Reportagen

Das „Hundeleben“ der Jeanne Dürnholz – Zu Besuch bei der „Ostbelgierin des Jahres 2019“ in Leykaul

Jeanne Dürnholz, „Ostbelgierin des Jahres 2019“, umgeben von Hunden, vor ihrem Haus in Leykaul. Foto: OD

Wenn man sagt, jemand führe ein „Hundeleben“, dann ist dies normalerweise abwertend gemeint. Das „Hundeleben“ von Jeanne Dürnholz jedoch ist alles andere als schlecht, es ist sogar sehr gut und vorbildlich.

So sehen das auch viele Menschen in Ostbelgien, denn sonst wäre die Tierschützerin aus Leykaul (Gemeinde Bütgenbach) nicht Anfang Januar 2020 von den Lesern von „Ostbelgien Direkt“ zur „Ostbelgierin des Jahres 2019“ gewählt worden.

Tiere im Allgemeinen und Hunde im Besonderen sind im Leben der gebürtigen Eupenerin, die seit über 10 Jahren zusammen mit Pascal Keilig die Vereinigung „Hunde in Not“ führt, omnipräsent.

Seit über zehn Jahren engagieren sich Jeanne Dürnholz (l) und Pascal Keilig (r) mit ihrer VoG „Hunde in Not Ostbelgien“ für den Tierschutz. Foto: OD

Zusammen sind die beiden noch nie in Urlaub gefahren. Sie können nicht einmal zusammen einkaufen gehen. Denn für die Hunde, die sie gerade betreuen, muss mindestens einer auf dem Anwesen in Leykaul präsent sein. Niemals würden sie die Tiere auch nur für kurze Zeit sich selbst überlassen.

Selbst eine Nacht durchschlafen zu können, ist schon seit Jahren nicht mehr vorgekommen. Mindestens einmal pro Nacht muss einer von ihnen aufstehen, um einen Hund rauszulassen, sich um einen Fundhund zu kümmern oder einem Fall von Tierquälerei nachzugehen.

Im Gegensatz zu dem, was oft behauptet wird, erweisen Jeanne Dürnholz und Pascal Keilig nicht nur den Hunden, um die sie sich tagtäglich kümmern, einen Dienst. „Der Dienst am Hund ist auch ein Dienst am Menschen“, versichert Jeanne Dürnholz und reagiert damit auf einige Kommentare hier im Forum von „Ostbelgien Direkt“ nach ihrer Wahl zur „Ostbelgierin des Jahres 2019“.

Ob brav oder unruhig, ob schön oder nicht schön, ob krank oder gesund: Bei Jeanne Dürnholz kümmert man sich um jeden Hund. Foto: OD

„Ich hätte mir MENSCH vor Tier gewünscht“, hatte jemand nach Bekanntgabe der Ergebnisse geschrieben. Und ein anderer meinte, die Wahl von Jeanne Dürnholz zur „Ostbelgierin des Jahres 2019“ sei ein „Zeichen unserer Gesellschaft“: „Tierschutz vor Menschlichkeit! Ich gönne Jeanne den Titel, hätte ihn aber lieber in Montenau gesehen!“

In Montenau ist die VoG Krebshilfe ansässig, deren Präsidentin Liliane Müller-Parisse bei der Wahl zum „Ostbelgier des Jahres 2019“ den zweiten Platz belegte. Den dritten Rang nahm Jacqueline Jost von der Vereinigung „Lauf für das Leben“ ein.

In der Tat helfen Jeanne Dürnholz und Pascal Keilig auch Menschen, wenn sie sich um die Tiere kümmern – zum Beispiel indem sie einen Hund aufnehmen, um den sich dessen Herrchen oder Fräuchen aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht mehr selbst kümmern kann, oder weil der Tierhalter eine Zeit lang abwesend ist.

17 Hunde, Feriengäste inklusive, hatten die beiden in ihrer Obhut, als wir sie kürzlich an einem Freitag auf ihrem Anwesen in Leykaul besuchten. Die älteste Hündin – eine Malteserin – ist stolze 18 Jahre alt und verbringt die meiste Zeit in aller Ruhe auf einem Sofa. Von dort hat sie einen guten Ausblick auf die anderen Hunde, die gerade durch die Wohnung streunen.

