Gesellschaft

Königspaar besuchte am Mittwoch in Eupen die „11. Provinz Belgiens“ [mit Fotogalerie]

Königin Mathilde beim "Bad in der Menge" vor dem Eupener Rathaus am 23. Oktober 2013. Foto: OD

König Philippe und Königin Mathilde waren am Dienstag zu Besuch in Eupen und in der DG. Es war eine von insgesamt 11 „Joyeuses Entrées“ – 10 Provinzhauptstädte und die Deutschsprachige Gemeinschaft, die bei der Rundreise des neuen Königspaares gewissermaßen als „11. Provinz Belgiens“ fungierte.

König und Königin kamen um Punkt 11 Uhr in Eupen in einer Limousine mit dem Kennzeichen „1“ an.

Ankunft des Königspaares vor dem Rathaus. Foto: OD

Ankunft des Königspaares vor dem Rathaus. Foto: OD

Empfangen wurden Philippe und Mathilde von Parlamentspräsident Alexander Miesen, Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz, Provinzgouverneur Michel Foret und Eupens Bürgermeister Karl-Heinz Klinkenberg – und zwar genau in dieser Reihenfolge! Gespannt waren viele auf das Kostüm der Königin: ein Kostüm in einem Mix aus Pink und Magenta und eine Kopfbedeckung in hellem Grau.

Im Sitzungssaal des Rathauses wurde es dann richtig eng mit all den Gästen und Journalisten. Zunächst bat Bürgermeister Karl-Heinz Klinkenberg (PFF) alle Anwesenden um eine Schweigeminute, um der 11 Toten des Flugzeugabsturzes vom Wochenende zu gedenken. Dann hieß er König Philippe und Königin Mathilde willkommen und erinnerte daran, dass die Stadt Eupen ihre erstmalige Erwähnung in einer mittelalterlichen Urkunde vor 800 Jahren feiert.

Das Königspaar grüßt vom Balkon des Rathauses. Foto: OD

Das Königspaar grüßt vom Balkon des Rathauses. Foto: OD

Klinkenberg sagte, die Eupener Bürger hätten der „Joyeuse Entrée“ des neuen Königspaares „entgegen gefiebert“. Das Stadtoberhaupt ging auf die enge Verbundenheit zwischen den deutschsprachigen Belgiern und dem Königshaus ein.

Klinkenberg überreichte den Monarchen zwei Geschenke. Dabei handelte es sich zum einen um eine Sammlung von Bildern des Eupener Malers Adolf Christmann und zum anderen um einen Band mit zahlreichen handgeschriebenen und gemalten Grußbotschaften von Bürgern, insbesondere von Schülern. Nachdem sie sich ins Goldene Buch der Stadt eingetragen hatten, begaben sich Philippe und Mathilde auf den Balkon des Rathauses, wo sich der König – in deutscher Sprache – für den herzlichen Empfang bedankte.

„Bad in der Menge“ vor Rathaus und in Klosterstraße

König Philippe wird von Eupener Bürgern umjubelt. Foto: OD

König Philippe wird von Eupener Bürgern umjubelt. Foto: OD

Danach nahm das Königspaar ein „Bad in der Menge“ vor dem Rathaus und in der Klosterstraße. „Vive le Roi“ oder „Es lebe der König“ und „Vive la Belgique“ war allenthalben zu hören.

Nach dem direkten Kontakt mit den Bürgern fand ein Mittagessen statt. Am frühen Nachmittag nahmen Philippe und Mathilde am Festakt zum 40. Jahrestag der Einsetzung des Rates der deutschen Kulturgemeinschaft (RdK) im neuen Parlamentsgebäude teil.

PDG-Präsident Alexander Miesen (PFF) erwähnte den „Aufbruch in eine selbstbestimmende Zukunft innerhalb des Königreichs“ vor genau 40 Jahren.

Das Königspaar im neuen Parlamentsgebäude. Foto: Gerd Comouth

Das Königspaar im neuen Parlamentsgebäude. Foto: Gerd Comouth

Zum Glück seien damals weder die zahlenmäßige Größe der Bevölkerung des deutschen Sprachgebiets noch dessen territorialer Umfang ausschlaggebend gewesen, so Miesen: „Sonst, so fürchte ich, säßen wir wahrscheinlich heute nicht hier.“ Vielmehr hätten die Alleinstellungsmerkmale Kultur und Sprache zur Bildung und Festigung der Deutschsprachigen Gemeinschaft geführt, betonte der Parlamentspräsident.

