Gesellschaft

„So, mehr wird’s nicht“: Claus Kleber moderierte am Donnerstag zum letzten Mal das „heute journal“ im ZDF

30.12.2021, ---: Claus Kleber konzentriert sich vor der Moderation seiner letzten „heute journal“-Sendung. Foto: Ralph Orlowski/ZDF/dpa

AKTUALISIERT – Das „heute journal“ bereitet Claus Kleber einen feierlichen Abschied. Kollegin Gundula Gause lobt: „Du gehst, damit geht eine Ära zu Ende.“ Der Moderator richtet zum Schluss einen ernsten Appell ans Publikum.

„So, mehr wird’s nicht. 2977 Mal. Heute zum letzten. Guten Abend.“ Der ZDF-Anchorman Claus Kleber hat am Donnerstagabend nach fast 20 Jahren Abschied vom „heute journal“ genommen.

Der 66-Jährige wirkte sichtlich bewegt und kämpfte teilweise mit seiner Stimme, als er ein selbstbemaltes Pappschild mit der Zahl 2977 in die Kamera hielt. Seine letzte Moderation endete mit einem langen Appell.

20.12.2017, Rheinland-Pfalz, Mainz: Der „heute-journal“-Moderator Claus Kleber spricht im ZDF-„heute“-Studio bei einem Interview. Er ist einer der bekanntesten Nachrichtenjournalisten Deutschlands und hört nun auf. Foto: Thomas Frey/dpa

Kleber zog zunächst eine düstere Bilanz: „Wer sich hier jeden Tag einen Reim auf die Nachrichten macht, der kann nicht anders als mit Sorgen nach vorne schauen“, so der Journalist, der einen dunkelblauen Anzug und eine bordeauxfarbene Krawatte trug.

„Die Pandemie lässt viel Leid zurück, aber sie wird vorüber gehen. Anderes nicht. Was an der ukrainischen Grenze passiert und im Baltikum irgendwann passieren könnte, die harte Linie von China. Die Demontage der Demokratie in Amerika, die sich immer weiter frisst. Und die europäische Idee, die ihren Schwung verloren hat – wie auch manches bei uns.“

Kleber fuhr fort: „Das müsste alles nicht sein. Wir Menschen haben das Wissen, die Technik, die historische Erfahrung, um das alles zu meistern. Zum ersten Mal sind unsere Werkzeuge so mächtig wie unsere Probleme. Das kann was werden. Aber ohne eine engagierte, informierte Öffentlichkeit wird es nichts. Und deshalb muss es Redaktionen geben, wie die Menschen hinter dieser Sendung, leidenschaftliche Profis, die jeden Morgen antreten können mit dem einzigen Ziel, die bestmögliche Sendung zu machen. Furchtlos, ohne Quoten-Druck und abgeschirmt gegen politische Strippenzieher. Ein tolles Team – und es ist da.“

Die „heute-journal“-Moderatoren Marietta Slomka und Claus Kleber im ZDF-„heute“-Studio in Mainz. Foto: Thomas Frey/dpa

Der Moderator fuhr fort: „Aber das nützt nix, wenn wir Sie nicht überzeugen können. Das hier ist alles ein bisschen Video-Zirkus, wenn Sie sich nicht die Zeit und die Mühe nehmen, sich mit unserer Arbeit zu beschäftigen. Engagiert und kritisch. Mit dem Vertrauen, das wir uns hier jeden Tag verdienen müssen.“

Kleber schloss: „Ab und zu ändern sich die Nasen, die hier vorne stehen. Jetzt zum Beispiel. Gundula bleibt, ich gehe, Christian Sievers kommt. Alles gut.“ Er verabschiedete sich mit „Good Night and Good Luck und ein Gutes Neues Jahr. Vor allem vielen Dank.“

Als letzte Szene, die die ZDF-Kamera einfing, klatschte er sich mit seiner Kollegin Gundula Gause ab. Gause hatte sich bei ihm zuvor herzlich bedankt: „Wir werden Dich vermissen und ich ganz besonders. Und jetzt muss ich Dir noch was sagen, das Du nicht hören willst, aber es muss gesagt werden: Du gehst, damit geht eine Ära zu Ende.“ (dpa)

39 Antworten auf “„So, mehr wird’s nicht“: Claus Kleber moderierte am Donnerstag zum letzten Mal das „heute journal“ im ZDF”

  1. Peter Müller

    30.12.2021 – 09:33 Uhr
    Der scheidende ZDF-„heute journal“-Moderator Claus Kleber (66) bemängelt eine zunehmende Ideologisierung im Journalismus.
    Denn: Nach Ansicht von Kleber halten nicht alle Kollegen die Grenze zwischen Aktivismus und Journalismus ein. Er sei schockiert, „mit welcher Selbstverständlichkeit da Urteile abgegeben werden“, ohne dass recherchiert wurde, sagte Kleber der „Zeit“. Der Moderator kritisierte: „Selbst die Kommentare im Öffentlich-Rechtlichen sind oft eher Besinnungsaufsätze.“
    Kleber: „Ideologie vergiftet den Journalismus.“

    • Willi Müller

      Ausgerechnet Kleber redet von Ideologisierung.Er hat doch in den vergangenen letzten Jahre Merkels Ideologie wie eine Soße über die Realität gelegt und missioniert ohne Ende, ob beim Klima, Corona oder bei der Migration.

