Sie treffen sich auf Stehempfängen, im Serviceclub, im Businessclub der AS, beim Sommerempfang in Brüssel oder beim Festakt zum Tag der DG. Sie nutzen den Smalltalk, um richtige Netzwerke aufzubauen und konspirative Pläne einzufädeln. Natürlich alles legal. Politik, Justiz, Presse, Wirtschaft, Kirche oder Sport: Keine dieser Korporationen ist im kleinen Ostbelgien vor dem Krebsgeschwür namens „Klüngel“ gefeit. Laut Wikipedia ist der Klüngel „ein System auf Gegenseitigkeit beruhender Hilfeleistungen und Gefälligkeiten, das zur Vermischung von gesellschaftlichen, politischen und industriellen Interessen führen kann“. Willkommen in der DG!
Laut Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz (SP) ist die Kleinheit der DG auf dem Weg zu einem „Belgien zu viert“ kein Hindernis. Da hat er im Prinzip sogar Recht, aber eben nur im Prinzip.
Wie ein schleichendes Gift
Die Kleinheit ist kein Problem, wenn es darum geht, immer neue Zuständigkeiten auszuüben. Selbst wenn die DG über nicht genügend Personal verfügt, um die neuen Aufgaben auch zufriedenstellend wahrzunehmen, so kann sie jederzeit durch Kooperationsabkommen mit Einrichtungen oder Verwaltungen im In- und Ausland ihren Verpflichtungen nachkommen.
Wenn die Kleinheit unserer Gemeinschaft ein Problem darstellt, dann wegen der räumlichen Enge und der Nähe der verschiedenen Instanzen und Verantwortungsträger zueinander. Das verleitet zu den unterschiedlichsten Seilschaften, die wie ein schleichendes Gift das Zusammenleben in einer so kleinen Gesellschaft mit so vielen Machtbefugnissen in Mitleidenschaft ziehen.
Ganz legal und trotzdem gefährlich
Eine Hand wäscht die andere. Dafür gibt es etliche Beispiele. Ehe die DG tatsächlich als autonomer Teilstaat taugt, gleichberechtigt mit Flandern, der Wallonie und Brüssel, muss dieses Krebsgeschwür bekämpft werden.
Den Klüngel gibt es eben nicht nur in Köln. Der „Kölsche Klüngel“ war ja auch illegal, wenn man an die Spendenaffäre im Zusammenhang mit dem Bau einer Müllverbrennungsanlage in den 90er Jahren in Köln zurückdenkt. Der „Eupener Klüngel“ ist hingegen in der Regel ganz legal – aber nicht minder gefährlich…
GERARD CREMER
Der Grund das so viele hier anonym bleiben
So ist es.
Natürlich gibt es den Klüngel in der DG, aber gibt es den nicht überall?
Die Institution DG ist m.E. völlig überflüssig!!!
Da mag was dran sein, erfordert aber Alternativen.
Taschendiebe, Bettler, Autodiebe, Einbrecher, Vergewaltiger, Pädophile, koruupte Politiker (Liste belieig erweiterbar) … gibt es auch überall.
Das ist die Welt die wir haben, aber ist es die Welt die wir wollen.
So extrem wie hier nicht.
Ich glaube fast jeder in der DG kennt mehrere Minister oder Mitarbeiter, höhere Beamte, Bürgermeister oder sonst wen in der DG.
Ich glaube nicht, dass jeder Wallone oder Flame einen Minister oder einen seiner Mitarbeiter kennt.
Wir haben halt für die 70000 Deutschsprachige eine Verwaltung in 9 Gemeinden , ein Parlament , Ministerien, einen MP, eine Hochschule,…… Zwangsläufig kennt man überall einen oder mehrere . Viel mehr als anderswo üblich. Dabei ist man ja auch bemüht, dieses Geflecht noch enger zu ziehen, mit dem Ruf nach mehr Verantwortung oder Kompetenz in der DG.
