Politik

CSP: In der DG fehlen Fachärzte, Altenheimplätze, Betreuungsplätze, Geld für Kinder und …Französisch

V.l.n.r.: Die CSP-Abgeordneten Luc Frank, Patrick Knops, Patricia Creutz und Jérôme Franssen sowie der Spitzenkandidat von 2019, Colin Kraft, und der von 2014, Robert Nelles, bei der Pressekonferenz am Mittwoch im Parlmentsgebäude. Foto: Gerd Comouth

Bei einer Gespräch mit der Presse am Mittwoch im Gebäude des Parlaments in Eupen hat die CSP einen Ausblick auf die in Kürze beginnende letzte Sitzungs-Periode des DG-Parlaments vor den Wahlen von Mai 2019 geworfen und eine „familienpolitische Offensive“ angekündigt. Die Christlich-Sozialen kritisierten die DG-Regierung wegen einer ganzen Reihe von Versäumnissen im Bereich der Gesundheits-, Sozial-, Bildungs- und Familienpolitik.

Es gebe viele „ungelöste Herausforderungen“, betonten Colin Kraft, Spitzenkandidat der CSP bei der PDG-Wahl im kommenden Jahr, Fraktionssprecher Jérôme Franssen und die CSP-Abgeordneten Luc Frank, Patrick Knops, Patricia Creutz und Robert Nelles bei ihrer Pressekonferenz.

Nach Meinung der Christlich-Sozialen fehlen in der DG:

  • Fachärzte und Zugang zu deutschsprachiger Maximalversorgung
  • Altenheimplätze
  • Betreuungsplätze
  • Französisch
  • Geld für Kinder

– Absicherung einer ausreichenden medizinischen Versorgung in deutscher Sprache:

Colin Kraft, Spitzenkandidat der CSP bei der PDG-Wahl 2019. Foto: Gerd Comouth

Dazu sagt die CSP: „Es fehlen Fachärzte und Zugang zu einer Maximalversorgung in deutscher Sprache. Besonders im ländlichen Raum der DG fehlt es an Hausärzten.“ In den Augen der CSP werden die hiesigen Krankenhäuser nicht ausreichend seitens der Regierung unterstützt, um im belgischen Vergleich wettbewerbsfähig zu bleiben. Darüber hinaus sei mit dem Wegfall des IZOM-Abkommens und dem Fehlen eines inakzeptablen Nachfolgeabkommens der einfach Zugang zu einer medizinischen Maximalversorgung in deutscher Sprache nicht gewährleistet.

– Absicherung einer ausreichenden Anzahl von langfristig bezahlbaren Altenheimplätzen:

„In Ostbelgien gibt es rund 160 Senioren (Stand 31.12.2017), die sofort einen Altenheimplatz beziehen müssten – allein das Angebot fehlt. Selbst die 111 sich in Planung befindlichen Plätze in Bütgenbach, Kelmis und Eupen werden nicht ausreichen, um den sich bereits vollziehenden demographischen Wandel und weiteren, rasanten Anstieg von pflegebedürftigen Menschen aufzufangen. Darüber hinaus fehlt ein belastbares Konzept für die Betreuung von Demenzpatienten.“

– Ausbau einer ausreichenden und erreichbaren Kinderbetreuung:

Es fehlen laut CSP Betreuungsplätze. Die Kinderbetreuung sei für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Ostbelgien ganz entscheidend. „Wer glaubt, dass die ostbelgische Bevölkerung in Vollbeschäftigung mit 48 Krippenplätzen auskommt, versteht das Ausmaß des Bedarfs nicht.“ Zudem sei aktuell der Trend zu erkennen, dass selbstständige Tagesmütter ihren Beruf aufgeben, um mit einem Statut als Kindergartenassistenten im Bildungswesen zu arbeiten.

– Erhalt und Ausbau der Mehrsprachigkeit als Standortvorteil:

Nach Meinung der CSP lassen die Französisch-Kenntnisse in der DG arg zu wünschen übrig. Foto: Shutterstock

„Es fehlt Französisch“, behaupten die Christlich-Sozialen schon lange und fühlen sich durch die aktuelle Umfrage des Instituts Forsa im Auftrag der DG-Regierung bestätigt, auf die „Ostbelgien Direkt“ demnächst noch näher eingehen wird. Die Umfrage habe gezeigt, dass 71 Prozent für den Erhalt und Ausbau der Mehrsprachigkeit als Standortvorteil Ostbelgiens stehen, so die CSP. „Leider zeigen die Studien, Sprachtests und Lernstanderhebungen der letzten Jahre bei Schülern und Jugendlichen, dass die Kenntnisse im Bereich Französisch und anderen Fremdsprachen stark zurückgehen und im euregionalen Vergleich bereits sehr schwach sind. Dies führt u.a. auch zu einem Fachkräftemangel in den Betrieben der DG und eine Abwanderung von Studenten ins Ausland.“

