Gesellschaft

Bekommt Belgien bald eine neue Prinzessin? – Letzte Anhörung im Fall von Delphine Boël, der unehelichen Tochter von Albert II. – Gericht urteilt am 29. Oktober

10.09.2020, Belgien, Brüssel: Delphine Boël, Künstlerin aus Belgien, zieht ihren Mundschutz vom Gesicht zu Beginn einer Anhörung vor dem Brüsseler Berufungsgericht. Foto: Eric Lalmand/BELGA/dpa

AKTUALISIERT – Jahrelang hat Delphine Boël darum gekämpft, von Belgiens ehemaligem König als Tochter anerkannt zu werden. Ein DNA-Test hat bereits gezeigt, dass Albert II. tatsächlich ihr Vater ist. Nun sind andere Fragen offen: Hat Belgien bald eine neue Prinzessin?

Königstochter ja oder nein? Diese Frage beschäftigt das Königreich Belgien schon seit vielen Jahren. Die Wissenschaft hat der Künstlerin Delphine Boël (52) schon Recht gegeben: Der ehemalige König Albert II. ist einem Erbgut-Test zufolge ihr Vater. Doch die formelle Bestätigung der Justiz steht noch aus.

Am Donnerstag gab es vor dem Brüsseler Berufungsgericht eine letzte Anhörung in der Sache – allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

10.09.2020, Belgien, Brüssel: Delphine Boël (2.v.l), Künstlerin aus Belgien, trifft mit ihrem Ehemann Jim O’Hare (r) und dem Rechtsanwalt Marc Uyttendaele (l) am Brüsseler Berufungsgericht ein. Foto: Eric Lalmand/BELGA/dpa

Es waren wilde Zeiten in den 60er Jahren: Prinz Albert, Bruder des damaligen Königs Baudouin, galt als Frauenheld. 1959 hatte er die italienische Adelige Paola Ruffo di Calabria geheiratet, die selbst den Ruf einer Party-Prinzessin hatte. Ihr wurde eine Affäre mit dem Sänger Adamo („Dolce Paola“) nachgesagt.

Und Prinz Albert hatte offenbar eine Liaison mit der Baronin Sybille de Sélys Longchamps, die am 22. Februar 1968 ein Mädchen auf die Welt brachte: Delphine. Jahrelang stritt Albert jedoch ab, Delphines Vater zu sein.

Dabei spekulierte ein Biograf schon 1999 über ein uneheliches Kind des heute 86-jährigen Albert. Seit Januar besteht Gewissheit. Ein DNA-Test lasse darauf schließen, dass Albert „der biologische Vater von Frau Delphine Boël“ sei, teilte der Anwalt des ehemaligen Monarchen damals mit.

10.09.2020, Belgien, Brüssel: Delphine Boël (vorne,2.v.l), Künstlerin aus Belgien, und der Rechtsanwalt Marc Uyttendaele (vorne, 3.v.l) verlassen, umgeben von Polizeibeamten, nach einer Anhörung das Brüsseler Berufungsgericht. Foto: Eric Lalmand/BELGA/dpa

Bis dahin war es ein weiter Weg um Anerkennung für Boël. Lange habe sie ein gutes Verhältnis zu ihrem leiblichen Vater gehabt, sagte die Künstlerin vor Jahren in einem Interview. Doch anerkennen wollte der inzwischen abgedankte Vater des heutigen Königs Philippe (60) die Tochter nicht.

Seit 2013 kämpft Boël vor Gericht um die Anerkennung als Königstochter. Zunächst scheiterte sie, 2018 entschied das Brüsseler Berufungsgericht dann jedoch, dass Albert sich einem Vaterschaftstest unterziehen muss. Und drohte mit einem Zwangsgeld von 5000 Euro pro Tag, falls er den Test verweigern sollte. Albert willigte schließlich ein, wollte das Ergebnis zunächst aber nicht veröffentlicht sehen. Ende Januar gestand er die Vaterschaft über seinen Anwalt dann ein.

Für Boël hätte das der Schlusspunkt eines langen Kampfes sein können. Doch sie war auch enttäuscht – über den Ton der Mitteilung von Alberts Anwälten: „Das war nicht schön. Das war zu hart“, sagte sie vor einigen Wochen im Interview des belgischen Senders VRT. Zugleich klagte sie über ihr Verhältnis zum belgischen Königshaus: «Ich war die Schmach der königlichen Familie.»

