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Laut Bericht werden im Elsass Corona-Patienten, die älter als 80 sind, nicht mehr beatmet

24.03.2020, Frankreich, Mulhouse (Mülhausen): Französische Soldaten nehmen an einer Evakuierungsübung vom militärischen Krankenhaus in das zivile Krankenhaus teil. Foto: Mathieu Cugnot/POOL EPA/AP/dpa

Das Elsass gilt als Corona-Epizentrum in Frankreich. Die Lage dort ist schlimm. Laut einem Bericht werden in der Region sehr alte Corona-Kranke nicht länger beatmet.

Katastrophen-Mediziner berichten angesichts der Corona-Pandemie über dramatische Zustände im Elsass. Demnach arbeiten Mediziner an der Universitätsklinik Straßburg auch dann weiter mit Corona-Patienten, wenn sie selbst infiziert sind. Zudem würden über 80-jährige Patienten nicht mehr beatmet.

Stattdessen erfolge „Sterbebegleitung mit Opiaten und Schlafmitteln“, schreiben Mitarbeiter des Deutschen Instituts für Katastrophen-Medizin in Tübingen in einem Bericht an die baden-württembergische Landesregierung, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

16.03.2020, Frankreich, Straßburg: Rettungskräfte in Schutzanzügen stehen an einem Krankenwagen, und kümmern sich um einen Mann, der das Rettungsteam auf Grund von Atemnot gerufen hatte. Foto: Jean-Francois Badias/AP/dpa

Das Elsass gilt als Frankreichs Epizentrum der Krise. Die deutschen Katastrophen-Mediziner besuchten die Universitätsklinik in Straßburg am Montag – und schlagen angesichts der Zustände Alarm.

Nadelöhr seien die zu beatmenden Patienten, heißt es in dem Papier. Seit dem Wochenende würden Patienten, die älter sind als 80 Jahre, an der Straßburger Klinik nicht mehr beatmet. So werde auch verfahren mit Patienten in Pflegeheimen in dem Alter, die beatmet werden müssten. Sie sollen durch den Rettungsdienst eine „schnelle Sterbebegleitung“ erhalten. Die Ethikkommission gebe diese Vorgehensweise vor.

Die Klinik nahm am Montag dem Bericht zufolge stündlich einen Patienten auf, der beatmet werden muss. 90 Beatmungsbetten standen zu dem Zeitpunkt zur Verfügung.

Region Grand Est Coronavirus-Risikogebiet

Die Klinik baut ihre Kapazitäten derzeit aus. Patienten zwischen 19 und 80 Jahren werden dort beatmet, wobei nur 3 der 90 Patienten jünger als 50 waren und keine Vorerkrankungen hatten. Am Universitätsklinikum wird pro Tag nur noch eine lebenswichtige Bypass-Operation durchgeführt, es gibt keine Tumor-Chirurgie mehr und keine ambulanten Operationen. Alle Patienten, die gehen können und bei denen es gesundheitlich vertretbar ist, wurden entlassen.

25.03.2020, Frankreich, Mulhouse (Mülhausen): Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich, trägt einen Mundschutz während eines Besuches im Armeekrankenhaus. Foto: Mathieu Cugnot/EPA POOL/AP/dpa

Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte die an Deutschland grenzenden ostfranzösischen Gebiete Elsass und Lothringen bereits vor rund zwei Wochen als Coronavirus-Risikogebiet eingestuft. Auch die Region Champagne-Ardenne, die eine Grenze mit Belgien teilt, gilt als Risikogebiet. Die drei Gebiete bilden zusammen die Region Grand Est. Sie grenzt an Baden-Württemberg, an das Saarland und an Rheinland-Pfalz.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte bei einem Besuch einer neuen mobilen Armeeklinik am Mittwochabend im elsässischen Mülhausen (Mulhouse) eine Militäroperation zur Unterstützung der Bevölkerung an.

