Kultur

Digitale Renaissance: Eupen bekommt endlich ein „richtiges“ Kino

Der Kinosaal des Cinema in Eupen. Foto: k.k.e

Seit Jahren meiden die Eupener das Kino „Cinema“ im Jünglingshaus weitgehend. Sie fahren nach Aachen, Alsdorf, Verviers oder Lüttich. Bessere Filme, vor allem aktuellere, sagen sie. Selbst die Kinos in Büllingen und St. Vith waren dem von Eupen voraus. Damit soll jetzt Schluss sein. Die Umstellung des Projektionsverfahrens von 35 mm auf digital bringt das Eupener „Cinema“ zurück auf die Kinokarte.

Als Betreiber des „Cinema“ konnte das Kulturelle Komitee der Stadt Eupen in der jüngeren Vergangenheit nur noch mit großer Mühe ansprechende Film-Vorführungen anbieten. „Wir standen vor der Wahl: entweder schließen oder modernisieren“, sagte Ursel Piel, Delegierte Verwalterin des Kulturellen Komitees, bei einer Pressekonferenz.

Für die letzten Produktionen, die noch auf 35 mm angeboten wurden, gab es nur eine äußerst geringe Anzahl von Kopien, so dass diese erst sehr spät für Eupen freigegeben wurden. Zum Beispiel war der Streifen „Fack ju Göhte“, der ab dem 7. November 2013 in den Kinos anlief, in Eupen frühestens am 13. Februar 2014 zu sehen.

Neue Ära beginnt wahrscheinlich im September

Pressekonferenz des Kulturellen Komitees im Jünglingshaus in Anwesenheit des Eupener Kulturschöffen Philippe Hunger (Bildmitte). Foto: OD

Pressekonferenz des Kulturellen Komitees im Jünglingshaus in Anwesenheit des Eupener Kulturschöffen Philippe Hunger (Bildmitte). Foto: OD

Es konnte also nicht mehr weitergehen wie bisher. Allerdings konnte das Kulturelle Komitee die nötige Investition für die Digitalisierung unmöglich alleine stemmen. Die DG bezuschusste das Projekt mit 50%, aber auch die anderen 50% waren noch zu viel. Zum Glück habe sich die Stadt Eupen bereit erklärt, einen Teil der Summe zu übernehmen.

„Der Auftrag für die Umstellung auf ein digitales Projektionsverfahren kann jetzt vergeben werden“, so Karin Breuer, Künstlerische Leiterin des KK.

Unter Berücksichtigung von Lieferfristen und Umbauarbeiten wird davon ausgegangen, dass die ersten digitalen Ausstrahlungen schätzungsweise Anfang September erfolgen werden.

Der letzte 35-mm-Film, der im „Cinema“ ausgestrahlt wird, ist die deutsche Komödie „Die Friseuse“, die am Donnerstag, 5. Juni, mit einem „Hühnerabend“ startet und bis Sonntag, 8. Jun, gezeigt wird. Danach schließt das „Cinema“ vorübergehend seine Pforten – bis zur digitalen Renaissance, voraussichtlich im September 2014.

Weiter Konkurrenz von Aachen, Verviers und Lüttich

Karin Breuer, Künstlerische Leiterin des Kulturellen Komitees. Foto: OD

Karin Breuer, Künstlerische Leiterin des Kulturellen Komitees. Foto: OD

Gleichwohl ist den Verantwortlichen des Kulturellen Komitees durchaus bewusst, dass die Umstellung von 35 mm auf digital nicht alle Probleme lösen wird. Denn Eupen sieht sich mit Aachen, Verviers und Lüttich einer knallharten Konkurrenz ausgesetzt.

Deshalb wird sich das Kulturelle Komitee weiter um eine Aufwertung bereits bestehender Initiativen bemühen, die da wären:

  • Das Aufgreifen besonders gehaltvoller Produktionen in der Reihe „Der besondere Film“;
  • Das cineastische Aufgreifen besonderer Themen im Rahmen der „Filmtage“;
  • Das Aufgreifen französisch- oder anderssprachiger Original-Fassungen;
  • Das Angebot gesonderter Schülervorstellungen – und hier u.U. auch die Beantwortung gezielter Anfragen;
  • Der „Hühnerabend“, d.h. der +/- alle zwei Monate stattfindende Frauentreff im Cinema. Diese Initiative wird sehr gut angenommen – zwischen 65 und 140 Besucherinnen – und erlebt am 5. Juni ihre 9. Auflage.

Neue Initiativen sind notwendig

Blick in den Projektionsraum des "Cinema". Foto: OD

Blick in den Projektionsraum des „Cinema“. Foto: OD

Zusätzlich sollen auch neue Initiativen ergriffen werden, wie zum Beispiel folgende:

  • Ausstrahlung von Werken regionaler Filmemacher;
  • Erneute Koproduktionen mit Scala Büllingen und Corso St. Vith;
  • Die Programmierung von mehr Kinderfilmen;
  • Ausstrahlungen – u.U. Live-Übertragungen – von Konzerten, Opern, Tanz- oder Theateraufführungen, Musicals, Sportveranstaltunfen…;
  • Thematisch passende Filme zum jeweiligen „Welttag des…“;
  • Motto-Aufführungen z.B. zum Valentinstag, Halloween, Weihnachten… oder Dokumentationen z.B. zu gewissen Ländern und ihren Traditionen;
  • Votings: Zuschauer wählen aus Angebotsliste einen Wunsch-Film aus, der Gewinner-Film wird dann ausgestrahlt;
  • Kino-Sessions: Kriminacht, Gesamtwerke (z.B. Herr der Ringe-Die Trilogie), Ausstrahlung von lustigen Werbefilmen oder Internet-Clips;
  • Ausstrahlungen zu besonderen Uhrzeiten mit Zusatzangebot z.B. Frühstücks-Kino, Film-Café am Nachmittag, Mitternachtsvorstellungen…;
  • Wettbewerbe für Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene im Bereich von Konsolen-Spielen mit Übertragung auf Großleinwand.

Der Eupener Kulturschöffe Philippe Hunger (PFF) unterstrich, die Aufrechterhaltung des Kinobetriebs sei „ein wichtiger Eckpfeiler des kulturellen Angebotes der Stadt Eupen“. Durch das digitale Kinoangebot hätten Kinointeressenten künftig die Möglichkeit, die aktuellsten Filme vor Ort zu sehen. (cre)

15 Antworten auf “Digitale Renaissance: Eupen bekommt endlich ein „richtiges“ Kino”

      • Ostbelgien Direkt

        Wenn ich mich recht erinnere, ist bei der Pressekonferenz gesagt worden, dass nach der Umstellung auf digital die Filme in Eupen in der Regel so ein oder zwei Wochen nach Kinostart gezeigt werden können. Ich werde aber spätestens morgen noch einmal nachfragen. Gruß Gerard Cremer

        • Ostbelgien Direkt

          @Matze: Es wurde uns nochmals bestätigt, dass die Filmverleiher den Verantwortlichen des Kulturellen Komitees in Aussicht gestellt haben, dass für Eupen die Filme 1-2 Wochen nach Kinostart zugestellt werden. Gruß

  1. Na endlich werden die Heinis auch mal wach…
    Was für ein Verein von Schlafmützen… aber heißt ja auch Kulturelles Komitee der STADT EUPEN. Das verpennen zieht sich ja durch die Stadt wie ein roter Faden

    • In Eupen tut sich was, dank Unterstützung durch Frau Weykmans, der Stadt mit Herrn Klinkenberg und Herrn Hunger und sicherlich der Tatkraft des kulturellen Komitees. Nicht immer nörgeln, liebe Eupener, sondern an einem Strang ziehen. Dann geht es auch dort los.

      • Tutsichwas

        Ja ja es tut sich was, aber leider nur unter Druck des kulturellen Komitees:

        “Wir standen vor der Wahl: entweder schließen oder modernisieren”

        Mit der Pistole auf der Brust vor den Gemeinschaftswahlen hat man sich dann für das kleiner Übel entschieden.
        Wenn man sich die Größenordnung der Anschaffung anschaut und sich in Erinnerung ruft für welche teils sinnlosen Anschaffungen oder elitären Kulturveranstaltungen Geld zur Verfügung steht, ist es eigentlich lächerlich dass ein Digitalprojektor nicht bereits mit der Modernisierung der Bestuhlung angeschafft wurde…

  2. Hatte das Zentrum Plaza vor kurzem nicht angekündigt, dass jetzt doch ein Kino dort käme? sicherlich eine gute Sache,um das fast leerstehende Gebäude zu beleben. Wenn dem so wäre, können beide nicht überleben.

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