Politik

Nach Abschaffung des Rechts auf Abtreibung lädt die Wallonie US-Bundesstaat Louisiana als Ehrengast aus

Der Ministerpräsident der Wallonischen Region, Elio Di Rupo (PS). Foto: Belga

Entgegen der ursprünglichen Planung wird der US-Bundesstaat Louisiana nicht der Ehrengast der Fêtes de Wallonie im September sein, wie Ministerpräsident Elio Di Rupo (PS) am Samstag auf RTL INFO bekanntgab. Die Abschaffung des Rechts auf Abtreibung ist der Grund.

Der wallonische Ministerpräsident hat dem Gouverneur von Louisiana mitgeteilt, dass er nicht mehr willkommen sei, nachdem der US-Bundesstaat beschlossen hat, den freiwilligen Schwangerschaftsabbruch zu verbieten.

Die Entscheidung für Louisiana als Ehrengast war bereits 2020 gefallen, wurde aber wegen der Corona-Krise nicht umgesetzt. In der Zwischenzeit hat der sehr konservative Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten am 24. Juni 2022 in einer historischen Kehrtwende ein Urteil zu Grabe getragen, das seit fast einem halben Jahrhundert das Recht der Amerikanerinnen auf Abtreibung garantiert hatte.

25.06.2022, USA, Seattle: Eine schwangere Demonstrantin mit einer Botschaft auf ihrem Shirt protestiert gegen die Aufhebung des Abtreibungsrechts durch den Obersten Gerichtshof. Die Botschaft auf dem Shirt lautet: Die Entscheidung, dieses Baby auszutragen, war meine. Das sollte für jeden gelten. Foto: Stephen Brashear/FR159797 AP/dpa

Bisher sind Abtreibungen in sieben US-Bundesstaaten völlig verboten. Rechtliche Auseinandersetzungen verzögern die Frist insbesondere in Louisiana, aber letztendlich dürfte der Zugang zu Abtreibungen abgeschafft werden.

Di Rupo sagte dazu: „Es ist für die Wallonie unvorstellbar, einem Staat, der nicht respektiert, was wir als grundlegendes Gesetz betrachten, den Titel eines Ehrengastes zu verleihen. Und der Schwangerschaftsabbruch ist ein Grundrecht!“

„Jede Frau muss frei über ihren Körper verfügen können, ohne Gefahr zu laufen, strafrechtlich verfolgt zu werden. Mit der Abschaffung des Rechts auf Abtreibung in den USA werden viele Frauen in Notsituationen geraten. Sie werden gezwungen sein, ihre ungewollte Schwangerschaft auszutragen oder – noch schlimmer – Schwangerschaften auszutragen, die durch Vergewaltigung oder Inzest entstanden sind“, so der wallonische Ministerpräsident.

„Die Aufhebung des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch durch den Obersten Gerichtshof der USA ist ein echter Skandal für unsere westlichen Demokratien. Dies steht im Gegensatz zu den von Wallonien vertretenen Werten“, kommentierte der wallonische Ministerpräsident gegenüber dem Privatsender.

Nach Angaben von Di Rupos Kabinett ist noch keine Entscheidung über einen möglichen neuen Ehrengast getroffen worden. (cre)

23 Antworten auf “Nach Abschaffung des Rechts auf Abtreibung lädt die Wallonie US-Bundesstaat Louisiana als Ehrengast aus”

  1. Spezial aber ohne Fritten

    Die Wallonie reißt gerne die Klappe auf. Sind wir deutschsprachigen ja so gewohnt. Der Unterschied, die Amis lachen drüber. Das sollten wir auch öfters!
    (Ps. ich bin auch gegen das generelle Verbot. Damit man mich nicht falsch versteht. Mir gehts um den wallonischen Zirkus an sich.)

    • Roe vs. Wade

      Wenn man weiß was mit den Foeten und Embryos passirt, dann bin ich froh, daß Roe vs. Wade endlich Geschichte ist! und Staaten, in denen es noch so etwas wie „Vernunft“ gibt selbst entscheiden dürfen!

      • Linda Nix

        Offenbar haben Sie sich noch nie damit auseinander gesetzt, was für ein Leben unerwünschte Kinder erwartet. Oder solche, von denen die Mütter schon in der Schwangerschaft gewusst haben, dass sie nicht in der Lage sind, die Mutterschaft zu stemmen. Menschen zu zwingen, gegen ihren Willen Schwangerschaften auszutragen, kommt niemals den zukünftigen Kindern zugute!