  2. Guido Scholzen

    Claus Kleber kritisiert: «Ideologie vergiftet den Journalismus»
    🤔
    Ach nee, warum hat er denn selber nicht gegen den Strom geschwommen? E war doch faktisch der Chef in seiner eigenen Sendung.
    Weil er selber KASSE damit gemacht hat!
    Er hat z.B. ein Buch über den Klimawandel geschrieben, und er promotete es in etlichen Fernsehsendungen (ZDF und auch WDR, wenn ich mich recht erinnere)
    https://www.amazon.de/Spielball-Erde-Machtkämpfe-im-Klimawandel/dp/3570101347
    Er selber ist einer oder sogar der Hauptgrund, warum die Berichterstattung in den ZDF-News (nicht nur heute-journal) zur grün-versifften Einbahnstrasse mutierte.
    Da ich die Tagesschau oder heute(-journal) nur noch einige Minuten pro tag im Internet überfliege (anschauen im TV, nein danke, diese Visagen interessieren wirklich nicht, es sind nur fleischgewordene Brechmittel🤮), war mir die Meldung von ZDF-heute am heutigen Tage besonders suspekt. Es war ein Beitrag, wo wieder mal gezeigt wird, wie realitätsfremd mit der momentanen Gesellschaftssituation in Presse+Politik umgegangen wird.

    Energiewende – Rechenzentren als Stromspeicher – Rechenzentren statt Gaskraftwerke
    https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/rechenzentren-energie-speicher-energiewende-100.html

    Oh Herr, schmeiss‘ Hirn vom Himmel.
    Warum hat Claus Kleber denn nicht versucht, die Ausstrahlung eines solchen ideologischen Mistes zu verhindern?
    oder meinte er mit Ideologisierung in den Medien doch eher ‚rechtsgesinnte Ideologien‘? Ja wo find ich die denn massenhaft im Mainstream? Nirgendwo!

    Claus Cleber sollte sich für seine TV-Tätigkeiten der letzten 20 Jahre öffentlich entschuldigen.

  3. Kritiker

    Zu Verzell: Bei ihrem Kommentar stimmt lediglich der Satz „Geld regiert die Welt“. Von einem Gastreferat mit Claus Kleber in Eupen haben wir allein aus finanziellen Gründen abgesehen. Das ist in unseren Augen kein Referent wert.

  4. Besser spät als nie, aber trotzdem sehr schade das er sich erst jetzt beim Abzug in einem Interview traut einen Teil der Wahrheit auszusprechen…. den übrigens schon viele Bürger vermutet und angesprochen haben und dafür belächelt, diffamiert und/oder in die Rechte Ecke gestellt wurden

  5. Friedrich Meier

    Geld regiert die Welt und der Kleber klebt daran.
    Da sah ich die Marietta Slomka zehn mal lieber. Auch wenn sie ähnliche Interviews geführt hat, ist sie doch bei weitem nicht so arrogant dabei vorgegangen, wie dieser Kleber.

  6. Eastwind

    Claus Kleber wird als „ganz großer Journalist“ gefeiert. Aber was hat der Mann gemacht? Er hat eine Nachrichtensendung moderiert. Mehr nicht. Nicht einmal die einzelnen Beiträge kamen von ihm. Da sieht man, wie das Massenmedium Fernsehen die Realität verfälscht. Die Personen, die sich nach außen zeigen, werden glorifiziert und diejenigen, die wirklich etwas leisten, bekommt man gar nicht zu sehen.

    • Joseph Meyer

      @Frontmann
      wo sehen Sie seit März 2020 denn noch seriöse Fernseh-und Nachrichtenmagazine?
      Was da noch gebracht wird ist doch vom Deep State in den USA ausgehender und in der EU und wohl in allen Industriestaaten übernommener Einheits-Lügenbrei geworden, Hofberichterstattung der Regierungen, leider! Ohne die Lügerei der Fernseh-Propaganda und deren Panikmache wäre es in den 21 Monaten nie zu diesem Massenphänomen und dieser Massenhypnose gekommen, die dank der offiziellen Medien immer noch anhalten.
      Und Kleber war in der Hinsicht ein ganz perfider Vertreter seiner Zunft, insbesondere auch was die Hetze gegen Russland und andere nicht konforme Staatschefs anging, Irak, Iran, Venezuela, Lybien, Syrien, zuletzt Burundi, Swasiland, Elfenbeinküste und Tansania, lassen grüssen – deren Präsidenten können es nicht mehr, warum mussten sie sich denn auch partout gegen die Corona-Diktatur stemmen …

    • Friedrich Meier

      Ich weiß mich noch an das Interview damals mit Sebastian Kurz zu erinnern.
      Kurz wörtlich: „Ja, vielleicht würden Sie selbst besser wissen, was ich tun sollte, als ich das selbst weiß…“
      Ich habe mir gedacht, dass der Mensch mal über solche besserwisserische Gutmenschen stolpern wird. Auch wenn der Kurz kein braver war, so hat am Ende so ein „Enthüller“ wie der Kleber ihn zu Sturz gebracht und damit sich selbst bestens profiliert.

    • @Harald
      Jetzt, wo Sie es sagen, Harald, fällt es mir auch auf: weder Willi Müller noch @Krisenmanagement verstehen etwas von Politik. Zum Glück sind wir beide nicht wie jene.
      Frohes neues Jahr, Harald

  7. Corona2019

    Lese zufällig jetzt , das Herr Kleber ein Jahr dafür gekämpft hatte , das nach der Verkündung der Lottozahlen ,die Worte – alle Angaben ohne Gewähr – doch entfallen könnten.
    Zu diesem Thema soll es beim ZDF einen ganzen Aktenordner über ihn geben.

    Da ich das Thema letztens auch angesprochen hatte, ist meine Verwunderung jetzt umso größer.
    Der Vermerk – alle Angaben ohne Gewähr – bleibt, doch Herr Kleber geht.

    Glaube wenn uns dieser Aktenordner zur Verfügung gestellt würde, dann käme Claus Kleber nicht ganz so regierungsnahe oder freundlich rüber, wie manche es hier vermuten.

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