– Für ein Kindergeldsystem ohne Verlierer:

Es fehle Geld für Kinder, beklagt die CSP-Opposition ebenfalls. Durch die Kindergeld-Reform, die zum 1. Januar 2019 in Kraft trete, würden Familien mit mehr als einem Kind in Zukunft langfristig weniger Kindergeld erhalten als aktuell. Die CSP behauptet:

  1. Mehrkind-Familien werden im Vergleich zum heutigen System künftig eindeutig benachteiligt.
  2. Patchworkfamilien werden nicht berücksichtigt.
  3. Der Sozialzuschlag entfällt für Halbwaisen.
  4. Ein Zuschlag für in Ausbildung stehende Jugendliche wurde nicht berücksichtigt.

Welchen Wert hat die „Schwarze Null“ eigentlich?

Die Christlich-Sozialen warfen bei ihrer Pressekonferenz am Mittwoch auch die Frage auf, welchen Wert die „Schwarze Null“, auf die Ministerpräsident Oliver Paasch so stolz ist, eigentlich habe.

In Wirklichkeit würden notwendige Maßnahmen, die längst hätten ergriffen werden müssen, weiterhin in die Zukunft verschoben, weil die Finanzspielräume in längst verplant worden seien.

„Welche Vision hat die Paasch-Regierung für die Deutschsprachige Gemeinschaft?“, fragen die Christlich-Sozialen, die 2019 nach zwei Jahrzehnten in der Opposition endlich in die Mehrheit zurückkehren wollen: „Anstatt die Probleme wirklich anzupacken, wird zum Beispiel sehr viel Geld in die Ostbelgien-Kampagne gesteckt.
Diese Propaganda soll offensichtlich von den wahren sozialen Problemen der Bürger ablenken.“ (cre)

27 Antworten auf “CSP: In der DG fehlen Fachärzte, Altenheimplätze, Betreuungsplätze, Geld für Kinder und …Französisch”

  1. Dass dies alles fehlt, ist seit Jahren bekannt bzw. war seit vielen Jahren absehbar. Fast jede Partei wird von diesen Erkenntnissen vor den Wahlen sprichwörtlich erleuchtet. Dabei richte ich mein persönliches Augenmerk vor allem auf den Gesundheitssektor bzw. Seniorenbetreuung. Es reicht nicht, „nur“ neue Altenheimplätze zu schaffen, es mangelt vor allem an qualifiziertem Personal für die Begleitung alter, pflegebedürftiger oder dementer Menschen, sowie für die Versorgung der Patienten in den Krankenhäusern. Viel zu viel Arbeit, Verantwortung lastet auf den Schultern, viel zu weniger Pfleger und Pflegerinnen, von der enormen psychischen Belastung mal ganz zu schweigen. Also wäre es sinnvoll, sich auch darum zu kümmern. Was nützen mehr Altenheimplätze, wenn die Zahl derer, die diese Menschen professionell begleiten sollen, immer geringer wird. Ich spreche nicht von solchen Menschen, die im Hauruckverfahren durch Umschulungsprogramme in die Pflege „eingeschleust“ werden. Nein, ich bin der Meinung, dass auch pflegebedürftige, betagte, demente Menschen ein Recht auf professionelle Pflege haben. Wie wäre es mit ein wenig mehr Wertschätzung für Menschen in der Pflege, Schaffung besserer beruflicher Rahmenbedingungen, adäquate Vergütung usw … . Darüber könnte jede Partei, die sich zur Wahl stellt, ernsthaft nachdenken und schließlich Taten folgen lassen.

    • Pensionierter Bauer

      Sie haben vollkommen recht, wenn Sie schreiben, dass nicht nur Altenheimplätze fehlen sondern auch Pflegekräfte. Ich glaube hier treffen gleich mehrere Faktoren zusammen: ersten buhlen fast alle Wirtschaftszweige um gute Leute, zweiten, so hört man zumindestens, werden in der Krankenpflegeabteilung der AHS der DG die Schüler und Schülerinnen ziemlich zur Schnecke gemacht und brechen ab und drittens raten viele Eltern ihre Kinder zu einem allgemein bildendem Abitur und nicht zu einer Ausbildung im RSI zum Gesundheitspfleger. Ich bin auch davon überzeugt, dass die CSP, im Falle einer Mehrheitsbeteiligung, die Situation nicht im geringsten wird verbessert bekommen, denn dazu fehlen denen auch die Fachkräfte.

  2. GerdLiebertz

    Haben sich die Herren und Frau Creutz mal die Frage gestellt, warum sol viele Deutschsprachige die Einstiegsprüfung nicht schaffen? Vielleicht sollten sie sich mal einsetzen, dass diese auf deutsche Sprache gemacht werden dürfte.Und das fehlen von Kinderbetreuung ist ja wohl nicht erst seit dieser Legislaturperiode akut. Mittlerweile wird ja schon ab dem Kindergarten französisch gesprochen, was wirklich lobenswert ist. Aber wo sind denn die Vorschläge zur Besserung seitens der CSP? Kritisieren aber selber keine Lösungen haben. Sorry, aber wenn ich das obere Foto sehe weiss ich jeden Tag, warum ich CSP nicht wählen werde!!

  3. Französisch? Deutsch wäre deutlich wichtiger und englisch sowieso. Französisch ja gerne aber eben auf Platz drei oder vier. Wer jetzt mit dem Argument Landessprache kommt, wo wird denn flämisch bei uns unterrichtet geschweige gefördert. Ja klar, wir sind Wallonie. Nun denn , die deutsche Sprache sollte mal auch dort gefördert werden (haha).

  4. Die CSP deckt Schwächen auf, die unbedingt angepackt werden müssen. Weiter so und dran bleiben. Das schafft Arbeitsplätze und garantiert den Bewohnern der DG , in Sachen Bildung, Gesundheit und Pflege nicht den Anschluss zu verlieren.

  5. Oh mein Gott

    Wenn die Herrschaften auf dem obigen Foto unsere Gemeinschaft regieren sollen, dann sprechen wir demnächst über ganz andere Probleme. Das kann doch nicht deren ernst sein, so eine Mannschaft für die CSP in den Wahlkampf zu schicken? Die Mannschaft in Eupen ist schon ohne Worte, aber was mittlerweile diese Partei präsentiert und schon schwach.

    • Eupener Mädche

      Genau „Oh mein Gott“!
      ich habe genau DAS habe ich gedacht, als ich das Foto von der CSP gesehen habe!
      Was kommt auf uns zu, sollten diese Leute an die Macht kommen? Denn außer heiße Luft und viel Gelaber ist von der CSP gar nichts zu erwarten.
      Bitte, lasst diesen Kelch an uns vorübergehen!

  6. @Timeless
    Deutschsprachige Aufnahmeprüfungen fürs Medizinstudium sind mir nicht genug. Das muss noch ergänzt werden durch eine Medizinerausbildung, die vom Studienbeginn an das am Schluss zu prüfende Ziel verfolgt, sowohl aus deutschen als auch aus französischen Muttersprachlern zweisprachige Ärzte zu formen. Wie viele solcher Studienplätze eingerichtet werden, darüber lässt sich streiten.

    @Törö & @No French please
    Für mich sind Englisch und Französisch in der DG zwei Paar Schuh und die Lernziele des Unterrichts nicht dieselben. Meines Erachtens sollte Französisch als Zweitsprache gelehrt werden, das heißt als in allen Bereichen des Alltags benutzte Sprache neben der Muttersprache. Chinesisch, Englisch und Niederländisch gehören in den Fremdsprachenunterricht, der in unserer immer kleiner werdenden Welt natürlich auch nicht vernachlässigt werden darf. Die Benutzung von Fremdsprachen ist typischerweise auf einzelne Lebensbereiche beschränkt und weniger allgegenwärtig, so dass man sich ihr auch leichter entziehen kann.

  7. ohje ohje

    Und schon wieder ein Artikel über die CSP (auch wenn man das nicht anmahnen darf).

    Wann ist auf diesem Wahlportal der CSP zum letzten Mal etwas veröffentlicht worden über Vivant, Ecolo oder die SP ?

