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Wettlauf um den Corona-Impfstoff: Wer findet zuerst das Mittel? – Dem Sieger winken Milliarden-Gewinne

04.05.2020, Großbritannien, Oxford: Dieses Videostandbild zeigt eine medizinische Mitarbeiterin der Oxford Universität die einem Probanden eine Injektion setzt (bestmögliche Qualität). Die Oxford Universität forscht an einem Covid-19-Impfstoff. Foto: Uncredited/Oxford University/AP/dpa

Rund um den Globus ist ein Wettlauf ausgebrochen, wer den ersten Impfstoff gegen das Coronavirus entwickelt. Dem Sieger winken Milliarden-Gewinne. Doch die Herausforderungen für die Pharmabranche sind riesig.

Es ist die große Frage in der Corona-Pandemie: Wann kommt ein Impfstoff auf den Markt, der Milliarden Menschen vor der Krankheit schützen kann? Und welches Pharmaunternehmen schafft den Durchbruch? Es geht um Menschenleben, viel Geld und das Ringen um einen Vorsprung: Welches Land bekommt zuerst den Impfstoff?

Ohne ein Mittel dürfte ein Alltag mit vollen Kneipen und Clubs, Fußballstadien oder großen Konzerten noch lange undenkbar sein. „Nur der Impfstoff ist am Ende die Lösung des Problems“, sagte kürzlich der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek.

24.02.2020, Baden-Württemberg, Tübingen: Ein Mann pipettiert in einem Labor des biopharmazeutischen Unternehmens Curevac eine blaue Flüssigkeit. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Längst ist in der Pharmabranche ein Rennen um einen Corona-Impfstoff entbrannt. Weltweit gibt es laut dem Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa) mehr als 120 Impfstoffprojekte, von kleinen Firmen wie Biontech aus Mainz oder Curevac in Tübingen bis Konzernen wie Sanofi und GlaxoSmithKline.

Vfa-Präsident Han Steutel erwartet, dass 2021 in globalem Maßstab geimpft wird und viele Anbieter zugleich oder kurz aufeinander Impfstoffe auf den Markt bringen.

„Noch nie gab es eine konzertierte Aktion so vieler forschender Pharmafirmen“, sagt auch Thilo Kaltenbach, Gesundheitsexperte bei der Strategieberatung Roland Berger. „Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen.§ Auch das Interesse der Politik sei immens: „Jede Regierung ist in Sorge, sie könnte unterversorgt sein.“

Impfungen frühestens im Frühjahr 2021?

Kaltenbach ist optimistisch, dass schon bis Ende des Jahres ein Impfstoff gegen den Corona-Erreger SARS-CoV-2 entwickelt sein könnte. Frühestens im Frühjahr könne dann geimpft werden.

Die erste klinische Studie in Deutschland führt Biontech an gesunden Patienten durch, ab Ende Juni könnten Daten vorliegen. Bei einer Zulassung könne man mit dem US-Partner Pfizer bis Jahresende Millionen Impfstoffdosen bereitstellen, sagt Biontech-Chef Ugur Sahin. Bei Curevac könnten laut Miteigner Dietmar Hopp klinische Tests im „Frühsommer“ beginnen. „Wir wären also in der Lage, den Impfstoff im Herbst zu liefern.“

27.11.2019, Rheinland-Pfalz, Mainz: Der Hauptsitz des Biotechnologie-Unternehmens Biontech. Foto: Andreas Arnold/dpa

Doch solche Zeitpläne sind ehrgeizig. Noch vor wenigen Jahren wurde für die Entwicklung eines Impfstoffs ein Zeitraum von 15 bis 20 Jahren veranschlagt. Neue, moderne Technologien können den Prozess beschleunigen, doch nach wie vor muss die Sicherheit des Wirkstoffes bestätigt werden – möglichst ohne Nebenwirkungen.

Immerhin hat Europa gute Voraussetzungen: Die großen westlichen Impfstofffirmen haben hier 80 Prozent ihrer weltweiten Produktion. Nur wenige Pharmakonzerne wie Sanofi, GlaxoSmithKline, Pfizer und Merck & Co beherrschen den lukrativen Markt mit Impfstoffen.

Olaf Tölke, Pharmaexperte bei der Rating-Agentur Scope, glaubt aber nicht, dass schon dieses Jahr ein Impfstoff gegen das Corona-Virus vorliegt. Die Forschung sei aufwendig mit Fehlerquoten von 95 Prozent.

Tölke sieht den französischen Konzern Sanofi und GlaxoSmithKline aus Großbritannien in einer guten Position. Die beiden größten Impfstoff-Spezialisten Europas peilen gemeinsam ein Mittel für die zweite Jahreshälfte 2021 an. „Es ist schwer zu glauben, dass kleine Firmen schneller sind.“

Ist ein Impfstoff gefunden, könnten Arzneibehörden relativ schnell eine Zulassung erteilen, meint Berater Kaltenbach. „Das Thema hat Priorität bei allen Behörden.“ Doch selbst dann muss ein Impfstoff erst an Milliarden Menschen verteilt werden – eine immense Aufgabe, meint die Weltgesundheitsorganisation.

