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Deontologie-Rat für Journalisten rügt das Grenz-Echo wegen der Berichterstattung seines Ex-Chefredakteurs über angebliche Missstände in Altenheimen in der DG

Der ehemalige Grenz-Echo-Chefredakteur Oswald Schröder. Foto: Gerd Comouth

Der Deontologie-Rat für Journalisten, der sich offiziell Rat für Berufsethos der Journalisten (RBJ) nennt, hat das Grenz-Echo offiziell gerügt wegen der von seinem ehemaligen Chefredakteur Oswald Schröder im Frühsommer 2020 veröffentlichten Berichte über angeblich katastrophale Zustände in den von der Interkommunale Vivias verwalteten Seniorenheimen in St. Vith und Bütgenbach.

Schröder hatte in den im Mai und Juni 2020 veröffentlichten Artikeln von einer „fragwürdigen Personalpolitik, Schikane und Mobbing, ungleicher Behandlung von Personalmitgliedern, Schluder beim Medikamenten-Management, fehlerhaftem Material sowie Hygienemängeln“ berichtet.

Während Schröder beteuerte, er habe „gründlich recherchiert“, wies der Verwaltungsrat der Interkommunale Vivias, die die Seniorenheime von St. Vith und Bütgenbach sowie das Psychiatrische Pflegewohnheim in St. Vith verwaltet, die Vorwürfe des damaligen GE-Chefredakteurs entschieden zurück.

Das Seniorenheim St. Elisabeth an der Klosterstraße in St. Vith ist eine von drei Einrichtungen, die von der Vivias-Interkommunale Eifel verwaltet werden. Foto: Alfons Henkes

Laut Vivias hatte Schröder den Einrichtungen unter anderem „Medikamenten-Missbrauch“ vorgeworfen. Auf diese Weise sollten Bewohner ruhig gestellt werden. Außerdem wurden Senioren, die im Rollstuhl sitzen, derart platziert, dass sie sich den ganzen Tag nicht bewegen konnten. Andere Senioren sollen, nur um seine Ruhe zu haben, den ganzen Tag im Bett gelegen haben.

„Diese grotesken Vorwürfe sind schlichtweg falsch, verleumderisch und ehrabschneidend“, hatte der damalige Präsident des Vivias-Verwaltungsrates, der Büllinger Bürgermeister Friedhelm Wirtz, später erklärt.

Aufgrund einer Beschwerde der Interkommunale Vivias hat der Rat für Berufsethos der Journalisten (CDJ/RBJ) mit Datum vom 7. September 2022 kritisiert, dass das Grenz-Echo in den Artikeln über die Verwaltung von Altenheimen in der DG vor der Veröffentlichung nicht den Standpunkt der beschuldigten Einrichtung eingeholt habe.

Büllingens Bürgermeister Friedhelm Wirtz war im Sommer 2020 Präsident des Verwaltungsrates von Vivias. Foto: Gerd Comouth

Wörtlich heißt es dazu: „Trotz einer umfangreichen Recherchearbeit, die umso schwieriger war, als sie in einem kleinen Gebiet durchgeführt wurde, in dem jeder jeden kennt“, habe Schröder nicht, „wie es der Kodex journalistischer Berufsethik in Art. 22 vorschreibt“, vor der Veröffentlichung die Stellungnahme der verwaltenden Interkommunale eingeholt, „obwohl gegen diese mehrere schwere Anschuldigungen erhoben wurden, die ihren Ruf oder ihre Ehre schädigen können“, heißt es in dem 16-seitigen „Urteil“ des Rates.

Der RBJ stellte außerdem fest, dass die ostbelgische Tageszeitung zwar behauptet habe, die Meinung von Fachleuten eingeholt zu haben, um über schwere medizinische Vernachlässigung aufzuklären, deren Behauptungen aber nicht von einem Mitglied der Ärzteschaft der betroffenen Einrichtung habe überprüfen lassen, um deren Realität und Tragweite beurteilen zu können.

Der RBJ befand abschließend, dass die Beschwerde gegen das Grenz-Echo auf Art. 1, 3 und 22 der Standesordnung gestützt sei, und stellte deshalb ein „ethisches Fehlverhalten“ seitens des Berichterstatters fest.

Das Grenz-Echo wurde verpflichtet, eine kurze Stellungnahme des Deontologie-Rates für Journalisten in deutscher Sprache innerhalb von 7 Tagen nach Versand für 48 Stunden auf der Startseite seiner Homepage zu veröffentlichen und einen Hyperlink zu der vollständigen Stellungnahme in französischer Sprache zu platzieren. (cre)

Die Stellungnahme des CDJ/RBJ finden Sie unter folgendem Link (bei Smartphones auf das Feld „Oder weiter zur Website“ klicken):

CDJ – Plainte 20-48 – 7 septembre 2022

25 Antworten auf “Deontologie-Rat für Journalisten rügt das Grenz-Echo wegen der Berichterstattung seines Ex-Chefredakteurs über angebliche Missstände in Altenheimen in der DG”

  1. Krisenmanagement

    Natürlich recherchiert das Grenzecho in der Regel einseitig und auch schlecht. Nur ist doch seltsam , dass die Klagen von F. Wirtz kommen. In der Regel funktioniert die Propaganda im Grenzecho zugunsten des Büllinger Oberhaupts doch recht gut. Danke für den Tipp. Ich werde den Artikel über uns einreichen.

  2. „deren Behauptungen aber nicht von einem Mitglied der Ä𝗿𝘇𝘁𝗲𝘀𝗰𝗵𝗮𝗳𝘁 𝗱𝗲𝗿 𝗯𝗲𝘁𝗿𝗼𝗳𝗳𝗲𝗻𝗲𝗻 𝗘𝗶𝗻𝗿𝗶𝗰𝗵𝘁𝘂𝗻𝗴 habe überprüfen lassen, um deren Realität und Tragweite beurteilen zu können.“

    Logisch, die schießen sich doch nicht ins eignene Knie ;-)
    Sie hätten alles geleugnet, also wieso fragen? Bravo Herr Schröder!

  3. Wenigstens ein Journalist der den Mut aufgebracht hat, den Klagen von Familienangehörigen/Betroffenen auf den Grund zu gehen und auszusprechen, was viele Mitmenschen bewegte und ratlos, ja wütend machte.
    Leider war er nur ein Rufer in der Wüste.
    Andere OB-Medien können ihre Schadensfreude nur schwer verbergen.
    Daumen hoch für den mutigen Journalisten Schröder.

  4. Herr Schröder hat lediglich die Altenheime nicht um Stellungnahme gebeten, das heißt nicht dass er Unrecht hat.
    Und diese Zustände gibt es auch in einem Eupener Altenheim.
    Ich selbst habe zb erlebt wie Medikamente einfach abgestellt wurden ohne sich zu vergewissern ob sie auch eingenommen werden.
    Und dass alte Leute gegen ihren Willen im Bett liegen müssen stimmt auch, wie so Vieles aus Schröder s Artikel.

  5. Unglaublich

    Ich glaube dass die allermeisten dem Oswald Schröder glauben! Er ist doch nicht so doof und stellt Lügen in die Medien?! Er wird seine Sätze schon mit Bedacht geschrieben haben, und die Quellen der Aussagen ganz bestimmt auch für seriös gehandhabt haben. Wir sind sehr gespannt ob seiner Reaktion darauf.

  6. schoppen

    Dass der Deontologie-Rat für Journalisten dem ehemaligen Chefredakteur des Grenz-Echo gerügt hat, ändert aber nichts daran, dass diese katastrophale Situation bei Vivias von den Verantwortlichen selbst herbeigeführt worden ist.

    Seit Jahren haben diese „Möchtegern-Manager“ Personalmitglieder gemobbt und wegrationalisiert.
    Dass sich dies negativ auswirken würde war vorhersehbar.

    Diesen Leuten fehlt der nötige Weitblick, um solch ein Unternehmen zu führen. In der Privatwirtschaft wären sie schon längst von ihren Posten entfernt worden, zumal sie auch noch ein stolzes Defizit zu verantworten haben, dass nicht Corona geschuldet ist, wie man so gerne behauptet.

    Es lebe der Klüngel.

  7. Die Frage ist nicht, ob das stimmt, was Oswald geschrieben hat. Es wird wohl stimmen. Das Problem bei Oswald ist eher, dass er mit zweierlei Maß misst. Wenn er sich auf jemanden eingeschossen hat, dann gibt es regelrecht eine Kampagne. Wäre bei der Hochwasser- Katastrophe der wallonische Minister kein Grüner, sondern ein Liberaler gewesen, hätte er sich ganz anders verhalten. Wenn Paasch oder Lambertz zuständig gewesen wären, hätte er sich wahrscheinlich ganz zurückgehalten. Er praktiziert einen Journalismus „à la carte“ oder „à la tête du client“. Das ist viel verwerflicher als die Tatsache, dass er anscheinend nicht Vivias hat zu Wort kommen lassen, wie dieser Rat für Deontologie ihm jetzt nach mehr als zwei Jahren vorwirft. Nichts hätte Vivias daran gehindert, nach Erscheinen der Artikel zu reagieren. Es ist eher anzunehmen, dass Schröder den einen oder anderen Verantwortlichen von Vivias auf dem Kieker hatte.

