Nachrichten

Der tiefe Fall der CD&V: Von der mächtigsten politischen Kraft in Belgien zur heute kleinsten Partei in Flandern

Bei der letzten Wahl des Parteichefs der CD&V hatte sich Joachim Coens (l) gegen Sammy Mahdi (r) durchgesetzt, der den Posten jetzt übernehmen könnte. Foto: Belga

Als Belgien noch ein Einheitsstaat war, bestimmte die damalige flämische CVP (Christelijke Volkspartij), was in diesem Land geht und was nicht. Davon ist die vor gut 20 Jahren in CD&V (Christen-Democratisch en Vlaams) umbenannte Partei heute Lichtjahre entfernt.

Die einst führenden CVP-Politiker wurden mit Ausnahme des Intermezzos unter dem frankophonen Sozialisten Edmond Leburton 1973 und unter Paul Van den Boeynants von der Schwesterpartei PSC 1978-1979 automatisch Belgiens Premierminister – von Gaston Eyskens über Leo Tindemans, Wilfried Martens und Mark Eyskens bis Jean-Luc Dehaene. Die Dioxin-Affäre beendete 1999 die Erfolgsära der CVP.

Der international wohl bekannteste Premierminister aus den Reihen der früheren CVP war Leo Tindemans (hier 1976 bei der Verleihung des Karlspreises der Stadt Aachen). Foto: Roland Scheidemann/dpa

Und heute? Die CD&V ist laut einer jüngsten Umfrage die kleinste Partei Flanderns. Gerade mal 8,7 Prozent der Wahlberechtigten würden ihre Stimme der CD&V geben, wenn am Sonntag in Flandern Wahlen stattfinden würden. Das wären 6,7 Prozent weniger als bei den flämischen Regionalwahlen im Jahr 2019.

Die für seine Partei verheerenden Umfrageergebnisse haben CD&V-Chef Joachim Coens sogar dazu veranlasst, den Parteivorsitz zur Verfügung zu stellen. Nachfolger könnte der Staatssekretär für Asyl und Einwanderung, Sammy Mahdi, werden, der bei der letzten Wahl 2019 Coens knapp unterlegen war.

„Wir müssen wieder die Gemeinschaftspartei in Flandern sein. Ich stehe zur Verfügung und will alles daran setzen, die Partei zurück nach oben zu bringen. Wir müssen nach vorne gehen und bessere Ergebnisse erzielen als heute“, wurde Mahdi in der Presse zitiert. Wenigstens er hat noch Hoffnung, dass es mit der CD&V wieder nach oben gehen kann. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt… (cre)

3 Antworten auf “Der tiefe Fall der CD&V: Von der mächtigsten politischen Kraft in Belgien zur heute kleinsten Partei in Flandern”

  1. Marcel Scholzen Eimerscheid

    Eine politische Partei weniger ist besser für die politische Stabilität. Daher sehe ich den Bedeutungsverlust eher positiv. Selbst ohne CD&V gibt es noch zu viele Parteien.

    • Mehr noch Herr Scholzen , es gibt noch viel zuviele nutzlose Politiker welche noch auf ihren alten Tagen durch die Gegend spionierent herumirren .
      Diese Helden sollten mal an die maroden Staatskassen denken , anstatt noch aus raffgier sich zusatzalmosen anzueignen .Pfui , pfui an diese Sorte. .

  2. Jose Reminoss

    Belgien barst alleine durch seine hohe Anzahl an Parteien und der ganz voluminösen Regierungs- und Minister- bzw Parlamentazrierzahl! Von da an ging es Bergab.
    Der Apparat schwoll mehr und mehr. So war es usuell und normal, dass die Wallonische PS und deren Schwester Partei SP in Flandern vollkommen andere Ideen und Richtlinien hatte.
    Dasselbe galt natürlich auch für alle anderen Parteien, sei es ältere wie die CSP/PSC, MR /Liberale, Ecolo usw usw.
    Parteien sind heute total unbeliebt beim Volk! Die Leute wählen Personen, und keine Parteien mehr!
    Das Volk hat seine Lehren aus der ganzen Entwicklung der vergangenen Jahrzehnten gezogen.
    Zu vieles ist schief gelaufen, und falsch gehandelt worden.
    Aber, all die Erfinder krallen sich nur so fest wie es möglich ist.
    Demut und Einsicht, dass kennen die Leute nicht, der Geldbeutel zählt zuerst.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern