Politik

Ein Jahr Corona-Pandemie: De Croo beantwortete auf Facebook Fragen von Bürgern zu Impfungen, Reisen, Terrassen, Festivals, Kontaktblase, Telearbeit, Masken…

22.02.2021, Belgien, Brüssel: Yves Van Laethem (r), Mitarbeiter des belgischen Instituts für öffentliche Gesundheit „Sciensano“, und Alexander De Croo, Premierminister, nehmen an einer Pressekonferenz der Regierung zur Corona-Pandemie teil. Foto: Pool Philip Reynaers/BELGA/dpa

Vor genau einem Jahr erklärte die WHO Corona offiziell zur Pandemie. Am Vorabend dieses Jahrestages beantwortete Belgiens Premierminister Alexander De Croo (Open VLD) in einem „Facebook Live“ Fragen von Bürgern.

Der Regierungschef versicherte zu Beginn, dass die Schutzmaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus nicht einen Tag länger als nötig gelten würden. Außerdem appellierte er an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen. Dies sei ein „Akt der Solidarität“. „Je mehr Menschen sich impfen lassen, desto eher können wir zu unserer früheren Lebensweise zurückkehren“, betonte er.

De Croo wies die Befürchtungen eines Internetnutzers bezüglich der Wirksamkeit des Astrazeneca-Impfstoffs zurück. Der Impfstoff sei von sehr guter Qualität sei und stelle keine Gefahr für die Gesundheit dar. Der Premier erinnerte daran, dass die Impfung in Pflegeheimen erste Früchte trage, und fügte hinzu, dass sich das Tempo der Impfung in den kommenden Wochen beschleunigen werde.

18.01.2021, Belgien, Brüssel: Ein Krankenpfleger impft den Arzt Roger Hallemans mit dem Corona-Impftstoff des US-Herstellers Moderna zum Impf-Start des Krankenhauspersonals am Standort Etterbeek-Ixelles der Krankenhäuser Iris Sud. Foto: Stephanie Lecocq/EPA Pool/AP/dpa

Außerdem antwortete der Premierminister auf die Frage eines Nutzers, ob er sicherstellen könne, dass die Terrassen am 1. Mai geöffnet sein werden. „Das ist eine Frage, die sich viele Leute stellen“, räumte De Croo ein. „Wir haben den 1. Mai in Aussicht gestellt, aber unter der Bedingung, dass die epidemiologische Situation günstig ist und die Impfkampagne gut verläuft“, sagte der Premierminister. „Ich habe gelernt, dass wir in dieser Krise immer vorsichtig sein müssen. Aber wenn wir uns in den kommenden Wochen weiterhin an die Regeln halten, müssten die Terrassen am 1. Mai geöffnet werden.“

Auf die Frage, ob es in diesem Sommer Festivals geben wird, gab sich De Croo zurückhaltend und wollte keine falschen Hoffnungen machen. Ihm zufolge werden die Festivals im Juni und Juli sicher nicht stattfinden können. Was die Festivals am Ende des Sommers betrifft, so werde man voraussichtlich im Laufe des Monats Mai über weitere Erkenntnisse verfügen, um darüber entscheiden zu können.

Reiseverbot wohl nicht mehr in diesem Sommer

Ein Internetnutzer fragte den Premierminister auch nach der Möglichkeit, diesen Sommer zu reisen. Nicht notwendige Reisen ins Ausland sind noch bis zum 18. April verboten. „Wenn man der Meinung ist, dass das Reiseverbot nicht mehr notwendig ist, wird es sofort aufgehoben“, sagte De Croo, bevor er fortfuhr: „Ehrlich gesagt, wäre ich überrascht, wenn das Reiseverbot noch in diesem Sommer bestehen würde.“

Ein Impfpass wird abgestempelt. Foto: Andreas Arnold/dpa

Zum Thema „Impfpass“ betonte der föderale Regierungschef, dass dieser nicht diskriminierend sein dürfe. „Einer Person, die nicht geimpft ist, kann nicht die Möglichkeit verweigert werden, zu reisen“, sagte er. Der Liberale wünsche sich jedoch eine europaweite Koordinierung, um das Reisen mit Dokumenten zu erleichtern, die es ermöglichen, auf Computerbasis z.B. die Ergebnisse eines PCR-Tests etc. einzusehen. Der Premier schloss aber nicht aus, dass andere Länder außerhalb der EU irgendwann einen Impfnachweis verlangen könnten.

Zum Thema Organisation von Outdoor-Aktivitäten in größerem Umfang (ca. 50 Personen) sagte Alexander De Croo, dass dies ab dem 1. April erlaubt werden sollte, wiederum vorbehaltlich einer günstigen Gesundheitssituation. „Wir werden diese Möglichkeit beim nächsten Konzertierungs-Ausschuss am 26. März bestätigen“, sagte De Croo, der in dem Zusammenhang betonte, dass die „Outdoor“-Blase am Montag, dem 8. März, auf 10 Personen erweitert worden sei.

„Werde mich impfen lassen, wenn ich an der Reihe bin“

Der Premierminister erwähnte auch die Telearbeit. „Das ist eine wichtige Maßnahme, denn der Arbeitsplatz ist ein Ort, an dem eine Ansteckung möglich ist, weil man viele Menschen trifft.“ Er erinnerte auch daran, dass regelmäßig Kontrollen durchgeführt werden und dass bereits Bußgelder verhängt wurden. Er forderte alle Betroffenen auf, diese Regel weiterhin zu respektieren.

08.10.2020, Belgien, Brüssel: Hochgeklappte Tische und Stühle auf einer Terrasse am Parvis de Saint-Gilles. Foto: Hatim Kaghat/BELGA/dpa

Zum Thema „Kontaktblase“ im Innenbereich erklärte der flämische Liberale, dass es im Moment nicht möglich sei, diese zu erweitern: „Ich weiß, dass die Blase von +1 sehr streng ist, aber es ist eine Maßnahme, die sich in unserem Land bewährt hat und uns sicherlich geholfen hat, die dritte Welle zu vermeiden.“

Ein Internetnutzer fragte daraufhin den Premierminister, warum er sich nicht zuerst habe impfen lassen, um ein Beispiel zu geben. „Ich habe keinen Grund, einen Vorrang vor anderen Belgiern zu haben“, sagte De Croo. „Ich werde mich natürlich impfen lassen, aber erst, wenn ich an der Reihe bin. Ich denke, dass es ein schlechtes Signal wäre, sich zuerst impfen zu lassen. Aber wenn ich an der Reihe bin, habe ich kein Problem damit, dass Fotos gemacht werden, um zu beweisen, dass ich den Impfstoff verabreicht bekommen habe.“

Auf die Frage, ob das Tragen einer Maske noch lange Pflicht sein werde, zeigte sich der flämische Liberale eher pessimistisch. „Das Tragen einer Maske ist ein wichtiger Teil der getroffenen Maßnahmen. Es ist ein echter Schutz vor Ansteckung. Ich denke, wir werden die Maske noch eine Weile tragen müssen. Aber an dem Tag, an dem wir sehen, dass genug Menschen geimpft sind und die Experten sagen, dass die Maske nicht mehr notwendig ist, werden wir die Maßnahme natürlich aufheben.“ (cre)

19 Antworten auf “Ein Jahr Corona-Pandemie: De Croo beantwortete auf Facebook Fragen von Bürgern zu Impfungen, Reisen, Terrassen, Festivals, Kontaktblase, Telearbeit, Masken…”

      • Zuhörer

        @. 7.Sinn. Keiner würde schreien. Politiker_innen wollen alle daß wir uns impfen lassen, aber keiner will uns zeigen ob es unbedenklich ist. Merkel will sich auch “ noch nicht“ impfen lassen. Erst wenn sie an der Reihe wäre. Wenn es sonst um ihre Vorteile geht, sind sie nie so zurückhaltend. Jeder Reporter-in und jeden den ich kenne sagt, Politiker_ innen sollten uns vormachen wie’s geht, mit dem impfen.

  1. Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten...

    Juhuu! Ein Jahr weltweite Jahrhundertpandemie geschafft ! Jetzt nur noch 13, dann sind wir aber durch (also voraussichtlich, sagen die Experten).

  2. Ich würde gerne wissen ob und wie ich meine private Feier organisieren müsste, das ich, trotz gesetzlicher 1er Kontakblase, Freunde zu Hause oder in eine Räumlichkeit einladen kann, Getränke servieren und im Nebenzimmer Livemusik laufen darf. Ich würde gerne die Antwort von Herrn de Croo hören und finde es schade, dass unser Premierminister auf diese Fragen bzw Kommentare nicht geantwortet hat. Es wäre doch ein schöner Akt der Solidarität, wenn das nicht nur der Premierminister und seine Partei dürfte.