Miesen verriet übrigens, dass in diesen 40 Jahren seit der RdK-Einsetzung 152 Parlamentarier die Entwicklung unserer Gemeinschaft bis zu dem, was sie heute ist, begleitet hätten.

Ein Blick zurück und ein Blick voraus

Eine Limousine mit dem Autokennzeichen "1" sieht man nicht alle Tage.

Eine Limousine mit dem Autokennzeichen „1“ sieht man nicht alle Tage.

„Heute ist ein schöner und glücklicher Tag“, sagte Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz (SP) zu Beginn seiner Ansprache. Der Regierungschef erinnerte an das, was auf den Tag genau vor 40 Jahren im Parlamentsgebäude am Kaperberg geschah, und warf bereits einen Blick voraus auf das Jahr 2020, wenn die 100-jährige Zugehörigkeit der früheren „Ostkantone“ zum Königreich Belgien gefeiert werde.

Natürlich nutzte Lambertz die Gelegenheit, um erneut eine Lanze für ein „Belgien zu viert“ zu brechen: „Ein Bundesstaatmodell mit den vier Gliedstaaten Flandern, Wallonie, Brüssel und Deutschsprachige Gemeinschaft liegt in der logischen Kontinuität der bisherigen Entwicklung.“

Dass die DG bei so vielen Zuständigkeiten überfordert sein könnte, braucht laut Lambertz niemand zu befürchten.

Blick in den neuen Plenarsaal, in dem die Akademische Sitzung stattfand. Foto: Gerd Comouth

Blick in den neuen Plenarsaal, in dem die Akademische Sitzung stattfand. Foto: Gerd Comouth

„Die Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte im Umgang mit der stets wachsenden Autonomie hat gezeigt, dass bisher alle Zuständigkeiten mindestens genauso gut verwaltet wurden, wie das vorher unter der Verantwortung des belgischen Staates oder der Wallonischen Region der Fall war“, betonte der Ministerpräsident.

Beim Festakt im neuen PDG gab es ein anspruchsvolles Rahmenprogramm, u.a. mit Beiträgen des Streichquartetts der Musikakademie, von Irene K. und dem Chor Cantabile. Es gab auch noch eine Reihe von anderen Wortmeldungen, auf die wir hier nicht im Einzelnen eingehen werden. Selbstverständlich ertönte im Plenarsaal des Parlaments die Brabançonne. (cre)

Nachstehend eine Fotogalerie mit Bildern von Gerd Comouth vom Besuch des Königspaares. ZUM VERGRÖSSERN BILD ANKLICKEN.

26 Antworten auf “Königspaar besuchte am Mittwoch in Eupen die „11. Provinz Belgiens“ [mit Fotogalerie]”

  1. Zwar ist Eupen de facto die „Hauptstadt“ der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, aber trotzdem muss ich dabei immer an die Fabel vom Stier denken:

    Ein Frosch sah einen Ochsen auf der Weide gehen und gedachte bei sich selbst: „Wenn du deine runzlichte Haut aufblähst, so möchtest du wohl auch so groß werden wie dieser Ochse.“ Da fing er an, sich zu blähen, so stark er nur konnte, und fragte seine Jungen: „Was dünket euch? Bin ich bald so groß wie jener Ochse?“ Sie antworteten: „Nein.“ Da blähte er sich noch mehr auf und sprach zu ihnen: „Wie nun?“ Sie antworteten wie zuvor. Nun begann er, sich zum drittenmal zu blähen; da zerplatzte er und starb.

    Die Kleinen finden ihr Verderben, wenn sie den Großen gleich sein wollen.

    • Schöne Fabel oufti und in einigen Belangen definitiv zutreffend. Trotzdem muss ich persönlich sagen, dass ich es schön finde, wenn das Königspaar auch mal zu uns in den Osten reist. Vive le Roi!

      • Ich persönlich finde es auch positiv dass das Königspaar Ostbelgien besucht. Mein Kommentar war lediglich auf das Hauptstadtgetue von Eupen bezogen. Man sollte nicht vergessen das Eupen sich mit knapp 20 000 Einwohnern vielleicht der Illusion hingeben kann der Nabel der DG zu sein, aber im regionalen geschweige denn nationalen oder internationalen Vergleich, macht man sich einfach nur lächerlich.

        Sur ce, Vive le Roi, Vive la Belgique!

