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Verärgerter Freddy Derwahl tritt als Mitarbeiter des Grenz-Echo zurück

Freddy Derwahl (hier bei einer Lesung im Rahmen der Veranstaltung "SEITENstraße - Lesen hinterm Tresen" Ende September 2016 in Eupen). Foto: Gerd Comouth

Der Eupener Journalist und Autor Freddy Derwahl hat seinen Rücktritt als Mitarbeiter des Grenz-Echo erklärt. Der 71-Jährige ist empört über einige Redakteure der Tageszeitung, deren Agitation gegen ihn er als „heimtückisch, niveaulos und beleidigend“ empfand.

Seinen Entschluss teilte Derwahl in einem Schreiben an den Geschäftsführer des Grenz-Echo, Olivier Verdin, und den neuen Chefredakteur Oswald Schröder mit.

„Nach mehr als 54-jähriger Mitarbeit im Grenz-Echo sehe ich mich gezwungen, Ihnen heute meinen Rücktritt zu erklären“, schrieb Derwahl: „Ihrem Rat entsprechend habe ich drei Monate auf eine Möglichkeit zur Wiederaufnahme meiner 32-jährigen Tätigkeit als der Verlagsführung unterstehender Kolumnist gewartet. Dies leider vergeblich. Dem zu Grunde liegt eine mir weder mitgeteilte noch begründete und besprochene Entscheidung einiger Redaktionsmitglieder, die bis auf eine Ausnahme anonym geblieben sind. Ich halte diese Vorgehensweise für heimtückisch, niveaulos und beleidigend. Das wird bleiben.“

Freddy Derwahl bei einer Lit.Eifel-Lesung in Metternich im September 2017. Foto: profipress

Das Grenz-Echo sei „ein Stück meines Lebens“, so Derwahl. Umso mehr habe ihn „die Niedertracht einiger weniger Kollegen verletzt“.

Derwahl war in seinem Beruf zwar Rundfunkjournalist, seine große Leidenschaft galt jedoch immer der Tageszeitung. So arbeitete er seit 1965 mit Unterbrechungen fürs Grenz-Echo.

Eine eigene Kolumne hatte er seit Mitte der 1980er Jahre, als er den „Grenzland-Report“ verließ und das (auch finanziell) verlockende Angebot seines Freundes Alfred Küchenberg annahm, der gerade zusammen mit dem St. Vither Geschäftsmann Ernst Thommessen das Grenz-Echo vor der Pleite gerettet hatte.

So wurde Derwahl am Eupener Marktplatz Berater, Kolumnist und Buchautor.

Derwahls Mentor und Protektor

Küchenberg war Derwahls Mentor und Protektor. Trotz der damals schon starken Bedenken in der Grenz-Echo-Redaktion setzte der neue Grenz-Echo-Verleger Derwahl als Kolumnist durch.

Derwahls Kolumne sollte sogar auf Seite 1 veröffentlicht werden, was manche Redakteure erst recht verärgerte. Zudem machte Küchenberg seinen alten Jugendfreund zum bestbezahlten Mitarbeiter des Grenz-Echos.

Freddy Derwahls alter Jugendfreund und über Jahre dessen Mentor: Der ehemalige Grenz-Echo-Verleger Alfred Küchenberg. Foto: Gerd Comouth

Die Niermann-Affäre belastete das Verhältnis zwischen Derwahl und der Grenz-Echo-Redaktion zusätzlich, schweißte aber Derwahl und Küchenberg noch mehr zusammen.

Auch in der Zeit, als Derwahls Kolumnen bei dessen Arbeitgeber BRF immer lauter kritisiert wurden, weil der BRF-Redakteur zwar beim Rundfunk krankgeschrieben war, jedoch weiterhin seine Kolumnen für das Grenz-Echo schrieb, hielt Küchenberg seine schützende Hand über seinen Kolumnisten.

Nur einmal ging die Männerfreundschaft Küchenberg-Derwahl in die Brüche. Das war 2009, nachdem Derwahl in aller Öffentlichkeit mit Lorenz Paasch, einem anderen Protagonisten der Niermann-Affäre, Versöhnung gefeiert hatte und seine Frau Mona obendrein auf der Liste der neu gegründeten ProDG von Oliver Paasch kandidierte. Das fand Küchenberg überhaupt nicht lustig.

Als Kolumnist (vorübergehend) gefeuert

Auf Betreiben des Verlegers, der wusste, dass die Grenz-Echo-Redaktion Derwahl eh nicht in ihr Herz geschlossen hatte, wurde diesem vom damaligen Grenz-Echo-Chefredakteur schriftlich mitgeteilt, dass er nicht mehr länger als Kolumnist erwünscht sei.

Redaktionsmitglieder des „Grenzland-Report“ 1984 bei einer Besprechung (v.l.n.r.: Gerard Cremer, Werner Barth, Werner Mießen, Freddy Derwahl, Werner Baumgarten und Edgard Belleflamme).

Es begann eine längere Eiszeit zwischen Küchenberg und Derwahl, die erst 2012 endete, als Küchenberg dringend einen Fürsprecher in der Medienwelt brauchte, weil er ganz andere Pläne schmiedete.

So blühte die alte Freundschaft zwischen Küchenberg und Derwahl wieder auf. Letzterer schrieb wieder fur gutes Geld Kolumnen bzw. „Nachtnotizen“, und auch im Buchbereich tat sich dank der Unterstützung durch DG-Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz (SP) nach Jahren des Stillstands wieder viel.

Aber Ende 2017, wo Küchenberg zum Jahreswechsel endgültig aus dem Grenz-Echo ausgeschieden ist, war zumindest für einen Teil der Redaktion am Eupener Marktplatz der Moment gekommen, dem unliebsamen Schreiber von Küchenbergs Gnaden den Garaus zu machen.

So geht eine lange Geschichte zu Ende. Derwahl schreibt derzeit seine Autobiografie, in der er mit Sicherheit auf „die infame Reaktion meiner Gegner“, wie er das Verhalten eines Teils der Grenz-Echo-Redaktion nennt, noch zurückkommen wird. Zumindest in Buchform ist in diesem „bedauerlichen Konflikt“ (Derwahl) das letzte Wort noch nicht gesprochen. (cre)

 

46 Antworten auf “Verärgerter Freddy Derwahl tritt als Mitarbeiter des Grenz-Echo zurück”

  1. Bei dieser Tageszeitung wundert mich nichts mehr. Nicht nur, dass einige Redakteure politisch geprägt sind und ihre Blumenkinder ins richtige Licht rücken bzw. Genossen mit Lobeshymnen überhäufen; das ganze Strukturgefilde ist brüchig. Ob der neue Chefredakteur dies in den Griff bekommt?

  2. ostbelgistan

    Wenn man das schwarz-weiße Foto anklickt und vergrößert, meint man, die in der Mitte sitzende Person mit Glatze wäre Lenin und die übrigen Bärtigen wären Protagonisten aus der Russischen Revolution….

  3. Vom Winde verweht

    Beim Barte des Propheten! Der Nachtschreiber hat seine Schuldigkeit getan. Er war einer der guten „Wetterhähne“ in Ostbelgien, und hat viele Windrichtungen auf seine Art in die Segel genommen, trotzdem den ganz grossen Wurf nie gespürt.

  4. Schöne gute alte Zeit

    Jedenfalls war die GE-Redaktion sogar in ihrer Anfangszeit nicht frauenfeindlich eingestellt, ansonsten wäre auf dem schwarz-weiß- Foto vom Jahre 1884 kein Bild/Gemälde einer Frau an der Wand vorhanden!

  5. Vereidiger

    Mal ehrlich – wer hat diese teils ziemlich abgehobenen und notorisch um den Nabel Eupener Persönlichkeiten der 1950er bis 1980er Jahre drehenden Kolumnen gerne und viel gelesen? Ich vermisse sie überhaupt nicht. Möge Herr „Wendwahl“ sich nun der Ehrenamtlichkeit zuwenden.

  6. Propaganda

    Wie lange wollte er den noch schreiben? bis 90? Es wird Zeit das er geht. Seine Texte waren teilweis so verdreht das sie keiner verstanden hat. Schönen Ruhestand, geniessen Sie die Spaziergänge in Stockem und Umgebung Herr Derwahl.

      • Greffier

        Sehr geehrte Frau Keil, sehr geehrte(r) Bz
        Tatsache ist doch, dass Freddy Derwahl freigestellt wurde um seiner schriftstellerischen Tätigkeit nachzukommen, dann zusätzlich fast 3 Jahre mit vollen Bezügen krankgeschrieben bei seinem Arbeitgeber BRF war, und zur gleichen Zeit arbeitet er für die Konkurrenz Grenz-Echo. Jeder Andere wäre in einem normalen Betrieb deswegen fristlos entlassen worden. Für mich ist das Schmarotzen auf Kosten der Allgemeinheit. Punktum! Da käme noch einiges dazu, wenn man mal alles auf den Tisch legen würde. Die Forenschreiber als Neider, als niedriges Niveau, unterste Schublade, lächerlich, keine Ahnung, Stuss und arm im Geiste zu bezeichnen ist da wohl nicht angebracht. Oder sie gar wegen ihrer Rechtschreibung zu kritisieren ist peinlich, wenn man wie Sie – Frau Keil – die Zeichensetzung nicht beherrscht (oder war es lediglich ein Flüchtigkeitsfehler?)

  7. Ja klar haben wir Ahnung, mal CSP dann Pff dann wieder PDB dann wiedermal ProDG, keine Richtung aber das Fähnchen immer schön im Wind.
    Aber seine zwei Beiträge bei der Goldene Feder, das lieber Herr Derwahl war aller untersten Schublade.
    Prominente aus Eupen sagten am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte den Saal verlassen und ein andere meinte dem hätte man ein Glas Bier ins Gesicht schütten sollen.

    • Ostbelgien Direkt

      @Jupp: Sie müssen der Button „Antworten“ benutzen, wenn Sie auf einen bestimmten Kommentar reagieren wollen. Sonst weiß man nicht, auf welchen Kommentar Sie sich beziehen. Gruß

  8. Erwin Haep

    In 2017 hatte ich eigentlich vom G-E einen Bericht über das wohl bedeutendste Buch von F. D. „Der Mittagsdämon“ , welches vor 50 Jahren erschien und ihm als deutschsprachiger Belgier ein Renommé als Schriftsteller einbrachte, erwartet. Heinrich Böll beschreibt in kurzen Sätzen den Widerspruch in der Person von F.D.: „… es ist ein im strengen Sinn religiöses (mystisches) Buch, eine mir bisher nicht bekannt gewordene Art …“. als Kommentar zum Buch. F.D hat eine sehr konservative, oft schwer erträgliche Einstellung, er hat sich ein Leben lang über das Abhängen des Kreuzes durch den damalige Gerichtspräsidenten ausgelassen. Aber genau wegen der konsequent vorgebrachten Meinung ist F.D.bedeutend und kompetent. Das Problem des G-E ist,, dass die Kommentare ungenügend kritisch sind, in Eupen würde man sagen „lau“.

  9. Mit 71 Jahren sollte er wirtschaftlich nicht auf das Grenz-Echo angewiesen sein. Er kann seinen eigenen Blog im Internet aufmachen und dort publizieren was er will ohne dass ihm jemand drein redet.

    • Hop Sing

      Ob Ostbelgien ohne Derwahl intellektuell verwaist, sei einstweilen dahingestellt.Er ist keineswegs das geistige Schwergewicht, für das er sich wohl hält.Er hat Talent zum Schreiben, inhaltlich sind seine Bücher oft Schmalkost, da er kein Denker ist. Aus diesen Gründen steht ihm die Rolle eines „praeceptor mundi“ keineswegs zu. Diese Schuhe sind viel zu gross. Wenn es ihm gelang, Grenz-Echo und BRF beträchtlich zur Ader zu lassen, so haben sich dort wohl einige Leute blenden lassen. Fazit : oft : „mehr Schein als Sein“.

  10. Wer kräftig austeilt sollte auch Kritik vertragen können

    Es ist erstaunlich wie dünnhäutig H. Derwahl reagiert. Als er vor ca. 30 Jahren, als CSP-Schreiberling, den damaligen PFF-Minister Bruno Fagnoul als unfähig bezeichnete (ein Vorwurf gegen den sich ein Politiker nur sehr schwer wehren kann und der dauerhaft hängen bleibt) fand er es doch ganz normal, kräftig auszuteilen. Wie sagte mir ein früher GR-Arbeiter, H. Derwahl war derjenige, der die Bücher schrieb, die im Grenzecho verstaubten. Es wird ihm wohl kaum einer nachtrauern, ich jedenfalls bin froh, dass seine „Träumereien“ im GR keinen Platz mehr finden.

  11. Bernadette Keil

    Ich weiß nur dass es sehr viele Menschen gibt die die Bücher von Freddy Derwahl sehr gerne lesen! Seine Bücher verstauben keineswegs! Klar hat er durch seinen Erfolg viele Neider.

