Politik

Ecolo macht mit Erwin Schöpges der CSP den Sitz der DG in Straßburg streitig

Erwin Schöpges (Bildmitte) bei seiner Vorstellung als Spitzenkandidat von Ecolo bei der Europawahl 2014. Foto: OD

Die Ecolo-Partei hat am Donnerstag in Eupen ihren Spitzenkandidaten für die Europawahl am 25. Mai vorgestellt. Dabei handelt es sich um Erwin Schöpges. Der Ameler Landwirt rechnet sich gute Chancen aus, das Rennen um den DG-Sitz in Straßburg zu gewinnen.

Damit hat sich das bestätigt, was schon vor Wochen in den ostbelgischen Medien angekündigt worden war. Erwin Schöpges ist Vorstandsmitglied des EMB (European Milk Board) und der Milcherzeuger-Interessengemeinschaft MIG (Belgien).

Bei der Vorstellung von Schöpges wurde mehrmals betont, dass es sich hier um einen unabhängigen Kandidaten handele. Der Landwirt werde auch am 25. Mai auf keiner anderen Ecolo-Liste präsent sein. Schöpges sei „der ideale Spitzenkandidat“, sagte Ecolo-Parteisprecher Freddy Mockel. Er stehe für „Glaubwürdigkeit und Hartnäckigkeit“.

Erwin Schöpges 2009 bei einer Bauernkundgebung vor dem Gebäude der EU-Kommission in Brüssel. Foto: Belga

Erwin Schöpges 2009 bei einer Bauernkundgebung vor dem Gebäude der EU-Kommission in Brüssel. Foto: Belga

Mockel geht davon aus, dass es am 25. Mai bei der Europawahl in der DG zu einem „Duell“ kommen wird zwischen Erwin Schöpges und dem Spitzenkandidaten der CSP, Pascal Arimont, der als designierter Nachfolger von Mathieu Grosch, der nicht mehr antritt, „auf einem vorgewärmten Sitz Platz nehmen möchte“, so Mockel: „Ich denke, die Chancen stehen 50:50.“ Und die Regionalabgeordnete Monika Dethier-Neumann sagte: „Erwin Schöpges ist zwar ein Newcomer in der Politik, aber gewiss kein Unbekannter.“

Schöpges: „Nicht aus einer Laune heraus“

Erwin Schöpges erklärte, er habe sich die Entscheidung für diese Spitzenkandidatur nicht leicht gemacht. Er habe sich keineswegs „nur aus einer Laune heraus“ dafür entschieden. Sollte er ins EU-Parlament gewählt werden, wolle er sich zum Beispiel im Bereich der Landwirtschaft dafür einsetzen, „dass das, was unsere Eltern und Großeltern geschaffen haben, erhalten bleibt“.

Für eine ökologische, bäuerliche Landwirtschaft: Erwin Schöpges. Foto: OD

Für eine ökologische, bäuerliche Landwirtschaft: Erwin Schöpges. Foto: OD

Er sei für eine ökologische, bäuerliche Landwirtschaft, gegen Massentierhaltung und gegen Überproduktion, denn in diesem Fall würden die überschüssigen Lebensmittel nur zu Dumpingpreisen in die Entwicklungsländer verkauft, so der Ecolo-Spitzenkandidat.

Grundsätzlich sagte Schöpges, viele Politiker hätten sich weit von den Bürgern entfernt. Sie versprächen zwar den Bürgern, ihre Interessen in Straßburg vertreten zu wollen. Sobald es aber zur Abstimmung komme, votierten sie für die Interessen der multinationalen Konzerne und der Banken.

Politik braucht Menschen mit Mut

Er sei bereit, sich in Straßburg zu engagieren, und nicht nur für die Interessen der Milchbauern. Er selbst sei zwar neu in der Politik, habe sich aber in den vergangenen Jahren sehr stark engagiert. Schöpges: „Mag sein, dass ich manchmal etwas unbequem sein kann, aber wir brauchen Menschen, die Mut haben und sich durchsetzen können.“

Erwin Schöpges (3.v.l.) im Oktober 2013 im Gespräch mit dem Präsidenten der EU-Kommission, José Manuel Barroso (3.v.r) in Lüttich. Foto: OD

Erwin Schöpges (3.v.l.) im Oktober 2013 im Gespräch mit dem Präsidenten der EU-Kommission, José Manuel Barroso (3.v.r) in Lüttich. Foto: OD

Schöpges versprach auch, im Fall seiner Wahl mit der DG-Regierung enger zusammenarbeiten zu wollen, als dies der CSP-Europaparlamentarier Mathieu Grosch getan habe – und dies unabhängig davon, wie sich die Regierung in Eupen nach dem 25. Mai zusammensetzen werde. Zudem sei eine regelmäßige Präsenz bei den Plenarsitzungen des DG-Parlaments, dem er als EU-Abgeordneter automatisch als beratendes Mitglied angehören würde, für ihn selbstverständlich.

