Schlagzeuger Charlie Watts war für viele die Seele der Rolling Stones, er schaffte Ausgleich zu den Band-Hitzköpfen Mick Jagger und Keith Richards. Jetzt ist er im Alter von 80 Jahren gestorben – die Musikwelt trauert.
Vor einigen Wochen war bereits bekannt geworden, dass Watts nicht an der kommenden US-Tournee seiner Band teilnehmen sollte. Er erhole sich von einer nicht näher spezifizierten medizinischen Behandlung, hieß es PA zufolge von einem Sprecher. Band-Kollege Mick Jagger twitterte Anfang August noch, er freue sich darauf, den Kollegen Charlie nach seiner Genesung wieder willkommen zu heißen.
Geboren am 2. Juni 1941 in Nordlondon, entdeckte der Musiker schon früh seine Liebe zu Jazz und Blues. Er bastelte sich aus einem alten Banjo sein erstes Schlagzeug – es war der Beginn einer jahrzehntelangen Karriere mit diversen Jazz-Formationen und eben den Rolling Stones.
Watts kam ein halbes Jahr nach dem ersten Auftritt der Band im legendären Londoner Marquee Club am 12. Juli 1962 dazu. Die Entscheidung machte sich bezahlt, musikalisch und finanziell. Die Stones hätten eben das Glück und das Geld gehabt, viel Zeit im Studio verbringen zu können, sagte er dem britischen „Telegraph“ ein halbes Jahrhundert später – und sie hätten daher viel ausprobieren können.
Der Drummer galt als einer der bestgekleideten Rockstars. Doch im Gegensatz zu Sänger Mick Jagger und Gitarrist Keith Richards mied er das Rampenlicht. Als Jazzmusiker wusste er musikalische Kollaborationen zu schätzen und schweißte die Stones zusammen – nicht nur, wenn er den Rhythmus auf der Bühne vorgab, sondern vor allem, wenn sich Jagger und Richards über Jahre hinweg immer wieder verkrachten.
Seit 1964 war Watts mit derselben Frau verheiratet, der Künstlerin Shirley Watts, mit der er eine erwachsene Tochter hatte. Sie lebten auf einem Gestüt in der Grafschaft Devon und züchteten professionell Araberpferde. In den 1980ern trank Watts stark und nahm Drogen. 2004 überstand der einst starke Raucher eine Kehlkopfkrebserkrankung.
Das Rockerleben ließ ihn nicht los: Nach jeder Tour versuche er sich zurückzuziehen, gestand er der „Times“ mit 75. Keith Richards frage ihn, was er dann tun werde. „Ich weiß nicht, Rasenmähen? Also setze ich mich nicht zur Ruhe.“ (dpa)
RIP!
Ein immer gern gesehener Gast beim Aachener CHIO in der Soers (er besaß mit seiner Frau ein edles Araber-Gestüt in der Grafschaft Devon) und in der Mayer´schen Buchhandlung am Büchel, wo er sich mit Literatur zur Pferdezucht eindeckte. Auch im UKA war er 2004 für einige Zeit in Behandlung.
Ein stiller und gebildeter Herr ohne Attitüden mit Stil und Benimm.
Danke für die sechs geilen Konzerte, die ich mit ihm und seinen wilden Kumpels in den vergangenen gut fünf Jahrzehnten erleben durfte.
Ruhe in Frieden.