Nach Angaben der regionalen Gesundheitsbehörde der Region Grand Est waren bis Mittwoch 3.068 Menschen mit einer Sars-CoV-2-Infektion in Krankenhäusern untergebracht. Fast 651 davon sind Patienten auf Intensivstationen. Seit Beginn der Pandemie wurden in der gesamten Region mehr als 500 Todesfälle verzeichnet. Ein Sonderzug mit 20 Corona-Patienten an Bord verließ am Donnerstag Straßburg Richtung Westfrankreich, um die Intensivstationen in der betroffenen Region zu entlasten. (dpa)

9 Antworten auf “Laut Bericht werden im Elsass Corona-Patienten, die älter als 80 sind, nicht mehr beatmet”

    • Gut gebrüllt Löwe aber zu kurz gesprungen.
      Die gerechten Alternativen wären:
      – FIFO: wer zuerst da war bleibt
      – „Gerechte“ Wegnahme der Atemgeräte gemäß: Altersgruppe? Geschlecht? Vermögenslage? Einkommenslage? Staatsbürgerschaft? Hautfarbe? IQ? Versteigerung organisieren?

      Wie hätten denn Sie reagiert, wenn man Ihnen mit der Neujahrsansprache 3 Monate Ausgangssperre angekündigt hätte?

      Außerdem beinhalten das Strafgesetzbuch eine Definition für Mord. Vor Gebrauch des Wortes besser mal nachlesen.

    • Marina K.

      @ Unmenschlich
      Die Triage ( sortieren) ist kein Mord! Es ist die schlimmste Entscheidung für Ärzte, die Sie ja nicht treffen müssen! Es geht darum, Menschen die absolut keine Chance auf Genesung haben, zb weil sie als Grunderkrankung voll mit Krebs sind, oder weil sie nie wieder von der Beatmung weg kämen, und somit dauerhaft intensivpflichtig bleiben, nicht weiter zu quälen.
      Ich möchte nicht in der Haut derjenigen Ärzte stecken, die das irgendwann Mal entscheiden,! Sie auch noch als Mörder zu titulieren, ist mal wieder der Gipfel an Blödsinn

  1. Zaungast

    „Wie hätten denn Sie reagiert, wenn man Ihnen mit der Neujahrsansprache 3 Monate Ausgangssperre angekündigt hätte?“ Gute Frage. Die Antwort: Ein einhelliges Protestgeschrei, von Karnevalisten bis zu Wintersportlern.

    1962 gab es einige Pockenfälle direkt jenseits der Grenze in Lammersdorf.
    SPON brachte jetzt einen interessanten Artikel dazu:
    https://www.spiegel.de/geschichte/epidemie-in-der-eifel-1962-die-attacke-der-gefaehrlichen-pocken-a-379516eb-087c-446f-b290-c75775836f36

    Das GE erinnerte am 3.2.2018 an die damalige Situation in Ostbelgien:
    https://www.grenzecho.net/art/magazin/pockenepidemie-1962-ihr-habt-nur-einen-tag-karneval

    Interessant, die Reaktion eben der Karnevalisten damals. Erstaunlich, wie der Verfasser dieses Artikels noch 2018 die karnevalistischen Blockadebrecher augenzwinkernd sozusagen als Widerstandshelden feiert. Dabei war mit den Pocken nun wirklich nicht zu spaßen. Ob dieser Artikel auch heute noch so sorglos geschrieben worden wäre?

  2. Man darf niemals die Ärzte verurteilen oder anklagen (die für mich die tragischen Helden in dieser Krise sind) , sondern die politisch Verantwortlichen, die diese Situation durch das Zugrundesparen der medizinischen Versorgung in verschiedenen Staaten in den letzten Jahren zu verantworten haben.

    Auch hier in Belgien!

    Und da fiele mir die Wand von Targoviste ein …. Solche Wände gibt es auch bei uns!

  3. Piersoul Rudi

    Ich frage mich immer wie solche Entscheidungen aussehen würden, wenn die „Opfer“ angehörige diese Ärzte/Entscheider sind bzw eine einflussreiche Persönlichkeit(oder deren Angehörigen)???
    Man stelle sich mal vor ein Ex französische Präsident, über 80, und der wird nicht am Leben gehalten…

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