Reiche Länder dürften vor den ärmeren zum Zuge kommen

Zudem drohen nationale Streitigkeiten um den ersten Zugriff. Einen Vorgeschmack gab jüngst Sanofi. Nach einem Interview von Generaldirektor Paul Hudson, der den USA als Finanzierungspartner die größte Vorausbestellung einräumte, schlugen die Wellen hoch. Angesichts von Protesten der französischen Regierung stellte Sanofi klar, dass ein Impfstoff allen verfügbar sein müsste. „Der gleiche Zugang für alle zum Impfstoff ist nicht verhandelbar“, betonte Frankreichs Premier Édouard Philippe. Und Präsident Emmanuel Macron mahnte eine multilaterale Aktion bei der Verteilung an.

Wer zuerst einen Impfstoff hat, kann auf Milliardengewinne hoffen. Die ganze Welt wird sich darauf stürzen. Foto: Friso Gentsch/dpa

Andere warnen, einen Corona-Impfstoff dürfe es nicht nur für die Reichen geben. Mehr als 140 Präsidenten, Ex-Politiker und frühere hohe UN-Vertreter forderten kürzlich die kostenlose Verteilung von Medikamenten oder Impfstoffen. „Niemand sollte bei Impfungen wegen seines Wohnorts oder Einkommens ans Ende der Schlange geschickt werden“, meinte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa.

Hier prallen die Interessen von börsennotierten Pharmakonzernen und ethische Fragen aufeinander. Die Entwicklung eines Impfstoffs kostet Hunderte Millionen Euro, schätzt Scope-Experte Tölke. „Die Unternehmen tragen das Risiko, im Rennen mit der Konkurrenz zu spät zu kommen.“ Auch sei denkbar, dass ein Corona-Impfstoff 2021 gar nicht mehr so gefragt sei, wenn die Pandemie dann überwunden ist.

Der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Cichutek, glaubt, dass es eine Priorisierung wohl geben wird. Manche Menschen würden zuerst geimpft werden – etwa medizinisches Personal oder Menschen, bei denen es zu schweren Krankheitsverläufen kommen könnte.

Doch allem Werben um abgestimmte Aktionen zum Trotz: Reiche Länder wie die USA und europäische Staaten dürften vor ärmeren Ländern zum Zug kommen. Am Ende dürfte es einen Mittelweg zwischen ökonomischen und ethischen Fragen geben. „Da Milliarden Menschen gegen das Coronavirus geimpft werden könnten, muss das Mittel nicht so teuer sein“, sagt Tölke. Trotzdem wäre ein Impfstoff für die Pharmabranche ein lukratives Geschäft. „Wer zuerst einen Impfstoff hat, kann auf Milliardengewinne hoffen. Die ganze Welt wird sich darauf stürzen.“ (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

16 Antworten auf “Wettlauf um den Corona-Impfstoff: Wer findet zuerst das Mittel? – Dem Sieger winken Milliarden-Gewinne”

  1. Kritiker

    Es wäre schon gut, wenn man bis Herbst (September/ Oktober) ein wirksames Medikament gegen das Coronavirus entwickeln könnte. Erst dann könnten die Schulen sowie die Kultur- und Sportvereine wieder frei aufatmen. Ich befürchte, dass es frühestens im Sommer oder Herbst 2021 einen effizienten Impfstoff geben wird.

    • @patient: Sie bekommen die Impfung als erster, ich trete meine für sie bereitwillig ab! Dann werden sie endlich kein Patient mehr…..“Das ist ein Grund zur Freude“ würde die deutsche Merkelova sagen.

      • Lieber Schland,
        Sie vergessen ja hoffentlich nicht das grosse Treffen der „Schlandisten der Euregio“ am 32. Mai?!
        Sie sind als Redner vorgesehen und bilden den Hauptakt und die Hauptattraktion unserer Gründerversammlung.
        PS:Ihre Rede sollte fünf DinA4 Seiten nicht überschreiten und nicht länger als 15 Minuten dauern. Geimpfte können sich nicht länger konzentrieren!
        Die Vorsitzende der SdE
        Gelinde Andlerberg

        • @Die drei Damen vom Grill: Oh das ist aber sehr unvorteilhaft was sie da schreiben, weil die Geimpften meide ich wie die Pest, wisst ihr, die könnten ansteckend sein, und vor solchen halte ich lieber Abstand, sicher ist sicher.
          So bitte, alle Covid 1-100 geimpften vor der Scheune platz zu nehmen.
          Und euch drei, erwarte ich mit schönen langen ungefärbten Haaren, stehe voll auf grau.
          Die 5 Din A4 Seiten überlasse ich euch, so dürft ihr fabulieren.
          Ich dagegen kann frei reden, bin da recht geübt würde ich sagen ;)

          So hoffe ich, ihr Drei (als gute und geübte Hausfrauen) sorgt für den Gaumenschmaus, der Spargel ist an der Grenze beim Bewacher AuV + patient abzuholen, bis dahin dürfen die nicht von der Stelle, also ihr werdet erwartet.

          Nach den 15 Minuten kann ich für Zugabe nicht garantieren, sie wissen ja, was so 15 Minuten bei mir kosten, so empfehle ich schon jetzt einen Spendenaufruf zu starten. Der Sicherheitsdienst (Corona-Fighter) möchte übrigens im Voraus und in bar bezahlt werden.

          So wünsche ich Euch noch viel Freude bei der Organisation.

          Euer geliebter Schland

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