Wenn ich alleine die Entwickelung der Mitarbeiter im Ministerium sehe (Heute zu vor 12 Jahren) ohne nennenswerte Kompetenzübertragung frage ich mich, was da kommt bei einem “ Belgien zu viert“. Haben wir da alle unseren eigenen Beamten?
Ja, werter Marc Van Houtte, es gab mal eine
sog. Demokratische Republik, die inzwischen aufgelöst worden ist, wo es fast mehr Beamte als Einwohner gab. Da hatte praktisch jeder Einwohner einen Beamten zur Verfügung, der „vorsorglich“ auf ihn aufpasste….
Aber auch von dort ist so mancher IM wieder Gesellschaftsfähig geworden.
IM? Was ist IM?
Bei der Stasi der Informele Mitarbeiter
befürchte, dass in einem „Belgien zu viert“ die Bürger Ostbelgistans noch mehr kontrolliert und schikaniert werden.
Bisher hat man schon mit deutschsprachigen Funktionären mehr Probleme als mit französischsprachigen.
Wie sagte ein Gendarm (die gab es damals noch…), als der „Deutschsprachige Gerichtsbezirk“ mit viel Politgequake eingeführt wurde: „was jubeln die denn alle, es ist doch besser auf Französich frei gesprochen zu werden, als auf Deutsch verurteilt….“ Als erste Amtshandlung nahm sich dann auch der „Deutsche Staatsanwalt“ die Bierkastenstapelnden Junggesellen in der Eifel vor. Wir „Deutschsprachige“ sind ja so blöde…
Wie wahr.
ganz ihrer Meinung.
Die Ostbelgistanis werden noch ihr blaues Wunder erleben falls KHL Visionen von einer 4. Region mal real werden.
Ich möchte mal behaupten, dass der Klüngel in der DG eher eine Chance ist, weil jeder es weiß.
Anderswo passiert es hinter verschlossenen Toren.
Tief verwurzelt und breit vernetzt.
Wir müssen mehr den je zusammenhalten und uns vor einer N VA fürchten.
Solche Meldungen schaden der DG, egal wer an der Macht ist.
Wenn der Al(p)btraum wahr wird, wünschen wir uns alle unsere Minister sehnlichst zurück, egal wie sie nun heißen.
Der „Klüngel“ ist auch in anderen Gegenden nicht unbekannt. Verbindungen nutzen auch Fussballclubpräsidenten in wirtschaftlich potenten Modellländern.
Wir haben nichts vor der NVA zu befürchten, sie provoziert eher Chancen – für uns.
Schmitz (und viele andere) und Falkenberg hatte dann auch jede gewusst. Ich kann mich noch an die Überraschung erinnern.
Sümpfe trocknen sich nicht selbst aus.
Sie werden ausgetrocknet.
„Eine Hand wäscht die andere. Dafür gibt es etliche Beispiele.“
Einige zu nennen oder aufzudecken, wäre Journalismus.
Welcher Journalist soll dies machen?
Die sind doch alle froh einen Job zu haben und wenn die an der falschen Stelle mit Kritik kommen sind sie arbeitslos.
Vordenker, Nachdenker, Querdenker.
Gerade hier in unserm Lande ist das „Klüngel-Dilemma“ gang und gebe!Es ist meines Wissens bis heute noch kein Politiker „richtig“ verurteilt worden.Viele „von der Branche“ waren auserwählt…..jedoch keiner bekam’s zu spüren….!Alleine die rote P.S.war x male dabei…..!Haben ja „Ihre IMMUNITÄT“…..und den Rest……!Affären Cools-Claes-Pays noire-Bassin de la Meuse ….plus der ganze Rest!Inverse Welt der Justiz!!?
mich erschreckt eher die Tatsache der Abhängigkeit und Erpressbarkeit, denn jedes Klüngelsystem hat diese Schwachstelle, besonders wenn der Rahmen klein ist wie in Ostbelgistan.