Seinen Bauernhof in Amel will Erwin Schöpges zwar nicht aufgeben, doch ist ihm klar, dass er sich umorganisieren müsste, sollte er ins EU-Parlament gewählt werden. Er brauche dann sicherlich die Hilfe seines Sohnes und anderer Leute. Trotzdem erachte er es als wichtig, seinen landwirtschaftlichen Betrieb nicht aufzugeben, denn gerade für einen EU-Parlamentarier sei es wichtig, die Nähe zu seinem Beruf und damit auch die Bodenhaftung zu behalten.

Schöpges sagte, er habe zwar noch keine Erfahrung in der Politik, doch habe er dank seiner bisherigen Tätigkeiten Kontakte zu Europaparlamentariern und zur EU-Kommission knüpfen können. Insofern sei Europa für ihn keineswegs Neuland.

Erwin Schöpges und Monika Dethier-Neumann am Donnerstag im Ambassador Hotel Bosten. Foto: OD

Erwin Schöpges und Monika Dethier-Neumann am Donnerstag im Ambassador Hotel Bosten. Foto: OD

Abschließend sagte der Europakandidat von Ecolo: „Ich bin bereit und freue mich auf den Wahlkampf.“

Anlässlich der Präsentation des Spitzenkandidaten bestätigte Ecolo-Parteisprecher Freddy Mockel nochmals, dass es seinerzeit Gespräche mit anderen Parteien zwecks Bildung einer gemeinsamen Europaliste gegeben habe, jedoch sei es nicht zu einer Einigung gekommen. Um welche Parteien es sich handelte, wollte Mockel nicht sagen.

Nunmehr sind für die Europawahl die Spitzenkandidaten von CSP (Pascal Arimont), PFF (Axel Kittel), ProDG (Lydia Klinkenberg) und Ecolo (Erwin Schöpges) bekannt. Es fehlen jetzt nur noch die Europa-Spitzenkandidaten von SP (Antonios Antoniadis?) und Vivant. (cre)

28 Antworten auf “Ecolo macht mit Erwin Schöpges der CSP den Sitz der DG in Straßburg streitig”

  1. Frau Mahlzahn

    Um es nicht mit der Wahl des Bundespräsidenten in Deutschland zu vergleichen, finde ich es gut und richtig keinen treuen Parteisoldaten zu nominieren. Herr Schöpkes ist engagiert und steht für eine Sache. Das sind schon zwei Aspekte die ich bei den anderen Parteien, die Ihre Mitglieder wohl eher mit diesem Posten belohnen wollen, nicht sehe. Natürlich sind unsere Rindviecher von Bauern sich in vielen Details nicht einig, aber beide Bauernverbände sollten hier Stärke beweisen. Und was gut ist für unsere Bauern ist auch gut für uns.

    Meine Stimme hat er. Intelligenter Zug von Ecolo Glückwunsch.

  2. Schöpges ist ein echtes Schwergewicht. Pascal Arimont wird es ganz schwer haben, selbst mit Mathieu Grosch wäre meiner Meinung nach diese Wahl völlig offen. Ich finde es gut, dass sich ein Kämpfer wie Schöpges in die Politik traut.

  3. Hier wird der Bock zum Gärtner gemacht. Die schicken einen Lobbyisten, der damit auch richtig gut abkassiert, ins Rennen.

    Und dann auch noch gerade die Partei, die den Bauern das Leben immer besonders schwer gemacht hat. Selbstgericht und Besserwisser bis hinten gegen!

    • Alter Bekannter

      Stimmt! Ich kenne ihn noch von der Schule. Da war er kein Schwergewicht. Im Gegenteil. Scheint aber dazugelernt zu haben. Er passt in diese Art Verein. Politik und Macht (und Geld) um jeden Preis. Alle Bauern vertritt der nicht. Nur die Doofen.

    • @Bock, Sie haben den nagel auf den kopf getroffen, dass gerade ecolo einen lobbbyisten in die Arena schicken muss, der denn auch noch von sich behauptet, „persönlichkeit“ gegen lobbyisten in seinen genen zu tragen. Da ist mir ein allgemeinpraktiker lieber.

  4. Mr. Spannung

    Der Europawahlkampf wird vielleicht sogar spannender als der fürs PDG. Für mich hat Arimont in der Tat das Ding noch nicht gewonnen. Die Zeiten, wo von vornherein klar war, dass die CSP gewinnen würde, sind vorbei.

    • Guck mal.

      EU-Politik ist mehr als Milchviehwirtschaftgestaltung . Mit allem Respekt vor Herrn Schöpges, es genügt nicht an gewissen Tischen mit EU-Instanzen gesessen zu haben, um sich als EU-Experte für so vielfältige komplexe Materien auszugeben. Was ich da aus seinem Miunde gehört habe, ist nicht die allseits bekannte Eifeler Bodenhaftung. Wie war das noch mit dem Schuster und seinenLeisten?

  5. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass
    irgendein Kandidat, welcher auf einer der Blockparteien kandidiert, darunter auch Ecolo, irgendetwas „reißen“ wird, wenn er gewählt ist. Alle versinken danach mit im Sumpf des diktatorischen, den Bürger bevormundenden EU-Polit-Apparates. Alles wird so bleiben wie es derzeit ist. Die EU, ein Selbstbedienungsladen für selbstherrliche, vom Bürger abgewandte Politiker und Beamte mit der Lizenz zur Geldverbrennung. Ändern können das nach meiner Überzeugung nur Bürgerbewegungen, bzw. Parteien, die aus solchen Bewegungen enstehen.Übrigens,
    Bürgerentscheide, wie in der Schweiz werden jedenfalls in Belgien und den meisten EU-Staaten nicht möglich sein.
    Das nämlich fürchtet diese EU-Kaste wie der Teufel das Weihwasser.Wie gesagt, nach dem 25.Mai geht es genau so weiter wie bisher, auch wenn europakritische Parteien/Bewegungen aller Voraussicht nach einen Stimmenzuwachs erhalten
    werden.Da das „System“ der EU aber“ intakt“ bleiben wird, wird die Bevormundung, bzw.Gängelung der Bürger weiterhin Bestand haben.

  6. Es reicht!

    Zitat eines renommierten Biolandwirten THEISSEN aus dem Süden der DG welches er hier vor kurzer Zeit gepostet hat : „Anfangs habe ich die Arbeit von Erwin und seiner Manschaft noch bewundert. Später habe ich ihn nochmals gehört und konnte nur noch mit dem Kopf schütteln. Er mag gut bei Leuten ankommen die nicht viel von der Materie verstehen. Er ist schon viel durch die Lande gereist; ob dies aber was gebracht hat wage ich zu bezweifeln. Die “faire Milch” hält einer kritischen Prüfung auch nicht stand. Trotzdem wünsche ich allen Berufskollegen die sich ins Zeug legen um ihre Situation zu verbessern viel Erfolg. Erwin genau so wenig wie ich werden die Gesetze der freien Marktwirtschaft (Angebot und Nachfrage) ausser Kraft setzen können“.
    Es wäre noch interessant zu wissen ob Herr SCHÖPGES überhaupt Biolandwirt ist?

  7. Demokrat

    Herr Mockel möchte sich also lieber nicht zur gemeinsamen Liste gegen die CSP äussern?

    Das ist doch genau die Hinterzimmerpolitik, die diese selbsternannten Saubermänner bei anderen immer kritisieren. Und dann noch von „Transparenz“ labern.

    Die stehen für nichts anderes mehr als Machtgeilheit, denn eigene Ziele haben sie offensichtlich schon lange nicht mehr. Man kann sich ja vorstellen, was da schon alles für die nächste Regierungsbeteiligung mit Lambertz und Paasch ausgehandelt wurde. Das war dann wohl zu offensichtlich, weil man dem Wähler dann doch noch das Gefühl vorgaukeln möchte, dass er was zu bestimmen hat. Ein Klüngel ohne Ende!