    • Da hast Du Recht Andreas oder André oder doch Andreas…

      Die DG hat es also tatsächlich geschafft dass wir uns als „ethnische Minderheit“ bei jedem auch noch so kleinsten Anlass diskriminiert fühlen… Schade

      Der Reichtum der DG sollte eigentlich seine Weltoffenheit und Gastfreundlichkeit sein, welche wir ja regelmässig unseren verschiedenen Euregionachbarn (Aachen, Wallonie) absprechen wollen. Force est de constater qu’on n’est pas mieux!

      Lang lebe der König, Lang lebe Belgien ;-)

    • Réalité

      Hei,elei Jerhards!
      …..alles jibt jut!Denk an die schönen Tage da önne in et Ourtal!Hab Sonne im Herzen un e jutes „Bière de Belvâ“ in de Faust!
      Prost!On „Vive Jerhards“!Der Berg ruft……for Klimming…..Jerhards!Komm herbej!Jellt!

      • gerhards

        Beim nächsten mal nehmen ich der Philippe und sein Vrouw mit, dann sehen se wie ed is mit nem VW Polo zu fahren..natürlich mit der Proviant und dann können se de Motorradfahrer vom Bersch aus zuwinken. Ob die dann auch im die selbstjebauten Pools springen, mal sehen?
        Nochmals merci für das lecker Bier..
        Vive la Jeckes!

  2. Tja, das Königspaar besuchte die „Elfte Provinz Belgiens“. Wie die Zeit doch vergeht.
    Ich erinnere mich noch gut daran, als ein
    Mitschüler in den 1960-Jahren, einfach zum Spaß, eine Art Abhandlung schrieb,wobei er unsere deutschsprachige „Gegend“ als 10.Provinz bezeichnete. Das hat damals sogar den Bezirkskommissar auf den Plan gerufen.und eine Untersuchung wurde eingeleitet (kein Scherz). War da ein Landesverräter am Werk, oder gar eine Verschwörung zu Gange? Das Ganze hat sich dann von selbst erledigt, da die Sache sich logischerweise als harmlos herausstellte.(Ideen eines Schülers) Aber, wie gesagt, damals war sogar das Thema 10.Provinz noch tabu und schon gar nicht eine deutschsprachige Provinz.Das durfte nicht mal öffentlich ausgesprochen werden.

  3. Der Mediengott

    Jaja Eupen wird besucht aber wie sieht es mal mit St Vith aus…ich hab den vorletzten König zuletzt als Kind in Worriken gesehn, in den 80zigern. Aber neeeee es muss mal wieder Eupen sein…

    • Deshalb ist der Titel einer Hauptstadt auch zutreffend. Wenn sie den König sehen wollen, dann bewegen sie einfach mal ihren… Das machen tausende Belgier auch die ihn in ihrem Nest nicht zu sehen bekommen.

      • @ HT „Das machen tausende Belgier auch die ihn in ihrem Nest nicht zu sehen bekommen“.

        Damit deuten Sie indirekt an, dass Eupen kein Nest ist.Das wiederum wäre doch eine gewagte Behauptung.Die korrektere Bezeichnung wäre dann schon besser : „Hauptnest“.
        Vive le rein, vive la reine ( Quelle: Daniel Offermann, Kabarettist)

    • Dr. Julius Speckschwarte

      Lieber Mediengott,

      Gehen Sie in sich und bedenken Sie welche „Vorteile“ eine Hauptstadt bietet.

      Brüssel als lebendes Beispiel ist bald schon nicht mehr in belgischer Hand. Die Entwicklung in Eupen läuft in die gleiche Richtung.

  4. Ich war ganz überrascht als ich zufälligerweise sah das der Offene Kanal den Besuch des Königs im Parlament live übertrug. Da fragt man sich schon wieso ein BRF als direkter Nachbar dies nicht spitz kriegt. Gerade oder obwohl das Wetter vernünftig war hatte ich nämlich keine Lust die Anreise nach Eupen anzutreten, durch die Übertragung auf dem Offenen Kanal habe ich meine Portion an Patriotismus dann doch noch mitbekommen.

  5. Zappel Bosch

    „Après avoir signé le livre d’or, les souverains ont reçu un présent pour le moins original: un pommier. „Comme cet arbre, les régions doivent être profondément enracinées et être en réseau, comme le symbolisent les branches“, a expliqué Alexander Miesen, le président del’hémicycle.“ (LeVif)
    Schwupp, und Miesen&Co haben den „weit verwurzelten“ Baum von KHL übernommen… Wer hat wo eigentlich das Sagen? Man muss sich nur die Bilder und Videos des heutigen Tages ansehen…

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