  8. M der Block

    In den Altenheime gehen auch bald die Lichter aus genau wie bei der Strompolitik der Politiker.
    Es fehlt an allen Ecken Personal welches noch dort Arbeiten möchte.
    Altenpflege findet keine Leute die es lernen wollen.
    Ein Rentenboum bei den jetzigen Pflegekräfte beginnt so langsam.
    Andere suchen sich andere Jobs usw .
    Man wird an den Punkt kommen wo leere Zimmer nicht mehr vergeben werden, weil kein Personal mehr vorhanden ist .
    Die Pflegekräfte die noch da sind oder gerade Anfangen werden verheizt.
    Es wird leer werden in den Pflegeheimen der DG .

  9. Erwin Haep

    wie auch immer, ich fand den Artikel schon hart, als ich ihn las.
    Die Aufgaben der Menschen, die in sozialen Institutionen arbeiten verlangen viel Selbsthingabe. Und das Desolate der oft hilflosen, alleingelassenen , geschwâchten Bewohnern wird nicht selten den Pflegekräften oder der Organisation vorgeworfen.

    • ich fand den Artikel ehrlich, mehr nicht. Radikale Ehrlichkeit ist oft der einzige Ausweg aus der Eskalation. Nach diesem Artikel wurde das Thema endlich besprochen, statt es zu verschweigen. Es hat sich immer noch nichts an der Situation geändert, aber das ist nicht die Schuld des Herrn Schröders

  10. Neutraler

    Wenn man das hier liest, scheint doch irgendwie ein Haar in der Suppe zu sein, vielleicht sogar eine ganze Perücke!? Es sollte unbedingt Klarheit geschaffen werden, und dies zum Wohle der Menschen die dort wohnen und arbeiten! Alles sollte ans Tageslicht. So kann es nicht bleiben!

  11. Klosterstreet

    Wo Oswald Recht hat, hat er Recht. Insider, die ich kenne, bestätigen das. Den politisch Verantwortlichen missfällt das. Auch klar! Aber sie belügen die Öffentlichkeit. Rücktritt ist einfach….

  12. Ich hatte auch das „Vergnügen“ zwei Wochen in einem Krankenhaus zu sein;
    Der motivierte Rest gibt sein bestes!
    Der andere Teil der Belegschaft spielt Lageraufseher und knallt die Patienten mit Valium zu.
    Schizophrene Kiffer besorgen sich was und liegen danach einen Tag vergessen im Garten , andere Sachen sind dort leichter zu bekommen als in Verviers.
    Danke an die Guten, dem Rest wünsche ich einen Aufenthalt in ihrem Reich.

  13. Kochen darf man teils selbst, Messer gibt es nur auf Anfrage. Rasierklingen sind aber ok.
    Leute auf Entzug fahren kurz mal auf die Kirmes…
    Suizide sollen basteln, mit Messern en masse…

  14. deuxtrois

    Es war definitiv schlecht recherchiert.

    In diesen Pflegeheimen werden keine Medikamente verteilt um jemanden „ruhig“ zu stellen. Die Obhut der Medikamentenvergabe erfolgt nach Rezept eines Arztes – und gerade Bütgenbach ist in Vergangenheit den Weg gegangen, die Hausärzte zur Anpassung der Medikamentendosis bei den Einwohnern zu kontrollieren und an zu passen. Wie viele Ärzte dem Aufruf gefolgt sind, entzieht sich meiner Kenntnisse – aber sie waren an einer Hand ab zu zählen.

  15. Ich kann nicht sagen,was es mit den Altenheimen auf sich hat.In jedem Fall ist Herr Schröder einer der ganz wenigen Journalisten,der Dinge kritisch hinterfragt und nicht einfach nur die „Mainstreammeinung“ nachplappert.Vielleicht war es auch sein Verhägniss,dass er nicht ausreichend „Linientreu“ war.

  16. Diesen in französisch verfassten „Rüffel“ dieses selbsternannten „Deontologie-Rates für Journalisten“
    sollte dahin entsorgt werden, wo er hingehört, nämlich in die Mülltonne! Ich bin bestimmt kein „Sprachgebrauch-Fanatiker“, aber ich finde es nicht in Ordnung einen solchen „Verweis“ dieses Vereins in französischer Sprache an eine deutschsprachige Zeitung in einem deutschsprachigem Gebiet zu versenden. Ich nehme an, dass der Hinweis an diesen Verein mit französischer Übersetzung erfolgte, bzw. das dieser „Rat“ ihn hat übersetzen lassen; umgekehrt hätte er dann m.M.nach auch auf Deutsch zum GE gesandt werden müssen. Das ganze hat sowieso keine Folgen für das G-E, also alles halb so wild!

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