    • Freddy MOCKEL

      … und der Herr Mockel äussert sich:

      Es ist für uns, ECOLO bzw. Erwin Schöpges nie davon die Rede gewesen, eine Einheitsliste gegen wen auch immer zu machen. Das haben wir nicht versucht und das wollen wir auch nicht. So ist die Frage in der Pressekonferenz übrigens auch nicht gestellt worden.
      Wir haben heute morgen dem Wähler eine echte, inhaltlich gehaltvolle und kohärente, energische Alternative vorgestellt. Das wollten wir und das war uns heute morgen wichtig.
      Vielleicht hat Sie genau das gestört.
      Ihre anderen anonymen Unterstellungen möcht ich nicht kommentieren, ich kann ihnen aber sagen, dass sie nicht stimmen.

      Mit freundlichen Grüßen,

      Freddy MOCKEL

      • Nachfrage

        „Anlässlich der Präsentation des Spitzenkandidaten bestätigte Ecolo-Parteisprecher Freddy Mockel nochmals, dass es seinerzeit Gespräche mit anderen Parteien zwecks Bildung einer gemeinsamen Europaliste gegeben habe, jedoch sei es nicht zu einer Einigung gekommen. Um welche Parteien es sich handelte, wollte Mockel nicht sagen“

        Was haben Sie denn dann damit gemeint?

        Oder: Wer sagt die Wahrheit? Herr Mockel im Artikel oder Herr Mockel im Kommentar?

        • Freddy MOCKEL

          Werte „Nachfrage“:
          Eine letzte Erklärung um die Sache auf zu klären bzw. um auf zu zeigen, dass in Wahrheit kein Widerspruch da ist:
          Ich war über Ihre Reaktion erstaunt, aber in der Tat, so wie es im Artikel von OD formuliert wurde („dass es seinerzeit Gespräche mit anderen Parteien zwecks Bildung einer gemeinsamen Europaliste gegeben habe“)
          kann man als Leser durchaus verstehen, dass 3 oder 4 diskutiert hätten um alle gemeinsam eine Liste zu machen.
          Man kann aber auch abwechselnd mit mehreren austauschen um eventuell zu zweit eine Liste zu bilden bzw. zu unterstützen. Sie dürfen davon ausgehen, dass Letzteres gemeint war.
          Was wäre das auch für eine Situation für den Wähler, wenn irgendeine Einheitsliste fast schon im voraus gewonnen hat und was käme da für ein inhaltliches Wischi-waschi raus wenn 3 oder 4 sich auf ein einziges Programm einigen müssten. So etwas ist für ECOLO keine Option und nochmal: wir treten für etwas an nicht gegen die eine oder andere Liste im Besonderen.
          Ich hoffe, dass der scheinbare Widerspruch für Sie damit geklärt ist.

  8. Verjäht het

    @ Freddy MOCKEL 14. Februar 2014 um 13:23
    …….was käme da für ein inhaltliches Wischi-waschi raus wenn 3 oder 4 sich auf ein nochmal: wir treten für etwas an nicht einziges Programm einigen müssten. So etwas ist für ECOLO keine Option und gegen die eine oder andere Liste im Besonderen.
    Und was passiert seit ein paar Legislaturen in St. Vith, da wischi-waschit ECOLO dann aber schon seit ein paar Stadtratswahlen eifrig mit und schaltet die Demokratie aus.

  9. Willy Münstermann

    Frau Mahlzahn, danke für ihre Antwort. Bezüglich der Bauernverbände VDL/BB und FWA hat Herr Schöpges ALLE Sympathien verspielt und ich glaube bei den hisiegen Molkereien Arla Pronsfeld und Walhorn auch. Gruus Willy.

  10. Es reicht!

    Wieso hat Ecolo keinen Biolandwirten als Kandidat ausgesucht? Oder heisst es ab jetzt Stimmen um jeden Preis egal ob die Natur auf der Strecke bleibt? Vielleicht irre ich mich ja auch und der Kandidat hat seinen Betrieb auf Bio umgestellt? Zwecks Vogelschutz hat der Kadidat ja sicher einen Großteil seiner Flächen auf Späte Mahd umgestellt, neue Hecken angepflanzt, kein Kraftfutter mehr bestellt welches Zutaten bezieht die aus Übersee kommen? Ich werde mir Anfang Mai mal die Mühe machen und von Eupen nach Schoppen fahren und mir mal ein Bild vor Ort machen?

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