Notizen

England gewinnt 2:0 und wirft Deutschland raus – Die Zeit von Löw als Bundestrainer endet im Achtelfinale

29.06.2021, Großbritannien, London: Deutschlands Mats Hummels (l) kann den Ball vor Englands Harry Kane (2.vl) klären. Foto: Matthew Childs/Pool Reuters/dpa

Nach Frankreich als Weltmeister von 2018 ist am Dienstag auch der Weltmeister von 2014 aus der Fußball-EM ausgeschieden. England besiegte Deutschland im Wembley-Stadion 2:0 durch Tore von Raheem Sterling (75.) und Harry Kane (86.).

London (dpa) – Aus! Vorbei! EM-K.o.! Joachim Löw muss nach einer schmerzhaften Wembley-Schlappe zwölf Tage zu früh in die Bundestrainer-Rente. Aggressive Engländer haben den Traum vom vierten deutschen Europameister-Titel abrupt zerstört und die einst glanzvolle Ära des Weltmeister-Coaches im EM-Achtelfinale vor dem ersehnten letzten Endspiel-Date beendet.

55 Jahre nach dem legendären WM-Endspiel 1966 brauchten die Three Lions am Dienstagabend kein historisch zweifelhaftes Lattentor, um die deutsche Fußball-Nationalmannschaft erstmals wieder in einem entscheidenden Turnierspiel zu bezwingen. Löw hatte wieder einmal, als es schief lief, keinen Plan B parat.

29.06.2021, Großbritannien, London: Englands Torwart Jordan Pickford (M) klärt den Ball neben Deutschlands Robin Gosens. Foto: John Sibley/POOL Reuters/dpa

Raheem Sterling (75. Minute) und Harry Kane mit seinem ersten EM-Treffer (86.) erzielten vor 45 000 euphorisierten Fans die Tore zum 2:0 (0:0)-Sieg der Engländer gegen eine in der spannungsgeladenen Stimmung viel zu harmlose DFB-Elf. Für Rekordcoach Löw endet die DFB-Zeit nach fast 15 Jahren und 198 Länderspielen als Bundestrainer mit einer herben Enttäuschung.

Thomas Müller vergab in der 81. Minute bei einer der wenigen deutschen Tormöglichkeiten die Chance auf den zwischenzeitlichen Ausgleich. Während die DFB-Elf nur zum Kofferpacken nach einem Turnier mit mehr Schatten als Licht noch einmal ins EM-Quartier in Herzogenaurach zurückkehrt, um dann frustriert den Sommerurlaub anzutreten, geht die EM-Reise der Engländer weiter.

Am Samstag soll im Viertelfinale gegen Schweden oder die Ukraine in Rom das Ticket für die nächste Wembley-Partie im Halbfinale gelöst werden. Der 11. Juli steht als Endspiel-Tag ganz dick im englischen Fußball-Kalender.

29.06.2021, Großbritannien, London: Englands Raheem Sterling (u) wird von Deutschlands Matthias Ginter (r-l), Thomas Müller und Leon Goretzka gestoppt. Foto: Nick Potts/PA Wire/dpa

Löw und seine glücklosen DFB-Stars haben hat dann ungewollt frei. Im September startet Hansi Flick als neuer Bundestrainer mit der Fortsetzung der WM-Qualifikation für Katar 2022 ein neues Kapitel – viel Arbeit wartet nach der EM-Enttäuschung auf den einstigen Löw-Assistenten und Bayern-Erfolgscoach. Unmittelbar vor der Partie hatte Löw noch ein Anliegen geäußert. „Kein Trainer wünscht sich ein Elfmeterschießen, das ist immer ein Vabanque-Spiel“, sagte der Bundestrainer – doch diesen Ausgang hat er sich nicht gewünscht.

