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Debatte um Regisseur Dieter Wedel geht weiter

Filmregisseur Dieter Wedel am 21.11.2017 bei der Programmvorstellung der Festspiele in Bad Hersfeld (Hessen). Foto: Swen Pförtner/dpa

Eine frühere Schauspielerin, die dem deutschen Regisseur Dieter Wedel sexuelle Übergriffe vorwirft, ist von vielen Reaktionen „erschüttert“. Das ZDF hat seine Untersuchungen in dem Fall noch nicht abgeschlossen.

Die frühere Schauspielerin Patricia Thielemann, die dem deutschen Regisseur Dieter Wedel (75) sexuelle Übergriffe vorwirft, ist von vielen Reaktionen „erschüttert“.

Sie habe einen Shitstorm bei Facebook bekommen und sei in Medien ständig kritisiert worden. „Das war eine verdammt schwere Zeit und zeigt, dass diese Debatte dringend geführt werden muss“, sagte Thielemann am Donnerstagabend in der ZDF-Talkshow „Maybrit Illner“.

Patricia Thielemann, Yoga-Trainerin, aufgenommen am 04.12.2007 während der Aufzeichnung des rbb-Kulturtalks „Im Palais“. Foto: Karlheinz Schindler/dpa-Zentralbild/dpa

Thielemann: „Wenn selbst mir nicht geglaubt wird: Wie sollen sich Frauen, die in dem Beruf noch arbeiten, jemals an die Öffentlichkeit trauen?“

Mehrere Frauen werfen Wedel vor, sie während der gemeinsamen Arbeit sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt zu haben. Der Regisseur wies alle Anschuldigungen zurück.

Thielemann, die mittlerweile als Yoga-Lehrerin arbeitet, erklärte: „Ich hätte mich damals nie getraut, an die Öffentlichkeit zu gehen, weil mir sowieso niemand geglaubt hätte.“

Das ZDF hat bei seinen Untersuchungen bisher nach eigenen Angaben keine schriftlichen Hinweise gefunden, die die Vorwürfe sexueller Übergriffe bestätigen würden. Er sei aber noch nicht beruhigt, sagte ZDF-Intendant Thomas Bellut in der ZDF-Talkshow. Sein Haus untersuche den Fall „jetzt noch genauer“ und werde diese Nachforschungen „in einigen Tagen“ vorerst abschließen können.

„Wenn wir etwas finden, werden wir das natürlich transparent machen“, so Bellut. Der Sender habe bereits erste Mails, „auch von Schauspielerinnen“, erhalten, sagte der Senderchef. Letztere wollten anonym bleiben, aber „genau berichten“. Wedel hatte für das ZDF bei den Mehrteilern „Der große Bellheim“ und „Der Schattenmann“ Regie geführt. Auch andere Sender kündigten Untersuchungen an.

Tukur über Wedel: „Er ist kein Monster“

Der Schauspieler Ulrich Tukur (60) hat Mitleid mit Regisseur Dieter Wedel. „Er wurde als Monster bezeichnet. Er ist kein Monster, kein Mensch ist ein Monster“, sagte Tukur dem Magazin „Der Spiegel“ (Ausgabe 6/2018).

Die Wedel vorgeworfene Gewalt sei „schrecklich“, so Tukur. „Mir tun diese Frauen sehr leid, und wenn es so geschehen ist, gibt es da auch überhaupt nichts wegzureden. Mir tut es aber auch leid für Dieter Wedel“, sagt der Schauspieler, der bei zwei Produktionen des Regisseurs mitgewirkt hat.

“Ich sehe, dass jemand am Ende seines Weges vor dem Trümmerhaufen seiner großen Karriere steht – und rechts und links verzweifelte Menschen. Das tut mir in der Seele weh. Es ist der Ruin eines Lebens, möglicherweise von ihm selbst verschuldet“, so Tukur.

Ihm sei bewusst, wie heikel es sei, sich zu dem Thema zu äußern: „Ich habe Angst“, erklärte Tukur, „in diesen Strudel von Hass und Aburteilung hineinzugeraten, und am Ende stehe ich als Verteidiger von Vergewaltigungen da.“ (dpa)

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