Politik

„DG Fokus“ zum Thema Sicherheit: „Niemand wird über Nacht zum Terroristen“

Das Podium bei der Auftaktveranstaltung von "DG Fokus" zum Thema Sicherheit im Kloster Heidberg. Foto: Jannis Mattar

Am Donnerstagabend fand im Kloster Heidberg in Eupen die Auftaktveranstaltung der Themenreihe „DG Fokus“ statt. Für die erste Ausgabe der Informationsinitiative der Regierung der DG zum Thema Sicherheit hatten die Organisatoren einige „Hochkaräter“ eingeladen, allen voran den föderalen Innenminister Jan Jambon (N-VA).

Ziel der Veranstaltungsreihe, die in Zukunft halbjährlich stattfinden soll, sei es, globale Themen auf die lokale Ebene herunterzubrechen und verständlich zu machen, betonte Ministerpräsident Oliver Paasch (ProDG).

„Wir können uns in der DG nicht ausschließlich auf Themen unserer Zuständigkeiten beschränken. Deshalb haben wir es uns zum Ziel gemacht, europäische und weltpolitische Themen bürgernah zu besprechen.“ Das Thema Sicherheit sei ob der Schlagzeilen der letzten Monate ein idealer Einstieg in die „DG Fokus“-Reihe, betonte der Regierungschef.

Jambon: „Die absolute Sicherheit gibt es nicht“

Strenge Sicherheitsvorkehrungen auf dem Parkplatz des Klosters Heidberg. Immerhin waren der Innenminister und der Chef der Anti-Terror-Behörde anwesend. Foto: Jannis Mattar

Strenge Sicherheitsvorkehrungen auf dem Parkplatz des Klosters Heidberg. Immerhin waren der Innenminister und der Chef der Anti-Terror-Einheit anwesend. Foto: Jannis Mattar

An Referenten für den Abend hatte man dementsprechend nicht gespart. Neben den Polizeizonenchefs Harald Schlenter und Daniel Keutgen, dem Koordinator der Föderalen Polizei in der Provinz Lüttich, André Desenfants, der Prokuratorin des Königs in Eupen, Andrea Tilgenkamp, und Oliver Paasch nahmen drei mit dem Thema Sicherheit bestens vertraute Referenten an der Diskussionsrunde teil.

Dabei handelte es sich um André Vandoren, Direktor des Koordinationsorgans zur Gefahrenanalyse (KOGA) oder auch Anti-Terror-Einheit in Belgien, Burkhard Freier, Leiter des Verfassungsschutzes von Nordrhein-Westfalen, und Innenminister Jan Jambon. Sie eröffneten die Veranstaltung mit Impulsreferaten zum Thema.

„Eines kann ich Ihnen direkt sagen: Die absolute Sicherheit gibt es nicht“, sagte Föderalminister Jambon gleich zu Beginn seiner Rede: „Wir können nur versuchen, das Risiko zu minimieren.“ An der aktuellen Gefahr vor extremistisch motivierten Attentaten und Verbrechen sei man in Europa zu einem großen Teil jedoch selbst schuld. „Wir haben dem Radikalismus die Gelegenheit gegeben, sich zu entfalten. Jetzt liegt es an uns, ihn zu bekämpfen und einzudämmen“, erklärte der Innenminister. Dafür sei ein umfassendes Konzept nötig.

Innenminister Jan Jambon bei seinem Impulsreferat. Foto: Jannis Mattar

Innenminister Jan Jambon bei seinem Impulsreferat. Foto: Jannis Mattar

Jambon: „Wir müssen vor allem mit Prävention arbeiten. Es muss uns gelingen, ein Gegengewicht zur Hasspropaganda zu schaffen, die verbreitet wird. Daran arbeiten wir auf sämtlichen Kommunikationskanälen.“

Dass vor allem die vorbeugende Arbeit an der Basis ein Erfolgsmodell darstellen könne, bestätigte André Vandoren. „Niemand wird über Nacht zum Terroristen. Das ist ein langer, schleichender Prozess. Die beste Gelegenheit, dem Extremismus einen Riegel vorzuschieben, besteht darin, die potenziellen Dschihadisten von der Szene fernzuhalten und vor einem Abdriften zu bewahren. Sobald sie einmal drin sind, wird es immer schwieriger, die Ideologien zu bekämpfen.“