21.02.2017, Belgien, Brüssel: Baronin Sybille de Selys Longchamps, Mutter von Delphine Boel, verlässt nach einer Anhörung bezüglich des Antrags ihrer Tochter auf Anerkennung als Tochter des ehemaligen Königs Albert II. von Belgien das Gerichtsgebäude. Foto: Eric Lalmand/BELGA/dpa

Die Wissenschaft hat mittlerweile gesprochen – die Justiz noch nicht. Vor dem Brüsseler Gericht sollte es am Donnerstag noch mal um die – weitgehend geklärte – Frage der Vaterschaft gehen. Doch auch andere Fragen stehen im Raum. Dabei geht es etwa um den Namen, den Boël künftig tragen wird. Sie könnte ihren Namen behalten – oder den Namen der belgischen Königsfamilie annehmen: Sachsen-Coburg. Auch um den Titel „Prinzessin von Belgien“ könnte diskutiert werden.

Boëls Anwalt wurde nach der Anhörung am Donnerstag deutlich: „Delphine hatte nie eine andere Bitte als exakt so behandelt zu werden wie ihre beiden Brüder und ihre Schwester.“ Der Name königlichen Familie sei in der Verfassung geregelt und laute Sachsen-Coburg. Und der Titel der Prinzessin? Auch der sei Teil der Debatte, aber derzeit nicht wichtig, sagte er laut Nachrichtenagentur Belga. Wichtig sei vielmehr, dass seine Mandantin nicht als «minderwertiges Kind» behandelt werde.

Doch es könnte auch um viel Geld gehen. Vom belgischen Staat wird Boël künftig zwar wohl kein Geld erhalten, wie die RTBF nach dem Ergebnis des DNA-Tests im Januar berichtete. Ebenso werde sie nicht in die Nachfolgeordnung eingehen oder eine offizielle Position erhalten. Gleichwohl könne sie einen Teil von Alberts Vermögen erben.

Boël selbst betonte jedoch, den Prozess vor allem deshalb begonnen zu haben, damit ihre Kinder sich nicht fragen müssten, woher sie kämen. „Ich hätte das auch genauso gemacht, wenn mein Vater Zoodirektor oder ein Verbrecher gewesen wäre“, sagte sie VRT.

All diese Fragen interessieren auch die belgische Öffentlichkeit. Am Donnerstag gab es dazu allerdings noch keine Antwort. Das Gericht werde am 29. Oktober eine Entscheidung treffen, teilte ein Sprecher mit. (dpa)

12 Antworten auf “Bekommt Belgien bald eine neue Prinzessin? – Letzte Anhörung im Fall von Delphine Boël, der unehelichen Tochter von Albert II. – Gericht urteilt am 29. Oktober”

  1. Friedrich Meier

    Was war das doch früher einfach mit den beinahe-Adligen.
    Ein wenig Gift, ein verirrter Pfeil oder ein Sturz vom Pferd und das Problem war gelöst.
    Diese Spielchen von heute sin im Vergleich dazu gerade langweilig.

  2. Zaungast

    Ach was, früher war es gang und gäbe, dass die Adligen allerlei Affären hatten, woraus natürlich auch Nachkommen hervorgingen, gemeinhin durchaus nicht abwertend Bastarde genannt.
    Die wurden keineswegs immer versteckt, sondern kamen oft zu Amt und Würden.
    Ein bekanntes Beispiel: Don Juan de Austria,

    Ich erlaube mir, Wikipedia zu zitieren: „Don Juan de Austria (Ritter Johann von Österreich; * 24. Februar 1547 in Regensburg; † 1. Oktober 1578 in Bouge, Teil des heutigen Namur) war Befehlshaber der spanischen Flotte und Statthalter der habsburgischen Niederlande. Er war der außereheliche Sohn Kaiser Karls V. und der bürgerlichen Regensburger Gürtlerstochter Barbara Blomberg.“

    In Regensburg hängt an ihrem Geburtshaus eine Erinnerungstafel.

    Eine interessante Biografie: https://de.wikipedia.org/wiki/Juan_de_Austria
    Als Befehlshaber der Flotte errang er 1571 einen Sieg über die türkische Flotte
    Seltsam, die damaligen Bestattungsbräuche…

    Die Liste der königlichen Bastarde, die geschichtsnotorisch wurden, ist übrigens ellenlang:
    https://fr.wikipedia.org/wiki/Liste_de_b%C3%A2tards
    Den Rekord hält Kaiser Napoleon.
    Den Namen von Delphine Boël, princesse de Belgique, könnte man wohl nun hinzufügen.

  3. Friedrich Meier

    Kriegt die dann auch ’ne Apanage?
    Darum ging doch der ganze Zirkus.
    „Ich hätte das auch genauso gemacht, wenn mein Vater Zoodirektor oder ein Verbrecher gewesen wäre“
    Wer glaubt denn so einen Stuss.
    Die Anwälte arbeiten auf Erfolgsbasis. Mehr Geld für die Delphine , mehr Honorar für die Anwälte.
    money makes the world go round

    • Meinung oder Fakten ?

      Herr Meier,
      Sie scheinen Frau Boël ja zu kennen bzw den Vetrag mit Herrn Uyttendaele je eingesehen zu haben, dann veröffentlichen Sie bitte die Details. Ebenso die Bestätigung ob eine Apanage bezahlt wird oder ob Sie das nur meinen? Falls nicht, würde ich Sie bitte keine falschen Informationen zu verbreiten oder diese deutlich als Ihre persönliche Meinung zu kennzeichnen.

      • Walter Keutgen

        Meinung oder Fakten ?, das meiste in diesem Forum wie in anderen sind Meinungen. Einige Foristen verlangen einen Internetverweis als Faktbeweis. Unsere Eltern sagten „Papier ist geduldig“, wie sollten denken „Das Internet ist geduldig“.

      • Friedrich Meier

        @ Meinung oder Fakten ?
        Dürfen Sie darum bitten keine Informationen zu verbreiten?
        Dann veröffentlichen Sie bitte die Details.
        Falls nicht, würde ich Sie bitten ihren Senf für sich zu behalten.
        Alles was ich hier verbreite, ist meien persönliche Meinung, genauso wie ich meine dass Ihr Kommentar nicht relevant für dieses Thema ist.

  4. Herbert G.

    Also bekommt unser „sympathischer und intelligenter König “ eine neue Schwester…
    Wenn Herr Alfons van Compernolle, dieser glühender Fan von König Filip ist, das liest, dieser schnappt über vor Freude.

    • Alfons van Compernolle

      Ich habe es gelesen ! Ja, ich denke in der Tat, dass wir ein Staatsoberhaupt mit Charakter -Intelligenz und Familiensinn haben. Im Gegensatz zu Albert II, dessen Verhalten in Sachen von Frau Boèl ich charakterlos finde. Klartext, mit der Anerkennung der Vaterschaft durch Albert II und den vorherigen
      Vaterschaftstest, sollte diese Angelegenheit erledigt sein. Eine neue Prinzessin, Klartext NEIN, sie sollte den Namen behalten welchen sie ihr leben lang trägt , den sie selbst gewählt hat.
      Allerdings sollte eine Normalisierung und Akzeptanz ihrer Familienzugehörigkeit als (Halb)Schwester
      unseres Königs durch unser Staatsoberhaupt König Filip erfolgen. Nun alles klar, Herr Herbert G. ??
      Auch wenn ich unser Staatsoberhaupt respektabel finde, bedeutet es noch lange nicht, dass ich alles
      gut finde, was dort, warum auch immer, geschieht.

  5. etwas Verpasst ?

    Ich kann mich gut an einem Interview von Frau Boel erinnern, wo Sie ( und ihr Anwalt ) klar gesagt haben : “ Es geht sich nur um eine Väterliche Anerkennung. Ich bin nicht hinter ein Titel oder eine Dotation her “ Aber wir Herr Meyer richtig schreibt : jetzt geht es sich um Geld … Ich hatte bis jetzt Sympathie für Frau Boel, aber die ist weg… Sire will jetzt nur mehr vom System profitieren und ewtas mehr geld bekommen, als dass was Sie sich mit Ihre Kunz verdienen kann.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern