Zwischenruf

Braucht die CSP einen neuen Namen?

In Belgien haben schon viele Parteien im Laufe ihrer Geschichte den Namen geändert, weil die alte Bezeichnung ihnen nicht mehr zeitgemäß erschien. Das war schon so in den 70er Jahren, als die großen traditionellen Parteien aus ihrem Kürzel das „B“ (für Belgien) entfernten. So wurde zum Beispiel aus PSB (Parti Socialiste Belge) PS bzw. aus der SPB (Sozialistische Partei Belgiens) die SP. Es gab aber auch noch später Namensänderungen. In der DG wurde aus der PDB erst die PJU-PDB und später die ProDG. Die CSP hingegen hat bis heute hartnäckig an ihrem Namen festgehalten.

Im Laufe der Jahrzehnte hatte auch die PFF für kurze Zeit einen anderen Namen. Als die französischsprachigen Liberalen, heute „Mouvement Réformateur“ (MR), die frühere PLP (Parti pour la Liberté et le Progrès) in PRL und nach der Verschmelzung mit dem „Rassemblement Wallon“ in PRLW (Parti pour les Réformes et les Libertés en Wallonie) umbenannten, zog zunächst auch die PFF mit. Sie nannte sich PRF (Partei für Reformen und Freiheit).

Das Kürzel PRF hat aber nicht lange gehalten, denn schon bald nannten sich die deutschsprachigen Liberalen wieder PFF – und dabei ist es bis heute geblieben.

Aus dem Schatten der eigenen Vergangenheit

Die CSP ist nicht mitgezogen, als im frankofonen Landesteil die PSC in CdH umgetauft wurde, wobei das „C“ nicht mehr für „Christlich“ stand, sondern für „Centre“ (Zentrum). Die CSP ist immer CSP geblieben.

Womöglich hätte es die CSP mit einer Namensänderung geschafft, aus dem Schatten ihrer eigenen Vergangenheit zu springen, die sie wohl oder übel immer wieder einholt. Gerade dies hat zum Beispiel Oliver Paasch seinerzeit vermeiden wollen, als er die ProDG gründete – mit großem Erfolg.

Im Gegensatz zur CSP werden Paasch und die ProDG nur noch ganz selten mit der früheren PDB konfrontiert. ProDG versteht sich nicht einmal mehr als Nachfolgeorganisation der PDB, sondern möchte etwas ganz anderes sein. Das war schon Oliver Paaschs Ansinnen, als er die „Juropa“ und die „PJU“ ins Leben rief.

7 Sitze im PDG wie ein Wunder

Die CSP aber bleibt die CSP – und will dies auch bleiben, wie man so hört. Dies ist auch ihr gutes Recht, und sie wird gute Gründe dafür haben. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die CSP in Zukunft auf kommunaler Ebene in Eupen und in Kelmis oder in der DG bei Wahlen zulegen wird. Dass sie bei der PDG-Wahl vom 25. Mai 2014 ihre 7 Sitze im DG-Parlament halten konnte, grenzte schon an ein Wunder.

Heute kann die CSP vorschlagen, was sie will, sie wird immer Probleme haben, die Bürger für ihre Vorschläge und Ideen zu begeistern, weil sie selbst in früheren Jahren als CSP auch nicht unbedingt mehr hat zustande bringen können als die amtierende Mehrheit, so jedenfalls der Vorwurf ihrer Kritiker.

Nehmen wir nur als Beispiel die aktuelle Diskussion in Eupen über ein neues Parksystem. Die CSP macht einen Gegenvorschlag, der durchaus respektabel ist und es verdienen würde, vertieft zu werden. Doch was sagen die Kritiker der CSP? „Ihr solltet euch mal raushalten, ihr hattet 36 Jahre Zeit, die Dinge in Eupen zu ändern…“

Vielleicht mal bei Oliver Paasch nachfragen…

Idem auf Gemeinschaftsebene. Die CSP kritisiert die hohe Verschuldung der DG? Was aber sagen dazu ihre Gegner? „Unter der Führung der CSP wäre die DG fast pleite gegangen.“ Selbst die unter dem damaligen CSP-Ministerpräsidenten Joseph Maraite verloren gegangene Milliarde (in Franken) kommt heute noch regelmäßig aufs Tapet, wenn die Christlich-Sozialen die Finanzpolitik der DG zu kritisieren wagen.

Kurzum, die CSP wäre gut beraten, mal bei Oliver Paasch nachzufragen, wie man im Handumdrehen aus einer altbackenen Partei wie der PDB, die 2006 bei der Eupener Kommunalwahl eine vernichtende Niederlage kassierte, innerhalb kurzer Zeit eine dynamische Gruppierung wie die ProDG macht, die seit ihrer Gründung ein Erfolgsmodell ist – jedenfalls bisher…

GERARD CREMER

Siehe auch Artikel „Elan und Aufbruchstimmung: Für Eupener CSP ist die Zeit des Wundenleckens vorbei“

28 Antworten auf “Braucht die CSP einen neuen Namen?”

  1. Réalité

    Tja,Herr Cremer,Ihr Artikel in Ehren.
    Da ist sicher vieles an wahrem drin und dran.
    Ob allerdings der Name etwas ausmachen würde,wage ich man zu bezweifeln!

    Bei der Politik kommt es vielmehr auf die Personen,deren Ausstrahlung und vor allen Dingen deren Resultate an!
    Heut zutage sind die politischen Parteien sowas von ver- und zermischt,so das kein Bürger mer weiss fûr welche Ideale sie denn antreten!
    Und dies ganz besonders in unserm Lande,wo ja fast alle Parteien doppelgleisig fahren.So hat z Bspl die CDNV ganz andere Ansichten und Meinungen wie deren Wallonische Schwester,die CDH und das auch all die anderen so genannten Volksparteien!Auch ein Wort welches sehr vielen Parteien nicht mehr zusteht,denn das war einmal,und kommt auch so schnell nicht mehr wieder!So wie die Strömungen hin zu den Parteien,die teils gar nicht mehr zu zuordnen sind!Von wegen heute das katholische Volk wählt die Christliche Soziale Partei,so wie früher gang und gebe.Das gibt es heute nicht mehr!Der grosse Trend geht hin zu:Wahlpflicht abschaffen und Politikverdrossenheit,und zwar Weltweit!Selten ist das Gegenteil der Fall und meistens in totalitären Staaten.
    Die Politik im allgemeinen hat sich selbst dieses Phänomen zu zuschreiben!
    Es gibt genügend wahre Beispiele dazu,auch ganz nahe bei uns hier!
    Das eklatanteste Beispiel war ja vor ein paar Jahren,dass wir sage und schreibe über 1 1/2 Jahr auf eine neue Regierung warten mussten,wir praktisch ohne Führung waren,und trotzdem alles normal weiterging!
    Fazit also!Es geht auch ohne!
    Der allergrösste Klotz hängt uns natürlich noch immer und im wahrsten Sinne auf den Geldbeutel!
    Die ganze Armada an Regierenden hier in Belgien bringen unser Land nicht mehr voran wie z Bspl nur die Hälfte oder nur ein Bruchteil davon,bei letzerem könnten wir allerdings so einiges einsparen.

  2. Johann KLos

    Sehr geehrter Herr Cremer,

    Der Name einer politischen „Bewegung“ ist zweit bis drittrangig. Ob sich die von Ihnen zitierte Partei nun CSP heißt oder einen humanistischeren folkloristischeren Namenszug nacheifert ändert noch lange nichts am hoch oder tief einer jeglichen politischen Bewegung.

    Der Erfolg von ProDG lag einzig und alleine an eine hervorragende PR Arbeit seitens Herrn Paasch, sein unbefleckter Bekanntheitsgrad, da „andere“ ,für das seitens der Medien hochgespielte finanzielle Debakel den Kopf hingehalten haben und abgestraft wurden.

    Im Laufe der Zeit, verblasst auch dieses Licht ein wenig und bedingt durch die Realität des Alltags werden die Fans genau wie bei der KAS je nach Leistung und Außendarstellung von der Wirklichkeit eingeholt. Ostbelgien ist nicht Bayern auch wenn einige Oktoberfestfanatiker sich das ab und zu wünschen

    • R.A. Punzel

      @Johann Klos: …“politischen “Bewegung” ist zweit bis drittrangig… oder einen humanistischeren folkloristischeren Namenszug..“

      Stimme ich voll zu, Hauptsache schön rhythmisch bei Frauenbewegungen… ;-))

  3. R.a. Punzel

    Werter Herr Cremer, werte OD-Redaktion:

    „….PDB, die 2006 bei der Eupener Kommunalwahl eine vernichtende Niederlage kassierte, innerhalb kurzer Zeit eine dynamische Gruppierung wie die ProDG macht, die seit ihrer Gründung ein Erfolgsmodell ist – jedenfalls bisher…“

    Worauf basiert der Erfolg wohl? Manipulierte Wahlen.. oder? War da mal nicht was, also bei der Stimmen-Auszählung?

  4. Etikettenschwindel

    Finde ich total oberflächlich die Diskussion. Und gerade Pro dg ist ein schlechtes Beispiel, weil das reiner Etikettenschwindel war. Ausserdem ist der Name schlecht gewählt finde ich. Schauen sie mal in Deutschland pro Köln und pro Nrw.

  5. gerhards

    Ich habe immer PDB gewählt. Da war B drin für Belgien und deutschsprachig, was mir immer wichtig war. Dieses Pro Ding finde ich schrecklich. Es erinnert zu sehr an die pro Bewegung in D und ausserdem kriechen die denen in Brüssel zu sehr in den A..
    . das war zu PDB Zeiten anders. Die CSP braucht nix zu ändern die werden noch Jahre in der Opposition verbringen.

  6. Der Name ist schon wichtig bei einer Partei. Das zeigen die vielen Namensänderungen, die es in Belgien bisher gegeben hat. Die anderen Parteien haben ja wohl nicht den Namen ihrer Partei einfach so geändert, die haben sich dabei ja wohl etwas gedacht. Auch Parteien brauchen heute eine gute Marketingstrategie, um sich und ihre Inhalte gut verkaufen zu können. Da gibt es heute bessere Namen als CSP, denke ich. Die Namenssuche würde auch in der Partei eine neue Dynamik entwickeln.

  7. ohje ohje

    Die CSP kann ihren Namen 5mal ändern…

    Solang die selbe alte Garde erhalten bleibt, wird sich da nichts ändern…

    Und einen Pseudo-Umbruch wie in Eupen inszenieren, das spart man sich auch besser !

  8. Politikus

    Die wallonische Schwesterpartei PSC hat
    das Wort „Chrétien“ seinerzeit aus ihrem Parteikürzel verbannt, und in CDH umgemünzt, um vor allem bei Menschen mit nicht-christlichem Migrationshintergrund Wählerpotential anzusprechen.In der DG würde dies, mangels Masse, wenig Sinn machen.

  9. Namen sind Schall und Rauch.
    Solange in dieser Gegend die alten Leutchen die Kirche einrennen, die Arbeiter CSC wählen, die Pfadfinder „Kumbaya, my Lord“ singen, tut die Partei gut daran, sich weiterhin CSP zu nennen.
    Und egal welch populistischen Stuss sie von sich gibt: manch einer in Ostbelgien wird immer bei den Christsozialen sein Kreuz machen…

  10. Frau Mahlzahn

    Wieso Namenssuche? Die sind auf Wählersuche. Nachdem sich Ihre Wählerschaft quasi biologisch abbaut, bin ich schon überrascht, dass sich noch junge Leute finden lassen. Ok einer muss ja noch den Sarg tragen. Ok grenzwertiger Kommentar.

    Die Regierungszeit war einfach zu lange, unabhängig von dem Fakt, Projekte rauszuhauen ohne sich um die Bezahlbarkeit zu sorgen. Eine Koalition muss in einer Demokratie einfach sein, ich halte eine absolute Mehrheit als undemokratisch. Darüberhinaus ist es doch sehr unwahrscheinlich alle Posten kompetent besetzen zu können.

  11. Inquisitor

    „Dass sie bei der PDG-Wahl vom 25. Mai 2014 ihre 7 Sitze im DG-Parlament halten konnte, grenzte schon an ein Wunder.“
    Herr Cremer, wie können Sie es wagen, so etwas zu schreiben!;-)
    Wie kann überhaupt jemand gegen die CSP oder deren Positionen sein? Ketzer!

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