Zahl der Ausreisen in Richtung Syrien steigt permanent

Die Entwicklung der letzten Zeit zeige eindeutig, dass die europäischen Staaten immer stärker in den Fokus von Salafisten geraten, meinte Burkhard Freier. Die Zahl der Ausreisen in Richtung Syrien steige permanent. Dabei seien vor allem die Rückkehrer aus den Kriegsgebieten gefährlich: „Die sind in der Regel nämlich weiterhin kampfbereit und gefährlich. Zudem gelten sie in ihren Reihen als Helden und haben daher bei der Rekrutierung neuer Kämpfer leichtes Spiel.“

Ministerpräsident Oliver Paasch am Rednerpult. Foto: Jannis Mattar

Ministerpräsident Oliver Paasch am Rednerpult. Foto: Jannis Mattar

Europa sehe sich momentan vor allem der Gefahr des „low level Jihad“ ausgesetzt. Dabei handelt es sich, wie bei dem Anschlag auf „Charlie Hebdo“, um Aktionen ohne großen Aufwand, die medial sehr stark aufgearbeitet werden. Diese Form des Terrorismus regt verstärkt zum Nachahmen an.

Allerdings sei es sehr wichtig, sich der Hintergründe und der Gründe des Erfolges des Islamischen Staates bewusst zu sein, so Freier: „Das Konzept eines souveränen Islamischen Staates findet großen Anklang und gibt Nährboden für die Gewaltbereitschaft, um dieses Konzept zu verwirklichen.“ In Europa seien es verstärkt Identitätsprobleme, die junge Kämpfer zur Ausreise bewegen.

Freier: „Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, Armut und soziale Ausgrenzung schaffen die Voraussetzung für eine Offenheit gegenüber den extremistischen Ideologien. Da sind es sozial- und gesellschaftspolitische Maßnahmen, die das Problem an der Wurzel packen und in vielen Fällen im Keim ersticken können.“

JANNIS MATTAR

22 Antworten auf “„DG Fokus“ zum Thema Sicherheit: „Niemand wird über Nacht zum Terroristen“”

  1. Johann Klos

    Sehr geehrte Frau Mattar,

    Wenn das alles war dann gute Nacht. Seid Monaten steht dieser Brei überall zu lesen.

    Wurde auch die Frage gestellt warum es überhaupt “ Rückkehrer geben kann?

  2. „Die beste Gelegenheit, Extremismus einen Riegel vorzuschieben, besteht darin, die potenziellen Dschihadisten von der Szene fernzuhalten …“

    Wäre es denn keine Option, die offensichtlich bekannte, verfassungsfeindliche und gemeingefährliche „Islamistenszene“ des Landes, der EU zu verweisen anstatt sie noch mit Sozialzulagen durchzufüttern, damit sie groß und stark werden können ?

    Wer sich für Verse zum “Heiligen Krieg” im Koran interessiert, kann z.B. hier nachlesen:
    http://derprophet.info/inhalt/anhang2-htm/

  3. Schwanzus Longus

    Zur Aussage „Niemand wird über Nacht zum Terroristen” fällte inem (mir) nur eines ein: Klar, wir sind Schuld daran, daß sie (Terroristen) so sind, wie sie geworden sind. Und wir sind auch Schuld, daß Rumänen und Bulgaren oder sonstwer hier einbricht.
    Wie einleuchtend!

  4. Solche Podiumsdiskussionen bringen nichts. Ein Gelabere ohne Ende. Dass die DG sich jetzt auch für Probleme interessiert, für die sie gar nicht zuständig ist, beweist hinlänglich, dass unsere Minister nicht ausgelastet sind.

  5. Kan niet verstan?

    Anstatt soviel Aufhebens hätte man eher erwartet es würde was gegen die Einbrecherbanden gemacht.
    Das wäre zur Zeit ein sehr viel akkuteres Problem hier in der DG.
    Glaube nicht das ein einziger Überläufer bis jetzt von hier dahin ist.
    Unsere Regierenden sind aber auch total daneben zur Zeit.
    Es gibt hier andere Probleme.
    Lasst solche hier lieber in Händen die es besser können.

  6. Dieses „DG Fokus“ ist der Auftakt des Wahlkampfes 2019 von ProDG. Wenn es auf die Wahlen zugeht, wird aus „DG Fokus“ vielleicht „ProDG Fokus“. Das ist eine Marketingkampagne für Paasch und ProDG.