Klüngel, Interessengemeinschaften und Lobbysten sind überall präsent und sind fester Bestandteil des gesellschaftlichen Zusammenlebens weltweit.
Wenn das als Krebsgeschwür bezeichnet wird, dann ist die Welt voller Mestastasen und der Patient wohl unheilbar erkrankt.
So ist es leider auch.
Klar, gibt es überall, aber die Konzentration in der DG ist wahrscheinlich einmalig, d.h. der Prozentsatz der Teilnehmer am Klüngel im Verhältnis zur Gesamtzahl der Bürger. Und die Durchdringung nimmt stetig zu…
Die Komprimierung von negativen Eigenschaften auf engem Raum macht die Sache im Vergleich zu anderen Regionen in Kappesland natürlich ganz besonders schmierig.
Und wo es richtig schmierig ist, gibt es auch einen Schmierenkönig.
Natürlich!Auch bedingt durch die sehr (zu) hohen Anzahl der (hohen) Posten in unserer winzigen kleinen Region……!Das ist schon mal hin und wieder „ein Gefallen wert“!
Das Wort „Klüngel“ beschreibt sehr genau das was unsere Führungsklasse glaubt uns als Verwaltung bzw. Regierung verkaufen zu wollen. Da wird in Ministerium und Regerung so manche Entscheidung vorher im kleinen (politischen) Kreise abgesprochen ehe sie dann in angeblichen Verhandlungsgesprächen bzw. Verwaltungsratssitzungen schnell abgenickt wird. Das alles hat mit Demokratie nicht wirklich etwas zu tun denn eine richtige Oppositionsarbeit ist da kaum möglich. So nebenbei entsteht da viel Frust der sich wahrscheinlich auch hier im Forum von OD widerspiegelt.
Bestens beschrieben, die Politik in unserer Gegend ist absolut entartet!
@ Herr Cremer
Es gibt tolle Studien über da Dasein und die Funktionalität Belgiens, deren Lektüre Sie vielleicht in Erwähnung ziehen sollten.
Sie werden feststellen, dass das was Sie beschreiben typisch für Belgien ist. Dies von meiner Seite weder als Befürworter noch als Kritiker.
Viel Spaß bei der Lektüre :-)
„Sie werden feststellen, dass das was Sie beschreiben typisch für Belgien ist.“
Man kann es in einem Wort zusammenfassen.
Heimsuchung.
Geklüngelt wurde immer schon, überall. Aber der Eupener, bzw. ostbelgische Klüngel ist einzigartig aufgrund unserer sprachlichen, politischen und geographischen Stellung. Eupen ist das Verwaltungszentrum der DG und auch Sitz von einigen Institutionen; wir sind sprachlich im Land isoliert; wir sind geographisch klar und deutlich eingegrenzt – Niederlanden, Deutschland, Luxemburg. Das alles macht uns zu einer kleinen Einheit, in der der Klüngel… einfacher auszumachen ist!
Liest sich ganz schön, trotzdem oberflächlich. Die größte Eingrenzung waren noch immer Nationalbelgier, Wallonen und Flamen. Die anderen haben meines Wissens nach niemals unsere Handlungsfreiheit eingeschränkt.
Vor einiger Zeit habe ich in hiesigen Medien genau so kommentiert und wurde als „Spinner“, „Schlechtredner“ usw. bezeichnet.
Nun stelle ich hier fest, dass viele Menschen doch meiner Meinung sind!!
P.S. ich kann mich daran erinnern, wie Minister Moller vor seinem Amtsantritt sein „Versprechen“ gab, den Nepotismus zu bekämpfen!
Leider musste er schnell sein Versprechen zurück nehmen!
In den USA z.B. ist Nepotismus nach Präsident Kennedy verboten worden!
Also, mein Vetter hat ´ne Wirtschaft: ist er deshalb ein Nepot?