Allgemein

Dicke Luft bei Proximus: Umstrukturierung mit 1.900 Entlassungen und 1.250 Neueinstellungen geplant

Foto: Shutterstock

Beim belgischen Telekomanbieter Proximus laufen seit Dienstag die Drähte heiß. Chefin Dominique Leroy informierte den Verwaltungsrat über ihre Absicht, eine „Kostenoptimierung“ vorzunehmen. Diese beinhaltet im Wesentlichen eine Umstrukturierung im großen Stil.

Ein Vertreter der sozialistischen Gewerkschaft hatte am Dienstag über Gerüchte berichtet, wonach der Telekomanbieter, der sich früher Belgacom nannte, rund 2.000 Stellen (von 13.279 insgesamt, also 15 Prozent der Belegschaft) streichen wolle. Darüber war Premierminister Charles Michel (MR) derart beunruhigt, dass er Proximus-Chefin Leroy für Mittwochmorgen in sein Büro bestellte.

Michel wollte von Leroy wissen, was dran sei an den Gerüchten. Nach der Unterredung gab Arbeitsminister Kris Peeters (CD&V), der dem Gespräch zwischen Michel und Leroy beiwohnte, bekannt, dass Proximus in Wirklichkeit 1.900 Entlassungen plane, gleichzeitig aber 1.250 Neueinstellungen beabsichtige. Die Zahlen seien aber noch „nicht definitiv“, so Peeters.

Sie haben momentan nichts zu lachen: Arbeitsminister Kris Peeters (l) und Premierminister Charles Michel. Die geplante Umstrukturierung bei Proximus könnte der geschäftsführenden Regierung wenige Monate vor den Wahlen die Tour vermasseln. Foto: Belga

Wegen der Unruhe und den wilden Spekulationen wurde an der Brüsseler Börse die Proximus-Aktie vom Handel genommen, bis sich die Lage wieder etwas beruhigt. 42 Prozent der Proximus-Aktien werden an der Börse gehandelt, 53,5 Prozent gehören dem belgischen Staat, und den Rest hält der Konzern selbst.

„2.000 Arbeitsplätze womöglich in Gefahr – und das bei einem Staatsunternehmen. Einer Regierung, die die Maxime ‚Jobs, Jobs, Jobs’ ausgegeben hat, stünde das vielleicht nicht so gut zu Gesicht“, kommentierte der BRF am Mittwoch die jüngste Entwicklung bei Proximus.

Hintergrund der Umstrukturierung in großem Stil könnte nach Ansicht der sozialistischen Gewerkschaft die Absicht des liberalen Ministers Alexander De Croo (Open VLD) sein, den belgischen Markt für einen vierten Anbieter zu öffnen.

Die Art und Weise, wie große Umstrukturierungen heute von Großkonzernen eingefädelt und durchgeführt werden, wirft erneut die Frage auf, was ein Arbeitsplatz in dieser Welt der Großkapitalisten noch wert ist und wie es die Industriebosse, die wie Proximus-Chefin Leroy horrende Gehälter kassieren, mit der Moral halten, behaupten sie doch immer wieder, sie seien für Tausende Beschäftigte „verantwortlich“. (cre)

25 Antworten auf “Dicke Luft bei Proximus: Umstrukturierung mit 1.900 Entlassungen und 1.250 Neueinstellungen geplant”

  1. EU-Kritiker

    Da braucht man sich über das Aufkommen wie beispielsweise der „Gelben Westen“ und ähnlichen Bewegungen/ Organisationen nicht zu wundern. Europa schafft sich immer mehr ab, nicht zuletzt wegen dem riesigen, ineffizienten bürgerfeindlichen, dagegen aber umso Lobbyisten -freundlicheren SB-Laden mit Namen EU.

    • Walter Keutgen

      Peter Müller, die paar Aktien, die direkt in Arbeitnehmerhand sind, sollten keinen Ausschlag geben. Jedoch halten die moralisch keinesfalls verwerflichen – sie sind halt eine Art den Altersruhestand zu finanzieren – Pensionsfonds dicke Aktienpakete.

  2. Interessant zu wissen wäre in welchen Bereichen wird Personal abgebaut und in welchen wird eingestellt? Möglicherweise ist das eine Entwicklung die dem technischen Fortschritt geschuldet ist. Rechnungen in Umschlâge falten und verschicken sowie manuelles Eintippen von Kundendaten wird wohl verschwinden und statt dessen werden IT Spezialisten gesucht um in der Wirtschaft 4.0 bestehen zu können. Eine Entwicklung die sich auch im Bankensektor abzeichnet, bzw. in vollem Gange ist (siehe z.B. ING Unterstadt). Das wird keine Gewerkschaft aufhalten können….

    • Deuxtrois

      IT kann nicht alles automatisieren und Briefe werden schon lange maschinell eingepackt. Die Frage ist eher, wieso man das vorhandene Personal nicht umschulen möchte. Vermutlich nur weil die Löhne der Neulinge weit unter dem liegen, was Fachkräfte momentan bekommen.

      Technischer Fortschritt hin oder her, der sorgt nur für billige Jobs, die keiner benötigen würde, gebe es diesen Verwaltungsapparat nicht. Sparen tun die Konzerne um Gewinne zu machen. Soziale Verantwortung wird hier ganz klein geschrieben.

    • Walter Keutgen

      Dax, ich denke für die Rechnungen gibt es schon lange Maschinen. Früher hieß die IT „département de mécanographie“. Aufpassen, die IT-Spezialisten gibt es in Indien mehr als 10x billiger. Was ist Wirtschaft 4.0?

  3. Idée fixe

    Zuerst wird die Luft mal dick für den Verwaltungsrat. Ich weiß nicht wie die Frau Leroy an diesem Posten gekommen ist aber die einzuhaltende Prozedur für solche Entscheidungen beherrscht sie und ihre juristischen Berater scheinbar nicht.
    Die Liebe Frau hat sich zuerst mal selbst ins Knie geschossen.

    • Es waren wohl eher die Gewerkschaften (die sozialistische) die Firmeninterna frühzeitig reisserisch ausgeplaudert haben. Haben Gewerkschaftler die in den verschiedenen Gremien sitzen sich nicht an die Gesetze zu halten? Scheinbar nicht.

  4. Anstatt 2000 Mitarbeiter zu entlassen um dann 1200 neue einzustellen, sollte Proximus vllt mal überlegen die vorhandenen Mitarbeiter zu schulen und gegebenenfalls umzuschulen und erst dann in Erwägung ziehen zu entlassen und neu einzustellen. Es kann ja sein dass aus dem vorhandenen Personal einige sich nicht eignen für diese Massnahme, aber wie fast überall, altes gegen neue austauschen um die Löhne und Gehälter zu drücken ausser nur nicht in den Führungsetagen und den Managern

    • Walter Keutgen

      Auweia, leider wäre es nicht das einzige Mal, dass Ihre Lösung nicht angewandt wird. Ich denke, es ist, weil die Personalabteilungen immer mehr mit abstrakten Profilen arbeiten. Überdies, nicht so sehr durch billigere ersetzen ist das Ziel, sondern die Umschulungsinvestition bei älteren Arbeitnehmern, wo sie nur ein paar Jahre Ertrag bringt ist das finanzielle Problem.

  5. Proximus macht schon seit eh her was sie wollen, und das mit staatlicher Unterstützung. Man bezahlt ein Vermögen um eine stinknormale telefonleitung zu haben, möchte man noch internet mit einer geschwindigkeit aus dem Mittelalter, herzlich willkommen bei Proximus.
    Bis heute gibt’s keine Webseite auf D. Nochmals danke Pascal Arimont.. da kommmt auch nix

  6. Da bleibt nur eins . Alles was man bei Proximus hat kündigen und so ein Zeichen setzen.
    Da würden die Aktionäre blöd kucken wenn auf einmal 30% der Kunden weg sind. Wir aber leider nicht passieren.

  7. Wenn die Mehrheit der Aktien beim belgischen Staat liegen befindet sich auch eine Mehrheit von Regierungsvertretern im Verwaltungsrat. Und es sind gerade diese Regierungsvertreter die diese Entlassungen beschliessen. Ein Paradebeispiel für eine verlogene liberale Politik.

  8. Privatisierung ist schuld

    Die Privatisierung der Telecoms und der Energie ist eine Katastrophe. Die Konzerne schei…en regelrecht auf ihre Kunden und respektieren nicht die Gesetze (Deutsche Sprache).

  9. treesche

    Als allererste die sollte der ganz Vorstand von Proximus entlassen werden. Das dürfte doch kein Problem. Es gibt einen Teil des Personals bei Proximus was die Kunden nicht bedienen kann und will. Zum Teil sehr unfreundliches Personal in Proximus-Shops. Da habe ich gar nichts dagegen, dass die entlassen werden. Aber viele Techniker versuchen ihr bestes. Die Techniker versuchen aus diesen schlechten Leitungen das beste für die Kunden rauszuholen. Öffnet endlich den Markt für andere Anbieter. Vielleicht sollte man die Deutsche Telekom um Hilfe bitten. Haben sehr guten Service auch in ländlichen Gebieten. Website inklusive Chat funktionieren tadellos. Preis bei einer recht guten Geschwindigkeit im ersten Jahr 19,95. Im 2. Jahr 35,95 oder 39,95 z. B. mit 3 Telefonnummer und einer Telefonflat für D. Die Webseite der Proximus ist das reinste Chaos und funktioniert nicht. Die fehlenden Sprachen sind noch das wenigste. Es muss sich endlich in Belgien beim Internet und Telefon etwas ändern. Vielen Unternehmen bleibt nichts anderes übrig, wie Ostbelgien zu verlassen, wegen der schlechten Internetverbindungen und natürlich der Steuern. Auch Menschen, die eine Mietwohnung suchen, ziehen nicht in Dörfer die keinen guten Handyempfang und Internet haben. Es sind schon Baustellenverkäufe geplatzt wegen nicht vorhandener Komunikationsmöglichkeiten.
    Aber Herr Paasch sollte sich auch mehr dafür einsetzen, dass die Deutschsprachigen Kunden bei Proximus diskriminiert werden. Es schliesslich ein Unternehmen, was in z. T. in Staatseigentum ist.

    • Wolfgang

      Hallo Treesche,was fuer einen Bloedsinn schreibst du denn da ,oeffnet den Markt fuer neue Anbieter hallo in Deutschland gibt es auch nur drei Anbieter und in Belgien wollen Sie einen vierten auf den Markt werfen, das sind doch nur die Liberalen die sich noch ein Stueck vom Kuchen abschneiden wollen.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern