In einigen Ländern wird inzwischen intensiv über einen gesetzlich geregelten E-Mail-Stopp nach Feierabend und an Wochenenden diskutiert. Bei vielen Arbeitnehmern füllen berufliche Mails auch in ihrer Freizeit die Postfächer. Der Arbeitsstress nimmt kein Ende.
Einige Unternehmen haben das Problem längst erkannt – und kappen die Server ab. In Deutschland forderte IG-Metall-Chef Detlef Wetzel vergangene Woche gesetzliche Regelungen, die SMS- und Mail-Verkehr nach Feierabend und an Wochenenden unterbinden.
Arbeitnehmer rund um die Uhr erreichbar
„Die Digitalisierung darf nicht dazu führen, dass Arbeitnehmer rund um die Uhr erreichbar sind“, sagte Wetzel. Es müssten „strenge Regeln gegen Stress im Job und zu Hause“ vereinbart werden. Es sei „unzumutbar“, dass immer mehr Beschäftigte nach Feierabend und an Wochenenden E-Mails oder SMS von Vorgesetzten bekommen, so Wetzel.
Die Forderung des IG-Metall-Chefs wurden am Wochenende nicht nur in ganz Deutschland diskutiert, sondern stießen auch in Belgien sowie in einigen anderen europäischen Ländern auf großes Interesse. Mehrere belgische Online-Portale griffen Wetzels Vorstoß für einen gesetzlich geregelten E-Mail-Stopp auf.
Einen E-Mail-Stopp nach Feierabend gibt es bereits: beim Volkswagen-Konzern. Dort gibt das Smartphone nach Feierabend bei immer mehr Mitarbeitern weitgehend Ruhe. Der Mail-Server für die mobilen Geräte leitet außerhalb der Kernarbeitszeiten keine Nachrichten mehr weiter. In Randzeiten, am Wochenende und an Feiertagen werden dadurch mittlerweile 3500 Beschäftigte, zum Beispiel Ingenieure und Entwickler, von dienstlichen E-Mails verschont. Kein nörgelnder Chef, keine quengelnden Kunden – zumindest in der Freizeit. Denn immer mehr Abteilungsleiter und Führungskräfte werden von ihren Chefs an Wochenenden oder im Urlaub, ja sogar wegen eines krankheitsbedingten Ausfalls, von ihren Chefs per E-Mail oder SMS drangsaliert.
In Brasilien schreibt ein neues Gesetz vor, dass die Bearbeitung von E-Mails nach der Arbeitszeit mit Überstunden honoriert wird.
Gehirn auf Hochleistungsmodus
Der Arbeitspsychologe Tim Hagemann von der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld hält E-Mail-Sperren für sinnvoll. Wenn ein Arbeitnehmer ständig erreichbar sei, könne das ernsthafte gesundheitliche Folgen haben.
„Wenn man im Beruf Probleme lösen muss, schaltet das Gehirn automatisch auf Hochleistungsmodus“, erklärt der Experte. Andere Ressourcen würden dafür allerdings zurückgefahren, zum Beispiel die Magen-Darm-Funktion und das Immunsystem. Wer permanent für den Chef im Standby-Modus sei, der sei deshalb besonders anfällig für Stresserkrankungen. Magengeschwüre, Bluthochdruck, aber auch eine hartnäckige Erkältung könnten stressbedingt sein.
Arbeitspsychologe Hagemann warnt allerdings vor starren Verboten. Für viele Arbeitnehmer erleichtere es das Familienleben, wenn sie auch nach Feierabend noch an ihre Mails kommen. „Dann werden erst die Kinder ins Bett gebracht und dann können sich die Eltern noch einmal in Ruhe einem wichtigen Projekt widmen. Viele können vorher gar nicht richtig abschalten“, meint Hagemann.
Hagemann sieht die ständige Erreichbarkeit ohnehin als Problem, das vor allem Führungskräfte betrifft. Je höher man in der Hierarchie aufsteige, desto eher müsse man sich an Mail-Verkehr nach Feierabend gewöhnen. Auch die strenge Regelung bei VW gilt nur für Tarifbeschäftigte – nicht für Führungspersonal.
Einer Untersuchung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zufolge müssen 60% der Arbeitnehmer auch in ihrer Freizeit erreichbar sein, 33% sogar oft oder sehr oft.(dpa/cre)
Wäre fürs Forum aber blöd wenn Herr Cremer nur zur Kernarbeitszeit die Beiträge freischalten würde.
Schnell wäre keiner mehr interessiert wenn er bis zum nächsten Tag abwarten müsste sagen wir mal ab 17:30.
Da gibt es doch einen wesentlichen Unterschied! Was hier gemeint ist, ist die Gängelung der Arbeitnehmer seitens ihrer Chefs. Da Herr Cremer selbständig ist, kann er beispielsweise die Beiträge im Forum auch außerhalb der „Kernzeiten“ freischalten, eben wie es ihm beliebt.
Ob ein e-mail-, bzw SMS-Stopp auf beruflicher Ebene gesetzlich zu regeln ist,sei mal dahin gestellt. Wundere mich allerdings, dass die EU-DSSR-Kommission
hierzu ihren Senf noch nicht gegeben hat.Deren Regulierungswut ist doch sonst immer grenzenlos ( im wahrsten Sinne des Wortes)
Und was ist mit mit den übrigen 150 angestellten Mitarbeitern der OD-Redaktion?
Die kriegen doch höchstens mal ’ne Mail wenn ihr Kommentar nicht freigeschaltet worden ist. Also selber schuld ! :-))
Ich bin auf jeden Fall dafür dass solch eine Regelung eintrifft. Es ist schon erschreckend zu erkennen wie wenig sich verschiedene Chefs und Kunden an die vom gesunden Menschenverstand zu erwartenden Arbeitszeiten und halten. Ich denke schon dass 99,99% der ausserhalb der Arbeitszeit gesandten eMails auch am folgenden Tag noch beantwortet werden können…
Ich bin selber auch betroffen und erwische mich allzuoft dabei dass mein letzter Blick vor dem Schlafengehen genauso wie der erste am Morgen, der Blick in meinen Posteingang ist… und dies auch am Wochenende oder Urlaub… und nein ich bin kein Topmanager oder Abteilungsleiter :-)
Ich kenne Chefs, die sich auch ohne Regulierung daran halten und sei es nur aus dem einzigen Grund, selbst in Ruhe gelassen zu werden…
Es bleibt doch jedem selbst überlassen, ob er in seiner Freizeit E-Mails beantwortet, Telefonate annimmt oder berufliche SMS schreibt. Dazu muss es doch keine gesetzliche Grundlage geben. Laptops, Tablets und Smartphones kann man auch ausschalten.
Ich versteh auch nicht ganz wo da das Problem ist. Mein Kollege sagte mal: „Das einzige was gut an Handys ist, ist die Tatsache, dass die Batterie auch mal leer ist!“