Die Deutschen traten nur zu Beginn engagiert auf, nachdem beide Teams schon vor dem Anpfiff ein starkes Zeichen gesetzt hatten. Dem gemeinsamen Kniefall der Spieler schloss sich Löw an. Der 61-Jährige ging wenige Sekunden vor dem Anstoß wie auch sein englischer Kollege Gareth Southgate als Zeichen gegen Rassismus mit einem Knie auf den Boden. Wieder gab es vereinzelte Buhrufe während der Geste, die überwiegende Mehrheit der bis zu 45 000 Zuschauer und Zuschauerinnen im Wembley-Stadion klatschte jedoch lautstark Beifall.

Überhaupt diese Atmosphäre im englischen Fußball-Tempel! Schon Stunden vor der Partie feierten Fans rund um das Stadion eine feucht-fröhliche Party. Auf den Sitzen waren auch schwarz-rot-goldene Fahnen ausgelegt, die fast ausschließlich einheimischen Fans sangen und lärmten und zelebrierten eine ausgelassene EM-Sause. Seit November 2019 hatte eine deutsche Nationalmannschaft wegen der Coronavirus-Pandemie nicht mehr vor solch einer Kulisse gespielt.

29.06.2021, Großbritannien, London: Deutschlands Thomas Müller (M) reagiert enttäuscht auf eine verpasste Torchance. Foto: Matthew Childs/Pool Reuters/dpa

In der Anfangsphase beflügelte dies die DFB-Elf. Leon Goretzka, der bei seinem ersten Startelf-Einsatz bei diesem Turnier wie erwartet Ilkay Gündogan (Schädelprellung) ersetzte, war nach einem feinen Pass von Thomas Müller kurz vor der Strafraumgrenze nur durch ein Foul zu stoppen (8.). Den Freistoß aus zentraler Position schoss Kai Havertz aber in die englische Mauer. Neben Goretzka war auch Havertz‘ Chelsea-Kollege Timo Werner neu in die Startelf gerückt. Der Angreifer hatte nach einer guten halben Stunde die beste Chance zur Führung, scheiterte aber an Keeper Jordan Pickford (32.). Zwanzig Minuten vor Schluss musste Werner raus, für ihn kam Serge Gnabry.

Zwischen den beiden Chancen und in der Viertelstunde vor der Halbzeit dominierten aber die Engländer. Die Deutschen verloren zu viele Zweikämpfe im Mittelfeld, die Three Lions spielten aggressiver und erarbeiteten sich zeitweise ein deutliches Übergewicht. Löw verschränkte die Arme. Löw winkte frustriert ab. Was er da auf dem heiligen Rasen sah, konnte ihm überhaupt nicht gefallen. Sinnbildlich stand zu diesem Zeitpunkt Bayern-Profi Müller, der (zu) viel im leeren Raum rannte und versuchte, seine Mitspieler anzutreiben.

Doch Joshua Kimmich beispielsweise war ständig in der Defensive gebunden und konnte offensiv kaum Akzente setzen. Dies gelang den Engländern besser.

29.06.2021, Großbritannien, London: Bundestrainer Joachim Löw und Thomas Müller umarmen sich nach der Partie. Foto: Christian Charisius/dpa

Sterling scheiterte mit einem Schuss an Torwart Manuel Neuer, der wie sein Gegenüber Harry Kane eine Kapitänsbinde in Regenbogenfarben als Zeichen für Toleranz und sexuelle sowie geschlechtliche Vielfalt trug (16.). Der bislang im Turnier recht glücklose Angreifer von Tottenham Hotspur hätte die Deutschen dann kurz vor dem Wechsel beinahe bestraft.

Nach einem Fehlpass von Müller drang Sterling in den Strafraum ein. Der Rettungsversuch von Matthias Ginter landete bei Kane, der Neuer schon überlistet zu haben schien – ehe Mats Hummels mit einer eindrucksvollen Grätsche den fast sicheren 0:1-Rückstand verhinderte (45.+2). Hummels war um defensive Stabilität bemüht – konnte die beiden Gegentore aber auch nicht verhindern.

Auch im Prestigeduell mit den Engländern hielt Löw an seiner Grundformation im 3-4-3 System fest. Sein Kollege Gareth Southgate änderte sein System und stellte in der Abwehr auf eine Dreierkette um, die wenige Minuten nach Wiederanpfiff fast bezwungen war.

Doch den großartigen Dropkick von Havertz lenkte Pickford reaktionsschnell über die Latte (48.). Wieder gehörte die Anfangsphase vor den Augen von Prinz William (39), dessen Frau Kate (39) und Sohn George (7) sowie Popstar Ed Sheeran (30, „Shape Of You“) und Ex-Fußballstar David Beckham (46) dem DFB-Team – wieder aber währte die Drangphase zu kurz. Stattdessen sorgten der starke Sterling und Kane mit seiner Turnierpremiere für den deutschen K.o. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

28 Antworten auf “England gewinnt 2:0 und wirft Deutschland raus – Die Zeit von Löw als Bundestrainer endet im Achtelfinale”

  1. Rundes Leder

    Ganze Spiel war ein müdes Gekicke! England war das Quentschen besser. Schon die zweite Grande Nation die Tschüss sagen muss! Der Jogi machts wie soviele andere, er geht zu spät! Der Hals war zu dick?

    • Fred vom Jupiter

      Ja genau, alter weißer Mann.
      Hätte Aussenseiter Ungarn sich in der Gruppe F nur statt Deutschland duchgesetzt.
      Die hätten es mit ihrer kämpferischen Leistungen verdient gehabt und sicher mehr draus gemacht gegen so harmlose Engländer.

  2. Standpunkt

    Keiner aus der viel zitierten Todesgruppe der Vorrunde im Viertelfinale…Todesgruppe im wahrsten Sinne des Wortes….sehr schwaches und müdes Gekicke heute.
    Von 12 Punkte nur 5 von Frankreich, 4 von Portugal und 4 von Deutschland

  3. Hymne ausbuhen und sich wie Sau benehmen…ich hätte den Engländern*innen eine saftige Niederlage gegönnt. So ist es gekommen wie es kommen musste, Löw wusste einfach nicht wann es besser ist zu gehen. Ein Weltmeistertrainer hat sich selbst demontiert. Jetzt Drücke ich den Teufeln die Daumen, Finale sollte drin sein.

  4. Delegierter

    Ein müder Kick und wenig Siegeswille beim deutschen Team. Obwohl die ganze Nation und auch die
    Medien sich schon im Endspiel sahen, muss du gerade diese dreckigen Spiele gewinnen. Ab nach Hause und mit jungen Leuten was Neues aufbauen.

  5. Peter Müller

    Und tschüss Jogi. Wer nicht aufhören will muss fûhlen. Wer in Vier Jahre keine Anständige Abwehr zusammen stellen kann, oder stur sein System spielt, hat die folgen zu tragen. Zum Spiel: langweilig.
    Jetzt träumen nicht nur wir vom Finale. Es bleibt spannend.

    • Bohlen´s Diet

      Besonders wenn die Deutschen rausfliegen, geht euch einer ab.

      Das ist das Problem, wenn man nicht weiß, wo man hingehört.
      Wenn beim DFB-Pokal-Spiel bei der deutschen Nationalhymne im Café Columbus mich ernsthaft ein Gast fragt, ob er jetzt aufstehen muss.
      Soviel zur nicht aufgearbeiteten Vergangenheit.

  6. Ach,Ach, warum haben Sie nicht den Durchblick? Hier freuen sich viele darüber, dass die die hier große Töne gespuckt haben, jetzt auf dem Boden der Tatsachen gelandet sind. Nicht mehr und nicht weniger. Der Minderwertigkeitskomplex steckt scheinbar in Ihrem Kopf fest, sonst würden Sie eigene Meinungen verfassen,statt permanent zu versuchen anderen, auf ihre „ach“ so lustige Art, den Spiegel vorzuhalten

  7. derboblo

    Fußball über alles ?
    KARL LAUTERBACH, 30/6/2021, 16U15 :
    „Die Uefa ist für den Tod von vielen Menschen verantwortlich“.
    Über 40.000 Zuschauer sahen am Dienstagabend im Wembley-Stadion das EM-Spiel Deutschland gegen England. „Es haben sich sicherlich Hunderte infiziert“, glaubt SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach.

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