    Das wäre ja auch noch alles egal, würde man nicht so tun als sei OD ein „neutrales“ Medium in der OB-Landschaft. Dann soll man sich auch als CSP-Sprachrohr identifizieren, mit Logo und allem drum herum…

    • Ostbelgien Direkt

      @ohje ohje: Eigentlich sollte ich auf so einen Kommentar nicht antworten, weil es einfach zu blöd ist. Ich mache es trotzdem. Das war hier eine Pressekonferenz, die traditionsgemäß jedes Jahr vor dem Beginn einer neuen Sitzungsperiode stattfindet. Auch PDG-Präsident Miesen hat für morgen traditionsgemäß zu einer Pressekonferenz zur neuen Sitzungsperiode eingeladen. Normalerweise machen auch die Regierungsparteien vor Beginn der Sitzungsperiode eine Pressekonferenz. Wenn Sie das gemacht hätten, hätte OD auch berichtet. Aber ProDG, PFF und SP haben noch nichts angekündigt. Und über die Pressekonferenz der CSP haben auch Grenz-Echo und BRF berichtet. Wenn Sie natürlich nur OD lesen, können Sie das nicht wissen… Gruß

  8. Die Neue Ordnung

    Wenn ihr in der DG noch immer nicht versteht wie wichtig die F-Sprache ist kann man euch nicht mehr helfen . Bald wird die Jugend aus der DG nur noch belacht. Betreffend dem Kindergeld sollte man das auf das 1. Kind beschraenken. Jeder Vater soll sehen seine Kinder gross zu bekommen und nicht die Allgemeinheit. Die Patchwork-Familien sollen sich selber helfen. Das ist nicht die Aufgabe der Allgemeinheit.

    • Pensionierter Bauer

      Die Jugend aus der DG wird schon heute in Europa belacht, aber nicht wegen der fehlenden französisch Kenntnisse, sondern weil sie als ziemlich einzige kein Englisch sprechen und verstehen.

    • Walter Keutgen

      Die DG-Jugend ist wahrhaft nicht zu beneiden, sie müsste Deutsch, Französisch und Englisch können. Schon mein Zeichenlehrer bemängelte vor 50 Jahren, dass im Schulbetrieb mehr als 50% der Stunden dem Sprachunterricht gehörten. Damals gab es allerdings noch Latein und Griechisch.

  9. Es ist mir schon sehr schleierhaft, dass die CSP Dinge anprangert, die sie während ihrer Regierungszeit maßgeblich mit verbockt hat. War der MP-Posten und das Unterrichtsministerium nicht fest in CSP-Hand? Hat man das bereits vergessen? Ich kann mich jedenfalls daran erinnern, dass in dieser Zeit auf gemeinschaftspolitischer Ebene nicht viel passiert ist.
    Jetzt sitzen die Neunmalklugen an einem Tisch und weisen auf Missstände hin? Einfach lächerlich oder aber ein klares Zeichen von Demenz.
    … und wo sind die Lösungsvorschläge aus dieser Misere? Eine CSP-Regierungsbeteiligung alleine bringt noch keinen Sommer. Das scheinen die Verantwortlichen noch immer nicht kapiert zu haben. Aus gemachten Fehlern nichts gelernt.

    • Eupener Jung

      @Demenz: Sehn sie auch noch alles so, wie sie es vor 20 Jahren gemacht haben? Würden Sie alles nochmal genauso machen wie vor 2 Jahrzehnten? Sind Sie unter Umständen der einzige Mensch, der es nicht nötig hat sich über Jahrzehnte weiterzuentwickeln? Wer weiß vielleicht sind Sie ja der EINE der frei von jeglichen Fehlern ist und seit seiner Geburt immer nur das Richtige getan hat… oder aber Ihr Name – und den haben Sie sich selbst ausgesucht – sagt sehr viel über Ihr Erinnerungsvermögen aus.

    • einer partei fehler von vor 20 jahren vorzuwerfen, ist ein wenig so wie wenn man einem deutschen vorwirft, dass seine vorfahren am 2. weltkrieg beteilig waren. es gibt dinge die ändern sich mit der zeit, und nicht jeder kann für fehler seiner vorgängenger verantwortlich gemacht werden.

  10. Alfons van Compernolle

    So, so , aber nicht nur in der DG fehlen diese Fachleute ! Selbiges lese ich hier in Oost-Vlanderen etc auch taeglich !! Diese Fachleute fehlen in Belgien schlicht hin ueberall.
    Wenn man ueber die Grenze schaut dann fehlen in Deutschland mehrere 10000 Fach & Hausaerzte und weit ueber 40000 Pflegekraefte und und und und……….. ! Politische Mistwirtschaft als Ursache und unsere heutige Fed.-Gesundheitsministerin verschaerft diese Situation nur noch !

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