  7. Baudimont

    Die einzige Sicherheit ist dass die Freiheit uns, den Bürgern, täglich genommen wird…

    Vertrags von Lissabon: was die Menschen endlich begreifen müssen: Wenn die Bürger ihre Steuern nicht bezahlen, werden Sie mit Waffengewalt dazu gezwungen. Sie kommen ins Gefängnis wenn sie sich weigern die Schulden des Bankenkartells zu begleichen. Darüber hinaus kommt es mit Sicherheit zu weiteren Aufständen. Der EU-Vertrag von Lissabon erlaubt dabei ausdrücklich das Töten von Menschen bei Aufruhr und Aufstand –

    „Patriot Act: Die EU-Kommission still und heimlich eine Kopie des US-amerikanischen Patriot Act umsetzen.
    Die sogenannte “Europäische Sicherheitsagenda” ist de facto eine Art zur lückenlosen Überwachung europäischer Bürger, umfassende Vorratsdatenspeicherung inklusive.

    „http://www.rtdeutsch.com/18128/international/freude-schoene-ueberwachungsunion-eu-kommission-will-morgen-europaeischen-patriot-act-verabschieden/

    „Wer Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.“

  8. Werner Radermacher

    “Niemand wird über Nacht zum Terroristen”

    Klar, Schuld sind immer die Anderen. Nein, es sind diese fanatische islamistischen Prediger die diese Leute zu Terroristen macht!!!!!!!!!!!!!!!

    Die Attentäter vom 9/11 waren keine armen Arbeitslose, sondern studierte Menschen aus „gutem Hause“!

  9. Johann Klos

    Ohne Saudi Arabien gäbe es das derzeitige Problem nicht. Solange uns alle die Jahrzehnte das Öl aus den Ohren gelaufen ist, haben wir uns für die dortige gewaltverherrliche Staatsreligion (der Wahhabismus) nicht interessiert.

    Der Wahhabismus – 18. Jh. nach bzw. – Salafitentum ist/war eine Sekte, die aus einer internen Veränderung der Lehren der Hanbaliten entstand.
    Die Wahhabiten erklären viele andere Muslime zu Abweichlern und Schiiten gar zu Nichtmuslimen.
    Die meisten Wahhabiten, die sich neuerdings Salafiten nennen, gibt es in Saudi-Arabien.

    Glaubensauffassungen, die mit dem Wahhabismus nicht vereinbar sind, erscheinen Wahhabiten schnell als unislamisch, was ihnen in der Gesamtheit der muslimischen Gemeinschaft den Ruf der Intoleranz und des Fanatismus eingebracht hat.

    Was keiner ausspricht, erst seit 8 Jahren gibt es in Saudi-Arabien eine Moschee mit islamischer Ausrichtung. Fortschrittlich geht anders.
    Ausgerechtet dieses Land durfte in Bruxelles eine Moschee finanzieren und importierte den Wahlhabismus gleich mit.

    Das ist Grund warum so viele junge Menschen aus Belgien nach Syrien reisen. Die jungen Menschen, welche dieser Glaubensrichtung angehören, können gar nicht anderes als den Ruf des Kalifen zu folgen.

    Das ewige von uns weg schieben und Gründe vorführen die nichts anders sind als unsere Markenbegriffe von Fehlverhalten gleich welcher Art, die wir gebetsmühlenartig von uns geben weil es sich ja so gut anhört.

    Käse – mehr nicht diese Betrachtungsweise.

    Unser in ihren Augen perverser und frivoler Lebensstil treibt die jungen Menschen in die Arme ihrer Vorbeter. In erster Linie gilt es die für Sie falschen Islamisten zu vernichten ehe man sich mit uns Ungläubigen ins Zeug legt.

    In ihrer Glaubensauffassung kümmert man sich nicht um Grabpflege usw. Daher der für uns schockierende und für sie normale Drang alles zu zerstören was nicht dem Wahhabismus entspricht. Unsere Philosophie der Weltkulturerben kennen Sie nicht im Gegenteil Rückbesinnung auf „Anderes“ gehört ausgelöscht.

    Zitat Jambon: . Es muss uns gelingen, ein Gegengewicht zur Hasspropaganda zu schaffen, die verbreitet wird.

    Es wird uns nicht gelingen im Gegenteil unser – für die Leute obszöner Lebensstil – wird immer tiefere Gegensätze sichtbar machen. Rückkehrer werden damit in der Regel überhaupt nicht mehr fertig werden. Sie haben ja nicht ihren Glauben abgelegt. Hochexplosive Schlafwandler fangen wir uns da ein die nur darauf warten das jemand die Lunte legt.

    Entweder wir stellen uns dem Problem vor Ort und machen unseren Job oder das Problem kommt zu uns.

  10. Es scheint ja schon mal bis Saudi Arabiien gekommen zu sein.

    Nun bezeichnet man dort die Minderheit an Schiiten als Dreck den es auszurotten gilt.

    Griechenland ist ein Sandkastenspiel gegen den Scheiss der da auf uns zurollt.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern