Leserbrief

Christophe Nix: Demonstrieren wir nicht alle ein bisschen?

Eine Spezialeinheit aus Lüttich marschiert in Eupen ein. Sichern sie das Parlament? Das Ministerium? Das Rathaus? Mitnichten, ein kleiner Park an der Ecke der Hauptstraße ist das Ziel.

Wer kann es ihnen verdenken, Terroris… Entschuldigung, Aktivisten in Eupen? So etwas kennen wir doch sonst nur aus dem Fernsehen.

Nach dem erfolglosen Versuch, die Führung der Aktivistenzelle am Montag Abend durch Einschüchterung und improvisiertem Muskelspiel zu zerschlagen, musste ja mit dem Schlimmsten gerechnet werden. Ich vermute einen Anruf in die USA an diesem Abend.

Der Stadtrat konsultiert den amerikanischen Präsidenten. Sie sind zu dem Schluss gekommen “eine Spezialeinheit muss her”. Solch militante und gewaltbereite Besetzung des öffentlichen Raums stellt offensichtlich eine akute Gefährdung der lokalen Wald und Wiesen Polizei dar, da müssen Profis ran. Gesagt, getan! Solch ein Spektakel gab es zuletzt als der König zu Besuch war.

Für das Geheimkommando Friedenspark standen nicht nur 3 Dutzend Polizisten Schulter an Schulter, sondern auch alle Beteiligten jeglicher Couleur. Im Namen der öffentlichen Ordnung haben Sie es ausnahmsweise tatsächlich geschafft, Hand in Hand zusammenzuarbeiten. Schnell, effizient und zuverlässig. Dafür gab es dann sicher einige Schulterklopfer am Nachmittag.

Die Devise ist Wählengehen und Klappehalten, eine Beteiligung ist nur in abgestecktem Rahmen erwünscht. Solch wilde Einmischung wird nicht toleriert, und es wird klar gezeigt, wer hier das Sagen hat.

Das Loch im Park wird dem einen oder anderen Bürger wohl erst jetzt wirklich auffallen. In 20 Jahren postet dann jemand ein Foto vom Friedenspark in die Facebookgruppe “Eupen war auch mal schöner” und schreibt einen nostalgischen Kommentar darunter.

Die einen demonstrieren für den Erhalt von Bäumen und die anderen demonstrieren ihre Macht. Die Frage nach dem größeren Übel beantworten die Geschichtsbücher.

Sicher ist: Diese Demonstration war nicht die letzte.

8.5.2015 Christophe Nix, Lontzen

5 Antworten auf “Christophe Nix: Demonstrieren wir nicht alle ein bisschen?”

  1. Marc Van Houtte

    Hätten wir diese Aufgebote doch nur gegen Einbrecher.
    Tut mir leid hatte vergessen das Einbrecher zu erwischen keine Prio ist da sie nur Geld kostet und der Knast ist eh voll. Wie heißt es so schön gegen Auflagen nachhause geschickt.

    • Öppe Alaaf

      Also wenn man die Polizei aus der Wallonie (!) zur Hilfe rufen muss, weil man die eigenen Bürger nicht im Griff hat und mit der Situation nicht klar kommt,…

      …würde dass doch heissen, dass man Hilfe aus der Wallonie braucht, weil man mit der Verbrechensbekämpfung nicht klar kommt.

      Nein! Ich glaube, da ist man lieber ausgeraubter Ostbelgier als Empfänger wallonischer Hilfe.

      …eigentlich schade!

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