  12. @Frau Keil,
    Genau so ist es viel zu viel Neider ,die einem nichts gönnen besonders hier auf diesem Portal sind die Menschen von vorne rein nur negativ gestellt. Hier liest man selten positive Sachen..
    Herr Derwahl ist großartig als Journalist,Mensch und Schriftsteller und er wird es auch bleiben egal was die paar Menekes hier laulen :)

  13. Kritiker

    Zweifellos polarisiert Freddy Derwahlmit mit seinen Kommentaren.
    Aber er kann schreiben. Ohne seine spitze Feder wird das GE etwas „ärmer“.
    Der neue Chefredakteur Oswald Schröder sollte sich für ihn stark machen…

  14. Kolumne sind lesenswert

    Freddy Derwahl kenne ich nicht als Person, nur finde ich seine Beiträge stets lesenswert. Irgendwie vergleichbar mit den Kolumnen „Stromaufwärts“ des viel zu früh verstorbenen GE-Redakteurs Thomas Evers. Dass man als Schriftsteller/Autor hin und wieder polarisiert, liegt auf der Hand.

  15. Dichter und Denker

    Ja, den Ostbelgiern entgeht durch das Ausscheiden Derwahls so einiges, aber wie man erfahrt, wird er ja nicht ganz verstummen. Er soll an seiner Autobiografie arbeiten. Da wird er bestimmt auspacken und aus dem Nähkästchen plaudern, so dass manchem noch die Ohren glühen werden.

    Bestimmt wird er dann auch ausführlich auf seinen Kampf gegen die PDB und deren Verwicklung in allerhand dunkle Machenschaften um die Niermannstiftung eingehen und auf seine damalige Verurteilung.

    Sozusagen als Trost sei dem Leser eine Kostprobe seines dichterischen Könnens gegönnt:
    „Christi Himmelfahrt“ (D-GE vom 24.05.2017 S.2 – leicht gekürzt)

    Nimm uns doch mit
    bei den grandiosen Stürzen.
    Wir fallen nur,
    du eilst hinauf.
    Doch höllentief
    reicht deine Hand
    den steilen Weg
    uns abzukürzen
    durch Galaxien
    im Kometenlauf.
    Das Jenseits
    ist kein Haus
    für blinde Passagiere.
    Du wartest in der
    Sternenwüste,
    denn die Nacht ist groß.
    Das Zelt steht offen
    und ein Cherub küsste
    von Mund zu Mund
    uns atemlos.
    Schon wieder eine
    dieser Abschiedsstunden.
    Du gehst verklärt,
    machst uns die Herzen schwer.
    Da oben dreht die Saljut
    einsam ihre Runden
    und steuert greise Millionäre
    für ein paar schnelle Tage
    durch das Engelsheer

    Ein Cherub küsst uns atemlos von Mund zu Mund, und greise Millionäre jagen in der sowjetischen Saljut durch das Engelsheer. Lyrik vom Feinsten.

  16. Schön ist auch das folgende Poem:

    vor der reise nach fez

    noch ein paar abendländische stunden
    dem abschied schon etwas voraus
    such nicht zu viele bücher aus
    lass flötenspieler ins alte haus
    das alphabet ist bald verschwunden

    nimm keine schweren geschichten mit
    du wirst mit leichten füssen gehen
    den ruf des muezzin verstehen
    dass über den spitzen der moscheen
    der prophet zum himmel ritt

    werden frauen dich noch begleiten
    nahe ferne am wüstenrand
    in grosse leere greift deine hand
    werden sie warten im tiefen land
    mit dir auf wilden pferden reiten

    bald bist du dort wo feuer und eis
    sich im hohen atlas berühren
    sterne dich durch die weite führen
    wirst glut der brunnen wasser spüren
    und nächtliche stille die alles weiss

    Anmerkung: Als der Prophet zum Himmel ritt, gab es noch gar keine Moscheen! Und marokkanische Frauen werden sich hüten, mit abendländischen Dichtern auf wilden Pferden zu reiten!

    • Paul Niebes-Derwahl

      De Dieu
      Parlons de Dieu et non sur Dieu
      De nos mains Dieu ne se façonne pas
      De nos bouches Dieu ne se définit pas
      De nos esprits Dieu ne se conçoit pas

      Dieu est en nos cœurs, au plus profond
      Là où le visible et l’invisible se fondent
      Là où l’oreille même sourde entend
      Là où l’amour même aveugle comprend

      Là où, au dedans, par Dieu nous sentons
      Là où, au-delà, par Dieu nous voyons
      Là où l’humanité et son ciel se joignent
      Là où notre voix entonne son plus beau chant.

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