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Phantomtor sorgt in der Bundesliga für hitzige Debatten – Wiederholungsspiel? [mit VIDEO]

Das "Phantomtor" von Leverkusens Stefan Kießling hatte die diskussion ausgelöst. Foto: de.eurosport.yahoo.com

Ein Phantomtor des Stürmers Stefan Kießling von Bayer Leverkusen im Bundesligaspiel in Hoffenheim hat den deutschen Fußball in helle Aufregung versetzt und wird auch den Weltverband FIFA beschäftigen. Die TSG 1899 Hoffenheim rechnet nach dem kuriosen 1:2 gegen Leverkusen am Freitagabend fest mit einem Wiederholungsspiel. Es gibt aber auch Argumente dagegen.

Kießling hatte in der 70. Minute auf das Tor geköpft – am Pfosten vorbei, doch der Ball war durch ein Loch im Seitennetz in Schulterhöhe ins Tor geflutscht. „Im ersten Moment habe ich gedacht, der geht nicht rein. Dann kamen alle auf mich zugestürmt, und der Ball zappelte im Netz“, erklärte Kießling später.

Hoffenheim: Einspruch gegen Spielwertung

Bereits 10 Minuten vor dem Abpfiff trafen sich Alexander Rosen, Leiter Profifußball bei der TSG, und Leverkusens Sportchef Rudi Völler im Kabinengang und sprachen über das weitere Vorgehen. Am Samstag reichte Hoffenheim erwartungsgemäß Einspruch gegen die Spielwertung ein. Der Fall wird vor dem Sportgericht verhandelt – mit offenem Ausgang, denn auch die FIFA hat ein Wörtchen mitzureden.

 Ein mit einem Knoten geflicktes Tornetz ist nach Spielende an einem der beiden Tore zu sehen. Foto: dpa

Ein mit einem Knoten geflicktes Tornetz ist nach Spielende an einem der beiden Tore zu sehen. Foto: dpa

1994 hatte Thomas Helmer beim 2:1 des FC Bayern gegen den 1. FC Nürnberg ebenfalls ein Phantomtor erzielt. Das Spiel wurde wiederholt, anschließend gewannen die Bayern 5:0 und wurden Meister. Wenig begeistert von diesem Urteil des DFB-Sportgerichts damals war die FIFA, die sich stets auf Tatsachenentscheidungen des Schiedsrichters beruft und Spielwiederholungen gar nicht gerne sieht. In Paragraf 14 der Spielordnung der Deutschen Fußball Liga (DFL) heißt es zudem, dass rechtskräftige Entscheidungen zu Spielwiederholungen „zur abschließenden Beurteilung“ der FIFA vorgelegt werden müssen.

Referee Brych stand nach dem Abpfiff völlig konsterniert vor den Fernsehkameras: „Es hat mir keiner gesagt, dass der Ball nicht im Tor war. Ich hatte leichte Zweifel, aber die Reaktionen der Spieler waren eindeutig, es gab kein Kontra.“

Hoffenheims Coach Markus Gisdol und Leverkusens Trainer Sami Hyypiä forderten sogleich den Videobeweis. Eine Diskussion, die den Profifußball schon im Fall Helmer vor fast 20 Jahren beschäftigte.

Wie unsere Vorfahren aus der Steinzeit

Der Kicker kommentierte das Phantomtor am Samstag wie folgt:

1994 hatte Thomas Helmer beim 2:1 des FC Bayern gegen den 1. FC Nürnberg ebenfalls ein Phantomtor "erzielt". Foto: dpa

1994 hatte Thomas Helmer beim 2:1 des FC Bayern gegen den 1. FC Nürnberg ebenfalls ein Phantomtor „erzielt“. Foto: dpa

Abgesehen davon, dass es juristisch relevant werden könnte, dass Hoffenheim als Gastgeber kein einwandfreies Tornetz zur Verfügung gestellt hat und damit gegen die Regeln verstieß – das Grundübel dieser hochkomplexen Situation ist ganz woanders zu suchen. Millionen Fußballfans wussten nach wenigen Sekunden, was passiert war. Nur die Person, die binnen Sekunden alles entscheiden musste, erfuhr nichts: Schiedsrichter Felix Brych. Der simpelste Videobeweis hätte hier – wie in anderen Sportarten – sofort geholfen, übrigens auch eine Torlinien-Technologie, gegen deren Einführung sich ebendiese Bundesliga bisher sperrte, die jetzt mal wieder die Folgen beklagt.