„Der Dienst am Tier ist auch ein Dienst am Menschen“, sagt Jeanne Dürnholz, „Ostbelgierin des Jahres 2019“. Foto: OD

Jeanne und Pascal investieren in die Hundebetreuung ihre ganzen Ersparnisse. Um das überhaupt machen zu können, sind sie auf Einnahmen der Hundepension und der Hundeschule sowie auf Spenden (Geldspenden, Sachspenden, Futterspenden…) und die Unterstützung von Gemeinden angewiesen.

Der Tätigkeitsbericht 2019 der VoG „Hunde in Not Ostbelgien“ ist beeindruckend. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt weit über 120 Tiere vermittelt: Hunde natürlich, aber auch Ponys, Esel, Maultiere, Ziegen, Schafe und viele Kleintiere.

„Wir haben fast 5.000 Kilometer zurückgelegt für tierschutzrelevante Einsätze und Vermittlungen“, sagt Pascal Keilig. Für 18 Fundhunde wurden die Halter ermittelt. 8 Hunde und 6 Kätzchen waren bis zu ihrer Vermittlung in Pflegefamilien. Über die Facebookgruppe von „Hunde in Not“ haben 53 Katzen ein neues Zuhause gefunden.

Neben der Aufnahme und der Betreuung von Tieren engagiert sich „Hunde in Not“ auch für den Tierschutz im eigentlichen Sinne: „Auch 2019 mussten wir wieder mehrere illegale Züchter oder Hundehändler aus der Region dem Veterinäramt und der Polizei melden. In den Wintermonaten mussten wir 7 Mal eingreifen, weil Hundehalter ihre Tiere bei bis zu -13 Grad an der Kette oder im Zwinger gehalten haben. Zwei Fälle von schwerer Tierquälerei von Pferden wurden dem Veterinäramt gemeldet“, heißt es im Tätigkeitsbericht 2019.

Im Jahr 2020 wird das nicht viel anders sein. Im Haus von Jeanne Dürnholz in Leykaul gibt es jedes Jahr im wahrsten Sinne des Wortes tierisch viel zu tun… (cre)

Nachfolgend einige Angaben über die VoG „Hunde in Not Ostbelgien“:

Hunde in Not Ostbelgien VoG
Pascal Keilig und Jeanne Dürnholz

www.hunde-in-not.be
Am Breitenbach 32a
4750 Bütgenbach/Leykaul
Spendenkonto:
IBAN: BE60 7310 1696 5170
BIC: KREDBEBB

36 Antworten auf “Das „Hundeleben“ der Jeanne Dürnholz – Zu Besuch bei der „Ostbelgierin des Jahres 2019“ in Leykaul”

  1. Tolle Leistung.!
    Die Beiden arbeiten, nebenbei bemerkt, vollkommen unentgeltlich.
    Wir haben sie kennengelernt, als unser Nachbar ins Krankenhaus musste und keiner wusste wohin mit dessen altem Hund. Die Tierheime haben ihn abgelehnt, er wäre zu alt und die Pflege zu aufwändig. Hunde in Not hat ihn nicht nur einige Wochen bei sich aufgenommen, ohne etwas dafür zu fragen, sie haben ihn auch vermittelt, als es klar wurde, dass der Halter das Krankenhaus nicht mehr lebend verlassen wird.
    Der Hund war das ein und alles des Mannes und so wusste er, wo sein geliebter Hund leben wird und konnte ihn vor seinen Tod noch einige Male sehen.

  2. Peer van Daalen

    Jawoll!

    DAS! sind die wahren Belgierinnen und Belgier aus unserer Heimat und nicht dieses größtenteils Politgesindel, welches sich so manche Zeitgenossen hier nicht entblödeten, zu nominieren.

    Gratulation an die Beiden!

  3. ich hoffe ...

