zu unterstreichen, was Sie zur Ordensverleihung an Politiker schreiben, siehe nachstehenden Punkt 6 von :

    Die sechs Phasen eines Projektes:
    1. Begeisterung
    2. Verwirrung
    3. Ernüchterung
    4. Suche nach dem Schuldigen
    5. Bestrafung eines Unschuldigen
    6. Auszeichnung eines Nichtbeteiligten

  4. @Foot

    Da muß ich Ihnen aber heftigst widersprechen. So wie „mein Verein“ dieses Jahr in der Europa League gespielt hat so kämpfte er in der Liga gegen den Abstieg. Aber das macht einen Fan aus. Er kennt die Wut und die Trauer des Abstieges aber auch die überschäumende Freude wenn es wieder rauf geht. Natürlich gibt es auch die „Erfolgsfans“ die so lange kommen bis der Erfolg ausbleibt. „Fans“ für die der Zweite der erste Verlierer ist, und die gehen wenn eine andere „Schönheit“ das Dorf betritt. Dann gibt es den Selbstdarsteller der vor lauter Pyro und Party nichts vom Spiel mitbekommt. Auch die Traditionalisten für die jeder Spieler der den Verein wechselt gleich ein Söldner ist trifft man in jedem Stadion. Und es gibt den Hardcore Fan von dem behauptet wird:“ Du kannst den Beruf wechseln, du kannst den Wohnort, ja sogar die Ehefrau wechseln, aber den Verein nie. Du erbst das, saugst es mit der Muttermilch auf und es verlässt Dich nie mehr.In manchen Fällen entfacht eine Generation (oder eine Spielphilosophie) ein solches Feuer das einen nie verässt. Manchmal ist es Liebe auf den esten Blick. Die Frage warum der 1. FC Köln mehr Fans hat als der FC Bütgenbach? Das könnte daran liegen das Köln ein paar Einwohner mehr hat.

    • Fussballfan

      EdiG
      Die paar Einwohner hatte die Stadt Köln schon immer mehr als die Dörfer in Ostbelgien. Aber noch nie fuhren so viele „Fussballkenner“ in die Stadien, ohne jemals selbst gegen einen Ball getreten zu haben oder sich im Dorfsverein auch nur einmal umgeschaut zu haben. Bedenklich ist dass umso mehr, weil mittlerweile viele Eltern mit ihren Kindern jede 2.Woche ins Stadion fahren, anstatt ihre Kinder dazu zu ermuntern, selbst einem regionalen Sportverein beizutreten.

  5. Réalité

    Tja,Herr Veithen,vieles was Sie schrieben ist die Wahrheit!Aber die Zeiten haben sich gewaltig geändert,auch im Sport!Was waren das früher doch für Turnfeste hier in der Eifel!Die grössten Wiesenfeste die es geben konnte!Und andere Jubelfeste,mit oft tausenden Besuchern!Den Musikvereinen laufen die Aktiven weg,bzw.mangelt es an Musikern an allen Ecken und Kanten!Wenige Besucher bei den Konzerten usw usw!Den Chören schon viel länger dasselbe!So könnte man weiterfahren.Den Fussballklubs geht es auch nicht gut!Schwindender Zuschauerbesuch,Nachwuchsmangel,Fusionen von Jugendabteilungen,Steueramtbesuche u Kontrollen usw!Dafür fahren manche dann lieber zu Spielen n München,Gladbach,Bremen,Köln,Brüssel,sogar zu deren Auswärtsspielen.Nur hier beim Dorfclub sieht man sich nicht so oft!Was dagegen machen!?Guter Rat ist teuer!
    Im Fussball sollten sich alle Clubs mal an das Provinzialkomittee wenden,und um Ideen und Hilfe bitten!Die kriegen nicht mal einen richtigen Spielkalender fertig,mit Winterpause usw!Kann man sich nicht mal auf andere Klassierungen bzw.attraktivereTabellen beraten,versuchen!?Wofür sind solche Leute denn wohl da!?
    Genau so wie beim Verband in Brüssel,so wird in Lüttich nichts richtiges auf die Reihe gebracht!Zum grossen Leidwesen der kleineren Fussballclubs!Leider,leider!

  6. Ich kann Eric Veithen sehr gut verstehen. Doch das Problem liegt nicht bei seinem Verein, sondern ist ein gesellschaftliches Problem. Freizeit wird immer knapper und wenn man dann etwas unternimmt und das Geld noch reicht, probiert man etwas aussergewöhnliches zu machen. Dazu kommt noch, dass man jeden Tag Fussball im Fernsehen verfolgen kann und ein gewisser Hunger auf „unseren“ Fussball verloren geht. Dazu kommt sicherlich auch noch, dass die heutige Generation Spieler eine andere Mentalität an den Tag legt als es vor Jahren mal der Fall war. Wenn selbst eine AS Eupen nicht die Massen anzieht, dann kann es nicht an der sportlichen Qualität liegen. Es ist sicherlich sehr viel Bequemlichkeit dabei.

  7. Réalité

    -Herr Veithen,ich dachte heut morgen noch an Ihren Leserbrief!

    Wenn man sieht wie gestern Abend die K A S Eupen in so einem wichtigen Spiel die „Massen“ von ganzen 2600 Zuschauern anzog,darunter wahrscheinlich noch nen ganzen nichtzahlenden Haufen!

    Ebenso gestern Abend der Honsfelder SV gen St Vith +- 300 Leuten ,dito die nicht zahlenden,vor 14 Tagen die gleiche Zahl von GW Amel gegen St Vith,und man zurückdenkt vor einigen,bzw.vielen Jahren diese Derbys oft an die Tausend Leute anzogen,ja mein Gott,was waren das noch Zeiten!?

    Wo würde Eupen heute wohl spielen,wenn die Kataris nicht gekommen wären!??

    Schon eine kuriose Entwicklung dort!
    Die damalige Führung reingefallen auf einen Blender,und das trotz guter Vorstände.Der Aufstieg und Bau eines protzigen Stadions das viel zu gross ist!Glaube es ist noch keine 10 X gefüllt gewesen!??Eine Farce und ein Unding!!Und das auch noch mit vielem Steuergeld!MP Lambi hat vielleicht einen Geheimtrick in der Hinterhand um da mal „ein volles Haus“ draus zu machen!?“Eventuell mit andern Events“??
    In den hiesigen Regionalklassen spielen sehr viele Vereine,sogar in grösseren Dörfern vor 40 Zuschauern,wovon sicher auch noch 20 nicht zahlende sind!Selbst Weywertz,die ja in der 1 Prov.spielen klagt über gravierenden Zuschauerschwund-mangel.Dies ist dasselbe in den Vereinen der Lütticher Vororte,wie Herstal,Aubel,Fléron usw,wo auch nur 30 Personen anwesend sind!

    Man fragt,man wundert sich wie viele Vereine das noch schaffen!?
    Zum Glück gibt es noch Ehrenamtliche und stille und heimliche Gönner,ansonsten….!?

    Bei den Spielerpreisen,Löhnen u Prämien kann es einem schwindlig werden….!??
    Fragt sich,wie das weitergehen wird!??

    • Hallo Réalité,

      Alles was Sie schreiben und wie Sie es beschreiben sehe ich genau so.
      Nur was den nachfolgendem Satz in Ihrem Post angeht, habe ich eine dezidiertere Meinung:
      „Wo würde Eupen heute wohl spielen,wenn die Kataris nicht gekommen wären!??“

      Vordergründig stimmt das zwar. Andererseits werden Sie aber mitbekommen haben, dass da einiges in diesem Land im argen liegt. Einige Herren der FIFA bedauern inzwischen, dass die WM dorthin vergeben wurde. Es wird von unmenschlichen Arbeitsbedingungen dort gesprochen, von moderner Sklaverei. Viele Tote hat es schon auf den Baustellen gegeben. Habe eben noch einen Kommentar in der SZ gelesen, dass
      Insider voraussehen, bis zum Beginn der WM in 2022 , wenn der bisherige
      „Rhytmus“ an Opfern so weiter ginge, es bis dann 4000 Tote(!) geben könnte.
      Nun, ein Zusammenhang mit dem Namen Katar und einem ostbelgischen Fußballverein hat für mich daher schon ein gewisses „Geschmäckle“, ohne dabei
      zu hinterfragen, wie das Geld und von wem genau das Geld im Katar und unter welchen sonstigen Voraussetzungen
      dieser Geldfluss zum Segen der AS Eupen so funktioniert. Oder sollte man dies doch hinterfragen? Ein Gedanke, mehr nicht.

      • Katar als WM-Ort lag sicher am Schmiergeld aber das ist auch Alltag in der EU-Kommission! So läuft es in der Politik oder sonst wo. Katar ist ein schlechter Landesherr aber nicht jeder bei Aspire ist ein Sklaventreiber. Aspire arbeitet zwar mit katarischem Geld aber man sieht doch bei der AS am besten, dass Ausländer den Laden schmeissen und keine Kataris. Nebenbei, Belgien hat eins die Bevölkerung des Kongos halbiert und dennoch steht das nicht stellvertretend für alle Belgier.

  8. Réalité

    -Ich sehe das auch so,Patriot!War wohl eine Fata Morgana,die WM nach dort zu vergeben!
    Hat keiner jemals verstanden!
    Sind etwa dunkle Geldströme da im Spiel gewesen!??
    Eine WM in ein Land zu vergeben was in der FIFA Rangliste mit am Schwanz steht!
    Unglaublich??!

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