Der Fußball ist technologisch und wissenschaftlich inzwischen bis ins Detail professionalisiert. Aber die wichtigste Frage – Tor oder nicht Tor – wird immer noch so entschieden, wie es auch unsere Vorfahren in der Steinzeit hätten machen können. Die Premier League führt eine Technologie ein, bei der WM 2014 werden wir auch – endlich! – eine erleben. (dpa/kicker.de/cre)

Nachstehend ein VIDEO zu Stefan Kießlings Phantomtor am Freitag in Hoffenheim:

 

8 Antworten auf “Phantomtor sorgt in der Bundesliga für hitzige Debatten – Wiederholungsspiel? [mit VIDEO]”

  1. Selbstverständlich muss das Spiel wiederholt werden, so wie damals bei dem Phantomtor von Thomas Helmer. Ohne dieses Phantomtor in Hoffenheim hätte es in Hoffenheim weiter nur 0:1 gestanden, und es waren noch 20 Minuten zu spielen. Dass Leverkusen das Spiel vielleicht auch so gewonnen hätte, tut nichts zur Sache. Reine Theorie. Dass Hoffenheim dafür zu sorgen hat, dass die Tornetze in Ordnung sind, wäre ein Argument, wenn nicht ein Schiedsrichter-Assistent kurz vor Anpfiff das Netz des Tores geprüft und für ok erklärt hätte.

  2. Stiller Beobachter

    Wozu stehen eigentlich die Torschiedsrichter in der Gegend,wo die doch eigentlich für solche Situationenen zuständig sind und auch sehen müssten ?
    Diese geschichte war doch so offensichtlich( glaube hat jeder so gesehen )
    Warum lässt die FIFA diese Technik nicht zu ?
    H. Blatter und H. Platini haben in der Vergangenheit soviel Mist gebaut.
    Diese Herren sollten nun Platz machen für Jüngere die im Interesse des Fussballs arbeiten und nicht in die eigene Tasche.

  3. Herr Kießling sollte Lotto spielen. Die Wahrscheinlichkeit das ein ans Aussennetz geschossener Ball im Tor landet ist etwa so groß wie ein Sechser im Lotto. Ich verstehe nur das Gejammere nicht. Ein Verein der von einem Milliardär mit Millionen „gepampert“ wird hat nicht genug Geld um einwandfreies Material zur Verfügung zu stellen. Selber Schuld. Kießling ist das ärmste Schwein. Der sieht das der Ball daneben geht, dreht enttäuscht ab und bekommt erzählt der Ball ist drin. Im Gegensatz zum „Fall Helmer“. Der war eindeutig neben dem Tor.
    Aber sollte das Spiel wiederholt werden? Ich meine nein. Es würde ein Präzedenzfall geschaffen werden der nicht zu korregieren wäre. In jedem Spiel gibt es Fehlentscheidungen. Manche sind spielentscheidend. Sollen all diese Spiele wiederholt werden? Eine Lawine von Einsprüchen wäre die Folge. Jeder nicht gegebene Elfmeter, jede falsche Abseitsentschidung würde hinterfragt. Das würde den Fußball kaputtmachen. Lasst uns nach den Spielen weiter den Schiedsrichter beschimpfen, aber stellt ihn nicht in Frage.

  4. Reiner Mattar

    Das Nicht-Tor von Kießling ist sicher ein Ärgernis, das den Spielausgang entscheidend beeinflusst hat. Viel häufiger jedoch (zumindest meiner Meinung nach) werden Spiele verzerrt durch eine nicht vorhandene halbwegs funktionierende Spielzeitmessung, wie sie in Sportarten wie Handball, Basketball, Eishockey und anderen schon bei den Jüngsten gibt: Spiel läuft, Zeit läuft auch, Spiel läuft nicht, Zeit wird angehalten.
    Jetzt bestimmt der Schiedsrichter, wie lange nachgespielt wird, und egal wie lange ein Spieler verletzt am Boden lag, bevor weiter gespielt wird, nachgespielt wird nicht länger als 5 Minuten…
    Das ist Verzerrung von Spielverläufen jede Woche, in fast jedem Spiel von den Bambinis bis zu den Profis. Dagegen sind das eine oder andere Wembley-Tor oder Phantom-Tor oder wie man das auch immer nennen mag, eine verschwindend geringe Größe!

  5. Das ist ja deutlich genug. Mit anderen Worten : es wird kein Wiederholungsspiel geben. ( Habe ich mir auch so gedacht, eben wegen der“Tatsachenentscheidung“,seitens der Schiedsrichter, die lt .FIFA-Regelwerk unanfechtbar ist.) Interessant ist auch die „Empfehlung“ der FIFA an den DFB, endlich die entsprechenden technischen Hilfsmittel einzusetzen. Damit zeigt die FIFA dem DFB die“lange Nase“
    und signalisiert zudem „als Wink mit dem Zaunpfahl“, dass ein Wiederholungsspiel nicht von der FIFA laudiert wird. Das bedeutet nichts anderes als : Bätsch, Pech gehabt, DFB, ihr hättet die Torlinientechnik ja einführen können, wie das beispielsweise schon u.a. in England, dem Mutterland des Fußballs, der Fall ist.
    Hier der Link dazu:

    http://www.welt.de/newsticker/sport-news/article121103807/FIFA-raet-Bundesliga-zur-Torlinientechnik.html

    • Interessant ist diese „Empfehlung“ in erster Linie weil die FIFA erst vor 2 Wochen verkündet hat welches der 3 im Markt vorhandenen Systeme von ihr anerkannt wird. England hat die Torlinientechnologie noch nicht eingeführt sondern testet sie im Auftrag der FIFA, die diese erstmals 2014 bei einem ihrer Turniere probeweise einführen will.

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