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Taucher bergen zwei Leichen nach Brückeneinsturz in den USA – Was wir wissen und was wir nicht wissen…

26.03.2024, USA, Baltimore: Das Containerschiff "Dali" steckt unter einem Teil der Francis Scott Key Bridge fest. Foto: Uncredited/Maryland National Guard/AP/dpa

AKTUALISIERT – Die Ermittlungen zum Unglück im Hafen von Baltimore dürften noch Monate dauern. An Bord des havarierten Frachtschiffs befinden sich Dutzende Container mit Gefahrgut. Einige davon sind beschädigt.

Nach dem Einsturz einer großen Autobahnbrücke im Hafen der US-Stadt Baltimore haben Einsatzkräfte zwei Tote aus dem Wasser geborgen. Die Polizei des Bundesstaates Maryland teilte am Mittwochabend (Ortszeit) mit, Taucher hätten die Leichen der 26 und 35 Jahre alten Männer aus einem Pickup-Truck in sieben Meter Tiefe gezogen. Unterdessen wurde bekannt, dass sich an Bord des havarierten Frachtschiffs, das die Brücke zum Einsturz gebracht hatte, große Mengen gefährlicher Stoffe befinden.

27.03.2024, USA, Linthicum Heights: Die Vorsitzende der für Transportsicherheit zuständigen US-Behörde NTSB (National Transportation Safety Board), Jennifer Homendy (r), und der verantwortliche NTSB-Ermittler Marcel Muise sprechen während einer Pressekonferenz. Foto: Alex Brandon/AP/dpa

Das rund 290 Meter lange Containerschiff „Dali“ hatte in der Nacht zu Dienstag einen Stützpfeiler der vierspurigen Francis Scott Key Bridge gerammt und das mehr als 2,5 Kilometer lange Bauwerk so zum Einsturz gebracht. Nach Angaben des Verkehrsministers von Maryland, Paul Wiedefeld, befanden sich zum Zeitpunkt des Unglücks acht Bauarbeiter auf der Brücke, um Schlaglöcher auszubessern. Zwei von ihnen wurden am Dienstag gerettet. Von den sechs anderen – die laut Polizei aus Mexiko, Guatemala, El Salvador und Honduras stammen – fehlte bislang jede Spur.

– Ins Wasser gestürzte Fahrzeuge unter Trümmern begraben: Bei den Toten, die nun gefunden wurden, handelt es sich um zwei dieser vermissten Bauarbeiter, wie die „Washington Post“ unter Berufung auf deren Arbeitgeber berichtete. Die Behörden gehen davon aus, dass auch die anderen Vermissten tot sind und ihre Leichen vorerst nicht geborgen werden können.

„Wir haben alle Suchbemühungen in der Umgebung dieses Einsatzortes ausgeschöpft“, sagte Roland Butler von der Polizei von Maryland am Mittwochabend. Der Einsatz von Sonartechnik habe gezeigt, dass weitere ins Wasser gestürzte Fahrzeuge von Trümmern und Beton umschlossen und daher nicht zugänglich seien. Die Bedingungen im Wasser rund um die gewaltigen Trümmerteile seien inzwischen derart gefährlich, dass Taucher sich dort nicht mehr sicher bewegen könnten.

26.03.2024, USA, Pasadena: Eine amerikanische Flagge weht auf einem vertäuten Boot, während ein Containerschiff unter den Trümmern der Francis Scott Key Bridge liegt. Foto: Mark Schiefelbein/AP

Zwar hatte die Schiffsbesatzung vor dem Zusammenprall noch einen Notruf abgesetzt, was vermutlich Leben rettete – denn Beamte an Land stoppten den Verkehr und verhinderten so, dass weitere Autos auf die Brücke gelangten. Trotzdem brachen große Teile der Brücke in sich zusammen.

Einsatzkräfte konzentrierten sich in den Stunden nach dem Unglück zunächst auf die Suche nach Überlebenden. Inzwischen sind jedoch auch intensive Ermittlungen zum Hergang des Unglücks angelaufen. Vertreter der für Transportsicherheit zuständigen US-Behörde NTSB gingen am Mittwoch erstmals an Bord des Frachters. Behördenchefin Jennifer Homendy stellte am Abend (Ortszeit) erste Details der Untersuchungen vor.

– Was genau ist passiert? Das unter singapurischer Flagge fahrende, rund 290 Meter lange Containerschiff „Dali“ war nach Angaben von Marylands Gouverneur Wes Moore „mit acht Knoten, also mit rasanter Geschwindigkeit“ auf die Brücke zugesteuert – das sind etwa 15 Kilometer pro Stunde. Die Kollision ließ die vierspurige, mehr als 2,5 Kilometer lange Brücke einstürzen (siehe VIDEO unten). Als Teil der überregionalen Verkehrsader Interstate 695 überspannte sie den Hafen der Ostküsten-Metropole Baltimore.

– Gibt es neue Erkenntnisse zur Ursache der Kollision? Hinweise auf eine vorsätzliche Tat oder gar einen Terroranschlag gibt es Behörden zufolge nicht. US-Präsident Joe Biden sprach von einem „schrecklichen Unfall“. Ersten Erkenntnissen zufolge könnte ein Problem mit der Stromversorgung die Ursache gewesen sein. Nach Angaben aus Singapur kam es wohl zu einem „vorübergehenden Antriebsverlust“, weshalb das Schiff seinen Kurs nicht halten konnte.

26.03.2024, USA, Baltimore: Blick auf die Francis Scott Key Bridge nach der Kollision eines Containerschiffs mit der Autobrücke. Foto: Uncredited/AP/dpa

Bei Ermittlungen der US-Behörde für Transportsicherheit NTSB auf dem Schiff wurde der sogenannte Schiffsdatenschreiber gesichert, wie die NTSB-Vorsitzende Jennifer Homendy am Mittwoch erklärte. Dieser gilt für die Ursachenforschung als besonders wichtig.

– Sind Auswirkungen auf Umwelt und Wirtschaft zu befürchten? Wie US-Medien unter Berufung auf die Küstenwache berichteten, wurden Vorkehrungen getroffen, um Umweltschäden so gering wie möglich zu halten. Demnach war auf dem Wasser ein Ölschimmer zu sehen. Verkehrsminister Pete Buttigieg teilte zudem mit, man stelle sich auf landesweite Lieferkettenprobleme ein.

Der Schiffsverkehr in den Hafen wurde bis auf Weiteres ausgesetzt und größere Frachter in einen Hafen des benachbarten Bundesstaats Virginia umgeleitet. Laut US-Regierung handelt es sich beim Hafen von Baltimore um eine der wichtigsten maritimen Anlaufstellen der USA – insbesondere für den Import und Export von Autos und Kleinlastern. (dpa)

Nachfolgendes VIDEO zeigt den Brückeneinsturz:

21 Antworten auf “Taucher bergen zwei Leichen nach Brückeneinsturz in den USA – Was wir wissen und was wir nicht wissen…”

  1. Wahnsinn !
    Bei einem 290 m langen Ungetüm, kann man wirklich nicht von einem Bötchen reden.
    Drei Überwachungssysteme stehen doch mindestens zur Verfügung , deshalb ein wenig unverständlich das ganze.
    Wie man auf dem Video sieht , ist kein Nebel in Sicht gewesen, bei dem man die Hand nicht vor den Augen gesehen hätte.
    Alleine von der Brücke des Schiffs, hätte der Kapitän doch klar den Pfeiler sichtlich erkennen müssen.
    Falls nicht , die Kameras vorne am Schiff , hätten dann doch ein deutliches Bild , auf den Monitor wiedergeben müssen , dass er genau auf den Brückenpfeiler zu paddelt.
    Dazu kommt die Navigation ?
    Alles ausgefallen?
    Oder ist ein großer Teil der Besatzung ausgefallen?
    Wenn man bedenkt , dass auf unseren Weltmeeren schon vereinzelt Schiffe unterwegs sind , ohne Personal…..
    Eine Herausforderung für alle , die sich ein Spaß daraus machen werden , solche Schiffe nur durch den PC fern zu steuern, bzw fremd zu Steuern .

    • Die Besatzung hat gesehen, was denen bevorstand. Das Teil hat auch nen etwas langen Bremsweg. vollbeladen, Wendekreis etwas grösser als bei nem Smart. Sie haben auch den Anker ausgelegt um abzubremsen. Achja ein Faktor noch. Es gibt Strömung, da kannste links oder rechts lenken, da macht die Strömung mit Dir was sie will und nicht die ausgefallene Steuerung oder Motor. Das klingt bei ihrer Beschreibung als wäre das ein Kleinwagen alles ganz easy umlenken mit ESP, ABS….nö die haben sicher alles versucht um nicht dagegen zu fahren. Es war auch ein Lotse an Bord.

    • Wieder voll daneben…
      Die DPA Nachricht ist längst überholt, siehe auch den Kommentar unter dem Bild.
      Der Kapitän konnte vorab die Behörden warnen, daher kaum noch Autos auf der Brücke.

  2. Karli Dall

    Der Lotse soll zum Zeitpunkt der Havarie das Schiff gesteuert haben, da er aufgrund seiner Erfahrung die Fahrrinne und auch fast jeden Stein kennt.
    Mit den Pfeilern kannte er sich augenscheinlich nicht aus, die müssen ihn verwirrt haben.

  3. Diese großen Schiffe haben meist nur einen Propeller. Das die gesamte Bordelektrik ausfällt ist eigentlich nicht möglich da mehrere Dieselmotoren und Generatoren zur Verfügung stehen. Navigationsprobleme schließe ich aus. Trotz redundanten Systemen könnte es ein Steuerungsproblem gewesen sein. Was man im Video sehen kann ist, das eine starke Rauchfahne aus der Abgasanlage kam.
    Könnte sein das die Maschine volle Kraft auf Zurück stand um noch abzubremsen.
    Aber wie oben schon geschrieben steht, einige hunderttausend Tonnen in Bewegung bremst man nicht einfach mal so ab. Eine gewaltige kinetische Energie.

  4. der heilige josef

    In Baltimore ist aber schon sehr lange vieles kaputt, nicht nur diese Brücke. Die Vororte von Baltimore gehören mit zu den schlimmsten Vierteln die man in den USA besichtigen kann, wenn man Mut hat und selbst bewaffnet ist. Denn im reichstem Land der Welt gibt es viel zu viele die trotz Vollzeitarbeit auf der Schattenseite leben. Kein Wunder das Trump so hohe Umfragewerte hat.

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