  2. Das ist das Demokratieverständnis eines wallonischen Sozialisten. Wenn ihm die demokratische Entscheidung eines anderen Staates nicht gefällt, gibt es Sanktionen. Putin hätte sich nicht anders verhalten als Di Rupo. Jetzt fehlt nur noch, dass die Wallonie in Louisiana einmarschiert….

  3. Man sollte nicht vergessen dass die Entscheidungen zum Abtreibeverbot von demokratisch gewählten Abgeordneten der jeweiligen Staaten getroffen werden.
    Eine „Ausladung“ eines solchen Staates könnte für die Wallonie bei der nächsten „Verkaufsveranstaltung“ in Louisiana auch Folgen haben, wenn man sich dort der mafiösen kommunistischen Machenschaften der in der Wallonie seit langem herrschenden Partei erinnert.

    • Pensionierter Bauer

      Diese Entscheidung ist an Lächerlichkeit kaum noch zu überbieten. In den Nachkriegsjahren, da gab es die goldene Regel der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten eines anderen Staates und genau diese Regel war ein Friedensgarant. Diejenigen, die immer und überall von Demokratie palavern, vergesssen gerne, dass andere Völker und Staaten manchmal andere Sitten und Gebräuche haben und sie diese mit demokratischen Entscheidungen verfestigen.
      Ich denke hier auch gerne an das Sanktionsgeschrei gegen die Republik Österreich, als dort die FPÖ in die Mehrheit der Bundesregierung gewählt wurde. Ich will erst gar nicht wissen, wie der Westen versucht hat, die legitimen Interessen Russlands zu untergraben.

  4. der heilige josef

    Würden wir nur noch mit liberalen Demokratien Handel treiben und uns auch nur noch mit diesen Ländern politisch und kulturell austauschen, dann werden wir bald ganz einsam dastehen und wirtschaftlich verarmen. Denn die Liste der Staaten die unsere Werte nicht teilen und autoritär oder manche gar totalitär regiert werden ist endlos lang.

    • Herr Scholzen, mein Mitleid ist Ihnen sicher, da ich davon ausgehe, dass es Ihnen mindestens so schlecht geht wie dem 10 jährigen (in Worten: zehn) Vergewaltigungsopfer, dem man jetzt in Ohio eine Abtreibung verweigert hat.

      • Guido Scholzen

        Ich bin kein Abtreibungsgegner.
        Ich werde niemals einer Frau, die abgetrieben hat, vorwerfen, was geschehen ist, denn ich als Mann werde niemals in diese Situation kommen.
        Noch ein Beispiel für meine Meinung: Wenn eine Frau viele male abgetrieben hat, weil sie nicht verhütet hat, dann werde ich mir die Meinung erlauben „nun verhüte doch mal“, aber trotzdem werde ich diese Frau nicht verurteilen!

        es geht hier um die Behauptung in den Medien und Polit-Verbänden, es handele sich hiermit um ein Grundrecht.
        Es soll das Recht auf Abtreibung auch weiterhin geben; und die gesetzlichen Grundlagen können durchaus unterschiedlich sein.
        In der Corona-Politik wurden auch Grundrechte eingeschränkt, und alle „mussten“ das gut finden. Wer Kritik übte, war ein zu verfolgender, der schuld ist am Leid anderer. Was natürlich totaler und totalistischer Quatsch ist, das ist Volksverhetzung.

        Darum geht es: WAS IST EIN GRUNDRECHT ?
        In der Corona-Zeit wurden Grundrechte eingeschränkt, um Leben zu retten.
        Und hier wird Abtreibung als Grundrecht propagiert, aber es werden Leben getötet.
        Abtreibung ist die Tötung eines Lebens! das sollte sich jeder vor Augen halten.
        Es gibt kein Grundrecht auf die Tötung anderer Menschen, ausser in Notwehr.
        Deshalb ist Abtreibung eine legalisierte Tötung eines Menschen.
        Abtreibung sollte deshalb rechtlich unter Bedingungen erlaubt sein und geregelt werden, aber es ist kein Grundrecht.

  5. Krisenmanagement

    Wie soll ich sagen? Die Problematik in den USA geht uns im Prinzip nichts an. Das sind souveräne Staaten, die diese Entscheidung getroffen haben.Da können Di Rupo, Weykmans und wie sie alle heissen den Zeigefinger erheben und die Frauenrechtlerkeule erheben. Das wird nichts bringen.

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