Gesellschaft

Kritik an Polizeieinsatz gegen Gegner der Monarchie in Großbritannien – „Coronation Big Lunch“ am Sonntag

06.04.2023, Großbritannien, York: Demonstranten tragen Plakate mit der Aufschrift „Not My King“ (dt: nicht mein König), während sie auf die Ankunft des britischen Königs und der Königsgemahlin, zum königlichen Gründonnerstagsgottesdienst im York Minster warten. Foto: Owen Humphreys/PA Wire/dpa

AKTUALISIERT – Insgesamt 52 Menschen hat die Londoner Polizei während der Krönungsfeiern für König Charles festgenommen. Angesichts der Massen an Schaulustigen klingt das nach einem äußerst ruhigen Tag. Für Unmut sorgt aber, wen die Beamten ins Visier nahmen.

Mit scharfer Kritik haben Bürgerrechtler und Politiker auf das harte Vorgehen der Londoner Polizei gegen Monarchie-Gegner bei den Krönungsfeiern für König Charles III. reagiert.

Der Abgeordnete Richard Burgon von der Oppositionspartei Labour zeigte sich „tief besorgt“. Seine Parteikollegin Zarah Sultana betonte: „Was immer man von der Monarchie hält, das Recht auf friedlichen Protest ist fundamental für die Demokratie.“

In der Nacht zum Sonntag wurde der Chef der Anti-Monarchie-Gruppe Republic, Graham Smith, nach rund 16 Stunden aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Sein Handy sei aber beschlagnahmt worden, teilte die Organisation mit.

06.05.2023, Großbritannien, London: Das von Labour4Republic aufgenommene Handout-Foto zeigt, wie ein Anti-Monarchie-Protestlers im Zentrum Londons verhaftet wird. Foto: Labour For A Republic/PA Media/dpa

Smith sprach am Sonntag von einem „direkten Angriff auf unsere Demokratie“. Ob ihm eine Strafe drohe, wisse er nicht. Der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan forderte die Polizei zu „Klarheit“ auf. Regierungsvertreter nannten den Polizeieinsatz „ausgewogen“.

Auf Twitter schrieb Smith nach seiner Freilassung: „Machen wir uns nichts vor. Im Vereinigten Königreich gibt es kein Recht mehr auf friedlichen Protest.“ Ihm sei schon oft gesagt worden, der Monarch sei dazu da, «unsere Freiheiten» zu verteidigen. „Jetzt werden unsere Freiheiten in seinem Namen angegriffen.“

Bereits am Samstag hatte die Organisation Human Rights Watch kritisiert, die „unglaublich alarmierenden“ Festnahmen würde man eher in Moskau und nicht in London erwarten.

Die Londoner Polizei nahm nach eigenen Angaben am Samstag insgesamt 52 Personen unter anderem wegen Ausschreitungen, Verstößen gegen die öffentliche Ordnung und Ruhestörung fest. Die britische Regierung hatte das Demonstrationsrecht zuletzt stark verschärft. So können Polizisten Kundgebungen bereits unterbinden, wenn sie davon schwere Störungen befürchten.

06.05.2023, Großbritannien, London: Ein Polizist entfernt einen Lautsprecher aus einer Ansammlung von Monarchie-Gegnern am Tag der Krönungszeremonie von König Charles III. Foto: Scot Garfitt/AP

Einsatzleiterin Karen Findlay verteidigte das Vorgehen als verhältnismäßig. Zwar bestätigte sie das Recht auf friedlichen Protest. Zugleich betonte Findlay aber, die Polizei müsse eingreifen, wenn Demonstrationen ernsthafte Störungen verursachen könnten. „Das hängt vom Kontext ab. Die Krönung ist ein Ereignis einer Generation, und das ist ein wichtiger Aspekt bei unserer Bewertung“, sagte sie.

Diese Begründung wurde scharf kritisiert. Die Labour-Spitzenpolitikerin Jess Philips sagte, „unsere Nation und unser König sind nicht so verletzlich, dass sie nicht harmlose Proteste mit anderen Ansichten hinnehmen können“.

Am Samstag hatten Menschen in mehreren britischen Städten friedlich gegen die Krönung von König Charles III. demonstriert. In London versammelten sich unweit der Prozessionsroute Hunderte Menschen. Proteste gab es aber auch in der walisischen Hauptstadt Cardiff und der schottischen Großstadt Glasgow. Beim Premier-League-Spiel des englischen Fußballclubs FC Liverpool gegen Brentford pfiffen Fans der Heimmannschaft die britische Hymne aus.

07.05.2023, Großbritannien, London: Menschen feiern anlässlich der Krönung ein Straßenfest im The Regent’s Park. Foto: Sina Schuldt/dpa

Am Sonntag gingen die Feierlichkeiten zunächst mit Straßenfesten im ganzen Land weiter. Beim sogenannten „Coronation Big Lunch“  organisierten Gemeinschaften überall im Land Nachbarschaftsfeste, bei denen sich die Anwohner und andere Gäste oft an langen Tafeln zum gemeinsamen Mittagessen und Anstoßen versammelten. Sogar ein eigenes Rezept wurde für die Feste veröffentlicht: die „Coronation Quiche“ mit Spinat, Bohnen und Estragon.

„Egal, ob das euer erster ‚Big Lunch‘ ist oder er jedes Jahr im Kalender steht, wir senden unsere besten Wünsche an alle, die dabei sind“, schrieb das frisch gekrönte Königspaar in einer Grußbotschaft auf dem Instagram-Kanal des Königshauses. „Wir hoffen, dass es für alle ein tolles Ereignis sein wird.“ Ein Sprecher des Palasts teilte außerdem mit, das Königspaar sei „tief berührt“ nach den Feiern und allen sehr dankbar, die dazu beigetragen hätten.

Charles und Camilla selbst wurden am Abend zum großen Krönungskonzert auf Schloss Windsor erwartet, wo Stars wie Take That, Katy Perry und Lionel Richie auftreten sollten. (dpa)

Royales Spektakel zwischen Tradition, Feierstimmung und Protest – Charles und Camilla in London gekrönt

Es ist ein historisches Ereignis: Charles und Camilla sind zu König und Königin gekrönt worden – vor den Augen zahlreicher prominenter Gäste aus aller Welt. Für besonderes Entzücken sorgen – mal wieder – die Kinder. Doch es gibt auch Protest.

Jahrhundertealte Traditionen treffen auf Politk- und Show-Prominenz aus der ganzen Welt: In einer historischen Zeremonie sind Charles und Camilla in London zu König und Königin gekrönt worden. Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, setzte ihnen am Samstag in der Londoner Westminster Abbey die Edwardskrone und die Krone von Queen Mary auf.

Im Rahmen der Zeremonie wurde der 74-jährige Charles mit heiligem Öl gesalbt, außerdem kleidete sein ältester Sohn, Thronfolger Prinz William, seinen Vater in die royale Robe.

06.05.2023, Großbritannien, London: König Charles III. und Königin Camilla winken der Menge vom Balkon des Buckingham Palace nach der Krönungszeremonie zu. Foto: Frank Augstein/AP/dpa

– Drei Enkel für Charles. Für Entzücken sorgten abermals die Kinder von William und Prinzessin Kate. Charlotte (8) und Louis (5) saßen während des Gottesdienstes in der ersten Reihe bei ihren Eltern und sangen aus vollen Kehlen die Nationalhymne „God Save the King“ mit.

Der neunjährige Prinz George hatte eine besondere Rolle: Er war gemeinsam mit drei anderen Jungen als Ehrenpage seines Großvaters Charles im Einsatz. Später winkten alle drei Enkel gemeinsam mit ihren Cousins und Cousinen vom Balkon den jubelnden Massen zu.

Nach dem zweistündigen Gottesdienst war das Königspaar in der 261 Jahre alten Goldenen Staatskutsche, die nur für Krönungen genutzt wird, zum Buckingham-Palast gefahren. Charles‘ Schwester Prinzessin Anne ritt – trotz des Regens – hinter der Kutsche.

In dem prachtvollen Zug marschierten Tausende Soldaten der britischen Armee und der Commonwealth-Staaten mit. „Das sind ja auch Bilder die wir sonst nicht mehr erleben“, sagte Königshausexpertin Leontine von Schmettow in der ARD. „Und das ist diese ganze Pracht, die wir mit Großbritannien verbinden.“

06.05.2023, Großbritannien, London: Prinz Harry, Herzog von Sussex, kommt vor der Krönungszeremonie von König Charles III. und Königsgemahlin Camilla in der Westminster Abbey an. Foto: Toby Melville/Pool Reuters/AP/dpa

– „Down with the Crown“: Protest und Festnahmen. Doch längst nicht jeder mag eben diese Pracht. Zwar betrug die Länge der Krönungsprozession für König Charles III. nur rund ein Viertel der Strecke, die seine Mutter Queen Elizabeth II. vor 70 Jahren zurücklegte. Dennoch nutzten Monarchie-Gegner den Tag für Protest, in mehreren britischen Städten wurde mit Sprechchören wie „Down with the Crown“ (Nieder mit der Krone) demonstriert. In London nahm die Polizei 52 Demonstranten fest, was für heftige Kritik sorgte.

„Dies ist etwas, das man in Moskau erwarten würde, aber nicht in London“, sagte die Chefin der britischen Niederlassung von Human Rights Watch, Yasmine Ahmed, einer Mitteilung zufolge. „Friedliche Proteste erlauben es den Menschen, die Mächtigen zur Verantwortung zu ziehen. Das ist etwas, dem die britische Regierung offenbar zunehmend abgeneigt zu sein scheint.“

Der Bürgerrechtler Peter Tatchell twitterte, die Polizei habe riesige Absperrungen errichtet, um Monarchie-kritische Transparente zu verdecken. „Das Recht auf friedlichen Protest unterdrückt. Schande!“ Die Londoner Polizei hatte ein rigoroses Vorgehen gegen Menschen angekündigt, die aus ihrer Sicht die Krönung stören wollen.

06.05.2023, Großbritannien, London: König Philippe und Königin Mathilde von Belgien kommen vor der Krönungszeremonie von König Charles III. Königsgemahlin Camilla in der Westminster Abbey an. Foto: Toby Melville/Pool Reuters/AP

– Gekrönte Häupter und ein schlendernder Harry. Doch Zehntausende andere feierten das Königshaus und strömten in die Londoner Innenstadt, um einen Blick auf Charles, Camilla und die anderen Royals zu erhaschen. Wer einen guten Blick auf die Prozession haben wollte, musste bereits am frühen Morgen seinen Platz an der Prachtstraße The Mall sichern.

Komfortabler hatten es da die geladenen Gäste in der Kirche, die aus der ganzen Welt zur Krönung anreisten. Unter ihnen waren gekrönte Häupter wie Philippe und Mathilde von Belgien, Willem-Alexander und Máxima von den Niederlanden und Felipe und Letizia von Spanien. Aus Schweden kamen König Carl Gustaf und seine Tochter Victoria. Für das dänische Königshaus kamen Kronprinz Frederik und Kronprinzessin Mary, für die Norweger reisten Haakon und Mette-Marit an.

Charles jüngerer Sohn Prinz Harry kam allein zu der Zeremonie, seine Frau Meghan blieb mit den beiden Kindern in den USA. Wie erwartet war er auch später nicht dabei als die Königsfamilie sich auf dem Palast-Balkon präsentierte und den Fans zuwinkte.

– Polit-Prominenz und britisches Schmuddelwetter. Dass die britische Monarchie durchaus auch weltweit politische Bedeutung hat, zeigte sich an der Gästeliste. Bei der Zeremonie dabei waren beispielsweise der französische Präsident Emmanuel Macron, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, der kanadische Premierminister Justin Trudeau, die ehemaligen britischen Premierminister Boris Johnson und Tony Blair, US-First Lady Jill Biden und die Frau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Olena Selenska. Auch Showstars wie Nick Cave, Katy Perry und Lionel Richie waren zu Gast bei der Zeremonie.

06.05.2023, Großbritannien, London: Prinz Harry, Herzog von Sussex, kommt vor der Krönungszeremonie von König Charles III. und Königsgemahlin Camilla in der Westminster Abbey an. Foto: Toby Melville/Pool Reuters/AP/dpa

Charles ist bereits seit dem Tod seiner Mutter am 8. September 2022 König. Die Krönung symbolisiert lediglich seine Amtsübernahme. Es ist die erste Krönung eines britischen Monarchen seit 70 und die erste eines Königs seit 86 Jahren. Da es in den Königshäusern der anderen Länder ein solches Krönungsritual nicht gibt, war die Feier für die allermeisten Gäste ein bislang einmaliges und historisches Ereignis.

Zwei Fans der Royals verkündeten schon am Morgen: „Es ist ein britischer Feiertag, natürlich wird es regnen!“ Und so kam es dann auch. Wegen des Schmuddelwetters musste die militärische Kunstfliegerstaffel kleiner ausfallen als geplant. Nur die „Red Arrows“ und Helikopter waren vor trübgrauem Himmel zu sehen. Die Königsfamilie lächelte und staunte trotzdem, als die Flieger die Farben der Nationalflagge Union Jack – Blau, Weiß und Rot – in den Himmel sprühten. (dpa/cre)

HINWEIS: Der Bericht wird regelmäßig aktualisiert. Nachfolgend Tweets zur Krönung in London:

21 Antworten auf “Kritik an Polizeieinsatz gegen Gegner der Monarchie in Großbritannien – „Coronation Big Lunch“ am Sonntag”

    • Robin Wood

      So ist das in unseren heutigen Demokratien. Die Bürger dürfen alles sagen, was den Regierungen passt und wenn es nicht passt, geht die Polizei hart gegen die friedlich (!) demonstrierenden Bürger vor.
      Wir kennen das ja bestens aus Corona-Zeiten. Erinnert doch wieder sehr an autokratische Staaten.

  1. Robin Wood

    Ich will nicht wissen, wieviel die Kronen gekostet haben, die die zwei auf dem Kopf haben, aber ich finde die Dinger echt hässlich.
    Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten…

    • 9102Anoroc

      @ – Robin Wood 08:53

      Da haben sie recht , bei den Engländern scheint es, dass Karneval , bei der Kostümauswahl , preislich alles geht.
      Ich verstehe aber auch nicht weshalb die Engländer Karneval so spät feiern.-)

    • 9102Anoroc

      @ – Clown und Clownie 14:32

      Ja , und traurigerweise kann Diana hier keinen Kommentar schreiben zu dem Paar.
      Sie ist dann wohl jetzt endgültig in Vergessenheit geraten.
      Ich habe ja bis heute noch immer ein wenig Zweifel, ob es sich damals wirklich um einen Unfall gehandelt hat.
      Aber sollte es kein Unfall gewesen sein , wird es jetzt bestimmt niemand mehr erfahren.

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