    „Um das überhaupt machen zu können, sind sie auf Einnahmen der Hundepension und der Hundeschule sowie auf Spenden (Geldspenden, Sachspenden, Futterspenden…) und die Unterstützung von Gemeinden angewiesen.“ … Verstehe ich das richtig, dass die DG keine Unterstützung leistet ? Ach ja..; ich habe glatt vergessen das IKOP ja das ganze Geld bekommt….

    • Ich denke...

      Sie sagen es, ich kenne die VOG und kann Ihnen sagen, dass von Seiten der DG nichts an finanzieller Hilfe gibt.
      Soweit ich weiss, werden aber Tierheime, die Geld mit der Vermittlung verdienen, bezuschusst.
      Es gibt auch viele andere Vereine, die auch selber sehen müssen, die sie zurecht kommen, während die befreundeten Organisation unserer DG Politiker viel mehr bekommen, als deren Leistung wert ist.
      Willkommen im Klüngelland.

  4. Erfahrener

    Ich weiss was ihr alles macht für die Hunde und ich habe hohe Achtung für Eure Arbeit. War einmal bei Euch zu Besuch und fühlte mich im Paradis. Alles stimmte bei Euch, einmalig. Wünsche Euch (Jeanne und Pascal) viel Courage für die Zukunft, macht weiter so.

  5. Hunde in Not kümmert sich auch um Katzen.
    Das ist für mich als Katzenmensch auch wichtig.
    Immer wenn wir kranke, verwarloste Katzen aufpäppeln, hat man uns mit deren Weitervermittlung helfen können. Auch hierfür ein Dankeschön.
    Und jeder, der dort zu Besuch war, weiss, das bei Jeanne ständig das Tel. geht , weil irgendwo ein Tier in Not ist.

    • Gratulation. Tolle Arbeit. War selber dort.
      Man sollte aber auf keinen Fall ignorieren dass es nicht selten Kinder gibt, die schlechter behandelt werden wie die eigenen Haustiere.
      Weiter so.

  6. Greffier

    Endlich mal eine verdiente Auszeichnung! Ihr Engagement für den Tierschutz ist lobenswert und unterstützungswürdig. Im Gegensatz zu so manchen Politikern, die den Tierschutz nur als Aufhänger für ihren Wahlkampf nutzen. Viel reden, aber nichts tun! Weiterhin alles Gute und viel Kraft zum Wohle der Tiere.

  7. Sorry, habe leider nicht mitbekommen, dass die Frau Jeanne Dürnholz im OD-Forum als Ostbelgierin des Jahres gewählt wurde. Ich finde ihre Wahl zu diesem Titel völlig richtig!Ich kenne diese Frau nicht persönlich, aber als Bürger der Gemeinde Bütgenbach ist mir „Hunde in Not“ im Grenzort Leykaul natürlich bekannt. Das einzige was ich bei dieser Titel-Verleihung etwas bedaure, ist, dass ihr Partner Pascal Keilig nicht auch diese Ehre erfahren hat. Ich kenne die Kriterien für die Verleihung nicht, d.h.
    ob es nur eine einzelne Person betreffen darf usw. Jedenfalls hätte Pascal, der sich ja nicht minder für die notleidenden Tiere einsetzt, ebenfalls diese Auszeichnung verdient gehabt. Nebenbei sei auch noch erwähnt, dass durch Jeanne (Eupenerin) und Pascal (Bütgenbacher Herkunft) auch noch Brücken in einer sinnvollen Zusammenarbeit zwischen dem Norden und dem Süden der DG geschlagen wurden. Herzliche Gratulation jedenfalls an euch beide, mit oder ohne „Titel“

    • Dürnholz Jeanne

      @Prima! da gebe ich Ihnen zu 100% Recht, denn nur gemeinsam und mit einem starken Partner an seiner Seite kann man eine solche Aufgabe überhaupt bewältigen, sowohl was das Aktive wie auch das Finanzielle betrifft. Wir haben von Anfang an die „Arbeit“ geteilt, bzw.gemeinsam bewältigt. Mittlerweile, nach über 10 Jahren, weiss natürlich jeder von uns beiden, was ihm am besten liegt und was er am besten kann, und so macht jeder genau das. Nominiert wurde nur ich ( durch Bekannte, wie ich im Nachhinein erfahren habe). Leider kann immer nur eine Person nominiert werden. „Hunde in Not“, das sind aber immer Jeanne UND Pascal……und ich finde Ihren Kommentar, was das betrifft, wirklich gut. Danke dafür!

