Im einen Moment diskutiert Unternehmer Thomas am Telefon noch wütend über seine Firma, im nächsten ist alles bedeutungslos. Ein Flugzeug stürzt über der Ostsee ab, die gerade erwachsene Tochter war an Bord. Wie damit umgehen – erst mit der Ungewissheit und dann mit der Trauer?
Das Drama „Meeresleuchten“ am Mittwoch um 20.15 Uhr im Ersten zeigt, welch unterschiedliche Wege ein Ehepaar dafür wählt.
Während die Mutter (Ursina Lardi) die Gedanken an die Tochter möglichst weit wegschieben will, will Thomas (Ulrich Tukur) dem toten Kind nahe sein. Er zieht an die Küste, hinter der das Flugzeug leuchtend ins Meer gestürzt ist, kauft spontan einen alten Krämerladen und lernt die Dorfbewohner kennen.
Dabei wertet der Film nicht. Nicht bei den teils eigenwilligen Einheimischen, nicht bei den Eltern und ihrem Weg, zu trauern.
„Es gibt Dinge, die kann man nicht wirklich verstehen, wenn man sie nicht erlebt hat. Ein Kind zu verlieren, gehört da dazu. Man kann nur versuchen, sich dem anzunähern, zum Beispiel indem man die Handlungen vollzieht, die der Autor, die Autorin geschrieben hat. Die Handlungen erzählen die inneren Zustände“, sagte Ursina Lardi der Deutschen Presse-Agentur über ihre Rolle. Zur Vorbereitung habe sie auch mit Menschen gesprochen, die ein Kind verloren haben.
Regisseur und Drehbuchautor Wolfgang Panzer war selbst an den Absturzstellen zweier Passagierflugzeuge, manche der Eindrücke hätten ihn bis heute nicht losgelassen, sagte er in einem Pressegespräch. In Kanada habe er Angehörige von Menschen kennengelernt, deren Flugzeug nachts ins Meer stürzte. Der Schicksalsschlag habe die Familien der Opfer tief geprägt. Dieses Verständnis merkt man dem Film an.
„Meeresleuchten“ begleitet das Ehepaar Sonja und Thomas ruhig und unaufgeregt bei ihrer Trauer und dem Leben mit dem Verlust. Das muss überraschenderweise nicht immer traurig sein.
Der Film zeigt auch, wie der neue Treffpunkt im Ort die Dorfgemeinschaft belebt. So haben gleich mehrere weitere starke Schauspieler Auftritte: etwa Hans Peter Korff (78, „Diese Drombuschs“) als engagierter Großvater, Carmen-Maja Antoni (75, „Das weiße Band“) als demente Frau mit guten Geschichten und Sibel Kekilli (40, „Gegen die Wand“) als gefeierte Tänzerin. (dpa)