  3. Guido Scholzen

    Die ganzen Corona-Orakel-Meister, die seit 1 jahr den Lockdown verwalten, sind inzwischen in ihrer eigenen Kontaktblase gefangen, und wissen nicht mehr, was „da draussen“ überhaupt real ist.
    Das schwedische Modell haben die verpennt, und dass der US-Bundesstaat Texas letzte Woche aus allen Corona-Quatsch-Maßnahmen ausgestiegen ist, haben unsere Covid-Gurus in Brüssel und überall auch noch nicht mitbekommen.

    Man sollte denen mal deren Verhalten vor Augen führen, als um die Maskenpflicht in Belgien gerungen und gelabert wurde.
    Man erinnere sich: alle Corona-Fall-Zahlen (also infizierte-erkrankte-verstorbene) waren seit Anfang Mai’2020 schlagartig nach unten gesunken, weil die warme Jahreszeit einsetzte (kein Erfolg des 1. Lockdowns!), und deshalb wurde in Belgien mit einer Einführung der Maskenpflicht gewartet, weil man diese damals als NICHT NOTWENDIG BETRACHTETE!
    Ja, liebe Leute und werte Lockdown-Verwalter, das war bis Juli wirklich so!

    ich erinnere hier an einen Artikel im Grenzecho von Anfang Juli’2020.

    https://www.grenzecho.net/38288/artikel/2020-07-01/mundschutzpflicht-im-supermarkt-burgermeister-zuruckgepfiffen

    Zwei Wochen später hatten die Covid-Gurus schon andere Faxen im Kopf, nach dem Motto „denn sie wissen nicht, was sie tun“ – und die Maskerade wurde allgemein eingeführt.

  4. @ Scholzen, Guido
    Die schwedischen Massnahmen waren laut eigener Aussagen der SCHWEDEN , ein Schuss in die Kloake! Die schwedische Regierung musste im Nachhinein zugeben, Corona unterschätzt und falsch gehandelt habe.

    • Guido Scholzen

      Eine solche Aussage kam nicht von der schwedischen Regierung, sondern der schwedische König Carl XVI. Gustaf tätigte eine Aussage im Dezember 2020: „Ich glaube, wir haben versagt“
      Diese Aussage haben Sie aus unseren Mainstream-Medien, und diese bundesdeutschen Medien haben uns nur die halbe Wahrheit gesagt!
      z.B. diese Falschmeldungen hier:
      https://brf.be/international/1441312/
      https://www.dw.com/de/k%C3%B6nig-verdammt-schwedens-corona-sonderweg/a-55975355
      die Liste lässt sich fortsetzen.
      Das sind FAKE-NEWS!

      Der König bezog sich mit dieser Aussage auf den Schutz der alten Bevölkerung, nicht auf das gesamte Corona-Geschehen! Der „schwedische Drosten“ Anders Tegnell gab schon nach der ersten Welle zu, dass Schweden viele Fehler gemacht hat, in Bezug auf den Schutz der alten Bevölkerung, z.B. die besondere Handhabung von Pflegeheimen, wo sehr viele Todesfälle zu verzeichnen waren.
      Also, die schwedische Führungsriege hat Fehler in Bezug auf den Schutz der Alten eingeräumt; kein generelles Scheitern des schwedischen Sonderweges!

      Hätten die wirklich Ende 2020 das komplette Versagen zugegeben, wie uns unsere Medien weismachen bzw. belügen wollten, warum haben die in Schweden denn nicht viel geändert? Eben weil dieses „schwedische Versagen“ nie stattgefunden hat!
      DIESEN MAINSTREAM-MEDIEN KANN MAN GENERELL NICHTS MEHR GLAUBEN, oder man prüft es selber mal nach.
      „ne dire que la moitié de la vérité est aussi un mensonge.“ sagt der Welsch, und so ist es: Halbwahrheiten sind auch nur Lügen.

      Hören Sie sich dies hier an, dann wissen Sie besser bescheid über den schwedischen Weg.
      https://youtu.be/cs-wi2er9w8
      Danke fürs Anschauen.

        • Guido Scholzen

          @Medendorfer:
          die „Staatsmedien“ werden genüsslich bezahlt für ihre Arbeit, dann kann ich gefälligst auch Qualität verlangen.
          Irgendeinen einen dpa-Stuss als Meldung herausgeben, das kriegt jeder fertig.
          Die haben die Pflicht zu recherchieren, der Medien-Konsument muss nicht noch zusätzlich sortieren.

    • Der vorherige Kommentar ging an den „Mendorfer“. Die Journalisten hätten es theoretisch sehr leicht mit Schweden Informationen auszutauschen. Macht aber scheinbar keiner denn unsere belgischen Experten wissen ja scheinbar alles oder es käme einem Hochverrat gleich, wenn die Staatsmedien die Regierung hinterfragen?.

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