  8. Tierfreund

    Absolut verdiente Auszeichnung für eine aufopferungsvolle Aufgabe von Jeanne und Pascal!!

    Es wäre wünschenswert, wenn Tierfreunde in unserer Gegend mehr gemeinsam an einem Strang ziehen würden und es mehr Unterstützung durch die Politik gäbe!

  9. Ein verdienter Titel! Jeder der die Beiden kennt, weiss wie oft sie für das Tierwohl im Einsatz sind.

    Auf der anderen Seite stimmt es mich traurig, dass wir in Ostbelgien drei Tierschutzvereine brauchen.
    Die Tierliebe vieler Menschen hält sich sehr in Grenzen. In fast jeder Nachbarschaft findet sich ein Hund, der ohne Schutz an der kurzen Kette lebt oder man findet vernachlässigte Zwingerhunde, obwohl die Gesetze genau das verbieten.
    Leider lassen auch viele Landwirte, ihre Tiere krank auf den Weiden leiden und sterben.
    Hier darf man nicht einfach stumm zusehen und den Kopf abwenden.
    Man kann die Polizei infomieren, die Tierschutzvereine, die Bürgermeister, die laut Gesetz inzwischen auch eingreifen müssen oder das Veterinär Amt.
    Ein Tier ist in Belgien keine Sache mehr und die Strafen sind hart. Ich weiss durch deren Facebookgruppe, dass besonders Hunde in Not Ostbelgien sehr aktiv solche Fälle verfolgt und meldet, aber immer noch bleibt zuviel Tierleid im Dunkeln, weil sich die Nachbarn oder Zeugen nicht trauen den Mund aufzumachen.

  10. Dürnholz Jeanne

    Ein kleines, aber wichtiges Detail, welches dem Artikel noch hinzuzufügen ist: wir arbeiten mittlerweile Hand in Hand mit den verschiedensten Tierschutzorganisationen ( Tierheim Schoppen, Tierheim Eupen, Pfötchenhilfe Monschau, Tierhilfe Lebenswert um nur einige zu nennen) sowie mit vielen privat engagierten Tierschützern. Schliesslich haben wir alle dasselbe Ziel und nur gemeinsam sind wir stark !

  11. Alfons van Compernolle

    Von den Tieren , kann der Mensch noch sehrviel lernen ! Unsere Tiere verdienen unsere Aufmerksamkeit und Zuwendung & Sorge ! Tiere sind tatsaechlich die besseren Menschen !

  12. in Afrika

    Die Probleme in OB scheinen wieder riesig zu sein.
    „Von den Tieren , kann der Mensch noch sehrviel lernen !“, dann erzählen Sie mal!
    Hier (Ostafrika) Hungern und sterben Kinder und einige in OB Sorgen sich um Hunde und Katzen….
    Gruss

  13. Dürnholz Jeanne

    Man sollte doch einfach jeden ehrenamtlichen Einsatz des anderen anerkennen, anstatt den einen oder anderen als besser, wichtiger oder weniger wertvoll einzustufen. Der eine hat viel Zeit, der andere weniger. Der eine hat mehr Möglichkeiten als der andere, vielleicht weil er eine bessere Ausbildung hat, weil er handwerklich begabter ist, oder weil er einfach besser mit Kindern umgehen kann, oder wer weiß was noch……jeder hat irgendetwas, was er gut kann oder was er gerne macht. Und das sollte sich auch jeder selber aussuchen dürfen, denn ein Ehrenamt soll Freude machen und einem liegen. Man möchte es ja gut und gerne machen. Das ist was zählt, nämlich daß man überhaupt etwas macht! Was, wo, wie oft und wieviel, das sollte jedem selber überlassen sein, da gibt es kein besser und kein schlechter. Jedes einzelne Ehrenamt hat seine Berechtigung. Das ist meine persönliche Meinung und jedes Ehrenamt hat auch Respekt verdient!

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern