Am Tag nach dem „Tore-Wahnsinn“ im Viertelfinal-Rückspiel zwischen Manchester City und Tottenham Hotspur, in dem sich die „Spurs“ trotz einer 3:4-Niederlage fürs Halbfinale der Champions League qualifizierten (siehe Bericht an anderer Stelle), überschüttet die internationale Fußballpresse den Belgier Kevin De Bruyne, mit drei Torvorlagen der beste Akteur auf dem Platz, mit Lob. Ausgeschieden ist er trotzdem.
Die deutsche Presse-Agentur (dpa) hatte in dem total verrückten Spiel, in dem innerhalb der ersten 21 Minuten gleich vier Tore fielen, „den überragenden Belgier Kevin De Bruyne“ gesehen.
Die britische Zeitung „The Telegraph“ schrieb, das Erstaunlichste an diesem unglaublichen Spiel zwischen Manchester City und Tottenham war, dass sich mit De Bruyne „der Spieler dieses Spiels, der nicht zu bremsen war, am Ende unter den Verlierern befand“.
Für die französische Sportzeitung „L‘Équipe“ war das Spiel „complètement CRAZY“ und De Bruyne „brillant“. Der Belgier nähere sich seiner Form des letzten Jahres.
Der spektakulärste Sieg der Saison war für Manchester City in Wirklichkeit die bitterste Niederlage – auch für den Trainer. Trotz des 4:3 (3:2) gegen Tottenham Hotspur (Hinspiel: 0:1) im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals hatte Pep Guardiola zum dritten Mal nacheinander mit dem englischen Fußball-Meister die Vorschlussrunde der Königsklasse verpasst. „Das ist hart, das ist grausam“, klagte Guardiola nach dem denkwürdigen Mittwochabend, „aber wir müssen das akzeptieren.“
Nach dem spektakulären Ausscheiden musste sich Guardiola Fragen gefallen lassen. Als Coach des FC Barcelona holte er zweimal den Henkelpott, mit dem FC Bayern ging er leer aus, und nun war für ihn mit City zum dritten Mal vorzeitig Schluss. „Das ist Guardiolas Schuld“, befand die Boulevard-Zeitung „Mirror“.
Für City-Fans war der VAR der Schuldige
City-Fans hatten andere Schuldige. Der Video-Assistent (VAR) war in der Nachspielzeit zum Einsatz gekommen. Raheem Sterling hatte das vermeintliche 5:3 für Man City geschossen.
Das Stadion bebte, jubelnd sprang Guardiola in die Luft, während Spurs-Coach Mauricio Pochettino erstarrte. Doch der türkische Schiedsrichter Cüneyt Çakir hatte bei der Ballabgabe kurz vorher eine Abseitsposition gesehen, die sich im Video bestätigte.
Schon 20 Minuten früher hatte Çakir beim spielentscheidenden 3:4 durch Fernando Llorente wegen eines vermeintlichen Handspiels den Video-Assistenten konsultiert. Das Tor zählte allerdings – zum Ärger von Guardiola, der damit nicht einverstanden war. „Ich unterstütze VAR“, sagte er. „Aber vielleicht ist das Tor aus einem Winkel ein Handspiel, vielleicht aus Sicht des Schiedsrichters nicht.“
Im schlimmsten Fall könnte Tottenham für Man City auch noch in der Meisterschaft zum Stolperstein werden. Am Samstag treffen die Teams in der Liga wieder aufeinander. „Wir müssen eine Reaktion zeigen“, forderte Guardiola, der mit City zwei Punkte hinter dem Spitzenreiter Liverpool liegt, aber ein Spiel weniger absolviert hat. „Wir haben für die Premier League viel gekämpft, neun oder zehn Monate. Es liegt jetzt in unserer Hand.“
Sollte City am Samstag den nächsten Dämpfer kassieren, könnten die Clubbosse in Manchester nachdenklich werden.
Zu den Ausgeschiedenen gehörte neben De Bruyne auch sein Landsmann Vincent Kompany, der eine fehlerfreie Leistung bot. Jubeln durften am Ende die beiden belgischen Nationalspieler von Tottenham, Jan Vertonghen und Toby Alderweireld. Sie treffen im Halbfinale auf jenen Club, bei dem ihre internationale Karriere begann: Ajax Amsterdam. Vertonghen spielte von 2006 bis 2012 für Ajax, Alderweireld von 2008 bis 2013. (cre/dpa)
Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:
Tottenham wirft nach total verrücktem England-Derby Manchester City raus – Drei Torvorlagen von De Bruyne. #UCL #ManCityTottenham #MCITOT @DeBruyneKev @JanVertonghen @AlderweireldTob @ManCity @SpursOfficial https://t.co/NVME50URsT pic.twitter.com/jgyWXelgAz
— Ostbelgien Direkt (@OstbelDirekt) April 17, 2019
Schade für den glänzend aufgelegten Kevin De Bruyne sowie für Guardiola.
Sie hatten mehr verdiient.
So ist Fußball.